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„Wisst ihr, das ist wie Schokokuchen."

Ich setzte mich auf die Treppe beim Parkplatz und streckte die Beine aus. Dani runzelte die Stirn und stemmte die Fäuste in die Hüften. Sie funkelte mich an, wie eine Mutter, die ihr Kind beim Ausräumen der Süßigkeiten Schublade erwischt hatte.

Aydin warf sich neben mich auf die Stufen und grinste.

„Schokokuchen. Klingt gut. Weiter bitte."

Mit einer einladenden Handbewegung gab er mir offiziell das Wort.

Ich kaute unsicher auf meiner Unterlippe herum, bevor ich weitersprach. Geradeeben hatte mich eine Metapher angesprungen, die mir weismachen wollte, sie könnte meine Gefühle anschaulich erklären. Doch jetzt, mit zwei erwartungsvollen Augenpaaren, die auf mir ruhten, verblasste sie zu einer Schnapsidee.

„Also, es gibt ja die Art von Schokokuchen, die isst man..."

„Jede Art eigentlich.", unterbrach mich Aydin.

Mein frustriertes Schnauben brachte ihn zum Schweigen.

„Also man isst sie. Und die sind gut. Nicht herausragend, aber da gehen dann schon noch ein paar Stück mehr. Aber man isst dann auch nicht zu viel. Weil ist nicht lecker genug, dass man sich dafür Bauchschmerzen her futtert. Deswegen ist das ganze Schokokuchen essen auch einfach gut. Von vorn bis hinten. Da hängt nichts wirklich Negatives dran. Versteht ihr?"

Dani zögerte und nickte dann langsam. Die Stirn immer noch in tiefe Falten gezogen.

Aydin rieb sich über das Kinn.

„Aber ist so ein Schokokuchen die Kalorien überhaupt wert?", warf er dann ein.

Ich drückte ihm den Finger gegen den Mund.

„Ssssh. Darüber reden wir jetzt erstmal nicht."

Er wollte ganz klar Widerworte geben. Der Wunsch schrie mir aus seinen dunklen Augen entgegen. Deshalb sprach ich schnell weiter. Bevor er mich so sehr verwirren konnte, dass ich meinen eigenen Gedankengang nicht mehr verstand.

„Und dann gibt es diese unheimlich guten Schokotorten. Wo der erste Bissen ungefähr das Beste überhaupt ist. Und man schlingt das ganze Stück wie wild in sich rein. Und zum Ende hin wird einem kotzübel. Aber man will irgendwie trotzdem noch aufessen. Und dann ist das Ganze schon nicht mehr so geil."

„Nach nur einem Stück? Ja klar. Ich fress dir die ganze Torte, wenn...", unterbrach mich Aydin schon wieder, doch ich holte mir sofort das Wort zurück.

„Ok. Dann isst man halt ungezügelt, bis einem so schlecht wird, dass man sich am liebsten übergeben würde. Und dann denkt man sich erstmal: Nie wieder! Und allein der Gedanke an die Torte bringt einem fast zum Kotzen."

Ich stieß einen langen Seufzer aus.

„Ja. Das sind Ashley und Heaven für mich."

Aydin kratzte sich am Kopf und starrte mich mit leerem Blick an, als wäre für einen kurzen Moment jede Fähigkeit zu denken aus seinem Kopf gewichen.

„Heaven ist der geile Kuchen. Oder?", fragte er, als er scheinbar die Herrschaft über seine Gedanken wiedererlangt hatte.

Dani kickte einen Stein davon, er hüpfte über den Asphalt und endete seine Reise mit lautem Scheppern am Schutzblech eines Rades. Dann stemmte meine beste Freundin ihren Fuß gegen die Kante der untersten Treppenstufe und beugte sich zu mir. Ihr Gesicht beherrschte derselbe Ärger, den sie in den Tritt gesteckt hatte

„Du Kuchenfee weißt aber schon, dass du mit einer Person zusammen sein solltest, die die geilste Schokotorte ist, von der dir aber nicht schlecht wird."

Hey Poppy  (girlxgirl)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt