*10* Kontrollverlust

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Clayden's P.o.V :

Dieses Mädchen macht mich noch wahnsinnig. Ihre langen schwarzen Wimpern, ihr leicht geöffneter, erdbeerroter Mund und die vereinzelten Sommersprossen, die nur zu sehen sind wenn man ihr direkt gegenübersteht sehen so perfekt aus, als wäre sie für mich geschaffen.

Das erste Mal seit unserem Wiedersehen  ist sie entspannt und nicht so verkrampft wie sonst. Ihre Hände ruhen auf meinen Oberarmen, ihr Gewicht ist auf ein Bein verlagert und ihr Kopf leicht in den Nacken gelegt.

So wie sie ist ist sie wunderschön. Friedlich, freundlich. Und ich weiß genau, dass sie, wenn sie die Augen aufmacht,  gleichzeitig Eiseskälte und wildes Feuer  ausstrahlen wird. Noch nie in meinem Leben habe ich einen so facettenreichen Charakter kennenlernen dürfen.

Was tun wir hier eigentlich? Verdammt, auf einmal holt mich die Realität ein und ich begreife, was wir hier gerade tun. Ich stehe hier mit meiner Mate, die mich in gewisser Weise abgelehnt hat und liebkose ihre Markierung!

Und das verrückteste daran ist, dass sie es ohne Widerworte geschehen lässt! Sie steht ganz entspannt da und genießt meine Berührungen aus vollen Zügen, hat sich mir vollkommen hingegeben. Mir die Kontrolle überlassen.

Wenn ich wollte, könnte ich jetzt das Mating vollenden. Aber ich weiß, dass sie wenn der rosa Nebel aus ihrem Kopf verschwindet auf mich losgehen würde wie eine Furie. Und ich will es ja selbst nicht. Das mit uns ist vorbei, sie hat mein Vertrauen in sie verspielt. Niemals könnte ich mich wieder ernsthaft auf sie einlassen. Aber ich kann nicht leugnen, dass ich mich noch nie so angekommen gefühlt habe, wie mit ihr.

Ruckartig lasse ich von ihr ab und drehe mich um. Das ist nicht gut, was wir hier machen. Ich bin zu verwirrt, habe kein Ziel vor Augen. Ich bin nicht bereit und sie schon gar nicht.

»Du weißt, dass das überhaupt nichts bedeutet hat? Ich bin nicht und werde auch nicht deine Luna sein.«

Sagt sie gefasst und ich drehe mich zu ihr um. Wieder mit voller Körperspannung, selbstbewusstem glitzern in den Augen und die Arme verschränkt. So offen und hingebungsvoll wie sie vor ein paar Sekunden noch war, genauso verschlossen wirkt sie jetzt.

Langsam nicke ich, atme aus und reibe mir die Schläfen. Hätte ich es doch niemals so weit kommen lassen.

»Ja, ich weiß. Wir sind eindeutig zu weit gegangen. Wird nicht mehr vorkommen.«

Kurz meine ich, so etwas wie Enttäuschung in ihrem Blick zu erkennen, dann dreht sie sich weg und verlässt den Raum. Gestresst fahre ich mir durchs Haar und sehe mich im Raum um, dann gehe ich im Stechschritt Richtung Trainingsraum.

Dort angekommen ziehe ich mir eilig mein Shirt über den Kopf, wickele mir hastig Bandagen um die Hände und beginne hektisch und aggressiv auf einen der Boxsäcke einzuprügeln. An irgendwas muss ich meine überschüssige Energie auslassen und das würde ich ungern an meinem Rudel tun.

Nach etwa zwanzig Minuten bjn ich durchgeschwitzt, aber noch nicht bereit aufzuhören. Das Boxen ist für mich eine Sucht, je heftiger und schmerzhafter die Schläge für mich sind, desto besser. Die Bandagen sind schon vollkommen durchgewetzt, meine Knöchel aufgeplatzt. Immer schneller und härter wird die Abfolge der Schläge und immer unregelmäßiger und flacher wird mein Atem. Ich habe die Kontrolle verloren. Habe mich gehen lassen. Wie bei Jesse eben. Was ist nur los mit mir?

