Kapitel 30

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Biggi schrie vor Entsetzen auf. "Thomas!", kreischte sie und rechnete schon fest damit, dass ihrem Leben gleich ein Ende gesetzt wurde. Sie hoffte nur, dass sie während dem Fall irgendwie ohnmächtig wurde und den harten Aufprall nicht mehr mitbekommen musste.
Doch Thomas reagierte blitzschnell und warf sich auf den Boden. Er schaffte es gerade noch das eine Handgelenk von Biggi zu fassen zu kriegen. Dadurch hing er jetzt allerdings auch mit dem halben Oberkörper über dem Vorsprung und sah Biggi frei in der Luft hängen. Nur seine Hand hielt sie fest und das war eine verdammt unsichere Angelegenheit. Sie waren beide nass und deshalb drohte ihr Handgelenk aus seinem Griff zu rutschen.
Als Biggi merkte, dass sie nicht fiel, machte sie die Augen auf und blickte nach oben. Das Mondlicht reichte gerade aus, damit sich die beiden ihre Gesichter sehen konnten. Thomas sah die Todesangst in Biggis braunen Augen.
"Ich hab dich!", sagte er und spürte wie Biggi sich fest an sein Handgelenk klammerte. So war der Griff gleich viel fester, aber dennoch würde es nicht lange ausreichen. "Lass mich nicht fallen!", schluchzte Biggi verzweifelt. "Niemals!", antwortete Thomas und sah diese Antwort gleich als Versprechen an. "Ich hab dich und ich lasse dich nicht los!", versicherte Thomas Biggi nochmal. Thomas versuchte Biggi nach oben zu ziehen, jedoch reichte die eine Umklammerung dafür nicht aus. Thomas war kräftig, aber die Umstände machten es ihm schwer.
"Gib mir deine andere Hand auch noch!", befahl Thomas und streckte Biggi seinen zweiten Arm entgegen. Sie bekam ihn zu fassen und Thomas versuchte erneut Biggi hoch zu ziehen. Gleichzeitig musste er aufpassen selbst nicht den Halt zu verlieren. Stück für Stück kroch er rückwärts und als Biggi weit genug auf festen Untergrund lag, sprang Thomas auf und zog sie  gänzlich vom Abgrund weg.
Sofort ließ er sich wieder auf den Boden nieder und nahm Biggi fest in den Arm. Die Pilotin weinte bitterlich und klammerte sich an ihn. "Ich hab dich, keine Sorge!", stieß Thomas hervor. "Ich hab dich!" Erleichtert küsste Thomas Biggis Stirn, es war einfach ein Reflex. Kurz hatte Thomas wirklich geglaubt er würde Biggi verlieren. Unwiderruflich.
Zum zweiten Mal an einem Tag hatte Thomas Biggi nun beinahe sterben sehen, wobei ihm die Sache im Badezimmer nun definitiv harmloser vor kam als das hier gerade. "Thomas!", schluchzte Biggi und er drückte sie noch fester an sich. "Ich bin hier, alles ist gut!", antwortete Thomas und kämpfte selbst mit den Tränen. "Du bist so verrückt, weißt du das?!", wollte er von Biggi wissen. "Du hättest drauf gehen können, verdammt nochmal!"
Biggi weinte daraufhin nur noch mehr. "Es.. es tut mir.. le.. leid!", stammelte Biggi unter Tränen. "Das weiß ich doch, Mensch!", antwortete Thomas. "Das weiß ich doch!" Er wusste, dass Biggi nicht bei klarem Verstand war. Solche Aktionen kamen von ihrem geschädigten Unterbewusstsein, das ihr das falsche Gefühl gab ständig in Gefahr zu sein und niemandem trauen zu können. "Ich will das.. alles doch gar nicht.. ich.." Biggi bekam vor lauter Schluchzen kaum noch Luft. "Bitte.. bitte hass mich.. nicht!"
Thomas zerriss es abermals das Herz, das Biggi so viel Leid ertragen musste. "Das könnte ich nie!", erwiderte er und küsste ihren Scheitel. Ihren Kopf drückte sie fest an seinen Oberkörper. Biggis Haare waren pitschnass genau wie der Rest ihres Körpers und Thomas war ebenfalls vollkommen durchnässt. Der Regen hatte inzwischen auch nicht aufgehört.
"Bringst.. du mich.. jetzt weg?", fragte Biggi ängstlich und Thomas wusste genau worauf sie hinaus wollte. "Aber nein, auf keinen Fall!", versicherte Thomas ihr. "Du bleibst bei mir und gemeinsam kriegen wir das hin. Ich bringe dich nicht in die Klinik, Ehrenwort!", fügte er hinzu. "Aber dafür musst du mich dir jetzt helfen lassen, verstanden?! Du darfst nicht nochmal abhauen, hörst du?!" Thomas hielt Biggi ein wenig von sich und trotz der Dunkelheit konnten sie in die Augen des jeweils anderen sehen.
"Werde.. ich nicht!" Es klang so aufrichtig, dass Thomas ihr einfach glauben musste. "Hoffentlich, weil ansonsten muss das mit der Klinik sein!", stellte Thomas klar. "Und jetzt beruhige dich.", sagte Thomas und nahm Biggi wieder in den Arm. Sie zitterte. Thomas war sicher, dass Biggi frieren musste und deshalb musste er sie schleunigst zurück in die Hütte bringen.
Er wartete ab, bis Biggi sich einigermaßen beruhigt hatte. "Bist du verletzt?", wollte er dann von ihr wissen. "Ich.. glaube ich hab ein paar Schürfwunden und eine Platzwunde am Kopf. Vielleicht hab ich auch ein paar Prellungen.", antwortete Biggi ehrlich. "Aber so genau weiß ich es nicht, mir tut eigentlich alles weh."
Thomas nickte und stand dann auf, um die Taschenlampe aufzuheben die ein paar Meter noch immer eingeschaltet neben ihnen auf dem Boden lag. So sah er gleich mehr und entdeckte auch sofort die Wunde an Biggis Stirn, als er sich wieder umwandte. Außerdem erkannte er, dass ihre Kleider teilweise zerrissen und vollkommen verdreckt waren. Aber was das betraf sahen seine wohl kaum besser aus.
"Kannst du aufstehen?", fragte Thomas und Biggi versuchte es, allerdings ohne Erfolg. "Das heißt wohl nein.", meinte Thomas. "Du nimmst die Lampe und ich trag dich.", meinte er zu Biggi. "Schon wieder?", fragte diese und schämte sich ein wenig. "Hast du eine bessere Idee parat?", wollte Thomas wissen und Biggi schüttelte den Kopf. Er schmerzte.
"Dachte ich mir.", sagte Thomas lächelnd und übergab die Taschenlampe an Biggi. Er zog seine Jacke aus und legte sie ihr um die Schultern, ihren Protest überhört er geschickt. Danach nahm er Biggi vom Boden hoch. Sie wirkte irgendwie noch leichter im Vergleich zu heute Mittag, allerdings konnte das kaum möglich sein und Thomas war überzeugt davon sich das nur einzubilden. Er lief los und Biggi merkte nun, dass sie wirklich in Sicherheit war. Selbst das Gewitter machte ihr nun weniger Angst, weil sie wusste, dass Thomas sie beschützte.

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