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Die Klimaanlage pustete angenehm kühle Luft gegen meine Beine. Das Radio dudelte leise vor sich hin. Irgendein Sommerhit. Fröhlich und unverfänglich.

Wir fuhren durch eine Allee zum Parkplatz des Brighton Lakes, der nur etwas außerhalb von New Brighton lag. Das Auto tuckerte langsam durch den grünen Tunnel aus ineinander verzweigter Baumkronen, durch den die Sonnenstrahlen hindurchbrachen. Die mächtigen Eichenbäume mit ihren dicken Stämmen standen im Spalier. Licht und Schatten strichen über das Fahrzeug.

Ich starrte nach draußen, um Heaven nicht anzusehen. Gleich zu Beginn der Fahrt, hatte ich das Radio angemacht, um unser Schweigen zu durchbrechen. Oder um von vornherein das Aufkommen eines Gespräches zu verhindern.

Heaven hatte sich nicht beschwert. Bevor sie ihre Sonnenbrille wieder aufzog und ihren Blick vor mir verbarg, sah ich Verständnis darinstehen. Als kannte sie meine Situation genau und brachte jedes Verständnis der Welt für mich auf. Ich nahm es ihr nicht ganz ab.

Bis Heaven auf dem Parkplatz einbog und das Auto abstellte, sagte sie ebenfalls kein Wort. Sie zog den Schlüssel aus dem Schloss. Das Radio verstummte. Dann lehnte sie sich im Sitz zurück und legte die Hände in den Schoß. Als sie den Kopf zu mir wandte, starren mich zwei dunkle Brillengläser an. Alle ihre Gedanken verschwanden dahinter. Ich wünschte ich hätte meine Sonnenbrille ebenfalls aufgezogen, doch sie steckte noch in der Badetasche.

Ihr versteckter Blick kochte mich weich und ich wand mich hilflos darunter, unfähig ihn auszuhalten. Also öffnete ich die Tür, um aus dem Auto zu hüpfen und zu entkommen.

„Poppy. Warte!", rief Heaven sanft.

Ich stoppte, meine Beine baumelten bereits nach draußen.

„Du kannst mit mir reden. Wir können uns anfreunden. Ich bin nicht so wie früher. Ich habe keine Zweifel mehr und werd dich nicht verletzen. Vertrau mir ein bisschen. Ok?"

Sie legte ganz sacht ihre Hand auf meine. Ihre Finger zitterten.

Diesmal zog ich meine Hand nicht fort. Ihre Offenheit überwältigte mich. Die Mauern, die ich vor ihrem Angriff verteidigte, hatten nichts mit unserer Vergangenheit zu tun, aber natürlich beeinflusste alles was zwischen uns geschehen war, unsere Beziehung. Ich zog sie nicht als Freundin in Betracht. Ich hatte Ashley. Aber selbst wenn ich allein wäre, wüsste ich nicht, ob ich Heaven mein Herz je wieder so öffnen konnte wie damals. Sie hatte die Macht es zu zerstören, und ich war mir nicht sicher, ob ihr diese Macht nicht zu sehr gefiel, um sie ungenutzt aufzugeben.

Außerdem würden wir niemals Freunde sein. Ich wusste nicht, ob sie sich diesen Ausgang selbst vormachte, oder mir damit Ängste nehmen wollte. Sie musste es doch inzwischen auch erkannte haben, dass wir uns zu sehr begehrten, um die Maßstäbe einer Freundschaft einzuhalten.

Oder sie litt unter derselben Krankheit wie ich, die sie dazu trieb, sich mit Düsenantrieb ins Unglück hineinzustürzen

„Ich vertrau dir kein Stück."

Ich grinste, um dem Satz mehr Leichtigkeit zu verleihen. Als machte ich einen Witz. Einen sehr schlechten Witz, der sie zum Stirnrunzeln brachte.

„Wir treffen uns das dritte Mal, und du weißt was beim ersten Zusammentreffen passiert ist. Ich kenn dich nicht gut genug, um zu wissen, ob du dich verändert hast. Ich hab eine Freundin und sollte mich nicht mit dir treffen. Du solltest mir genauso wenig vertrauen. Heaven. Das hier..."

Ich schwankte meinen Finger zischen uns Beiden hin und her.

„...ist schlecht für uns. Und wir können und sollten es nicht weg reden."

Die Worte kamen einem Erbrechen gleich. Als steckten so viele Worte in mir drin, die ich ihr schon immer hatte sagen wollen. Wie viele, kleine verbale Ohrfeigen. Mir fiel noch so viel mehr ein, was ich ihr gerne an den Kopf geworfen hätte. Stattdessen schluckte ich laut und biss die Zähne aufeinander. Es gab überhaupt keinen Grund, unsere Vergangenheit jetzt zu klären. Kein Grund, das Jetzt, oder irgendetwas zu klären. Es war einfach nicht notwendig. Wir würden uns dann sowieso nicht mehr sehen. Heute trafen wir uns ganz sicher zum letzten Mal.

Hey Poppy  (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt