Schnell räuspere ich mich. ,,Es tut mir Leid, wenn ich dich wachhalte, aber ich muss dich etwas fragen und es tut mir auch Leid, dass ich nihct eher danach gefragt habe. Warum? Warum konntest du dir so sicher sein, dass Joe seine Drohungen wahr machen sollte? Du hättest doch einfach Nein sagen können?"
Lenny stöhnt leise und setzt sich auf. Im schwachen Licht erkenne ich die Ringe unter seinen Augen und die hoffnungslose Miene. ,,Das ist eine etwas längere Geschichte"
,,Ich will sie aber gerne hören. Du kannst dich auch gerne aufs Bett setzen", rutscht es mir plötzlich raus. Er steht auf und seine Gelenke knacken leise. Dann setzt er sich an den äußersten Rand vom Bett, möglichst weit von mir entfernt und schaut aus dem kleinen Fenster in die Sterne.
,,Als ich 14 Jahre alt war, floh ich aus dem Waisenhaus, in dem ich bis dahin eine Zeit gewohnt hatte. Ich lebte ein ganzes Jahr auf der Straße und schlug mich irgendwie durch. Dann wurde ich wieder in ein Waisenhaus gesteckt, doch diesmal war es anders. Diesmal hatte ich einen Grund zum Bleiben. Ich lernte sie an meinem zweiten Tag kennen und verliebte mich sofort in sie. Sie hatte blonde leicht gewellte Haare und war der gutmütigste Mensch, den ich bis dahin kannte. Ihr Name war Maya." In meinem Herzen zieht sich plötzlich etwas zusammen, so wie er über diese Maya spricht und ich muss die ersten Tränen unterdrücken.
,,Ich hatte Glück, denn auch sie fand etwas an mir und so wurden wir relativ schnell ein Paar. Das war eine der schönsten Zeiten meines Lebens. Endlich verstand mich jemand und akzeptierte mich, wie ich war. Doch zwei Jahre später änderte sich alles. Ich war auf einem Ausflug zum Bowlen mit ein Paar Freunden, ich war ja schon 17 da durften wir das Waisenhaus manchmal verlassen, da sprach mich so ein fremder Typ an und führte mich in einen abgelegenen Raum. Dort begegnete ich zum allerersten Mal Joe. Er erklärte mir, was er in seiner Organisation machte und schlug mir vor ein eil davon zu werden. Ich erschrak, hielt das ganze für einen schlechten Scherz und rannte davon. Wieder im Waisenhaus angekommen erzählte ich Maya vond em ominösen Treffen und sie machte sich Sorgen, ich aber tat diese nur lachend ab. Am nächsten Tag, lockte mic Joe wieder zu sich und diesmal
wollte er nicht lange mit mir reden. Er sagte nur, dass seine Leute zu allem fähiig wären und machte ein paar Andeutungen richtung Maya und erklärte auch, dass er den Wohnort meines kleinen Bruders kennen würde. Rasend vor Wut verließ ich den Raum und rannte zurück, in ihr Zimmer, doch es war zu spät. Er hatte Maya umgebracht. An jenem Tag schwor ich, dass ich auf keinen Fall das Leben meines Bruders auf Spiel setzen würde und willigte ein, auch wenn es die schlimmste Entscheidung meines Lebens war"
Er schweigt kurz und es ist ganz still. Dann dreht er sich langsam vom Fenster weg zu mir um, sieht mich mit dunkelblauen, unergründlichen Augen an und ich erkenne eine Träne, die aus dem Augenwinkel langsam die Wange hiinunterläuft. So offen und ehrlich habe ich noch nie einen Jungen erlebt und es berührt mein Herz. Am liebsten will ich meine Hand heben und unendlich sanft die glitzernde Träne wegwischeen, doch im letzten Moment kann ich mich noch beherrschen. Lenny sieht mich lange an und schlägt dann die Augen nieder. ,,Du weißt gar nicht wie sehr es mir Leid tut. Ich wollte dir doch nie weh tun. Ich wollte niemandem weh tun, aber dir als allerletztes. Du warst immer offen und ehrlich zu mir und ich habe dich so hintergangen. Ich kann dich verstehen, wirklich. Ich will nur, dass du weißt, wie sehr es mir Leid tut, dass du meinentwegen so leiden musst. Ich will, dass du weißt, wieviel du mir bedeutest"
Als er das sagt, blickt er mir wieder ins Gesicht und ich sehe die vielen ungeweinten Tränen in seinen Augen und ich gebe auf. Gebe es einfach auf.
Lasse alle Barrieren und Schutzwälle, die ich in den letzten Tagen um mich und um mein Herz errichtet habe einfach fallen, sie waren sowieso aus keinem guten Material, nur aus fadenscheinigem Zureden. Ich vergesse alle Lügen, die ich mir erzählt habe all die Verleugnungen und unterdrückten Emotionen. Ich halte meine Gefühle nicht mehr zurück und endlich von ihren Fesseln befreit, überwältigen sie mich aufs neue. Ich bin wieder frei.
Gerade, als er sich traurig von mir abwenden will, strecke ich meinen Arm nach seinem aus und halte ihn fest. Ein Gefühl wie ein eletrischer Stromschlag durchfährt meinen ganzen Körper bis in die Fußspitzen ausgehend von dieser Berührung. Überrascht dreht er sich wieder um und öffnet den Mund gerade zu einer Frage, doch ich bin schneller. Ich ziehe mich an ihn, überbrücke die wenigen Zentimeter zwischen uns und tue, was ich schon so lange tun wollte, was ich versucht habe zu verdrängen, zu vergessen. Ich küsse Lenny.
Überrascht stöhnt er auf, als sich unsere Lippen treffen, sich aneinander erinnern. Doch schnell hat er sich gefangen, befreit seinen Arm aus meinem losen Griff, nur um mich nur noch fester an ihn zu ziehen, sodass kein Raum mehr zwischen uns ist, uns zu trennen und wir küssen uns weiter. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich. Ich explodiere innerlich und in mir tobt ein Feuerwerk aus Emotionen und Verlangen. Seine Lippen sind so unendlich sanft und sein Gesicht unter meinen Fingern so weich. Ich fahre durch seine Haare und meine Hand wandert in seinen Nacken, um das Unmögliche zu versuchen: Ihn noch näher an mich zu ziehen.
Meine Gefühle übernehmen die Kontrolle über meinen Körper und ich lasse es geschehen. Meine Beine schlingen sich um seine Hüften, meine Hand fährt unter sein dünnes Shirt, streicht über seine Muskeln und wir küssen uns weiter. Kurz ensteht eine Pause, sodass ich Luft holen kann, obwohl ich momentan der Meinung bin, dass atmen sowieso total überschätzt wird und seine Lippen wandern an meine Ohren.
,,Oh Bailey, ich hab dich so vermisst", flüstert er und wandert mit seinem Mund meinen Hals hinunter. Stöhnend versinke ich in seinen Haaren und atme tief seinen unglaublichen Duft ein. Dass ich mir eingebildet habe, das hier nicht zu brauchen ist nicht zu glauben. Dass ich dachte, seine Berührungen und Küsse nicht zu vemissen. Im Moment kann ich mir nicht vorstellen, wie es jemals möglichsein kann, mich wieder von ihm zu lösen. Seine Lippen wandern wieder nach oben und treffen meine und ich vergesse zu atmen. Wie sehr ich ihn vermisst habe. Und wie sehr ich mich nicht nur in mir, sondern auch ihn ihm getäuscht habe. Natürlich würde er mir, würde er niemandem jemals freiwillig etwas antun. Das könnte er nicht. Diese zarten Hände, die jetzt langsam über meinen Rücken streichen und mir so langsam den Verstand rauben, könnten das nicht.
Meine Hand ist immernoch unter seinem Shirt, doch es ist viel zu hinderlich. Schnell streifen beide Hände dieses lästige, nervige Kleidungsstück ab und werfen es rasch irgendwo hin, haupsache, ich kann ihn schnell wieder berühren. Jetzt wo ich endlich freie Bahn habe, lasse ich mir viel Zeit seine Bauchmuskeln zu erkunden. Auch wenn meine Augen geschlossen sind, kann ich mit meinen Händen sehen. Ich fahre über seinen Bauch, an den Seiten rauf zu seiner muskulösen Brust und wieder hinunter. Tage könnte ich so vebringen, seinen Körper mit meinen Händen kennenlernen und erkunden. Ich spühre, wie sich die Haut unter meinen Fingern regt und ein wenig zu zittern beginnt, als Lenny keuchend Luft holt. ,,Bailey, was machst du mit mir?"
Schnell küsse ich ihn wieder, doch dieser Kuss ist noch viel intensiever. Auch Lenny's Finger sind nicht untätig und wandern erst quälend langsam über meinen Rücken, hinunter zu meiner Taille und meine Oberschenkel hinab. Leicht zupfen sie erst am Saum meines dünnen Nachthemds und kriechen dann vorsichtig darunter. Sanft wandern seine Finger über meinen Bauch und hinterlassen dabei kleine brennende Kreise. Schon beginnt mein Körper als Reaktion auf diese gefühlvollen Berührungen zu erzittern und sofort hört Lenny auf.
Beunruhigt und etwas verwirrt löse ich mich von ihm, um ihm ins Gesicht zu gucken. Seine Wangen sind leicht gerötet, seine Harre total verwuschelt und seine Augen strahlen, wie noch nie. Doch waurm hat er dann aufgehört? Seine wunderbar leichten Lippen - ich kann es mir einfach nicht verkneifen sie schnell mit meinen Fingern zu streifen, woraufhin seine Augen kurz flackern - sind zu einem verunsicherten Lächeln verzogen. ,,Ist alles okay?", fragt er mich mit zittriger Stimme. ,,Es war noch nie besser", antworte ich völlig außer Atem, ,,aber warum hast du damit aufgehört?" Kurz weise ich mit meinem Kinn nach unten, wo seine Hände leider nicht mehr auf meiner Haut liegen, sondern nur noch verhalten auf meinem Nachthemd, sich aber nicht bewegen. ,,Du hast dich kurz bewegt und da dachte ich dir wäre es vielleicht unangenehm", murmelt er wohl etwas verlegen. Unangenehm? Was hat der denn für Vorstellungen? Entschlossen nehme ich seine Hände fest in die meinen und führe sie wieder unter mein Hemd. Bevor er noch irgendetwas sagen kann, verschließe ich seine Lippen mit einem langen zärtlichen Kuss und lege meine Hände wieder zurück auf seine Haut an sein Schlüsselbein, da wo sie hingehören.
Stöhnend erwiedert Lenny den Kuss und zieht mich wieder fest an mich. Dann löse ich meine Lippen unendlich langsam von seinen nur, damit ich meinen Kopf senken und ihn an Lenny's Hals legen kann. Denn genau da, etwas unterhalb des Schlüsselbeins ist eine Kuhle, die wie perfekt für meinen Kopf passt, asl wäre sie nur dafür überhaupt da. Ganz still liege ich so in seinen Armen und atme seinen Duft ein, während seine eine Hand langsam meinen Rücken rauf und runter fährt, wobei sie eine brennende Spuhr hinterlässt. Seine andere Hand befindet sich immernoch unter meinem Hemd und zieht dort langsam ihre Kreise.
Wie sehr ich es vermisst habe so in seinen starken Armen zu liegen, die mich wie ein Fels in der Brandung, wie einen Hafen im Sturm festhalten und beschützen. Mir Halt geben. Und ich fühle tief in mein Innerstes hinein und merke, wie meine Selbstzweifel und die Zweifel an Lenn komplett verflogen sind und nur ein Gefühl des Friedens hinterlassen haben. Mein Herz ist offen, von ihm geöffnet, obwohl ich dachte es hinter Vorhängeschlössern gefangen gehalten gehabt zu haben, nur habe ich dabei nicht bedacht, dass er der Schlüssel dazu war und ist.
Da merke ich, wie Lenny zart an meinem Nacken knabbert. Überascht stöhne ich auf und lasse es geschehen. Dann nehme ich enrschlossen seinen Kopf in die Hände und küsse ihn erneut. Doch diesmal küsse ich nicht zärtlich, sondern wild und voller Verlangen. Lenny spührt den Wechsel und erwiedert den Kuss sofort. Während meine Finger wieder über seine Muskeln tanzen, wandern seine unter meinem Hemd auf und ab, bis sie an meinen BH kommen. Kurz hält er in seinen Bewegungen inne, wie um Erlaubnis zu fragen. Schnell nehme ich ihm die Entscheidung ab und ziehr mir in einer fließenden Bewegung das nervige Hemd vom Kopf. Plötzlich sitze ich nur noch in Unterwäsche auf seinem Schoß. Eben fand ich das noch eine super Idee, aber wenn ich es mir jetzt so überlege. Verlegen weiche ich seinem Blick aus und blicke stattdessen an mir herunter. Ich trage einen schlichten weißen BH und mein Slip ist langweilig und grau. Hätte ich doch auf Jessie gehört und mir ein paar hübschere Sachen gekauft oder wenigstens den neuen BH angezogen. Schüchtern wandert mein Blick zu seinen Augen, die mich anstrahlen, als gäbe es kein morgen. Beinahe ehrfürchtig betrachtet er mich und fähr mir mit der linken Hand sanft durch die haare. Schnell will ich ihn wieder an mich ziehen, doch keuchend hält er mich zurück und bringt ein wenig Abstand zwischen uns. Fragend und ein wenig verunsichert seehe ich ihn an. ,,Warum hast du aufgehört? Stimmt was nicht mit mir?" Kurz blitzt sein umwerfendes Lächeln auf, bevor er anwortet. ,,Mach dir keine Sorgen Bailey, du bist perfekt! So wunderschön", er holt einmal tief Luft, ,,aber genau da liegt das Problem. Du bist so unglaublich und ich kann kaum noch denken, deswegen muss ich dich das jetzt fragen, weil ich nicht weiß, ob ich sonst noch zurechnungsfähig wäre. Willst du das wirklich? Ich weiß, ich habe dich sehr verletzt, auch wenn das niemlas meine Absicht war und ich weiß auch, dass dich dein früherer Freund verletzt hat. Und, dass du noch Jungfrau bist. Ich will nichts und niemanden mehr, als dich, aber ich möchte nicht, dass du später etwas bereust."
Kurz gehe ich in mich, um noch einmal richtig darüber nachzudenken, aber sobald ich die Augen schließe, kann ich an nichts anders denken, als an seine Hände auf meinem Körper und seine strahlenden Augen. Schnell öffne ich die Augen wieder und sehe ihn bestimmt an. ,,Ich will es. Ich will DICH!" Sofort beuge ich mich zu ihm vor, um ihn zu küssen, doch wieder halten mich seine starken Arme zurück. Was solldas denn jetzt wieder. Erneut sehe ich ihn fragend an. Er lächelt entschuldigend. ,,Wenn du mich jetzt küsst, kann ich mich nicht mehr beherrschen, also müssen wir es jetzt klären. Wir brauchen etwas zum Schutz"
Röte schießt mir ins Gesicht und ich wende den Blick von ihm ab. Wie konnte ich das vergessen? Ich hätte mich einfach von meinen Gefühlen für ihn überwältigen lassen. Aber wo sollen wir denn jetzt etwas herbekommen? Da fällt mir ein, wie Jessie mir mal ein paar Tütchen in meinen Koffer geschmuggelt hat. Sie meinte, man könne die immer mal gebrauchen. Damals habe ich nur gelacht, aber jetzt bin ich ihr unendlich dankbar dafür. Rasch stehe ich mit hochrotem Kopf auf und wühle in meinem Koffer, während mich Lenny amüsiert betrachtet.
,,Hab sie!", jubele ich und drehe mich langsam wieder zu ihm um, traue mich dann aber doch nicht, ihm in die Augen zu schauen. Da nimmt er mein Gesicht in seine Hände und zieht mich eng an sich. Erwartungsvoll schließe ich die Augen und erarte den erösenden Kuss. Doch er kommt nicht. Empört öffne ich die Augen wieder und erblicke sein verschmitztes Lächeln direkt vor meinen Lippen. Kurz stöhne ich auf, dann greife ich fest in seinen Nacken und ziehe in zu mir. Endlich treffen sich unsere Lippen und ich kann nicht mehr denken.