Es war ein trüber Tag, obwohl eigentlich Hochsommer sein sollte und fast 40 Grad für heute gemeldet worden waren. Davon spürte man jedoch gar nichts, der Himmel war verhangen und ein kühler Wind wehte. Trotzdem saß eine junge Frau bei diesem Wetter draußen in der Wiese am Fluss Salzach in St. Johann im Pongau, einem Örtchen im schönen Österreich. Dort wo sie sich befand stand gar nicht weit weg die Basis von Medicopter 117, dort arbeitete die Frau auch.
Ihr Name war Biggi Schwerin. Eigentlich hieß sie Brigitte, aber jeder nannte sie einfach nur Biggi und das war ihr auch ganz recht.
Die 30-Jährige liebte ihren Beruf als Pilotin und war eigentlich immer ganz lebensfroh gewesen. Aber das hatte sich schlagartig geändert, seit einem grausamen Unglück vor einem Jahr war nichts mehr wie es mal war.
Biggi wusste nicht wie lange sie bereits da saß, das Wasser anstarrte und mit der rechten Hand Grashalme aus der Erde zupfte. Es bildete sich ein immer größer werdender kahler Fleck neben ihr auf dem Boden und dafür wurde das Grashäufchen daneben immer hörer.
Die Pilotin war aufgewühlt und das trübe Wetter passte zu ihrer Stimmung. Es würde heute noch regnen, das ahnte Biggi, aber es war ihr gleichgültig. Selbst der kalte Wind, der immer stärker wurde, störte sie nicht. Mit ihren Gedanken war sie nämlich ganz woanders.
Vor ihrem inneren Auge spielten sich pausenlos Bilder einer Katastrophe ab, die heute auf den Tag genau ein Jahr her war. Heute vor einem Jahr war Thomas Wächter, ihr langjähriger Kollege und Freund, auf tragische Weise ums Leben gekommen. Der Mann, für den sie mehr empfunden hatte als all ihre Kollegen ahnten und der sie hatte abblitzen lassen. Damals, als sie ihm geholfen hatte den Helikopter zu reparieren, da hatte er ihr offenbart das er für mehr als Freundschaft nicht bereit war.
Umso mehr hatte Biggi diese Freundschaft gebraucht und Thomas hatte sie niemals hängen lassen. Und jetzt war er weg, für immer, unwiederbringlich und hatte mit seinem Ableben ein tiefes Loch im Dasein der jungen Pilotin hinterlassen. Ein Loch das mit der Zeit eher größer zu werden schien, anstatt sich langsam wieder zu schließen.
Biggi konnte die Tränen nun nicht mehr zurück halten und somit bahnten sie sich ihren Weg über ihr Gesicht. Zu schmerzhaft waren all die Erinnerungen an Thomas, die nun wieder erwachten, lebendiger als je zuvor. Nie wieder würde sie ihn lachen sehen, nie wieder seine Stimme hören und ihm nie wieder in die Augen schauen können.
'Seine Augen!', dachte Biggi und schluchzte auf. Wie sie diese blauen, strahlenden Augen vermisste die sie insgeheim immer mit den schönsten Bergseen in Österreich verglichen hatte. All das was Thomas ausgemacht hatte, war nun unwiederbringlich verloren.
Sie sah nun die Szene vor sich, als das innere des Berges in Flammen aufgegangen war und dann wie ihre Kollegen nach schier endloser Suche in der Feuerhölle nur noch Thomas' Helm hatten bergen können. Dieser lag nun bei seinem rechtmäßigen Besitzer unter der Erde.
Auch die Beerdigung war nicht leicht gewesen, Biggi hätte in sich zusammen brechen können, hatte aber stark sein wollen für ihre Kollegen und für Lisa und Laura. Die Mädels von Thomas, die vor ein paar Jahren erst ihre Mutter und nun vor einem Jahr auch ihren geliebten Paps verloren hatten.
Michael, der totgeglaubt in den Zeugenschutz zurückgegangen war, hatte sie auf dem Friedhof das letzte Mal gesehen. Er hatte überlebt, weil Thomas ihn gerettet und sein Leben für seinen besten Freund geopfert hatte. Man hatte ihm eine Falle gestellt und beinahe wären sie beide raus gekommen, aber eben nur beinahe.
Biggi ließ nun von dem Gras ab und fuhr sich mit dem Ärmel über ihre Wangen. Wenn ihre Kollegen vom Einsatz zurückkehrten, dann begann ihre Schicht und sie hatte sich noch nicht mal umgezogen. Sie war schnurstracks hierher gekommen, an den kleinen Fluss an dem sie Thomas nach Gabis Tod ihr Herz ausgeschüttet hatte.
Und schlagartig wurde Biggi klar, wie viele Menschen, die ihr unfassbar viel bedeutet hatten, sie die letzten Jahre verloren hatte.
Da war Gabriele, die Vorgängerin von Karin und ihre beste Freundin, anschließend war Ralf gegangen, dann Michael und letztendlich Thomas. Immer mehr Tränen kullerten Biggi das Gesicht hinunter.
Das Leben meinte es offenbar nicht gut mit ihr und immer wieder stelle sie sich nur eine Frage.. Warum?
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We belong together...
FanfictionDie Geschichte setzt an die Folge "Flucht ohne Wiederkehr" an, in der Thomas bei einer Explosion in einem Bergwerk ums Leben kommt und Michael zurück in den Zeugenschutz muss. Seitdem ist ein Jahr vergangen und von allen Beteiligten ist es Biggi, di...