Kapitel 63

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Es dauerte allerdings nicht lange, bis Biggi wieder aus dem Schlag hoch schreckte. Ein Grund war ein Alptraum, wie sie ihn schon seit Wochen nicht mehr hatte.
Zitternd und weinend suchte Biggi in der Dunkelheit nach dem Lichtschalter und schaltete die Nachttischlampe ein. Das Zimmer war leer, anders konnte es auch nicht sein. Jedoch schluchzte Biggi stark und zitternd zog sie die Knie an, um sie an den Körper zu ziehen.
Sofort war Balu zur Stelle, der versuchte, die Aufmerksamkeit seines Frauchens zu erlangen. Behutsam schleckte er ihr die Hände ab und probierte dann, an Biggis Gesicht zu gelangen. Als der Welpe das geschafft hatte, leckte er der Pilotin die Tränen von den Wangen und schluchzend drückte Biggi den kleinen Hund an sich. Das half ihr zwar dabei, sich ein wenig zu beruhigen, jedoch hatte sie trotzdem noch panische Angst.
Unterbewusst war ihr klar, dass die anderen sie wohl gehört haben mussten und das auch Thomas es mitbekommen hatte, allerdings kam er nicht wie sonst zu ihr.
Und tatsächlich hatte Thomas, der ein paar Zimmer weiter in seinem Bett lag, Biggi ganz genau gehört und war kurz davor gewesen, zu ihr zu gehen. Doch er entschied sich dafür, abzuwarten, auch wenn es ihm schwer fiel. Zugegebenermaßen war er verletzt von ihren Worten, auch wenn er sie doch irgendwie verstehen konnte.
Biggis Schluchzen war kurz darauf wieder leiser geworden, doch Thomas war sich sicher, dass sie wieder schlecht geträumt hatte und das sie nicht mehr so schnell in den Schlaf finden würde. Dennoch blieb er liegen. Er war sich einfach nicht sicher, ob sie wollte das er zu ihr kam oder was nun richtig oder falsch war. Außerdem wollte er diesmal, dass sie von selbst kam, denn er hatte sich wochenlang pausenlos um sie gekümmert und Biggi hatte ihn so vor den Kopf gestoßen. Demnach war Thomas nun auch irgendwie zu stolz, auch wenn er sich das nicht eingestehen wollte.
Letztendlich waren sie beide zu stur, um den ersten Schritt zu machen und deshalb blieben sie auch beide in ihren Betten liegen. An Schlaf war jedoch nicht mehr zu denken, obwohl sowohl Thomas als auch Biggi ziemlich müde war. Sie fehlten einander sehr, diese Nähe zueinander brauchten sie beide inzwischen einfach und ohne den anderen fühlten sie sich nicht komplett. Dennoch gab keiner nach, auch wenn es bedeutete, dass sie nun ewig wach liegen würden.
Biggi hatte das Licht an gelassen und lag gemeinsam mit Balu da. Während sie ihm durch das weiche Fell strich, starrte sie an die Decke.
Gegen drei Uhr hörte sie dann allerdings ein Geräusch, das sie zusammen fahren ließ. Es war ein mehr oder weniger lautes Poltern, gefolgt von schnellen Schritten durch den Flur, die auch an ihrem Zimmer vorbei kamen. Aus der Richtung aus der die Person gekommen war, befand sich nur das Zimmer von Karin, das nun das gemeinsame Zimmer von ihr und Michael war.
Sofort schreckte Biggi auf und als sie dann noch eine Art Würgen vernahm, stand sie auf und eilte zur Tür. Diese öffnete sie und im Flur war es dunkel, weshalb sie lauschte.
Die Geräusche kamen zweifellos aus dem Badezimmer, wo auch aus einem kleinen Spalt zwischen Tür und Wand Licht drang. Balu war ebenfalls aus dem Bett aufgestanden und folgte seinem Frauchen auf leisen Pfoten, während Biggi nun leise durch den Flur Richtung Bad ging. Sie machte sich Sorgen, da sie im Gefühl hatte, dass es Karin sein musste.
Und diese Vermutung wurde bestätigt, als Biggi das Badezimmer erreicht und die Tür ein wenig weiter geöffnet hatte. Dort sah sie ihre Freundin auf dem Boden kniend und sich übergebend über die Toilette gebeugt. Für Biggi war das kein leichter Anblick, schließlich hatte sie sich selbst eine Zeit lang immer übergeben, allerdings absichtlich aufgrund ihrer Essstörung.
Bei Karin war das offensichtlich etwas anderes und sie jetzt alleine zu lassen, würde Biggi nicht übers Herz bringen. Deshalb trat sie ebenfalls ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich, ehe sie sich wieder Karin zu wandte.
Diese hatte ihre Freundin noch nicht bemerkt, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, sich während dem Übergeben die Haare aus dem Gesicht zu halten.
"Karin, hey.", sagte Biggi besorgt und die Notärztin konnte sich nicht einmal zu ihr umdrehen, da sofort der nächste Schwall kam. Biggi eilte an die Seite ihrer Freundin und half ihr dabei, die Haare aus dem Gesicht zu halten, sodass sie das nicht selbst machen musste. Schließlich war Karin auch immer, wenn es Biggi schlecht gegangen war, für sie da gewesen und dafür wollte Biggi sich nun revanchieren. Vor allem, da sie glaubte, ihr Verhalten irgendwie wieder gut machen zu müssen.
"Das wird schon wieder.", meinte Biggi und hoffte, Karin so irgendwie beruhigen zu können. Dabei war diese gar nicht beunruhigt, da es ihr seit einigen Tagen so ging. Vor allem morgens, doch das wusste Biggi noch nicht und Karin hatte es auch bewusst vermieden, es ihr zu erzählen. Aus Angst, Biggi könnte einen Rückfall erleiden, wenn sie erstmal erfuhr was in Karin vor sich ging.
Allerdings würde sie es sowieso nicht ewig geheim halten können, denn irgendwann würde man es ihr ansehen. Die Übelkeit zehrte allerdings jetzt schon an den Nerven der Blondine und raubte ihr jegliche Kraft, weshalb Michael des Öfteren schon für sie auf der Arbeit eingesprungen war.
Nachdem das Würgen langsam nach ließ, hatte Karin die Chance, durchzuatmen. Biggi hatte inzwischen einen feuchten kalten Waschlappen organisiert, den sie ihrer Freundin reichte. "Geht's wieder?", fragte die Pilotin und Karin nickte. "Ja, Danke.", erwiderte sie und nahm den Lappen an sich, mit dem sie sich den Mund säuberte.
Karin blieb weiterhin auf dem Boden sitzen, während Biggi sich auf dem Rand der Badewanne nieder ließ und ihre Freundin aufmerksam an sah. Karin wich merklich dem Blick der Pilotin aus und Biggi war klar, dass sie versuchte, einem Gespräch aus dem Weg zu gehen. Dabei war Biggi schon seit ihrer Ankunft aufgefallen, dass Karin versuchte, etwas zu verheimlichen und Biggi kam plötzlich ein Gedanke, was es sein könnte.
"Wann wolltest du es mir sagen?", fragte die Pilotin Karin deshalb gerade heraus, woraufhin diese nun überrascht und irritiert zu ihr auf sah.

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