Als er wenige Stunden später erwachte, war es draußen bereits hell und das Gewitter war vorüber. Thomas sah zuerst nach Biggi, die immer noch eng an ihn gekuschelt da lag und seelenruhig schlief. Thomas lächelte. Sie war nicht einmal wach geworden, das hätte er nämlich gemerkt, da er selbst nicht tief geschlafen hatte. Sein Unterbewusstsein hatte ihm wohl sagen wollen, dass er trotz der Müdigkeit wachsam bleiben musste. Vor ihnen lag eine anstrengende Zeit. Biggi musste den Willen aufbringen können gesund zu werden und Thomas musste aufpassen, dass sie nichts unüberlegtes tat. Jedenfalls nicht nochmal.
Eine ganze Weile blieb Thomas noch liegen und genoss die Wärme, die auch ihn eingehüllt hatte. Er dachte dabei nach und zwar darüber, wie er weiter verfahren sollte. Erstmal mussten sie sich hier ein wenig einrichten, um sich hier wohlfühlen zu können. Dafür brauchten sie die Koffer und die anderen Sachen, die Thomas gestern im Auto gelassen hatte.
Vielleicht war jetzt die beste Chance um die Sachen zu holen, schließlich schlief Biggi ja noch. Vielleicht hatte er Glück und würde zurück sein, ehe sie wach wurde. Sowohl er als auch sie brauchten wenigstens Klamotten zum wechseln und Essen sollten sie dann auch etwas. Thomas entschloss sich dann dazu aufzustehen, obwohl er noch ewig bei Biggi hätte liegen bleiben können. Behutsam befreite er sich aus ihrer Umklammerung und hatte es schon aus dem Bett geschafft, als Biggi sich rührte und die Augen öffnete. Ganz wach war sie aber nicht.
"Ich geh eben schnell die Sachen aus dem Auto holen.", teilte er Biggi mit, die das aber wahrscheinlich nicht wahr nahm. "Lass dich von mir aber nicht stören, schlaf einfach weiter. Ich bin bald wieder da.", flüsterte Thomas deshalb und deckte Biggi wieder anständig zu. "Schlaf weiter.", sagte er nochmals und strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht.
Biggi schloss die Augen wieder und Thomas blieb so lange noch auf dem Boden neben ihr sitzen, bis er sich sicher sein konnte, dass Biggi tatsächlich wieder fest eingeschlafen war. Er ließ es sich nicht nehmen, ihr einen Kuss auf die Stirn zu hauchen, bevor er auf stand und ins Bad ging.
Als Thomas sich seine noch feuchten Klamotten angezogen hatte, suchte er alles zusammen was er brauchte und legte neues Holz ins Feuer. Wenig später verließ er die Hütte. Zur Sicherheit schloss er die Tür ab. Er wollte Biggi nicht einsperren, aber nachdem was gestern passiert war hatte er keine andere Wahl. Anschließend lief er los. Er würde mehrmals laufen müssen, wenn er alles in die Hütte hinauf tragen wollte. Und da sie nun mal alles brauchten, blieb ihm nichts anderes übrig.
Der Boden war immer noch ziemlich aufgeweicht, aber das Wetter war inzwischen wieder sehr schön und in der Sonne trocknete seine Kleidung völligst, bis er das Auto erreicht hatte. Er schloss es auf, entnahm zunächst den Korb mit dem Essen und schloss es wieder zu. Thomas bezweifelte zwar, dass irgendjemand vorbei kommen und das Auto stehlen könnte, wollte diese Situation allerdings auch nicht herausfordern.
Er lief den Berg wieder hinauf und stellte den Korb zunächst vor der Hütte ab, dann lief er wieder hinunter um den ersten Koffer zu holen. Thomas beeilte sich, damit Biggi sein Verschwinden nicht bemerkte.
Jedoch schreckte Biggi bald darauf aus dem Schlaf auf, da sie spürte, dass keiner mehr bei ihr war. Oder eher deshalb, weil sie geträumt hatte sie würde noch immer im Wald liegen und erfrieren. Panisch sah sie sich um, aber sie war nicht im Wald. Sie lag eingewickelt in die dicke Bettdecke in ihrem Nest aus Decken und Kissen auf dem Boden. Das beruhigte sie, bis sie merkte das Thomas nicht da war.
"Thomas?", rief Biggi, doch eine Antwort von ihm kam nicht. Daran, dass er ihr Bescheid gegeben hatte wo er hin ging, konnte sie sich nicht erinnern. Biggi bemerkte, dass sie ein wenig Halsschmerzen hatte und auch musste sie plötzlich niesen. Außerdem tat ihr sowieso alles weh. Das fand sie jedoch nicht so relevant wie die Tatsache, dass Thomas nicht bei ihr war. Panik stieg in ihr auf. War Thomas etwa abgehauen und hatte sie hier zurück gelassen? Allein, irgendwo in den Bergen? Nachdem was sie gestern getan hatte glaubte sie das nämlich. Und Biggi litt so unter Verlustangst, dass sie keine andere Möglichkeit in Betracht zog. 'Er ist weg!', dachte sie panisch und schluchzte auf.
Biggi stand eilig auf und lief einmal durch die ganze Hütte. Thomas war wirklich nirgendwo zu finden und auch seine Klamotten und Schlüssel waren weg, genau wie sein Handy. Alles sah für sie danach aus, als wäre er wirklich abgehauen.
Biggi rannte zur Tür und versuchte sie zu öffnen, allerdings war sie abgeschlossen. Sie hämmerte dagegen, rief nach Thomas, jedoch kam keine Reaktion. Sie war in der Hütte eingesperrt. Allein. Biggi begann zu weinen und zu schreien. Wieder und wieder schlug sie gegen die Tür, die aber nicht nach gab.
"Thomas!", schrie Biggi. Doch dieser konnte sie nicht hören, jedenfalls noch nicht. Er hatte gerade den letzten Koffer geholt und befand sich nun wieder auf dem Rückweg zur Hütte. Er hatte noch schnell zu Hause angerufen, um Bescheid zu geben, dass alles soweit in Ordnung war und war fest davon überzeugt das Biggi noch schlief.
Als er die Hütte allerdings fast erreicht hatte, hörte er plötzlich Schreie. Diese stammten unverkennbar von Biggi und Thomas nahm die Beine in die Hand.
Biggi war von dem ganzen klopfen und rufen ganz schlecht geworden. Sie war verletzt, was sich nun wieder bemerkbar machte. Trotzdem wollte sie allein definitiv nicht hier bleiben, weshalb sie nach einem anderen Ausgang suchte. Sie fand keinen und auf die Idee, durch ein Fenster zu klettern, kam sie in ihrem Delirium gar nicht.
Sie kehrte zur Tür zurück, schrie und klopfte erneut dagegen. Keiner war da. Biggi hatte nur noch die Tatsache im Kopf, wieder verlassen worden zu sein. Erschöpft lehnte sie sich an die Wand und da ihre Beine nach gaben, rutschte sie langsam hinunter auf den Boden.
Thomas hatte die Hütte derweil erreicht und schloss schnell die Tür auf. "Biggi?!", rief er und trat ein. Er hörte nur ein Schluchzen und sah Biggi ein Stück neben der Tür auf dem Boden sitzen. Sie war vollkommen aufgelöst und Thomas konnte sich erst nicht erklären warum.
Biggi kratzte sich wieder und schnell ging Thomas zu ihr, um ihre Arme festzuhalten. "Biggi, hey!" Sie blickte auf. "Was ist los?", fragte Thomas. "Thomas?", fragte Biggi aufgelöst. "Natürlich, wer denn sonst?" Thomas war irritiert. "Thomas!", schluchzte Biggi nur seinen Namen und fiel ihm weinend um den Hals.
Thomas wusste gerade nicht, was Biggis erneuten Gefühlsausbruch ausgelöst haben konnte. Er dachte zunächst an einen Alptraum und damit lag er gar nicht so falsch, aber es steckte mehr dahinter. Thomas drückte Biggi ein wenig von sich und nahm ihr Gesicht in seine Hände. Es war tränenüberströmt.
"Biggi, schau mich an!", forderte Thomas, da Biggi sich auf alles konzentrierte nur nicht auf ihn. "Schau mich an!", wiederholte er und zwang sie nun ein wenig dazu dem was er sagte Folge zu leisten. "Tho.. Thomas!", schluchzte Biggi erneut. "Ich bin's, natürlich bin ich es!", sagte Thomas eindringlich. "Du.. du.." Biggi bekam vor lauter Schluchzen kaum noch Luft. "Schhh, schhh, ganz ruhig.", sagte Thomas so gelassen es ihm möglich war. "Beruhige dich, tief durchatmen."
Allerdings schaffe Biggi es nicht von selbst, ihre Atmung wieder unter Kontrolle zu bringen. "Biggi, hör mir zu. Mach es genauso wie ich, verstanden? Tief einatmen." Thomas machte es vor, Biggi machte es nach. "Und wieder aus." Das wiederholte Thomas einige Male, bis Biggi es von alleine konnte.
"Du.. du warst.. weg!", schluchzte Biggi. "Ich bin.. aufgewacht und.. und du.. warst weg!", meinte Biggi vorwurfsvoll. "Du.. warst nicht mehr da! Ic.. ich dachte du.. du.." Sie beendete ihren Satz nicht, Thomas wusste aber dennoch was sie sagen wollte. "Du dachtest ich hätte dich hier alleine gelassen.", schlussfolgerte er und Biggi nickte nur.
"Ach Biggilein!" Thomas strich ihr mit dem Daumen eine Träne von der Wange. "Ich hab dir doch Bescheid gesagt.", meinte er doch Biggi schüttelte den Kopf. "Hast du.. nicht!", leugnete sie. "Du warst einfach nicht.. mehr da! Wie damals! Du warst einfach weg! Aber du.. du darfst nicht weggehen!" Biggi war nach wie vor sehr aufgelöst. "Bitte geh nicht weg, lass.. mich.. nicht alleine! Nicht nochmal, das.. darfst du nicht! Verlass mich nicht, ich flehe dich an! Es tut mir.. leid was ich dir zu dir gesagt oder dir angetan habe, nur bitte.. bleib bei mir! Ich hab solche Angst.. ständig nur noch Angst!"
Thomas kamen nun ebenfalls die Tränen und er nahm Biggi fest in den Arm. "Ich bin doch hier!", sagte er mit zittriger Stimme. "Und ich gehe auch nicht mehr weg, nie wieder!" Thomas fragte sich, wie er Biggi das nur beweisen konnte. Das er bei ihr war und nicht mehr weg ging. Er hätte nicht einfach losgehen sollen, aber er hatte ja auch nicht ahnen können das Biggi gleich dachte er hätte sie alleine gelassen. Oder doch, er hätte es ahnen können, hatte aber gehofft wie würde einfach weiter schlafen und sein Verschwinden nicht bemerken. Sie hatte nicht gehört, als er ihr Bescheid gesagt hatte und musste offensichtlich einen riesen Schreck bekommen haben als sie aufgewacht war. Jetzt bekam er die Quittung dafür. Aber irgendwie zeigte es ihm ja auch, dass Biggi anfing ihm wieder zu vertrauen, obwohl ihre Reaktion doch etwas heftig war.
"Es tut mir leid, ich hätte mich vergewissern sollen das du mich wirklich gehört hast. Nur Biggi, ich werde dich nie wieder alleine lassen.", versprach Thomas. "Ich habe diesen Fehler einmal gemacht und ab jetzt kannst du davon ausgehen, dass ich wieder kommen werde. Immer. Erst wenn du mich irgendwann wirklich nicht mehr um dich haben willst, dann werde ich gehen. Aber solange du mich nicht weg schickst, werde ich bleiben."
Biggi beruhigte sich allmählich. "Du sollst bleiben!", schluchzte sie. "Hier bei mir!" Thomas konnte einige Tränen nicht mehr aufhalten. "Dann bleibe ich und zusammen schaffen wir das.", sagte er entschlossen. "Und du brauchst keine Angst zu haben, weil ich nicht zulassen werde, dass man dir nochmal weh tut. Deshalb hör auf zu weinen.", meinte Thomas und strich Biggi erneut die Tränen von den Wangen. "Du weinst doch auch.", stellte Biggi fest. "Ich hab was im Auge.", log Thomas und brauchte Biggi damit zum lachen.
"So gefällt mir das schon besser.", meinte Thomas. "Und jetzt kommen wir erstmal wieder runter. Ab sofort werde ich dir aber jedes Mal sagen wohin ich gehe, wenn dich das beruhigt." Biggi nickte. "In Ordnung. Also.. ich gehe jetzt die Koffer rein holen und dann kannst du dir was anständiges anziehen. Es sei denn, du willst auf ewig im Bademantel rum rennen. Vielleicht schaue ich mir gleich mal deine Verletzungen an, danach mache ich dann Frühstück."
Thomas drückte Biggi nochmal fest, ehe er dann aufstand und Biggi ebenfalls auf die Beine half.
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We belong together...
FanfictionDie Geschichte setzt an die Folge "Flucht ohne Wiederkehr" an, in der Thomas bei einer Explosion in einem Bergwerk ums Leben kommt und Michael zurück in den Zeugenschutz muss. Seitdem ist ein Jahr vergangen und von allen Beteiligten ist es Biggi, di...