El
Der Motor des Autos brummt gleichmäßig. Am Fenster sausen die wenigen Lichter des schlafenden Seattles vorbei.
Ash blickt immer wieder auf ihre verbundenen Hände. Der Verband sitzt stramm. Ich habe ihn mit drei Klammern befestigt, damit er nicht verrutscht. Sie hat sich inzwischen schon ein paar Mal darüber beschwert, wie unnötig er ist. Ein paar Pflaster hätten es wohl auch getan. Aber so bleibt die Wundheilsalbe zumindest etwas länger auf ihrer Haut, aahHbevor sie sich zu Hause wieder alles vom Körper rupft.
Sie sitzt zurückgelehnt im Beifahrersitz, die Handtasche auf ihrem Schoß. Ihre Finger klammern um den Griff der Tasche, als wollte sie jederzeit bereit sein aus dem fahrendem Auto zu springen.
„Willst du noch was Essen? Trinken? Oder Nachtisch? Wir könnten noch irgendwo vorbeifahren und etwas holen."
Ich frage sie immer wieder nach ihren Wünschen, um sie gut versorgt zu wissen. Heute hat sie jede Zuwendung ganz besonders abgewehrt und jetzt plagen mich die Sorgen um ihr Wohlbefinden.
„Bring mich einfach zur nächsten Bus Station."
„Ich kann dich auch nach Hause fahren."
Ash schüttelt etwas zu energisch den Kopf. Sie will wohl ihre neue Adresse geheim halten.
„Wirklich. Du weißt früh morgens mit dem Bus..."
„Ist in Ordnung. El. Ich fahr nicht zum ersten Mal mit dem Bus."
In ihrer Stimme schwingt Ärger mit. Ich bemuttere sie zu sehr. Ash kann gewöhnlich gut auf sich aufpassen. Trotzdem hätte ich sie lieber nach Hause gefahren. Auch um ihre neue Adresse zu kennen.
„Du weißt es macht mir nichts aus.", versuche ich es noch einmal.
Ash lässt ein langes Seufzen los und hält eindeutig nach einem Zeichen für eine Bus Station in der nächtlichen Stadt Ausschau. Zeit das Thema zu wechseln.
„Willst du noch drüber sprechen?"
„Über was? Die Bus Station."
Der Ärger quillt ihr aus jeder Pore. Mein nächsten Angebot wird sie noch wütender machen.
„Über die Situation mit deiner Ex-Freundin."
Zu meiner Überraschung zuckt Ash nur mit den Schultern.
„Was sollen wir da groß reden. Sie ist weg. Wäre nicht so, als obs da noch was zu retten gibt."
Davon bin ich ausgegangen.
„Komm schon. Ash. Du weißt was ich meine. Wie geht's dir? Hast du schon neue Pläne? Wie lang ist alles her? Lass uns über das ganze drumherum sprechen."
So wie früher eben.
Erneut muss ich mir einen langen Seufzer anhören. Am liebsten würde ich das Auto wenden und uns zurück ins Bond karren, um ihr ungestraft den Hintern versohlen zu können. Dann würde ich auch gleich das Lecken ihrer Vulva nachholen, um das ich mich dummerweise gebracht habe.
„El. Ich möchte das nicht unbedingt mit dir besprechen. Und gerade eben besonders nicht."
„Wir haben sowas früher gemacht. Ash."
Ihre Finger trommeln nervös auf die Innenbekleidung der Beifahrertür.
„Ja früher. Bisher war es auch für dich ok, dass das alles in der Vergangenheit liegt."
Seit heute ist es das nicht mehr. Oder vielleicht seit dem Moment, an dem sie hinterhältig still mein Leben verlassen hat. Ohne Vorwarnung schlug mir von einem auf den anderen Tag nur eisesstille entgegen und alle Nachrichten hallten ins Leere.
„Nun..."
„Hey halt an. Den Bus an der Station dort kann ich nehmen."
Endlich finden wir in ein ernsteres Gespräch, da stampft sie die zarte Blüte in den Erdboden.
„Ash!"
„Fahr schon ran!"
Ich steuere das Auto an die Seite der Fahrbahn. Sehr unwillig, aber ich kann sie schlecht in meinem Wagen einsperren. Wenn sie nicht mit mir reden will, helfen auch keine Befehle.
Sie schleudert den Gurt zur Seite. Ich greife ihren Arm, bevor sie aus dem Auto springen kann.
„Vergiss nicht alles einzucremen, was ich noch nicht gemacht habe. Besonders zwischen den Beinen, da bist du ganz schön wund. Du hast alle Cremes eingesteckt, die ich dir gegeben habe. Ja?"
Sie mustert mich mit unzufriedenem Stirnrunzeln.
„Ja. El. Ich hab alles eingesteckt. Und ich bin auch fähig dazu, mir selbst Creme zu kaufen, oder zu entscheiden, wo ich welche nötig habe."
Es ist immer wieder interessant zu sehen, wie sehr sich Ash darum bemüht aus meinem Einfluss zu entkommen. Meine anderen Kätzchen blühen auf unter meiner Aufmerksamkeit und verlangen immer mehr davon, egal ob wir spielen oder nicht. Obwohl ich ihre Leinen viel lockerer lasse als die von Ash. Im Spiel halte ich Ash direkt am Halsband. Selbst danach erlaube ich ihr nicht viel mehr Freiraum. Vielleicht versucht sie deshalb zu flüchten und ich halte sie noch enger, damit sie es nicht tut.
„Natürlich kannst du das. Ash. Ich ruf dich morgen an. In Ordnung? Nur um nachzufragen wie es so weit geht. Das war früher auch ok. Nicht wahr?"
Mit kurzem Nicken öffnet Ash die Tür.
„Ok. Also Tschüss. Danke für den Abend."
Sie schlägt die Türe zu und eilt davon. Ich rutsche über die Sitze zur Seite und reiße die Tür wieder auf.
„Tschüss. Ash. Und meld dich, wenn du Hilfe brauchst. Jederzeit. Ok?"
Ihr Blick zurück zeigt weitaufgerissene Augen und einen Hauch von Furcht. Der Anblick irritiert mich. Ash weiß ich würde ihr nie zu viel Aufdrängen, selbst wenn ich sie mit Fürsorge überhäufe. Und ihr bestimmt nicht hinterherjagen, um ihr noch mehr Vorträge über Wundversorgung zu halten.
Der Bus stoppt gerade als Ash an der Station ankommt. Schon wieder derselbe Blick zu mir und sie steigt hastig ein. Erst als die roten Rücklichter des Linienbusses in der Nacht verschwinden, kommt mir ein böser Verdacht. Die schnelle Flucht, die angstvollen Blicke zurück. Sie hatte tatsächlich Angst, dass ich ihr nachlaufe.
Es gibt nur wenig Gründe, warum ich ihr nachlaufen sollte. Einen davon halte ich in meiner Hand. Mein Telefon. Sie ist zurückgekommen, nach einem Jahr und kaum erwähne ich erneuten Kontakt, stiehlt sie sich davon, wie ein Dieb ins dunkle der Nacht.
Ich wähle Ashs Kontakt an. Kein Tuten erklingt. Nur Stille und dann erzählt mir die technisch, hohle Stimme eines Computers, dass die Nummer nicht vergeben ist. Meine Hand zittert. Das Handy glitscht aus meinem Griff und fällt irgendwo in die Innereien des Autos.
Ich lehne den Kopf zurück und lache. Gleichzeitig brennen Tränen in meinen Augen.
„Ash. Warum bist du nur so grausam?"
Sie hat mich ausgenutzt. Sich genau genommen, was sie brauchte und jetzt ist sie wieder fort und ungreifbar. Trotzdem würde ich genau dasselbe wieder tun.
Mein Handy piept. Nach kurzer fanatischer Suche finde ich es unter dem Sitz. Getrieben von der Hoffnung, es wäre alles ein Irrtum und Ash meldete sich unter ihrer richtigen Nummer, aktiviere ich den Bildschirm.
Lilliane hat geantwortet. Eben jene Lilliane, die Ash für mich ausgewählt hat. Ich habe sie angeschrieben, während Ash geschlafen hat.
„Ja. Ich möchte mich unheimlich gern am Samstag mit dir treffen. Hast du Lust auf Kino?"
Ein Herz Smiley am Ende, versichert mir Chancen, von denen ich sowieso schon ausgehen.
Nun gut. Der neue Akt der Geschichte. Selbst wenn Ash heute für immer aus meinem Leben verschwunden ist, hat sie meine Weichen auf Zukunft gestellt. Darüber werde ich sie irgendwann vergessen. Und gehe mit neuen Kätzchen spielen.
Ende
Danke fürs Lesen ^^
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Hey Poppy (girlxgirl)
RomanceFortsetzung von Hey Heaven. Das Cover ist von @Clove Mikaelson