*38* Entschluss

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Jesleys P.o.v :

Benommen schlage ich die Augen auf. Um mich herum ist alles weiß und ein nerviges Piepen dringt an mein Ohr.

Verwirrt sehe ich mich um. Automatisch wandert meine Hand zu meinem Bauch. Er fühlt sich anders an. Warte... Ich spüre nichts... Keine Babys! Fuck, wo sind meine Babys!

»Hey, JJ«

Ertönt die angenehme Stimme meines Mates neben mir. Hektisch sehe ich zu ihm... und erstarre. Er hält zwei winzige Babys auf dem Arm. Meine Babys.

Sofort schießen mir Tränen in die Augen. Clayden bekommt ebenfalls glasige Augen, doch sein strahlendes Lächeln bleibt.

Vorsichtig setzt er sich neben mich aufs Bett. Mit zitternden Händen Strecke ich meine Hand aus, um meine Kinder zu berühren.

Ohne zu zögern legt mir Clayden eines von ihnen in den Arm. Jetzt gibt es kein Halten mehr, die Tränen fließen in Sturzbächen über mein Gesicht.

Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, das Lebewesen in seinen Armen zu halten das in einem selbst noch bis vor ein paar Stunden herangewachsen ist.

»Du hast es geschafft, Jesse. Ihr habt es geschafft!«

Stolz nicke ich. Zu mehr bin ich noch nicht in der Lage. Vorsichtig reicht mir Clayden auch das andere Baby.

Die beiden sehen sich wirklich verdammt ähnlich. Wie soll ich sie nur jemals unterscheiden können?

»Es sind Jungs. Wir haben zwei Söhne bekommen«

Wieder nicke ich. Mir ist völlig egal, was die beiden sind. Sie sind meine Kinder, das ist das wichtigste.

Eine Schwester kommt zu mir und gratuliert zu meinen Zwillingen.

»Sehr süße Babys haben sie bekommen. Möchten sie versuchen anzulegen?«

Mit riesigen Augen starre ich sie an. Und ob ich will.

Vorsichtig hilft die Schwester mir, mich aus meinem Kittel zu befreien, währenddessen nimmt Clay die Kleinen.

Dann wird mir eines der Kinder in den Arm gelegt, die Schwester bleibt die ganze Zeit an meiner Seite.

Es dauert seine Zeit, aber letztendlich haben wir es geschafft. Das Kind trinkt. Es tut weh, aber der Anblick des Babys, das gierig die Milch zu sich nimmt lässt mich das vergessen.

Nachdem auch das zweite Baby erfolgreich gestillt wurde lehne ich mich erschöpft zurück. Clayden streicht mir stolz über den Kopf.

»Wir müssen uns noch überlegen wem von den beiden wir welchen Namen geben.«

Sagt er leise und lächelt das Kind an, das er gerade auf dem Arm hat. Das andere ist bei mir.

»Das hier ist definitiv Jacob.«

Liebevoll berühre ich sein Gesicht. Clayden lacht leise und senkt seinen Blick zu dem Baby auf seinem Arm.

»Dann wird das wohl ein kleiner Samuel«

Schon wieder rollt mir eine Träne übers Gesicht. Das ist eindeutig der emotionalste Tag in meinem Leben.

Glücklich beugt sich Clay zu mir und küsst mich sanft.

»Durch den Kaiserschnitt wissen wir nur leider nicht, welcher der erstgeborene gewesen wäre. Sollen wir einfach sagen Samuel hat Vorrang auf den Alphaposten weil er zuerst herausgeholt wurde oder sollen wir Dave fragen was er denkt wer von der Lage her zuerst geboren worden wäre?«

Fassungslos starre ich ihn an. Das ist jetzt nicht sein ernst. Er hält seine neugeborenen Babys im Arm und denkt jetzt schon darüber nach, welcher von ihnen sein Leben nach dämlichen Vorschriften richten muss??

»Clayden, ich glaube du vergisst wer ich bin und woher ich komme. Du wirst nicht meine Kinder nach den Bedingungen des Rudels aufziehen sondern so wie es am besten für sie ist. Sie sollen alle Möglichkeiten bekommen die wir ihnen geben können! Ich will nicht dass die beiden von Anfang an in eine Rolle gedrängt werden die sie vielleicht nicht wollen!«

»Müssen wir diese Diskussion wirklich führen? Ich bin Alpha, du bist Luna, das sind unsere Kinder. Es ist nunmal so vorgesehen dass... «

»Nein Clayden, geh. Du machst mir jetzt nicht die ersten Stunden mit meinen Kindern kaputt. Entweder du lässt dieses nervige und unnötige Thema und reißt dich zusammen oder du gehst raus.«

Okay, das war vielleicht ein bisschen hart. Clayden starrt mich sauer an. Na toll. Erster Familienstreit.

»Es ist wie es ist und wir sind wer wir sind. Ich glaube eher du musst dich mal zusammenreißen und akzeptieren wer du geworden bist. Du bist nicht mehr das impulsive, ständig wegrennende, aggressive Balg.«

Wie bitte? Wie hat er mich gerade genannt. Vor schreck bleibt mir die Luft weg. Seine Worte treffen mich wie ein Schlag ins Gesicht.

Wortlos deute ich zur Tür. Ich habe für heute genug von ihm. Tränen steigen mir in die Augen.

Clayden legt Samuel neben Jacob, der mittlerweile in meinem Arm eingeschlafen ist und verlässt geladen den Raum.

So gefasst wie möglich streichele ich den kleinen Samuel bis auch er müde die Augen zu macht. Dann reibe ich mir gestresst die Schläfe. Toll dass die Babys gleich an ihrem ersten Lebenstag einen Streit ihrer Eltern mitbekommen müssen.

Dave tritt zu mir und lächelt mir aufmunternd zu. Ich versuche sein Lächeln zu erwidern, scheitere jedoch kläglich.

»Wenn ich ehrlich bin hatte ich mich schon gewundert dass ihr so lange nicht gestritten habt. Ist natürlich ein bisschen blöd gelaufen in der Situation aber es war zu erwarten. So seid ihr nunmal. Das wird schon wieder.«

Dankbar nicke ich. Er hat recht. Noch vor ein paar Monaten haben wir jeden Tag über das unnötigste Zeug gestritten und jetzt kommt es höchstens einmal in der Woche vor dass wir uns nicht ganz einig sind.

Es war zu erwarten. Diese Worte öffnen mir die Augen. Ich sage seit Wochen ich will das beste für meine Kinder und ihnen alle Möglichkeiten offen halten, doch wie soll das funktionieren, wenn sie ständig daneben sitzen müssen wenn sich ihre Eltern streiten?

Nachdenklich betrachte ich meine Babys. Sie haben so ein Leben nicht verdient. Sie haben es verdient, behütet und friedlich aufzuwachsen, sich in jede mögliche Richtung entwickeln zu können. Das können sie hier nicht.

Mein Entschluss steht. In den letzten Wochen hatte ich zwar Zweifel bekommen ob die beiden im Rudel nicht doch gut aufgehoben wären aber dem ist nicht so, das ist mir jetzt klar.

Sobald die beiden ein wenig größer sind und ich mich alleine um beide kümmern kann bin ich weg hier. Diesmal für immer.


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GuMo ihr Lieben,

Tja, was soll ich sagen. Dieses Buch neigt sich langsam dem Ende zu. Es wird wie beim ersten Teil 40 Kapitel geben, dazu Prolog und Epilog.

Das Bedeutet, es fehlen nur noch zwei Kapitel und der Epilog, bis dieses Buch zu Ende ist.

Wünsche euch einen schönen Start ins Wochenende.

Peace out,
Neli :)

One wolve here and a half wolve there [2]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt