Vorbereitungen

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Das Weihnachtsfest zieht sich in die Länge wie noch nie und ich zähle die Stunden bis Silvester.
Wie erwartet bekomme ich nichts, was ich auch nur annähernd gebrauchen könne und die erwarteten Meckereien bleiben auch nicht aus.
Doch all das lässt sich dieses Jahr so viel besser ertrragen, als die anderen Male. Ich höre einfach weg und stelle mir stattdessen vor, dass endlich Silvester ist und ich Lenny wiedersehe. Ich male mir aus, wie ich ihn sehe und wie er mich sieht, in meinem schönsten Outfit und mich endlich küsst. Durch diese Tagträmereien schaffe ich es die Feiertage gut zu überstehen und langsam geht es auf Silvester zu.
Heute Abend ist der große Tag! Es ist alles genau durchfgeplant. Um sechs gehe ich in die Badewanne, um halb sieben kommt Stella und berät mich bei der Kleiderauswahl, sie schminkt mich, dann werden die Schlafsachen gepackt und um viertel vor acht fährt Patricia uns zu Niklas, wo wir uns dann wahrscheinlich einen Film reinziehen, dann kommt Bleigießen und Kartenlegen und dann kommt der Höhepunkt des Abends! Das große Feuerwerk über Indiana. Wir werden natürlich auch ein paar Böller anzünden, aber das große Feuerwerk ist jedes Jahr das Beste!
Verzweifelt stehe ich in meinem Kleiderschrank. Wieso habe ich nichts zu anziehen? Wann habe ich beschlossen, dass grün eine schöne Farbe für mich ist und wie in aller welt sind diese ganzen Omasachen hierhergekommen?
Zum Glück klingelt da Stella an der Tür. Nur mit Bademantel und noch etwas feuchten Haaren mache ich ihr auf.
Sie sieht mal wieder umwerfend aus! Ihre Haare stehen zu spitzen stacheln ab uns sie trägt ein pinken Sweater und eine schwarze Leggins, die ihre tollen Beine betont.
,,Perfektes Timing”, sage ich grinsend.
,,Komm kleines ich helf dir!”, erwiedert sie lachend und schlüpft aus ihren knallgelben Pumps.
,,Dann schauen wir mal, was Baby so in ihrem Schrank versteckt hat”, murmelt sie und schon ist sie in den riesigen Bergen verschwunden.
,,Wie willst du denn rüberkommen?”, ruft sie.
,,Ich weiß nicht!”, stöhne ich ,,auf keinen Fall so, als hätte ich es nötig! Mehr so hübsch, aber auf keinen Fall overdressed! Er soll ja nicht gleich denken, ich hätte mich für ihn aufgehübscht!”
,,Was ja auch so gar nicht der Fall ist”, kichert Stel, wärend ein Kleidungsstück nach dem anderen aus dem Raum fliegt.
,,Was hältst du hiervon?”, fragt Stella und hält dabei ein babyblauen Minirock hoch.
Entgeistert schaue ich sie an.
Schulterzuckend wirft sie es aus dem Zimmer und ist schon wieder in einem neuen Haufen verschwunden.
,,Und dieses hier?” Diesmal hält sie ein viel zu knappes Kleidchen hoch. Mit hochgezogenen Augenbrauen schüttele ich den Kopf und so findet auch dieses Kleidungsstück seinen Weg aus dem Zimmer.
Nach einer halben Stunde habe ich etwas an, was mir einigermaßen gefällt.
Stolz drehe ich mich im Kreis. Stella pfeift annerkennend.
Ich trage meine weiße Bluse in eine helle Jeans gesteckt mit einem hübschen Gürtel und einer coolen schwarzen Lederjacke. Als Higlight habe ich eine goldene Statement-Kette um den Hals, die mir Jessie mal geschenkt hat und die ich erst zwei mal anhatte. An den Füßen trage ich schwarze Pumps, um mich etwas größer zu schmuggeln.
,,Also Baby, wenn der Typ dich jetzt nicht anspringt, dann weiß ich auch nicht”, lacht Stel.
Sie hat mir einen leichten Smokey-Eye-Look geschminkt und es sieht gut, aber nicht too much aus.
Ich bin wirklich zufrieden mit unserem Ergebnis. Aufgeregt überprüfe ich noch einmal, ob alles sitzt.
Lachend sieht Stella mich an. ,,Langsam sollten wir echt los, du benimmst dich ja wie ein aufgeregtes Huhn!”
Wir kommen die Treppe runter, wobei ich mich noch am Geländer stützen muss. Ich bin es einfach nicht gewohnt auf so hohen Absätzen zu laufen.
Lachend steigen wir ins Auto, indem Patricia schon genervt wartet.
,,Das ihr Mädchen aber auch immer so lange braucht! Als ich in eurem Alter war, da wusste ich genau, was ich wollte, da musste ich niemnden warten lassen! Außerdem seit ihr viel zu undankbar. Ich warte hier um euch zu eurer kleinen Kinderparty zu fahren und ihr lasst mich warten. Früher hätte das niemand auch nur gewagt, aber heutzutage”, meckert sie drauf los.
Neben mir rollt Stel mit den Augen und ich muss fest den Mund zupressen, um nicht laut loszulachen.
Das hat Stella schon immer gemacht. Jedes Mal wenn ich traurig und niedergeschlagen wegen - nennen wir sie jetzt mal meine Elterm – war, hat sie mich aufgemuntert und abgelenkt. So auch jetzt.
Aber ich bin viel zu aufgeregt, um mich über Patricia aufzuregen! Ich kann die ganze Zeit nur noch daran denken, dass ich ihn gleich wiedersehen werde!
Endlich biegt das Auto in die Einfahrt ein und ich sehe seine wunderschöne Vespa.

Ich liebe lieber EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt