Rücken an Rücken

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Nach ein paar Runden Flaschen drehen, in denen ich gekonnt weitere knifflige Fragen umschiffen konnte und rausgefunden habe, dass Jessie wohl ein klein wenig auf einen gewissen Winston steht, der eigentlich so gar nicht ihr Typ ist, fangen wir an unser Bettenlager aufzubauen.
Niklas´ Eltern sind wohl bei so etwas recht locker und so können wir ohne Bedenken alle zusammen auf ein paar Luftmatratzen und Sofakissen mit Schlafsäcken ier im Keller übernachten.
Ganz links legt sich Jonas neben Cleo, dann kommen Niklas und Stella und Bailey liegt zwischen ihrer Besten Freundin und mir. Da es schon ziemlich spät ist und wir alle recht ausgepowert vom Wahrheit oder Pflicht spielen sind – wegen einer Aufgabe mussten wir durch die halbe Nachbarschaft laufen – kehrt recht schnell Ruhe ein und bald ist nur noch das leise Schnarchen von Jessie, das sehr viel lautere Schnarchen von Nikas und das dezente, aber doch recht penetrante Schmatzen von Jonas und Cleo zu hören.
Doch obwohl heute echt viel passiert ist, komme ich einfach nicht wirklich zur Ruhe. Ich liege mit dem Rücken zu Bailey, da ich sie keinesfalls zu irgendetwas drängen möchte, doch berührt ihr Fuß leicht meine Wade und von diesem Punkt geht die ganze Zeit eine Energie aus, die mich nicht schlafen lässt.
Am allerliebsten würde ich mich jetzt sofort umdrehen, Bailey in die Arme schließen und sie ohne Rücksicht auf die anderen küssen. Und zwar nicht so, wie ich die Mädchen küsse, die denken sollen ich würde sie für ein Geschenk des Himmels halten, sondern so, wie unter dem Feuerwerk, als würde mein Leben davon abhängen, denn genauso fühlt es sich im Moment an und es wird mit jeder Sekunde, die verstreicht schlimmer.
Was würde ich jetzt dafür geben einfach ihre Hand zuu halten und in ihre srahlenden Augen zu sehen.
Doch obwohl ich immer den coolen und selbstsicheren Typen gebe, bin ich tief drinnen doch wie jeder andere Junge und zerbreche mir den ganzen Tag den Kopf darüber, was sie von mir hält, denn ich weiß sie ist nicht wie die anderen Mädchen, die sich mir noch vor dem ersten Kuss an den Hals schmeißen. Sie ist so viel mehr.
Plötzlich spühre ich, wie sie sich bewegt. Anscheinend war es kein Wunschdenken, dass sie noch wach ist. Da fühle ich, wie sie ihre Hand zögerlich zu mir ausstreckt und federleicht auf meine Schulter legt.
Ein Gefühl der Erleichterung überkommt mich und schnell greife ich nach ihrer Hand, damit sie es sich nicht anders überlegt und sie wieder wegzieht. Sofort, als ich ihre Hand in meiner spühre, überkommt mich eine gewisse Ruhe, die man nicht wirklich erklären kann. Es ist, als wäre sie mein Anker in einem tosendem Sturm und hält mich fest am Boden.
Langsam, darauf bedacht möglichst niemanden aufzuwecken drehe ich mich um, und sehe sie an.
Sie hat ihre Augen geöffnet und lächelt. Ihre Locken sind noch zerzauster, als sonst und liegen wild um ihren Kopf herum. Ich kann mich gerade noch beherrschen, zu versuchen sie mit den Fingern ein wenig zu ordnen.
Sie wirkt recht müde, doch ihre Augen strahlen noch den gleichen Glanz aus, wie immer.
Einem plötzlichen Reflex folgend, rücke ich etwas näher an sie heran, nah genug, um nicht auszuflippen und weit genug weg, um sie nicht zu überfallen.
Doch sie kommentiert es nur mit einem noch breiteren Grinsen und rutscht auch noch die letzten Zentimeter an mich heran, sodass ich sie endlich in meine Arme schließen kann.
Sie hat sich ein wenig gedreht und liegt jetzt mit dem Rücken an meine Brust gedrückt, – ich trage noch ein Shirt zum schlafen – meine Arme umschließen sie von hinten und ihre Locken fliegen in meinem Gesicht herum.
Schon oft habe ich so mit einem Mädchen gelegen, doch nie hat es sich so richtig angefühlt. Wo mich bei anderen Mädchen die Haare genervt haben, kitzeln sie mich jetzt zwar ein wenig, aber ohne dass es mich stört. Auch macht es mir dieses mal nichts aus, das mein rechter Arm unter Bailey liegt, was aber auch daran liegen kann, dass sie einfach so viel wiegt, wie eine Feder.
Tief atme ich ihren ganz besnderen, persönlichen Duft ein. In solchen Momenten könnte ich mich verlieren. Es wirkt einfach alles so perfekt und gefestigt, als könnte nichts auf der ganzen Erde die Welt aus der Bahn werfen, als wäre alles richtig genau so wie es ist. Es fühlt sich dann an, als hätte es all die schlimmen Dinge der Vergangenheit nicht gegeben und niemand, vor allem nicht ich, hätte darunter gelitten.
Doch der Moment täuscht. Bald wird einem klar, dass sich rein gar nichts verändert hat, dass man noch genau dort steht, wie davor und dass nichts niemals etwas daran ändert wird, was geschehen ist.
Um so mehr genieße ich diesen Moment der Ruhe, wo ich all meine selbstzerstörerischen Gedanken, all meine Angst einfach vergessen und im Hier und Jetzt leben kann.
Zufrieden räkelt sich Bailey in meinen Armen und drückt sich noch fester an mich.
Leise räuspert sie sich.
,,Du, Lenny, auch, wenn das jetzt kitschig klingt, habe ich manchmal das Gefühl dich schon ewig zu kennen. Dann muss ich mir immer erst wieder ins Gedächnis rufen, dass das ja gar nicht der Fall ist und dann fällt mir auf, dass ich so gut, wie nichts über dich und deine Vergangenheit weiß! Du kamst einfach so eines Tages in mein Leben geplatzt und hast es kmplett auf den Kopf gestellt.”
Leise lache ich in ihre Haare. Ich hoffe, sie bekommt nicht mit, wie sehr ihre Worte an mir nagen. Ich hab ihr doch nur so wenig erzählt, damit ich sie so wenig, wie möglich anlügen muss. Denn jede Lüge, die mir über die Lippen kommt und die sie in ihrer jugendlichen Naivität naürlich sofort glaubt, bricht mir Stück für Stück, immer wieder aufs neue das Herz.
Ich kann und will ihr das einfach nicht antuen, ihr nicht noch mehr antuen, doch was habe ich schon für eine Wahl?
Verschließe ich mich ihr, wird sie aufhören mir zu vertrauen und sobald sie das tut, werde ich sie verlieren und das würde mich umbringen.
Also muss ich langsam mal anfangen ihr etwas von mir zu erzählen, m Besten so nah an der Wahrhriet, wie möglich.
,,Also”, beginne ich langsam. ,,Ich habe meine Eltern leider schon sehr früh verloren und kam so schon mit elf Jahren in ein Waisenhaus. Dort ging es mir nicht wirklich gut, kannst du dir ja sicher vorstellen.”
Soweit so gut. Das war ja noch recht nah an der Realität, doch so kann ich leider nicht weitermachen.
,,Ich wechselte das Waisenhaus und von da an ging es mir etwas besser. Mit 14 kam ich dann endlich in eine nette Pflegefamilie und wohne da jetzt schon lange. Sie haben mich mit offenen Armen empfangen und es geht mir gut dort.
Wir sind erst vor etwa zwei Monaten hierher gezgen. Außerdem werde ich zu Hause unterrichtet, meine Eltern sind ziemliche Hippies. Deswegen gehe ich auch nicht auf eure Schule.”
Sie drückt mich fest. ,,Dass tut mir wirklich leid, Lenny. Ich freue mich do für dich, dass es dir jetzt in deiner Familie besser geht. Du musst sie mir irgendwann mal vorstellen!”
Als Antwort küsse ich sie auf ihr Haar. Ich habe einen zu dicken Kloß im Hals, um jetzt etwas zu sagen.
Es tut mir so Leid! Ich muss sie belügen, von vorne bis hinten und sie, mit ihrem guten Herzen, glaubt mir jedes Wort und hält mich fest, obwohl ich eigentlich keine einzige dieser Berührungen verdient hätte.
Sie merkt wohl, dass mich das Thema etwas bedrückt und dreht sich so, dass ich ihr direkt ins Gesicht sehen kann.
Ihr Mund scheint meinen geradeso zu rufen und ich senke meinen Kopf, sodass unsere Lippen nur Zentimeter voneinander getrennt sind. Es herrscht eine unglaubliche Spannung zwischen uns. Doch den allerletzten Schritt muss sie tun. Auch, wenn das jetzt nicht unser erster Kuss ist, hat er eine unglaubliche Bedeutung. Wenn sie mich jetzt küsst, die wenigen Zentimeter überwindet, dann heißt das, sie vertraut mir.
Voller Erwartung und Spannung warte ich, dass sie es endlich tut. Und dann hebt sie leicht ihren Kopf und unsere Lippen berühren sich.
Das Gefühl, das mich überkommt, ist nöch gewaltiger als beim letzten Mal. Diesmal erinnern sich unsere Lippen und erkennen den anderen. Dieser Kuss ist so voller Leidenschaft, dass es mich beinahe umhaut. Wie ein ausgehungerter, der zum ersten Mal in seinem Leben atmet, umklammere ich sie und halte mich an ihr fest. Sie ist mein Anker und ich bin ihrer.
Ich erkunde voll Feuer ihre Lippen, ihren Hals. Meine Hände fahren über ihr Gesicht, ihre Schultern, ihren Rücken.
Ihre Hände tuen es meinen gleich und erkunden meinen Körper. Überall da, wo sie vor einem Moment gewesen sind, bleibt eine Spur aus Feuer und Energie zurück.
Als sich unsere Lippen nach einer Ewigkeit wieder voneinander lösen, sind wir beide völlig ausser Atem. Nie hätte ich gedacht, das ein einzieger Kuss solche Gefühle verursachen kann. Mein ganzer Körper ist voller Energie und ich bin mit Spannung aufgelanden.
Doch obwohl wir uns nicht mehr küssen, halten wir uns noch fest in den Armen.
Bailey drückt sich wieder fest an mich und legt ihren Kopf auf meine Schulter.
Ich spühre ihren Herzschlag, der sich langsam beruhigt und der auch mein Herz wieder etwas zur Ruhe kommen lässt.
Sie kuschelt sich ein und ich schließe meine Arme fest um sie. Tief atme ich ihren mir schon so vertrauten Duft ein und werde ruhiger.
Nach einiger Zeit merke ich, wie ihr Atem immer gleichmäßiger wird und bald schläft sie ein.
Es ist mitten in der Nacht, in meinen Armen schläft das hübscheste, witzigste, volkommendste Mädchen Amerikas und ich bin für ein paar Momente der glücklichste Mensch der
Welt.

Ich liebe lieber EngelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt