*26* Ziel

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In meinem Zimmer stelle ich angeekelt den Teller so weit wie möglich von mir weg. Mir ist der Appetit vergangen. Wie konnte ich auch auf so eine ekelhafte Kombi Lust haben??

Frustriert werfe ich mich zurück in mein Bett und beginne mal wieder zu weinen, bis Luke hereinkommt. Er kommt sofort zu mir ins Bett gekabbelt und umarmt mich.

»Was ist denn los kleines?«

Fragt er ruhig. Er ist meine Emotions Ausbrüche mittlerweile gewöhnt. Ich setze mich ruckartig auf, die Tränen sind versiegt und ich bin wieder auf 180.

»Ich will das alles nicht! Ich will nicht dieses Leben führen, vor allem nicht mit Clayden! Und überhaupt, die Situation macht mich kaputt! Ich habe gerade Tine angeschrien und bedroht! Tine! Und ich weine viel zu viel, ich bin nur noch am heulen! Außerdem stinkt es hier nach Essen!«

Luke schenkt mir ein schiefes Grinsen.

»Wäre die Situation nicht so beschissen fände ich dein Verhalten echt witzig. Aber ich bin ja ein guter bester Freund und unterstütze dich ohne mich über dich lustig zu machen.«

Gequält lächle ich ihn an.

»Ich geh heute nochmal zu Dave. Irgendwann muss ich mich damit befassen und heute bin ich zumindest mal ansatzweise Motiviert meine Höhle zu verlassen.«

»Ich bin Stolz auf dich. Los komm, bevor du wieder deine Motivation verlierst. Soll ich eigentlich mitkommen oder willst du lieber alleine gehen?«

»Ich geh glaub ich lieber alleine aber ich erzähl dir natürlich alles. Wie immer«

Verspreche ich ihm und schäle mich schwerfällig aus den Kissen. In Zeitlupe stolpere ich die Treppe herunter und mache mich auf den Weg zum Krankenzimmer.

Und wer läuft mir auf über den Weg? Natürlich Clayden. Und er sieht sauer aus.

»Mit dir wollte ich reden. Was fällt dir ein, Tine zu bedrohen? Hast du nen Schaden oder so? Also noch einen, nicht den den du sowieso schon hast. Es ist immernoch mein Rudel und du hast kein Recht dazu...«

»Bitte geh mir jetzt nicht auf den Sack. Ich hab echt gerade keine Zeit für deine Moralpredikten und ich hab mich bei ihr entschuldigt.«

Unterbreche ich ihn müde. Er mustert mich kritisch.

»Cole hat gesagt du verhälst dich seltsam...er als sonst. War wieder was mit Kyle?«

Genervt verdrehe ich die Augen. Natürlich muss er wieder mit dem Thema anfangen.

»Mir geht's gut. Wenn du dann jetzt bitte... Ich muss wirklich los«

Drängele ich ungeduldig. Wenn er weiter so provoziert raste ich gleich wieder aus.  Wortlos geht er an mir vorbei und ich atme auf. Glück gehabt. Diesmal.

Noch einmal tief durchatmen... Und los. Diesmal klopfe ich sogar an und warte, bis Dave mir die Tür öffnet.

»Hallo Jesse. Komm doch rein.«

Begrüßt er mich lächelnd. Ich setze mich auf die Liege und Dave holt schonmal sein Ultraschall Gerät.

»Wie geht's dir? Immernoch Kotzeritis?«

Mit einem Augenzwinkern schaltet er den Monitor an und ich verzeihe gequält das Gesicht.

»Ist besser geworden. Dafür fangen komische Gelüste an. Sauerbraten mit Schlagsahne und so.«

Bei dem Gedanken wird mir wieder schlecht. Wissend gibt mir der Doc eine Nierenschale in die Hand und grinst.

»Nur für den Fall, ich hab nicht viel Lust zu putzen. Die Gelüste sind ganz normal, das sollte sich in etwa ein bis zwei Wochen aber auch wieder erledigt haben.«

Ein bis zwei Wochen?? Der will mich doch veräppeln! Zum... Kotzen! Ich spucke in die Schale. Toll. Dave sieht mich entschuldigend an.

»Also, wir machen zuerst nochmal ein Ultraschall, dann wirst du noch gewogen. Mehr braucht man bei Wölfen auch eigentlich nicht machen, das ist ziemlich unkompliziert.«

Ich nicke. Was soll ich auch sagen? Ich bin immernoch ziemlich überfordert mit der Situation. Ich meine klar, ich wollte immer Kinder haben aber nicht jetzt und vor allem nicht mit Clayden! Der Horror!

Außerdem wollte ich nie, dass das Kind das ich bekomme ein Unfall ist. Es sollte gewollt und gewünscht sein, es soll mit ganzem Herzen und von Anfang an akzeptiert, angenommen und geliebt werden. Auch in der Schwangerschaft. Ich stelle es mir schrecklich vor, meinem Kind einmal erzählen zu müssen, dass es so eigentlich gar nicht gewollt war.

Dave hat mittlerweile mit dem Ultraschall begonnen. Ich verkneife mir Mühselig meine schon wieder aufkommenden Tränen und starre auf den Monitor.

»Das sieht doch alles wunderbar aus. Es entwickelt sich gut, zwar etwas langsam für einen Wolf aber das wird an deinem menschlichen Gen liegen.«

Ich atme auf. Dem Baby geht es gut.

»Na dann, komm mal wiegen. Mal sehen wie schwer das Kleine ist.«

P.o.V Unbekannt

Wir sind am Ziel. Endlich. Alle meine Gefolgsleute und ich sind genau dort angekommen wo wir es wollten. In der unmittelbaren Nähe aber gerade so weit weg, dass uns keiner finden kann.

Jetzt müssen wir nurnoch den perfekten Moment abwarten. Das kann nur noch Stunden, aber auch noch Tage dauern.

Alle sind bereit, bereit zu kämpfen und ihr Leben zu geben um die Zukunft und Macht des Rudels zu sichern. Um ihren Kindern und zukünftigen Kindern den Ort geben zu können, an dem sie absolut sicher sind.

Wir haben alle zu viel erlebt. Wir haben alle die Hölle hinter uns und wir wollen nicht mehr so leben. Wir wollen respektiert und gefürchtet werden.

Einer meiner Männer kommt zu mir.

»Im Moment sieht es schlecht aus. Zu viele Wölfe. Wir werden dann angreifen müssen, wenn sie Schwächer besetzt sind.«

Ich nicke. Ich bin zwar nicht erfreut darüber, noch warten zu müssen aber das ist es mir wert.

Seelenruhig lasse ich mich auf den Boden sinken und schließe die Augen. Sofort schießen mir Bilder in den Kopf, wie jedes Mal. Es ist ein Automatismus, den ich nicht abstellen kann.

Die Bilder zeigen mir das größte Leiden, das ich je erfahren musste. Ich spüre den Schmerz als wäre es gestern gewesen, als er gegangen ist. Als er gehen musste.

Entschlossen rappele Ich mich auf und begebe mich zu den Spähern um sie zu Unterstützen. Für diesen Kampf würde ich alles geben. Nur damit er die gerechte Strafe bekommt. Der Mörder meines Mates. Er wird leiden. Und er wird sterben.


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Hayooo

Viel Spaß mit dem neuen Kapi, den BaWülern schöne Restferien und allen anderen ein schönes Wochenende.

Peace out,
Neli :)

One wolve here and a half wolve there [2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt