Seine Vespa ist hier, dann kann er nicht weit sein. Ich muss mich jetzt erstmal beruhigen. Er darff auf gar keinen Fall merken, dass ich aufgeregt bin!
Ich steige aus dem Auto und Patricia fährt, nicht ohne noch ein wenig zu meckern, doch ich höre überhaupt nicht zu, ich bin zu sehr damit beschäftigt ruhiger zu werden.
Stella merkt natürlich sofort was los ist. Beruhigend schaut sie mich an und nimmt meine Hand.
,,Da seit ihr zwei ja!”, begrüßt uns Niklas und hilft uns, die drei Schüsseln mit Nudelsalat und Himbeerpudding zu tragen.
,,Alle anderen sind schon da und wir sind gerade dabei uns einen Film auszusuchen. Ich bin ja mehr für ,,Saw”, aber Jessie will undbedingt ,,Cinderella” gucken”, lacht er und wir stimmen mit ein.
,,Ich bin mir sicher, wir finden schon einen Kompromiss!”, sage ich und hoffe er überhört das Zittern in meiner Stimme.
Wir gehen rein und durch den langen Flur zur Treppe in den Partykeller. Ich war schon so oft da unten, ich kann es schon gar nicht mehr zählen. Schon so viel ist da unten passiert. Jonas und Cleo haben sich da uunten zum ersten Mal geküsst. Wir hatten alle gewusst, dass da was zwischrn ihnen läuft, aber sie haben etwas gebraucht.
Jessies lautes Lachen dringt nach oben und auch Jonas und Cleo lachen auch. Echt jetzt? Muss der Typ gutaussehend, höflich, süß und witzig sein? Stöhnend versuche ich mir nichts anmerken zu lassen.
Langsam immer darauf bedacht bloß nicht mit der riesigen Schüssel Nudelsalat umzukippen, gehe ich hinter Niklas die Treppe runter. Unten angekommen versuche ich angestrengt nicht konzentriert auszusehen. Ich lasse meinen Blick durch den großen Raum schweifen. Direkt an der Wand gegenüber der Treppe steht ein riesiges Sofa ausgerichtet auf einen Fernseher mitten im Raum. Auf der linken Seite stehen einige Fitnessgeräte und auf der rechten ist eine kleine Bar mit sechs Barhockern. Hinten in der Ecke steht eine kleine Anlage mit Niklas´ Laptop.
Alle sitzen auf dem Sofa, Jonas und Cleo eng aneinander gekuschelt und daneben Jessie und Lenny. Erleichtert stelle ich fest, dass der Abstand zwischen ihnen groß genug ist.
Als Lenny uns sieht springt er sofort und nimmt mir die Schüssel ab und stellt sie an die Bar.
,,Hallo ihr!”, begrüßt uns Jessie.
,,Ihr müsst uns bei der Auswahl helfen!” , ruft Jonas.
Stel kichert. ,,Niklas hat uns schon erzählt, dass ihr euch noch nicht so ganz einig seid. ”
Lenny hat sich wieder auf das Sofa gesetzt und lächelt mich an. Vorsichtig erwiedere ich sein Lächeln.
,,Setzt euch doch erstmal alle hin”, meint Cleo und rückt noch näher an Jonas.
Da wir sonst nur zu fünft sind, müssen wir uns etwas quetschen. Lenny sitzt jetzt ganz am Rand und Stella zwischen ihm und mir. Schade. Aber auf der anderen Seite hätte ich mich dann wahrscheinlich nicht mehr unter Kontrolle gehabt. Schon jetzt fällt es mir schwer ihn nicht die ganze Zeit anzustarren.
,,Also, wie eben schon gesagt, konnten wir uns bis jetzt noch nicht für einen Film entscheiden. Zur Auswahl stehen Saw, Cinderella, Bad Teacher und Paranormal Activity”, erklärt Niklas.
,,Müssen wir einen Horrorfilm gucken?”, stöhne ich. ,,Ich kann sowas immer gar nicht ab!” Die anderen Mädchen stimmen mir zu.
,,Alles klar, dann kein Horrorfilm! Aber eins ist klar! Ich werde mir keine Prinzessinnenschnulz angucken!”, beteuert Jonas.
Niklas springt auf und sagt : ,,Na dann, leg ich mal Bad Teacher ein oder?”
,,Halt, halt, halt!”, ruft Stel. ,,Ich hab auch noch ein paar Filme mit!” Sie steht auf, wühlt ein paar Minuten in ihrer Tasche und bringt vier Filme daraus zum Vorschein.
,,Also wir hätten hier einmal Valentinstag, Sex and the City” ,die Jungs stöhnen laut auf, ,,The Lucky One und Die Frau des Zeitreisenden”, fragend guckt sie in die Runde.
,,Also ich wäre mehr, für The Lucky One, weil Die Frau des Zeitreisenden kenn ich schon und der ist so traurig! Und ich glaube die anderen Filme sind nichts für die Jungs”, meint Cloe.
,,Also ich fürchte wir müssen zwischen dem und Bad Teacher abstimmen”, sagt Niklas.
Natürlich melden sich alle Mädchen für The Lucky One und mit lautem Gegrummel und Gemecker legt Niklas den Film ein.
Nach etwa fünf Minuten – wir haben uns alle schon etwas zu Essen genommen – springt Stel auf und läuft aufs Klo. Als sie zurück kommt setzt sie sich, anstatt wieder zwischen Lenny und mich, zwischen mich und Jessie, sodass ich näher zu Lenny rutschen muss. Mit einer Unschuldsmine wendet sie sich wieder dem Film zu, als wäre nichts passiert. Und ob was passiert ist! Meine linke Seite ist an Lenny gedrückt und kribbelt ganz komisch und sein Geruch ist einfach überall.
Entschlossen versuche ich mich auf den Film zu konzentrieren, doch immer wieder wandern meine Gedanken zu ihm.
Unauffällig versuche ich ihn von der Seite zu mustern. Seine Haare haben den normalen coolen Look. Er trägt ein Flanell-Hemd, was ihm einfach unglaublich gut steht und dazu eine einfache Jeans.
Wie kann jemand in solchen Sachen so gut aussehen?
Den Rest des Films bekomme ich nur zur Hälfte mit, obwohl er echt gut ist. Als die beiden Hauptdarsteller sich endlich Küssen bekomme ich eine Gänsehaut. Verlegen schiele ich zu Lenny. Unvermittelt rückt er ein Stück zu mir und ich vergesse beinahe zu atmen. Nur nicht durchdrehen, Bailey!
Ich muss mich total beherrschen, ihn nicht anzustarren. Sattdessen gucke ich, was die anderen so treiben.
Cleo und Jonas knutschen ein bisschen und Nikas und Stel verfolgen aufgeregt den Film. Er würde es nie zugeben, aber ich glaube, der Film gefällt ihm!
Naja, momentan habe ich eigene Probleme, womit wir wieder bei der gutaussehenden Person neben mir wären.
,,Der war ja sogar ganz gut”, gibt Niklas zu, wärend er aufsteht, um den Fim rauszunehmen. Ich habe gar nicht gemerkt, dass er schon vorbei ist.
Cleo schaut auf die Uhr. ,,Ups, es ist ja schon elf!”, ruft sie ,,wir müssen noch Bleigießen!”
Also stehen wir alle auf und gehen zu der Bar, wo alles schon bereit steht. Das Bleigießen ist eine alte und schöne Tradition von uns. Wie gewohnt macht Stel den Anfang.
,,Das ist ein Hut!”, ruft Stella begeistert.
,,Los Lenny, schau nach, was das ist”
Konzentriert studiert er den Beibackzettel und liest vor : ,,Hut – Gute Nachrichten erwarten dich”
,,Vielleicht bekomme ich ja die Rolle in dem Theaterstück, wo ich vorgespielt habe”, quiekt sie und alle lachen.
Traditionellerweise bin ich jetzt dran. Zitternd halte ich den Löffel über der Kerze. Eigentlich bin ich ja nicht abergläubisch, aber wer weiß?
Mit geschlossenen Augen drehe ich den Löffel über der Schüssel um. Alle stehen in einem Kries drumrum und analysieren mein Werk.
,,Das ist ein Herz”, kreischt Stel. ,,Das ist ganz klar ein Herz!”
Jessie nickt. ,,Stimmt, es sieht wirklich so aus! Lenny, was steht da bei Herz?”
Stel kichert. ,,So eine blöde Frage! Ist doch klar!”
Trotzdem nimmt Lenny noch einmal das Blatt zur Hand und liest : ,,Herz – Du wirst dich im kommenden Jahr verlieben”
Dabei sieht er mich mit einem Blick an, der mir durch Mark und Bein geht.
Ich werde rot und drehe mich schnell weg. Kann das wirklich sein? Ist es das, was passieren wird?
Was die anderen gießen, bekomme ich gar nicht mehr mit, so sehr bin ich mit meinen Gedanken beschäftigt.
Da höre ich Jonas rufen : ,,Schon zwanzig vor, wir müssen los!”
Eilig ziehen wir uns alle die Jacken über und machen uns mit einer Flasche Sekt, Gläsern und ein paar Böllern auf den Weg. Jedes Jahr sehen wir uns das riesige Feuerwerk von einem kleinen Hügel aus an.
Der Weg dauert nur wenige Minuten und schon bald sind wir da. Etwas gehetzt schenkt Jessie allen ein, während die Jungs schon mal die paar Raketen aufstellen.
Nur Lenny und ich stehen an der Seite. Immer wieder muss ich an eben denken.
,,Glaubst du daran?”, fragt mich Lenny leise. Also hat auch er gerade an vorhin gedacht. Was soll ich ihm denn bitte darauf antworten?
,,Also äh” stammele ich. Beruhig dich! ,,Eigentlich nicht wirklich. Wieso?”
,,Nur so”, murmelt er als Antwort und schaut wieder weg.
,,Kommt schnell”, ruft Cloe ,,gleich geht´s los!”
Alle schauen erwartungsvoll zum Himmel. Nur ich kann meinen Blick nicht von ihm wenden.
,,Zehn. Neun. Acht. Sieben”, rufen sie, nur ich schaue nur Lenny an. Da dreht er sich zu mir, sein schiefes Lächeln auf den Lippen. Wir sind uns jetzt ganz nah.
Die Zeit vergeht unendlich langsam, doch es ist mir immernoch zu schnell. Ich möchte den Moment voll auskosten, ihn in allen Zügen genießen, denn egal was kommt, ich habe diesen Moment.
Ich spüre seine Hand an meiner Wange, die mich langsam zu ihm zieht. Die andere ist irgendwo an meinem Rücken. Ich versinke in seinen eisblauen Augen und endlich berühren sich unsere Lippen.
Es ist, als würden wir explodieren und über uns das Feuerwerk.