Plötzlich werde ich unsanft zurückgerissen und auf den Boden gestoßen. Vor mir steht ein fuchsteufelswilder Cole.

»Sag mal bist du noch ganz dicht?!? Was zur heiligen Luna machst du da?!? Willst du dich oder Jesse umbringen oder was?!«

Brüllt er aufgebracht und fuchtelt wild mit den Armen herum. Eine eiskalte, undurchdringliche Miene ziert mein Gesicht, ruckartig rappele ich mich wieder auf und gehe an ihm vorbei.

»Clay! Was soll das?! Du weißt, dass du die Kontrolle behalten musst! Du tust sonst nicht nur dir, sondern auch Jesse weh, hast du das vergessen?!?«

Sagt er nun einiges ruhiger und ich lehne geschafft meinen Kopf gegen die Wand. Dass ich Jesse so auch verletze habe ich tatsächlich vergessen. Natürlich, durch unseren kleinen Unfall vorhin ist die Mate Bindung wieder etwas aufgeblüht. Sie spürt meinen Schmerz.

Schuldbewusst schaue ich auf meine aufgeplatzten, blutenden Knöchel. Ob Jesse schlimme Schmerzen hat? Oder womöglich selbst verletzt ist? Verdammt, sie heilt doch nicht so schnell!

Aggressiv schlage ich noch einmal gegen die Wand und renne dann aus dem Trainingsraum auf der Suche nach Jesse.

Ihr Geruch führt mich ins Krankenzimmer zu Dave Clifford. Stürmisch reiße ich die Tür auf.

Drinnen sitzt Jesse auf der Liege und hält sich eine schon fast blutdzrchtränkte Mullkompresse auf die Hand, Dave reißt mit verzweifelter Miene schon das nächste Päckchen auf. Neben ihr steht ein kleiner Eimer mit schon benutzten Kompressen. Fuck.

Beide Blicke landen auf mir, Jesses verdunkelt sich augenblicklich und wütend funkelt sie mich an. Dave's Blick ist eher genervt.

»Natürlich, dir geht's wieder super! Was ist denn dein fucking Problem heh? Mir fängt mir nix dir nix an die Hand zu Bluten und es hört nicht mehr auf wie du sehen kannst! Was soll die scheiße?!?«

Poltert sie aufgebracht und Dave atmet genervt auf.

»Zumindest wissen wir jetzt woran es liegt. Vermutlich hat Clayden sich so stark verletzt, dass es dich auch getroffen hat. Anders als Clay bist du aber nicht geheilt, wegen deinen Menschlichen Genen.«

»Toll. Wirklich, wundervoll! Und was machen wir jetzt?!? Ich blute immernoch!!! «

Kreischt Jesse wütend und wirft mir giftige Blicke zu.

»Es sieht so aus als hätte Clay eine Ader zerschlagen. Die Hand muss auf jeden Fall genäht werden.«

Sagt Dave fachlich, als er die Hand kurz begutachtet und dann die frische Kompresse darauflegt.

Habe ich gedacht dass das schon Jesse's Todes Blick war? Ich lag falsch, der Blick dem sie mir jetzt zuwirft killt alles. Im wahrsten Sinne des Wortes.

»Clay, komm mal her. Wenn du schon so einen Mist anstellst kannst du dich jetzt wenigstens nützlich machen. Pass auf dass die Kompresse auf der Hand bleibt und drück sie ein bisschen an. Aber sanft!«

Knapp nicke ich und gehe zu Jesse hinüber. Wortlos streckt sie mir ihre verletzte Hand entgegen. Verdammt, sie ist wirklich wirklich sauer auf mich.

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Hallali Leudis,

Na, was geht bei euch so?
Ich hatte ein sehr schönes Wochenende und war für meine Verhältnisse sogar relativ produktiv...

Also, hauts rein und habt eine schöne Woche

Peace out, Neli :)

One wolve here and a half wolve there [2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt