Das Leben geht weiter

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Muskelkater.
Ich dachte ich wüsste, was das ist, aber an diesem Morgen wird mir zum ersten Mal wirklich klar, was es wirklich heißt Muskelkater zu haben.
Ich will mich auf die andere Seite drehen und weiterschlafen – schließlich ist Wochenende und sonst schlafe ich länger, als wie heute nur bis halb zehn – aber jede Bewegung tut weh.
Stöhnend quäle ich mich aus dem Bett, erschüttert wie unsportlich ich bin.
Dagegen muss sofort etwas unternommen werden! Vielleicht ist ja das der Grund, weswegen Lenny... Stop! Kein Gedanke wird mehr an diesen Typen verschengt!
Ich greife mir mein Handy. Sechs entgangene Anrufe und drei Nachrichten auf der Mailbox. Enttäuscht sehe ich, dass es Stella und einmal Jessie war. Noch enttäuschender ist allerdings, dass ich etwas anderes erhofft hatte.
Ich höre mir die Nachrichten an. Wie erwartet sind alle von Stella. Sie macht sich Sorgen, weil ich mich gestern Abend nicht noch einmal gemeldet hatte.
Ich schreibe ihr eine SMS :
,,Hast du Zeit zum Reden?”
Nur wenige Sekunden kommt die Antwort :
,,Hmm, eigentlich wollte ich grade joggen gehen... hast du nicht Lust mitzukommen? Dann könnten wir reden!”
Stöhneend erinnere ich mich an die Vorsätze von gestern Abend.
Diesmal muss ich mich wirklich mal zusammenreißen und etwas für mich tun!
,,Warum nicht”, antwortete ich also.
,,Supi! Ich freu mich! Treffen in eier halben Stunde bei dir?”
,,In Ordnung! Bis dann!”
Ich hoffe, ich schaffe das in nur einer halben Stunde, wo ich mich doch nur so langsam bewegen kann.
Ächzend und stöhnend ziehe ich mich aus dem Bett und schleppe mich zu meinem Ankleidezimmer.
Ich verstehe immer noch nicht, wieso ich so etwas habe. Jedes andere Mädchen würde sich wahrscheinlich riesig über einen begehbaren Kleiderschrank freuen, aber ich finde es einfach nur unnötig, wo ich wahrscheinlich nur höchstens die Hälfte der Klammotten dadrinnen je getragen habe oder tragen werde.
Meinen schicken dunkelblauen Marken Sportanzug zum Beispiel hatte ich bis jetzt glaube ich nur ein einziges Mal an.
Zum Glück passt er noch, obwohl ich nicht wirklich finde, dass er mir gut steht.
Nach einem kurzen gesunden Frühstück bestehend aus einem Obstalat und einem Glas Milch, mache ich mir einen Zopf und verzichte aber darauf ein wenig Mascar aufzutragen. Beim Sport geschminkt zu sein, finde ich einfach nur lächerlich und unnötig, wo man beim Sport doch sowieso nicht gut aussehen kann. Das gilt zumindest für mich.
Um punkt zehn stehe ich vor der Tür.
Am Ende der Allee sehe ich Stella angejoggt kommen. Mit ihrem pink-grünen Sportanzug sieht sie echt cool aus. Wollen wir nur hoffen, dass uns niemad sieht!
,,Na, du Sportskanone”, begrüße ich sie .
,, Hey du! Lass uns direkt loslegen, ich darf nicht so lange stehen bleiben, sonst kriege ich Seitenstiche”
Also laufen wir direkt los. Ich spühre meinen blöden Muskelkater überall, aber ich beiße die Zähne zusammen, fest entschlossen ihn wegzukämpfen.
Wir verlassen unsere Allee und kommen schon bald an den Feldweg von gestern Abend. Doch zum Glück biegen wir nicht in den Wald ab, sondern folgen dem sich schlängelnden Weg noch ein wenig. Die Landschaft sieht einfach wunderschön aus, so mit Schnee überzogen. Alles glitzert und die Sonne strahlt vom Himmel. Ein wirklich perfekter Tag! Wenn jetzt Lenny hier wäre...
,,Bist du gestern eigentlich noch gut nach hause gekommen? Ich habe mir echt Sorgen gemacht”, bricht Stella das Schweigen.
,,Ja, tut mir Leid, dass ich mich nicht gemaldet habe, ich hatte anderes im Kopf”
,,Anderes und wen anders?”fragt mich Stella grinsend und boxt mich neckisch in denn Arm.
Ich stöhne auf. ,,Nein, ich habe versuchen wen anders aus dem Kopf zu bekommen”
Aprubt bleibt Stella stehen. ,,Erzähl! Was ist passiert? Ihr wirktet doch so glücklich, als wir euch verlassen haben”
,,Na ja”, druckse ich rum. ,,Ich wollte wohl etwas anderes, als er. Wir waren kurz davor uns zu küssen. Es war wirklich der perfekte Augenblick, aber dann hat er plötzlich zurückgezogen und musste schnell weg. Ehrlich, ich hab noch nie jemanden ein Date so schnell verlassen sehen! Vielleicht war ich ihm nicht gut genug oder hab irgendwas falsch gemacht”
,,Stop!”, unterbricht Stella meine Erzählung. ,,Damit fangen wir gar nicht erst an! Du musst den Fehler nicht immer bei dir suchen. Wenn er ein arschloch ist, kannst du doch nichts dafür! Es tut mir wirklich leid, was da gestern passiert ist, wo er doch echt ein Sahnschnittchen war”
Bei diesem Wort muss ich lachen.
,,So ist gut! Der Typ hat es echt nicht verdient von dir so betrauert zu werden! Du denkst jede Sekunde an ihn und fragst dich, ws du falsch gemacht hast, wärend er mit seinen Gedanken wahrscheinlich gerade beim Essen hängt oder so! Schluss jetzt! Erzähl mir lieber mal, wie du nach seinem Abgang dann nach Hause gekommen bist. So wie ich dich kenne, hast du bestimmt nicht Patricia angerufen”
Entschuldigend schüttele ich den Kopf.
,,Ich bin dann zu Fuß gegangen”
Und dann eerzhle ich die ganze Geschichte. Wie ich mich gefüht habe und deswegen alleine losgezogen bin. Wie ich viel zu spät gemerkt habe, dass es viel zu früh dunkel geworden ist und wie ich dann diese blöden Geräusche gehört habe und einfch weggerannt bin, weswegen ich überhaupt erst hier mit ihr laufe.
Als ich meine Erzählung beendet habe schaue ich in ihr entsetztes Gesicht.
,,Oh Gott Bailey, du Arme! Das ist ja schrecklich!”
Sie nimmt mich in den Arm.
,,Am Besten du vergisst alles, was gestern passiert ist und freust dich einfach auf Weihnachten morgen!”, flüstert sie mir zu.
Shit! Das blöde Fest hatte ich komplett vergessen. Weihnachten ist für mich immer die Hölle! Die Autoritäten meckern nur die ganze Zeit rum, dass ich ein undankbares Kind sei und ihre Großzügikeit gar nciht verdient hätte. Dann bekomme ich Geschenke, die ich nicht einmal im Traum benutzen würde und darf mir von anderen anhören, wie unglaublich toll und schön ihr Weihnachten war.
Nein Danke, darauf freue ich mich ganz bestimmt nicht!
Als Stel mein verkrampftes Gesicht sieht, nimmt sie mich nur noch fester in den Arm. Sie ist echt eine tole Freundin!
Da zerreißt mein Handyklingelton die schöne Stille.
Wer ruft mich denn jetzt an?
Wenn das Patricia oder Charles ist, fresse ich einen Besen! Das wäre echt ein Wunder, wenn die sich mal von selbst melden würden!
Entschuldigend sehe ich Stel an, doch sie schüttelt nur den Kopf. ,,Geh schon ran, es könnt´ ja was wichtiges sein!”
Dankend lächele ich sie an und hohle mein Smartphone aus der Tasche. Die Nummer ist unterdrückt.
,,Hallo?”, melde ich mich erwartungsvoll.
,,Hey Bailey!” Hilfe! Diese Stimme würde ich aus tausenden wiedererkennen! Was soll ich denn nur jetzt machen?
Verzweifelt schaue ich Stella an und forme mit den Lippen ,,Lenny! Was jetzt?” Sie überlegt kurz und gibt mir dann mit Mimik und Gestik zu verstehen möglichst locker und normal rüberzukommen.
Wie soll ich das denn schaffen? Meine Gefühle fahren Achterbahn. Er hat sich wirklich wieder gemeldet! Und das so schnell!
Ich atme einmal tief durch und quetsche ein nicht ganz so lockeres ,,Ach, hallo Lenny” raus.
Ich muss mich jetzt im Griff haben. Der Idiot soll bloß nicht merken, wie sehr ich mich über seinen Anruf freue!
,,Warum rufst du an?” frage ich etwas zu schroff.
Doch er tut so, als hätte er den Unterton in meiner Stimme nicht bemerkt.
,,Ich wollte mich wegen gestern entschuldigen! Ich musste einfach schnell los. Es tut mir leid, ich hätte dich da nicht einfach stehen lassen sollen! Ich wollte fragen, ob ich das nicht irgendwie wieder gut machen könnte”
,,Was hast du dir denn so gedacht?”
,,Ich wollte nicht fragen, ob du nicht Lust hättest mit mir Silvester zu feiern. Niklas hatte mir erzählt, ihr würdet das dieses Jahr alle zusammen bei ihm feiern und mich gefragt, ob ich nicht Lust hätte mitzufeiern. Aber wenn du das nicht möchtest respektiere ich das natürlich!”
Er möchte mit mir zusammen Silvester feiern? Mein Herz schlägt Purzelbäume. Er möchte wirklich mit MIR Silvester feiern!
Begeistert sehe ich Stella an. Sie rollt mit den Augen und nickt, nach de Motto ,,Wenn-es-dich-glücklich-macht”
Ich atme einmal tief durch und sage: ,,Na klar! Du musst ja sowieso noch deinen Wetteinsatz eingelöst bekommen! Wir sehen uns dann”
,,Ich freue mich auf dich”, sagt er und ich lege auf.

Ich liebe lieber EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt