Kapitel 5

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Einige tausend Kilometer weit weg in den USA, die Österreich sechs Stunden mit der Zeit hinterher hing, sah es ähnlich aus. Auch hier lagen die meisten bereits im Bett, aber für einige begann das Nachtleben nun erst richtig. Andere wiederum hatten es bereits in Rekordzeit hinter sich gebracht und sich jemandem mit nach Hause genommen.
So auch ein Mann, der durch skurrile Umstände dazu gezwungen gewesen war in die USA zu fliehen. Er lebte gemeinsam mit einem Freund und dessen Sohn hier in einem Haus in einer gut bewohnten Gegend. Ihm persönlich ging das alles auf die Nerven. Die Leute, sein Job, einfach alles. Besonders der vergangene Tag hatte ihm wieder vor Augen geführt, dass er hier nicht her gehörte. Ihm fehlte sein altes Leben. Ihm fehlten das richtige Fliegen, seine Kinder, seine alten Kollegen und eine davon besonders. Aber er durfte keinen Kontakt suchen, ansonsten konnte alles auffliegen womit der Zeugenschutz versuchte sein Leben und das seines Freundes zu retten. Nun waren sie nämlich wieder in Sicherheit. Wären sie in ihrer alten Heimat Österreich geblieben, dann hätte man sie umgebracht. Und das war nun ein Jahr her.
Ein ganzes Jahr lebte er bereits hier und schuftete als Lehrer in einem Flugsimulator anstatt als richtiger Helikopterpilot. Er hasste es. Es war einfach nicht das gleiche, nicht zu vergleichen mit dem richtigen Fliegen. Gestern nach der Arbeit war er deprimiert wie er gewesen war und immer noch war in eine Bar gegangen und hatte sich ein paar Drinks genehmigt. Anschließend war er nach Hause gegangen, allerdings nicht allein, wie es öfter vor kam. Den Namen der jungen Frau, mit der er sich bis eben amüsiert hatte, hatte er bereits wieder vergessen. Es ging ihm gar nicht darum jemanden kennenzulernen, mit der er etwas festes anfangen konnte. Er wollte so einfach nur eine Sehnsucht nach einer anderen Frau stillen, besonders jetzt, aber es hatte wieder einmal nicht geklappt.
Das mehr oder weniger fremde Mädel war jetzt erstmal ins Bad gegangen und er setzte sich auf, um sich eine Zigarette aus der Schachtel auf dem Nachtschrank zu nehmen. Er zündete sie an und nahm einen starken Zug. Das erinnerte ihn an etwas und plötzlich hallten Worte in seinem vernebelten Kopf wieder. Eine Unterhaltung, die bereits lange zurück lag. Kurz davor war eine seiner Kolleginnen verunglückt und eine andere war am Boden zerstört gewesen. Genau die, die er jetzt qualvoll vermisste.
Es waren nur wenige Worte. 'Du rauchst?', hatte er sie gefragt und sie hatte erwidert 'Seit heute'. Er hatte sich daraufhin neben sie gesetzt und sich ebenfalls eine Zigarette angesteckt. Sie hatte ihn das gleiche gefragt und er hatte das gleiche erwidert. Und irgendwann hatte sie einfach nur in seinen Armen gelegen, traurig und erschöpft wie sie gewesen war.
Aber als er die Chance gehabt hätte sie für sich zu gewinnen, hatte er gezögert. Er hatte ihr unmissverständlich klar gemacht, dass er nicht mehr als Freundschaft wollte und sie hatte kurz darauf einen anderen Mann kennengelernt. Er hatte also nur etwas für sie empfunden, nicht umgekehrt. Und jetzt saß er hier, ein Jahr nach seiner Flucht und es verging kein Tag an dem er nicht an sie dachte. An ihre kurzen Haare, die ihr etwas freches verliehen. An ihr Lächeln und an ihre Augen. An diese wunderschönen, braunen Rehaugen. Er wusste, dass er sie immer noch liebte, selbst nach dieser langen Zeit. Und nie würde er sie wieder sehen, denn alle in seiner alten Heimat dachten er wäre tot.
Er zog erneut an der Zigarette. In dem Moment kam die Frau wieder. Sie hatte sich nur in eine der Bettdecken gewickelt und kletterte nun wieder zurück ins Bett. Sie war immerhin noch nüchterner als er. "Ihr habt ein schönes Haus.", sagte sie und setzte sich neben ihn, um ihren Kopf auf seine Schulter zu legen. "Und du gefällst mir auch, das gerade war sehr schön.", flüsterte sie ihm ins Ohr und küsste ihn daraufhin auf die Wange. Sie wäre noch weiter gegangen, das wusste er, aber er wollte es nicht nochmal zulassen. Es war immer bei einem Mal geblieben und immer hatte er sich danach schrecklich gefühlt, als hätte er die Frau die er aufrichtig liebte betrogen. Deshalb wich er ihren Annäherungsversuchen aus. "Ja, war nett.", meinte er und pustete den Rauch der Zigarette wieder aus. "Aber du solltest jetzt gehen.", fügte er tonlos hinzu.
Die Frau verstand erst nicht so richtig. "Wie ich soll gehen?", fragte sie ihn. "Gehen, was verstehst du da nicht dran? Die Flatter machen, verschwinden, das Weite suchen.", bekam sie als Antwort. "Das is jetzt doch nicht dein Ernst!" Sie war geschockt. "Doch, schau das du abziehst. Es war nett, wie gesagt, aber wiederholen wird sich da gar nichts!" Er zog erneut an der zur Hälfte gerauchten Zigarette. "Sag mal.. Es war nett?! Nur nett?! Was bist du eigentlich für ein riesen Arschloch?!", schrie sie. "Eins das dich jetzt raus schmeißt. Aber Danke trotzdem.. ähm.." Ihm fiel der Name tatsächlich gar nicht mehr ein. "Sag nicht du hast dir nicht mal meinen Namen gemerkt!", rief sie aufgebracht. "Ich fass es nicht!" Sie hüpfte regelrecht aus dem Bett und raffte ihre Klamotten zusammen. "Vergiss deinen Schlüpfer nicht. Die letzte hat gedacht ich kaufe ihr deshalb hinterher, nimm ihn gleich mit und gut is. Der landet eh im Müll." Er verhielt sich wirklich wie dad letzte Arschloch, aber nur damit er das Mädel wieder los bekam. Sie zog sich schnell alles über. "Glaub ja nicht, dass ich dich nochmal sehen will! Und mein Name ist Alina, du Drecksack!" Als diese Worte ausgesprochen waren und wieder angezogen war, rannte sie aus dem Zimmer.
"Tür zu!", rief er ihr hinterher. "Leck mich!", schrie sie zurück. Thomas lachte. "Einmal und nie wieder.", murmelte er und drückte die Zigarette im Aschenbecher auf dem Schrank neben sich aus. Er ließ sich wieder ins Kissen fallen, wieder fühlte er sich mies. Aber sie hätte sich nicht drauf einlassen müssen und er verstand sowieso nicht warum hier alle dachten einmal Sex und das bedeutet man heiratet und gründet eine Familie. Trotzdem, so war er doch eigentlich nicht. Aber er wusste, dass er nie eine Frau finden würde die der einen ähnlich war. Nur sie wollte er wirklich, keine andere. Er dachte immer an sie, selbst wenn eine andere Frau bei ihm war, jede Sekunde. Nichts ließ zu, dass er sie vergessen konnte, nicht mal für einen Augenblick. Und da waren sie wieder, die Schuldgefühle, die er jedes mal verspürte. Obwohl die eine nichts davon wusste, schließlich war sie viel zu weit weg. Und glücklicher als er, das hoffte er für sie.
Das es ihr ebenfalls total mies ging konnte er ja nicht wissen. Während er liegen geblieben war, stolperte Alina die Treppe hinunter. Sie war wütend und fühlte sich ausgenutzt. Dabei war der Typ eigentlich ganz nett gewesen, in der Bar wo sie sich kennengelernt hatten. Aber sie wollte nur noch hier weg. Gerade als sie die Haustür erreicht hatte, kam ein anderer Mann herein. Die Beiden wären beinahe zusammen gestoßen. "Hoppla, warum so eilig?" Aber die Frau schubste ihn zuerst aus dem Weg. "Fragen sie das Arschloch da oben!", schrie sie und trat hinaus. Er blickte ihr nach und seufzte. "Da komme ich von einer 24 Stunden Schicht nach Hause und der Trottel hat nichts besseres zu tun als die nächste in den Wind zu schießen!", schimpfte er und ging in die Küche.
Es war eine anstrengende Schicht gewesen, in dem kleinen Privatkrankenhaus in dem er arbeitete. In einer anderen Klinik durfte er nicht arbeiten, die Gefahr aufzufliegen war zu groß. Ihm war es eigentlich egal, Hauptsache er durfte weiterhin Arzt sein. Eben nur unter einem anderen Namen und nicht mehr als fliegender Notarzt. Das fehlte ihm. Genau wie seine Kollegen und seine Lebensgefährtin ihm fehlte. Alles nur wegen der Mafia, er hätte damals einfach nicht in den OP zurück gehen dürfen. Vor allem aber machte er sich Sorgen um seinen besten Freund, der einen One-Night-Stand nach dem anderen hier anschleppte. So kannte er ihn nicht, aber seit Wochen tat er nichts anderes.
Er beschloss nach ihm zu sehen und ging nach oben. Glücklicherweise war sein Sohn heute Nacht bei Freunden. Ihm gefiel es hier sehr. Die Tür zum Zimmer seines Freundes stand offen. "Kannst du mir mal sagen wer das Mädel da gerade wieder war?!", fiel er gleich mit der Tür ins Haus. "Schon mal was von Anklopfen gehört?!", wollte sein Kumpel wissen. Im Zimmer sah es aus wie nach einer Orgie, er wollte sich gar nicht vorstellen was vor seiner Ankunft hier abgegangen war.
"Thomas, es reicht langsam! Was soll der Scheiß eigentlich?! Mir geht's auch nicht gut mit allem, aber deshalb steige ich doch nicht mit jeder dahergelaufenen in die Kiste! Das muss aufhören!"
Wenn sie unter sich waren nannten sie sich selbstverständlich noch bei ihren eigentlichen Namen. Die neuen waren irgendwie befremdlich, sie gehörten einfach nicht zu ihnen. "Michael, ich hab dich nicht nach deiner Meinung gefragt!", entgegnete Thomas. "Is mir egal, ich sag sie dir trotzdem! Wie viel Alk war's heute, mh? Anscheinend einiges, weil die Weiber die du anschleppst werden immer niveauloser!" Er hatte Alina nur diesen kurzen Augenblick gesehen und sie war ihm sofort unsympathisch gewesen. "Wenn du schon nach einer Frau suchst, dann mach es wie früher! Lern eine langsam kennen, lad sie zum Essen ein, aber um Gottes Willen hör auf aus dieser Bude ein Bordell zu machen!", redete Michael Thomas ins Gewissen. Jedoch prallte das einfach an ihm ab. "Ich such doch überhaupt nichts! Du bist doch nur eifersüchtig, weil ich meinen Spaß habe während du keine ab bekommst!", schrie Thomas zurück. "Du bist doch nicht mehr ganz dicht!", schrie Michael daraufhin. "Du solltest dich schämen, hast du dich mal angeschaut?! Wird rasieren jetzt neuerdings überbewertet?! Komm mal wieder klar, ey!" Michael verließ das Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu.
Das tat Thomas in den Ohren weh. "Die Tür hat eine Klinke!", brüllte er hinterher und richtete sich auf. Sein Zimmer sah wirklich aus wie der reinste Schweinestall und missmutig fasste er sich ins Gesicht. Eine Rasur hatte er wohl wirklich bitter nötig. Und hier musste er auch aufräumen, Michael hatte nicht ganz Unrecht. Er sollte sich tatsächlich schämen. Hier und da standen Bierflaschen herum, Klamotten lagen auf dem Boden verteilt. Thomas schnappte sich seine Boxershorts und zog sie an. Dann holte er frische Klamotten aus seinem Schrank und ging ins Bad. Er brauchte jetzt eine Dusche, um wieder klar zu werden. Schlafen würde er heute Nacht nämlich nicht mehr, so wie es aussah.
Fertig geduscht stellte er sich dann erstmal vor den Spiegel, um sich zu rasieren. Er hatte sich wirklich total gehen lassen, seitdem sie hier lebten. Die Kopfschmerzen hatten aber wenigstens nachgelassen und er fühlte sich wieder einigermaßen nüchtern. Nüchtern genug, um nun die unangenehmen Schmerzen auf seinem Rücken wahr zu nehmen. "Was zum.." Er drehte sich ein Stück weit um, damit er seinen Rücken im Spiegel betrachten konnte. "Ach du Scheiße!", entfuhr es ihm. Sein Rücken war von roten Striemen übersät. Alina hatte ihm die ganze Kehrseite zerkratzt. Thomas fühlte sich wirklich schäbig und er schwor sich, dass das die letzte Frau gewesen sein sollte. Für eine lange Zeit wollte er keine mehr kennenlernen, geschweige denn mit nach Hause nehmen und körperliche Nähe austauschen. Obwohl das nie etwas damit zu tun gehabt hatte, schließlich hatte er nur ein Ziel verfolgt, eine andere zu vergessen. Vielleicht würde er nie wieder eine andere Frau finden, aber das war ihm gleichgültig. Er wollte schließlich nur eine.
Thomas zog sich an, räumte das Bad auf und ging dann hinunter in die Küche. Dort saß Michael am Esstisch und genehmigte sich nach seinem langen Tag in der Klinik ein Bier. Thomas war nicht danach, er setzte sich einfach zu seinen Freund. "Wow, der Herr hat geduscht und sich das Fell geschoren.", meinte Michael und nahm einen Schluck aus der Flasche. "Haha, sehr lustig! Heute nen Clown gefrühstückt?", entgegnete Thomas gereizt mir einer rhetorischen Frage. "Nö, wie immer nur ein Käffchen.", erwiderte Michael grinsend. "Ich find's außerdem gut, du siehst endlich mal wieder aus wie ein Mensch." Thomas zuckte mit den Schultern. "Fühl mich aber nicht so.", gestand er. "Tja, Alkohol in deinem Alter führt manchmal zu ungeahnten Nebenwirkungen.", zog Michael seinen Kumpel auf. "Das hat doch nichts mit dem Alk zu tun!", stellte Thomas klar. "Dann bleibt nur noch eins.", meinte Michael. "Die Nummer mit der Kleinen war wohl nicht der Bringer, was?", vermutete Michael. "War ehrlich gesagt genauso scheiße wie mit den ganzen anderen Weibern.", gab Thomas nun zu. Das hatte Michael bereits geahnt, aber ihn dennoch machen lassen, er hätte sowieso nicht auf ihn gehört."Ich hätte es dir ja gleich gesagt, aber du machst ja sowieso immer was du willst.", meinte Michael deshalb. "Und um eine andere Frau zu vergessen ist das eh nicht der richtige Weg, aber das weißt du hoffentlich jetzt selber." Thomas sah ihn an. "Wie meinst du das jetzt?", fragte er Michael. Aber er wusste bereits was in Thomas vor ging, auffälliger hätte er es die letzte Zeit kaum machen können.
"Wie ich es gesagt hab.", antwortete Michael. "Und ich weiß sogar wer deine besagte Frau ist.", sprach Michael weiter. "Kurze, braun-rote Haare.. große, braune Rehaugen.. eher zierlich.. Pilotin.." Michael hätte noch ewig weitere Merkmale aufzählen können, aber er beließ es lieber erstmal dabei. "Wann genau wolltest du mir sagen, dass du dich in Biggi verschossen hast?", fragte Michael. "Besser gefragt.. Wann genau hast du dich in Biggi verschossen?", korrigierte Michael sich.
Er war ja bevor Thomas mitgekommen war bereits einige Monate im Ausland gewesen, da hatte er nichts mitbekommen. "Ich bin nicht in Biggi verschossen!", leugnete Thomas. "Ach Nein? Dann starrst du das Bild von ihr, das du ununterbrochen in deinem Geldbeutel mit dir rum schleppst, einfach nur so an wenn du denkst es guckt keiner? Ich bin vielleicht in letzter Zeit oft übermüdet, aber blind bin ich nicht.", stellte Michael klar. "Wie lange geht das also schon?" Thomas antwortete nicht, aber Michael konnte sich alles selbst zusammen reimen. Thomas hatte damals, als Biggi ins Team gekommen war, schon so komisch geschaut. Den Blick hatte Michael sonst nur gesehen, wenn Thomas mit seiner Ex-Frau Vera zusammen gewesen war, als sie noch nicht so viel gestritten hatten. Aber das Thomas sich aufrichtig in Biggi verknallen würde, damit hätte selbst Michael nie gerechnet. Vor allem da sie jahrelang zusammen gearbeitet hatten, ohne das irgendwas zustande gekommen war.
"Thomas, mir kannst du es doch sagen wenn du dich deswegen so bescheuert verhälst. Ich vermisse Karin auch, aber das ist noch lange kein Grund zum Aufreißer zu mutieren." Thomas schwieg weiterhin. Obwohl es auch keinen Unterschied machte, Michael war ihm offenbar schon länger auf die Schliche gekommen und Thomas fühlte sich damit gar nicht wohl.
Das war auch der Grund, warum Thomas nun aufstand. Er wollte jetzt nicht reden. Er hatte geglaubt er könnte es, deshalb war er auch runter gekommen. Aber in Wirklichkeit konnte er es nicht, nun da Michael ihn überrumpelt hatte und ihn mit der Wahrheit konfrontierte. Mit einer Wahrheit, die sein bester Freund ohne das zu tun von Thomas erraten hatte. "Wohin gehst du?", fragte Michael seinen Freund. "Ins Bett und das solltest du auch, siehst müde aus. Gute Nacht." Thomas ging ohne eine Antwort abzuwarten nach oben, zurück in sein Zimmer. Michael blickte Thomas hinterher. So niedergeschlagen und durch den Wind hatte Michael ihn nur wenige Male gesehen. Er war nun fest davon überzeugt, dass Thomas diese Sachen mit den Frauen bereute. Sich aber eingestehen, in eine Frau verliebt zu sein die für ihn jetzt unerreichbar war, war eine andere Sache. "Mensch Thomas.", murmelte Michael kopfschüttelnd und wollte Thomas erstmal Zeit zum Nachdenken geben. Für sie beide war das Leben hier nicht gerade einfach und natürlich wären sie lieber wieder dort, wo sie im Herzen zu Hause waren.
Aber damit sie das Zeugenschutzprogramm verlassen durften, mussten diejenigen die ihnen nach dem Leben trachteten von der Bildfläche verschwinden und das konnte dauern. Sie mussten sich damit abfinden auf Lebenszeit hier bleiben zu müssen und jetzt war gerade mal ein Jahr vergangen. Und Thomas fing jetzt schon an verrückt zu werden.
Während Michael sich fragte wohin das Ganze noch führen würde, saß Thomas auf seinem Bett. In der Hand ein Bild, das er nun schon länger im Geldbeutel aufbewahrte. Dementsprechend sah es auch aus. Michael hatte damals ein paar Dinge mitnehmen dürfen, darunter waren ein paar alte Fotos gewesen. Und dieses hatte Thomas sich ohne zu fragen genommen. Es war das einzige gewesen, auf dem Biggi allein zu sehen war. In seinen Augen war es wunderschön und er wollte es hüten wie einen Schatz. Wenn er schon nicht sie haben konnte, wollte er wenigstens das behalten. Und seine Erinnerungen, die er durch seine Taten versucht hatte zu verdrängen, auch die wollte er doch eigentlich nicht hergeben. Waren sie und dieses Bild doch die einzigen Dinge, die ihm von Biggi geblieben waren. Zwei Stunden später lag Thomas im Bett, konnte aber kein Auge zu machen.
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In Österreich hingegen klingelte Karins Wecker sie bereits zum dritten Mal aus dem Halbschlaf, da sie ihn immer wieder auf Schlummern gestellt hatte. Sie wollte nicht aufstehen und müsste es eigentlich auch nicht, aber sie hatten ja die Schichten getauscht. Also quälte Karin sich aus dem Bett und zog sich erstmal eine Jogginghose an. Dann weckte sie die Mädels. Sie wollten, wenn Karin Frühschicht hatte und obwohl es viel zu früh war, trotzdem immer mit aufstehen damit sie gemeinsam frühstücken konnten. Es war ein schönes Ritual und Karin gefiel es ebenfalls.
Sie war froh, dass die Mädels wieder zu ihr zurückgekommen waren. Alleine in diesem großen Haus, das hätte sie wohl nicht lange durchgehalten ohne verrückt zu werden. Sie weckte zunächst Laura, dann Lisa und ging dann hinunter. Zuerst wollte sie nach Biggi sehen, dann würde sie das Frühstück vorbereiten. Aber als sie ins Wohnzimmer kam, fand sie nur ein leeres Sofa vor. "Das kann doch jetzt nicht wahr sein!", murmelte Karin. Sie glaubte, dass Biggi wieder abgehauen war. Auf die Idee, dass sie vielleicht auf der Toilette sein konnte oder so kam sie erstmal nicht.
Sie ging in die Küche, aber auch da war es noch dunkel und Biggi war nicht da. Karin würde das ganze Haus absuchen, wenn es sein musste. Sie wollte gerade ins Bad gehen, das war aber besetzt und sie klopfte. "Biggi?", fragte sie und die Tür wurde geöffnet. Laura stand noch ganz verschlafen vor ihr. "Ne Laura.", widersprach sie und rieb sich die Augen. "Was is denn?", wollte das Mädchen wissen. "Nichts, mach du dich erstmal fertig. Du bist nicht die, die ich suche. Aber bevor du dich wieder einschließt eine Frage. Hast du Biggi gesehen?", fragte Karin aufgeregt.
"Biggi?" Laura war noch ganz schwer von Begriff. "Du bist genauso ein Morgenmuffel wie dein Papa es war.", meinte Karin schmunzelnd und wuschelte Laura durch die Haare trotz ihres kleinen aber dringenden Biggiproblems. "Haha.", entgegnete Laura, wich zurück und gähnte. "Warum suchst du Biggi, ist sie hier?", fragte Laura nun. "Ja, zumindest war sie das.", antwortete Karin. "Ich hab sie heute Nacht mit her gebracht."
Laura gähnte erneut. "Also ich hab sie nicht gesehen. Aber du kannst ja gleich mal deine Uniform mitnehmen, die hast du auf dem Klodeckel liegen lassen.", meinte Laura und deutete auf einen Haufen mehr oder weniger zusammengelegter roter Klamotten. "Habt ihr heute Nacht noch gearbeitet oder was?", fragte Laura nun, während Karin an ihr vorbei ging und den Stapel an sich nahm. "Nein und das sind auch nicht meine Sachen. Biggi macht gerade eine schwere Zeit durch und deshalb bleibt sie erstmal bei uns." Laura nickte. "Is gut." Karin ließ das Mädchen wieder alleine und seufzte. Biggi konnte doch nicht wirklich abgehauen sein, vor allem nicht ohne Klamotten. Ihr Koffer stand nämlich noch genau an derselben Stelle im Flur.
Dann kam Karin ein Gedanke, den sie zuerst für absurd hielt. Aber nachschauen wollte sie trotzdem. Auf dem Weg zu Thomas' altem Zimmer begegnete sie Lisa die ebenfalls noch ziemlich schläfrig war. "Morgen.", nuschelte sie müde. "Guten Morgen, Kleines.", erwiderte Karin eilig. "Is was los?", fragte Lisa, die merkte wie aufgeregt Karin war. Aber die Ärztin gab keine Antwort, sondern blieb erst stehen als sie vor dem besagten Zimmer stand. Ganz leise öffnete Karin die Tür und lugte hinein. Durch den geöffneten Rollo drang bereits etwas Licht herein und Karin atmete erleichtert auf, als sie Biggi tatsächlich entdeckte. Eingekuschelt in die Bettdecke lag sie um großen Bett von Thomas. "Was willst du im Zimmer von Paps?", fragte Lisa, die ihr gefolgt war. "Ich hab eine Flüchtige gesucht und gefunden. Geh du schon mal in die Küche und fang an den Tisch zu decken. Ich komm gleich und helfe dir." Lisa befolgte die Anweisungen, Karin blieb noch einen Augenblick stehen. Kurz überlegte sie ob sie Biggi nicht mit zur Basis nehmen sollte, dann fiel ihr aber Enrico ein und außerdem schlief sie gerade so friedlich.
Deshalb sollte sie sich ordentlich ausruhen, ihren Rausch richtig ausschlafen und nüchtern würde sie hoffentlich nicht nochmal versuchen Mist zu bauen. Karin machte die Tür wieder zu und ging in die Küche, um Lisa mit dem Frühstück zu helfen.
Als das erledigt war, warteten sie noch auf Laura und frühstückten. Bevor sie das Haus verließen, sah Karin nochmal nach Biggi. Mit dabei hatte sie einen Saft, ein Brötchen mit Marmelade und Kopfschmerztabletten. Alles hatte sie auf ein kleines Tablett gestellt, das sie problemlos auf dem Nachtschrank abstellen konnte. Biggi schlief immer noch tief und fest. Karin war ganz leise und verließ das Zimmer ohne sie aufzuwecken. Dann ging sie hinaus zu den Mädels, die bereits vor dem Auto warteten. Karin setzte sie vor der Schule ab und machte sich anschließend auf den Weg zur Basis.
Dort waren bereits Gina und Jens eingetroffen, die gleich den Heli inspizieren wollten. Jens würde Gina anfangs noch ein wenig auf die Finger schauen. Zwar zweifelte keiner an ihren Fähigkeiten, aber es war eine reine Vorsichtsmaßnahme. Frisch gebackene Piloten neigten öfter dazu viel zu viel zu riskieren. Und Gina war deshalb keinesfalls böse, eher erleichtert das Herr Höppler und Jens das ausgemacht hatten.
Sie hatten bereits Kaffee aufgesetzt und genehmigten sich eine Tasse, als Enrico nun an kam. Karin unmittelbar danach. Er war schon ausgestiegen, als Karin ebenfalls aus ihrem Auto ausstieg. "Guten Morgen.", sagte Karin der Freundlichkeit wegen. "Morgen.", kam es mürrisch von Enrico. Er sah aus, als hätte er die Nacht durch gemacht. "Ich hab Biggi übrigens gefunden.", fiel Karin gleich mit der Tür ins Haus. "Sie ist jetzt bei mir, falls es dich interessiert." Enrico zuckte mit den Schultern. "Sie hat mich verlassen und nicht anders rum. Sie hat die Wohnung verwüstet, die ich aufräumen konnte. Es interessiert sie doch auch nicht wie es mir die letzten Wochen ging!", entgegnete Enrico bissig. "Willst du damit andeuten, dass es dir egal ist wie sie sich jetzt fühlt?" Karin traf den Nagel auf den Kopf. "Es geht mich nichts mehr an, wir sind kein Paar mehr!" Enrico ließ Karin nun einfach auf dem Parkplatz stehen und ging hinein.
Im Aufenthaltsraum wurde er von den Piloten begrüßt. "Geht's Biggi wieder besser?", war dann die erste Frage von Gina. Sie wussten ja noch nicht, was gestern noch los gewesen war.Und Enrico platzte nun der Kragen. Er wollte seine Ruhe, hatte sich deshalb heute Morgen noch überlegt nicht auf die Arbeit zu kommen und wusste nun wieder ganz genau warum. "Wenn ihr euch so für Biggi interessiert, dann fragt sie doch einfach selbst!", ging er seine Kollegen an und verschwand wieder aus dem Raum. Karin konnte ihm gerade noch aus dem Weg gehen, ansonsten hätte er sie wohl umgerannt. Gina und auch Jens waren irritiert. "Was is denn mit dem los?", fragte Jens Karin. "Ich sag es euch lieber gleich, weil raus kommt es ja eh.", meinte Karin und zog ihre Jacke aus. Diese hängte sie auf.
"Was sagen?", fragte Gina. "Biggi hat Enrico gestern verlassen und ihm vorher noch die Wohnung in einen Saustall verwandelt. Ihr sind die Nerven durchgegangen. Jetzt ist sie erstmal bei mir und es ist gut, dass Höppi ihr gestern die paar Tage Urlaub gegeben hat. Ihr geht's echt dreckig." Jens teilte den Frauen schnell mit, dass er zum Heli ging. Das war in seinen Augen eindeutig ein Frauengespräch und Karin hatte kaum hingehört. Das kleine Detail mit dem Heli hatte sie noch nicht offenbart und es ehrlich gesagt total vergessen. Jens ging nach draußen.
"Arme Biggi.", meinte Gina mitfühlend. "Aber es hat die ganze Zeit schon nicht mehr so ganz gepasst zwischen den Beiden. Die ganzen Diskussionen.. Es ist zwar schade, aber vielleicht auch besser so." Karin nickte und dann fiel ihr das Fehlen von Jens auf. "Wo ist Jens hin?", fragte sie Gina. "In den Hangar, hat er doch gesagt.", erwiderte die junge Pilotin. "Mist!", entfuhr es Karin und sie rannte Jens sofort hinterher. "Jens!", rief sie. Doch der Pilot stand bereits im Hangar, mit verschränkten Armen und schaute auf den leeren Platz.
"Entweder bin ich blöd oder hab ein Problem mit den Augen. Wir haben den Heli gestern genau hier abgestellt, oder?" Auch Gina, die Karin gefolgt war, konnte sich das nicht erklären. "Wir haben ihn gestern rein gebracht, ganz sicher.", stimmte Gina Jens zu. "Habt ihr auch.", meinte Karin. "Aber er hat woanders übernachtet, um es harmlos auszudrücken." Die Piloten verstanden erst nicht, aber Karin war auch noch nicht fertig. "Karin, wo ist der Helikopter?!", kam es gereizt von Jens."Karin, wo ist der Helikopter?!", fragte Jens ungeduldig. "Nicht da, wie du siehst.", nuschelte Karin. "Ja, das sehe ich allerdings!", entgegnete der Pilot. "Und deshalb will ich jetzt wissen wo er ist!", stellte er klar. "Beim Pilots.", meinte Karin kleinlaut.
"Wo?" Jens hatte es zwar verstanden, konnte es aber nicht wirklich glauben. "Bei diesem Restaurant.. Dieser Bar.. Was auch immer. Dieses Pilots eben.", erklärte Karin nochmals. "Wie kommt der denn da hin?", wollte Gina nun wissen. "Biggi war wie gesagt gestern hier und naja.. Sie ist hin geflogen.", gestand Karin nun. "Sie musste sich ablenken und hat das eben gebraucht. Im Pilots hat sie ein wenig getrunken und hat mich dann angerufen, weil sie nicht mehr fliegen konnte.", erklärte die Notärztin ausführlich. "Und der Heli steht jetzt immer noch da?" Karin nickte. Obwohl sie nicht verstand was an ihrer Erklärung so missverständlich gewesen war.
"Und was sagen wir dem Höppler?! Der wird bald kommen!", regte Jens sich nun auf. "Wir könnten ja jetzt hinfahren und Gina könnte dem Höppler sagen, dass wir.. weiß nicht.. Auf Testflug sind oder so." Das hatte sich Karin auch noch nicht überlegt. "Ich lass mir schon was einfallen.", wandte Gina nun ein. "Fahrt ihr los und holt das Baby, bevor wir hier noch länger diskutieren!" Das war wohl das beste, weshalb Jens und Karin sofort raus zum Auto liefen. Sie stiegen ein und Karin fuhr los. Vielleicht schafften sie es noch bevor Höppler auf die Basis kam.
"Biggi hat doch echt nix besseres zu tun gehabt, oder?!", motzte Jens. "Sie macht eine schwere Zeit durch!", verteidigte Karin ihre Freundin. "Jaja, ich weiß schon! Aber warum hat Höppler sie dann nicht früher suspendiert? Sie ist schon länger so durcheinander, da hätte jederzeit was passieren können!" Karin reichte es. "Erstens hat Höppler sie nur auf meine bitte hin beurlaubt und nicht suspendiert und zweitens war Biggi bei ihrer Arbeit immer bei der Sache! Nur eben außerhalb des Cockpits nicht und jetzt führ dich nicht so künstlich auf, du hast keine Ahnung was für ein Schock der Tod unserer Kollegen war!", giftete sie Jens an. "Sorry.", entgegnete er nur und würde auch jetzt seine Worte gerne zurück nehmen.
Karin fand den Weg zum Pilots heute schon ein bisschen schneller. Wenn sie etwas konnte, dann konnte sie sich sehr gut Routen einprägen. Erneut parkte sie auf dem Parkplatz und beide stiegen sie aus. Karin führte Jens hinter das Gebäude auf die Wiese, wo der Heli stand.
Vor ihm standen bereits zwei Männer, der ältere von ihnen wies gerade den etwas jünger aussehenden zurecht. "Ich hab gesagt du sollst dich darum kümmern, dass der hier weg kommt!" Karin und Jens sahen sich fragend an. Der Junge war der Kellner von gestern, der Biggi bedient hatte. Nur konnten sie das nicht wissen. "Was soll ich da denn machen? Ich kenn die Frau doch gar nicht, ich hab nur gesehen das sie damit hergekommen ist und danach einiges getrunken hat!", rechtfertigte sich der Kellner vor seinem Chef. Dieser war nicht begeistert davon, dass man den Platz seit gestern Abend als Parkplatz für den Helikopter nutzte. Obwohl sie es gewohnt waren, dass der ein oder andere mit seinem Flugobjekt hier ankam. Aber er stand einfach schon viel zu lange da. "Wenn sich bis zwölf Uhr keiner meldet, dann rufe ich die Polizei!", schwor sich der Chef. "Oh, oh.", meinte Karin und sowohl sie als auch Jens beeilten sich nun um zu ihnen zu gelangen.
"Guten Morgen.", begrüßten sie die Männer. "Hier gibt es offenbar ein Problem mit dem Heli?", fragte Karin und der Mann nickte. "Wir sind hier um ihn mitzunehmen.", sagte sie daraufhin. "Ahja. Und wer sagt mir, dass er ihnen auch gehört? Die Frau die ihn geflogen hat war laut der Aussage meines Mitarbeiters kurzhaarig und die Haare waren braun. Das sind weder sie und schon gar nicht er!" Jens seufzte und zeigte auf seine Kleidung. "Fliegeroverall." Er drehte sich um, damit der Mann den Schriftzug auf seinem Rücken lesen konnte. "Pilot.", sagte Jens und drehte sich dann zur Seite um auf das Medicopter-Emblem zu zeigen. "Gleiche Organisation.", meinte er dazu. "Wenn sie uns also jetzt da ran lassen würden, wir haben es eilig!"
Der Mann glaubte ihnen nun natürlich und ging beiseite. Jens begann sofort den Heli zu checken und Karin half ihm ein wenig dabei. Je schneller sie zurück auf die Basis kamen desto besser.
Der Heli war ziemlich schnell einsatzbereit und Jens würde zurück zur Basis fliegen, während Karin ihr Auto nehmen würde. Anders war es auch nicht möglich. In der Zwischenzeit bangte Gina noch immer. Wenn Höppler gleich auftauchte, hatte sie ein großes Problem. Der Chef würde ihr nämlich keine ihrer erfundenen Geschichten glauben, wenn sie es jetzt im Nachhinein betrachtete. Sie klangen alle so wirr und unglaubwürdig, sie glaubte sich nicht mal selbst. Aber wenn sie Glück hatte, würde Höppler ihr vielleicht eine davon abkaufen. Sie musste es nur souverän rüber bringen.
Für den Fall, dass während der Abwesenheit von Karin und Jens Einsätze rein kamen, hatte sie in Rosenheim angerufen. Sie hoffte dennoch, dass ihre Kollegen bald wieder kommen würden. Eine Stunde war bereits vergangen. Das Höppler noch nicht da war, war ungewöhnlich. Gina hatte sich ihren Kaffee geholt und stand nervös vor dem Hangar. Sie lauschte, ob sie den Heli bereits hören konnte. Fehlanzeige.
Enrico schmollte derweil im Aufenthaltsraum. Gestern hatte er noch geglaubt, dass seine Beziehung noch zu retten war. Aber jetzt saß er hier, mies gelaunt und als Single. Ein scheiß Gefühl für ihn, denn Biggi fehlte ihm bereits jetzt schon. Nur wollte er das natürlich nicht zugeben. Trotz allem hatte er ein schlechtes Gewissen seinen Kollegen gegenüber und beschloss sich wenigstens schon mal bei Gina zu entschuldigen. Dies war ein weiterer Grund, warum Gina nicht rein ging. Sie wollte Enrico für heute einfach aus dem Weg gehen. Als er neben ihr auftauchte, sagte sie nichts. Sie ignorierte ihn konsequent. "Gina..", begann Enrico zögerlich. "Sorry, dass ich euch vorhin so angefahren hab." Gina trank von ihrem Kaffee. "Es ist momentan nur nicht ganz so einfach, das mit Biggi und mir.", gab er zu. "Ich weiß, bin ja nicht blind. Das sind wir alle nicht.", entgegnete Gina tonlos. "Aber wehe, du schreist mich nochmal an." Gina wollte eigentlich nicht mit ihm reden und war froh, endlich das Baby hören zu können.
Es tauchte kurz darauf am Himmel vor ihnen auf und sie gingen beide in den Hangar, um nicht den starken Winden ausgesetzt zu werden. Zur gleichen Zeit fuhr Herr Höppler auf den Parkplatz vorne.Jens landete den Heli. Nachdem er die Maschinen runter gefahren hatte, stieg er aus und ging in den Hangar. Dort traf er auf Gina und Enrico. Gemeinsam gingen sie hinein.
"Ist Höppler noch nicht da?", fragte der Pilot. Denn eigentlich hatte er damit gerechnet, von einem wütenden Chef empfangen zu werden. "Nein.", antwortete Gina. "Zum Glück. Ist besser, wenn er davon nichts erfährt.", sagte Jens. Doch in dem Augenblick bogen sie um die Ecke und Höppler stand vor ihnen. Er hatte das Gespräch mit angehört. "Wovon sollte ich besser nichts erfahren?", fragte der Chef. "Ähm.." Jens fiel keine Ausrede ein, jedenfalls nicht auf Anhieb.  Auch die anderen schwiegen. Letztendlich versuchte Jens doch sein Glück. "Frau Aigner und ich haben einen kurzen Testflug gemacht.", flunkerte Jens. "Sie kommen also nicht von einem Einsatz?" Jens hätte fluchen können. Genauso gut hätte er das behaupten können, jedoch bemerkte Höppler das eine wichtige Komponente des Teams fehlte. Deshalb wäre das ohnehin aufgeflogen.
"Wo ist Frau Doktor Thaler?", fragte Höppler misstrauisch. "Doktor Thaler.. Nun ja..", stammelte Jens. "Ja, Gina. Wo ist Karin denn?", wandte er sich an seine Kollegin, die ihn sauer anschaute. Aber ihr Chef wartete auf eine Antwort, weshalb sie sich unbedingt etwas einfallen lassen mussten. Allerdings war Karin so schnell gefahren, dass sie nun ebenfalls auf den Parkplatz fuhr und eilig in die Basis stürmte. Dort traf sie auf ihre Kollegen und Höppler.
"Oh.", entfuhr ihr, da Höppler die drei sichtlich in der Mangel hatte. "Frau Doktor Thaler.", begrüßte Höppler sie. "Darf ich fragen, wo sie jetzt herkommen?" Karin konnte nicht lange überlegen. "Ich.. ich kann das alles erklären.", stammelte Karin. "Und die drei haben damit überhaupt nichts zu tun.", stellte die Ärztin sofort als erstes klar. "Womit?", fragte Höppler. "Womit?", wiederholte Karin unbeholfen, aber Gina rettete sie unerwartet aus dieser Situation. Mehr oder weniger. "Damit, dass sie  verschlafen hat!", platzte es aus ihr heraus.
"Verschlafen?", fragte Karin. Dann verstand sie. "Ach ja, verschlafen! Ich hab verschlafen!", stimmte Karin eilig zu. Jetzt musste Höppler ihnen das nur noch abkaufen.Und tatsächlich glaubte er es. Nach einer kurzen Bitte an Karin, in Zukunft wieder pünktlich zum Dienst zu erscheinen, war die Sache für ihn erledigt. Höppler verschwand in seinem Büro. "Von Ebelsieder hätte ich mir jetzt was anhören können, aber er.. Schlichtweg zu gutgläubig.", meinte Karin. "Seid froh.", antwortete Enrico. "Ihr lügt für Biggi und riskiert ne Abmahnung vom Chef!"
Die anderen drei sahen den Sanitäter ausdruckslos an. "Du solltest dich mal reden hören, du Egomane!", meldete Karin sich als einzige zu Wort. "Ich geh mich umziehen.", teilte sie ihren Kollegen mit und ging an ihnen vorbei. Das Enrico enttäuscht wegen der Trennung war konnte sie nachvollziehen, dass er jedoch so schlecht über Biggi redete machte sie wütend.
Denn er hatte definitiv auch mehr als dafür getan, dass ihre Beziehung ein Ende gefunden hatte. Gina und Jens ließen Enrico daraufhin ebenfalls stehen und gingen in den Aufenthaltsraum. Enrico wollte eigentlich gar nicht ständig solche abwertenden Dinge von sich geben, es passierte jedoch einfach.

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