In Gedanken

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,,Ms White? Hören Sie mir überhaupt zu?”, reißt mich die Stimme meines Mathelehrers aus den Gedanken. Grade war ich noch mit Lenny am See und er hat mit mir geredet und jetzt bin ich wieder in meinem Kursraum und es ist schrecklich still.
Die eiskalten grauen Augen meines verhassten Lehrers starren mich unverwandt an und hinter mir höre ich ein leises Kichern.
Bestimmt ist das Amber.
Seit sie was mit Zac hatte, ist sie einfach nur ätzend! Aber leider ist sie im Moment nicht mein größtes Problem.
,,Äh...”, beginne ich, doch Mr Wishneck lässt mich gar nicht erst zu Wort kommen.
,,Meinen Sie etwa Sie könnten es sich leisten in meinem Unterricht nicht aufzupassen? Glauben Sie Sie könnten das alles schon? Sind Sie der Meinung Sie müssten meinem Unerricht nicht folgen, weil Sie ja so ein Genie in Mathe sind? Ist das so Ms White? Der Meinung bin ich nämlich ganz und gar nicht! Ich meine, Sie sollten sich gefälligst ranhalten und mir gut zuhören, dann könnte es sogar einmal passieren, dass Sie mich verstehen! Obwohl dies nun wirklich ein großartiges Wunder wäre! Sie sind einer der schlimmsten Fälle, die ich je hatte! Aber keine Sorge, Mammy und Daddy werden Ihnen helfen! Und wenn Sie dann fertig sind und dastehen ohne alles, dann ist das gar nicht schlimm, denn Mammy und Daddy haben ja viel Geld! Wozu also sollten Sie sich die Mühe machen in meinem Unterricht aufzupassen? Sie wiedern mich an Ms White!”
Röte schießt mir ins Gesicht, die ganze Klasse lacht mich aus! Und was mache ich? Nichts! Ich sitze nur da und hoffe, dass die Stunde bald zuende ist. Wieso ist Stella nicht hier! Sie wüsste bestimmt sofort eine schlagfertige Antwort! Aber sie ist gerade bei der Schülerversammlung und so muss ich da alleine
durch.
Also versuche ich den Rest der Stunde mölichst wenig aufzufallen und hoffe interessiert auszusehen.
Beim Klingeln bin ich die Erste die fluchtarrtig aus dem Raum schießt.
Zum Gück sehe ich Stella, Jessie und die anderen schon an unserem Tisch sitzen. Mit Grabesmiene setze ich mich zu ihnen.
,,Mensch Baby, was für eine Laus ist dir denn übr die Leber gelaufen?”, fragt mich Stella mit Mitleidsmine.
,,Wischweg”, stöhne ich nur.
,,Hat er dich schn wieder runter gemacht? Och Baby, du musst dich endlich wehren! Ich sag dir ich kann das nicht mehr lange mit ansehen! Bald platzt mir der Kragen und dann scheiß ich ihn so zusammen, bis er klein und matschig ist wie eine Nacktschnecke!” Langsam redet Stella sich richtig in Rage.
Behutsam fasse ich sie an der Schulter. ,,Ach komm schon Stell, dass übersteh ich schon! Mathe ist halt nicht mein Fach und er nicht mein Lehrer. Ich komm damit schon klar!”
Jessie nickt.
,,Und außerdem würdest du ihm dadurch nur noch mehr Genugtuung verschaffen! Er findet es einfach geil seine Macht auszunutzen und dich runterzumachen! Siehs ein, er ist ein Arsch!
Und jetzt mal was ganz anderes! Ist euch Winston aufgefallen? Der hat mich die ganze Stunde lang angestarrt, ich sag euch dem wäre fast der Sabber aus dem Mund gelaufen! Und dann hat er mir eine Rose in die Tasche gelegt! Hallo? Wo lebt er eigentlich? Ich versteh nicht, dass er echt immer noch glaubt, er hätte 'ne Chance! So langsam glaube ich, ich sollte einfach aus Mitleid mal mit ihm ausgehen. Vielleicht würde er dann aufhören so”, doch da kreischt Stella schon laut auf.
,,Oh meine Güte Jessica Benett, tu das bloß nicht! Den Kerl wirst du niemals mehr los! Wenn du mit dem ausgehst, glaubt er noch er sollte sich Hoffnungn machen und dann ist es für immer vorbei! Du wirst ihn nie wieder loswerden! Du glaubst es könnte nicht schlimmer werden? Wenn du dich da mal nicht irrst!”
Ich muss lachen und die Anspannung fällt langsam von meinen Schultern. Stella hat Recht, ich darf mich von Wishneck nicht mehr so runterziehen lassen.
Da fängt auf einmal in der anderen Mensaecke ein Mädchen laut und hysterisch an zu lachen. Es ist Amber, wer sonst. Sie sitzt bei Zac und den anderen und er hat wohl einen seiner möchtegern Witze gemacht und Amber kriegt sich nicht mehr ein vor Lachen.
Stolz lässt er seinen Blick durch den Raum schweifen und sieht dabei einfach über mich drüber. Auf einmal ist Amber aufgestanden und schmeißt sich ihm anbetend auf seinen Schoß. In dem lächerlichen Versuch cool auszusehen, grabscht er sie an, woraufhin sie nur noch weiter lacht.
Kopfschütelnd drehe ich mich wieder zu meinem Tisch. Dass ich ihn auch einmal toll fand, ist jetzt echt peinlich.
Alle anderen starren mich mitfühlend und besorgt an. Stella steht auf und will mich in den Arm nehmen, doch ich halte sie davon ab.
,,Lass nur! Soll er doch machen, was er will. Mir sind die beiden egal. Ich habe einfach keine Lust mehr mich darüer aufzuregn!”
Sie starren mich fassungslos an. Klar sie haben recht, bis vor vier Tagen hätte mich das Verhalten von Zac und Amber echt gekrängt. Nicht weil ich ihn noch toll finde, auf keinen Fall, nur hat es mich echt mitgenommen, dass er die Trennung offenbar so gut weggesteckt hatte, im Gegensatz zu mir und außerdem war Amber echt eine gute Freundin von mir und es hat mich tief getroffen, als ich die beiden zusammen erwischt hab, aber irgendwie hat sich das geändert.
,,Wer ist es? Ich will ales wissen!”, kreischt Jessie los.
Verdutzt sehe ich sie an.
,,Na ist doch klar! Ich will wissen, wie der Typ heißt, der das geschafft hat! Das war ja nicht mit anzusehen, wie du die beiden angeguckt hast, aber das hat sich geändert! Und das kann nur ein neuer Typ sein, von dem ich – was mich schon ein wenig ärgert – noch nichts weiß!”
Erschrocken gucke ich sie an. Doch sie sieht nicht sauer aus, sondern lacht. Stella fällt mit ein und am Schluss lachen auch Cleo, Jonas, Niklas und ich.
Als wir uns wieder beruhigt haben ruft Jonas : ,,So jetzt will ich es aber auch wissen!”
Stöhnend sehe ich Cleo´s Freund an, doch er lässt nicht locker und die anderen sind auch gespannt.
,,Na gut”, gebe ich mich seufzend geschlagen.
,,Ich habe ihn am Freitag mit Stella in unserem Café kennengelernt”, will ich erzählen, doch Stella unterbricht mich.
,,Der war echt so süß! Er hat sie 'aus Versehen'”, hiebei zeigt sie mit der Hand Gänsefüßchen in die Luft ,,angerempelt und wir haben uns dann unterhalten. Lenny hat sie so süß angeguckt!”
,,Na ja, normal eben! Und als Stella dann gehen musste haben wir uns unterhalten und am Sonntag nochmal getroffen! Das war echt so schön!”
Cleo lächelt. ,,Das ist echt toll, Bailey! Ich freu' mich so für dich!”
,,Sieh er gut aus? Der ist doch bitte nicht wieder so Milchbubilike, wie Zac oder?”
,,Nein, nein!”, versichere ich Jessie ,,er sieht unglaublich heiß aus und Zac würde neben ihm aussehen, wie ein pickeliger
12-Jähriger!”
,,Ich glaube, dass kriegt der schon alleine hin! Da muss ihm niemand helfen!”, scherzt Niklas.
Ich will noch etwas lustiges erwiedern, doch es klingelt bereits zum Unterricht. Stöhnen steht Stella auf.
,,Oh Nein, wir haben jetzt Deutsch! Ernsthaft Baby, ich werde nie verstehen, wie du dieses Fach so toll findest! Es ist einfach ätzend!”
,,Komm schon Stell, du musst dich nur mal daruaf einlassen!”
Lachend hake ich mich bei ihr unter und wir gehen zu unserem Raum.

Ich liebe lieber EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt