Kapitel 37

30 0 0
                                    

Thomas hatte das Auto schnell erreicht und nur so viel eingekauft, dass er alles mit einmal Laufen zur Hütte bringen konnte. Als er dort eintraf, sah er Biggi mit Balu auf dem Boden liegen. Als der kleine Welpe Thomas bemerkte, wachte er auf und rannte ihm freudig entgegen.
Für Biggi war die Zeit bis zur Rückkehr von Thomas schneller vergangen als gewohnt und nicht einmal hatte sie daran gedacht, sich selbst zu verletzen oder erbrechen zu müssen. Das konnte sie Thomas auch sagen, als er sie danach fragte. Er war erleichtert und zufrieden.
"Ich mache uns jetzt mal was zu Essen.", meinte Thomas und verschwand in der Küche. Dort begann er zunächst, die Einkäufe ein zu räumen. Biggi fühlte sich schon ein wenig besser, weshalb sie aufstand und ebenfalls in die Küche ging.
"Kann ich was helfen?", fragte sie. "Ich meine.. du hast in den letzten Tagen so viel gemacht und ich hab nur zugesehen. Ich würde gerne helfen, wenn ich darf.", erklärte die junge Frau. Balu war ihr hinterher gelaufen und wuselte ihr um die Beine. "Du hast deine Arbeit.", meinte Thomas. "Du bist krank, also nimmst du jetzt deinen Welpen und legst dich wieder hin."
Das wollte Biggi allerdings nicht auf sich sitzen lassen und half Thomas dann einfach beim Einräumen. Jedoch merkte sie danach, wie ihr schwindelig wurde und sie musste sich am Tresen festhalten. "Was hab ich dir gesagt?", fragte Thomas, der es sofort bemerkte. "Mir geht's gut.", beteuerte Biggi. "Nur bisschen schwindelig." Thomas seufzte. "Du gehst zurück ins Wohnzimmer und wartest dort, bis ich dir was zu Essen bringe. Einen Tee bekommst du auch gleich, aber leg dich bitte hin."
Biggi sah ein, dass Thomas wohl wieder einmal Recht hatte. Sie nahm Balu mit und legte sich auf die Couch.
Eine Stunde später aßen sie zusammen und beschlossen noch einen Film zu schauen. Zunächst saßen sie auf der Couch mit ein wenig Abstand, doch irgendwann kuschelte Biggi sich einfach an Thomas' Schulter.
"Ist.. das in Ordnung?", fragte sie, als sie Thomas' Blick bemerkte. "Natürlich.", erwiderte er überrascht und legte einen Arm um sie. Er hatte erwartet, dass das Verhältnis zwischen ihnen nach dem Kuss komisch werden würde, aber es war eher besser geworden.
--------------------------------------------------------------------------
Bei Michael und Karin stand ebenfalls ein eher entspannter Abend an. Die Mädels waren in ihren Zimmern und das Paar hatte es sich mit m einer Flasche Wein und einer Decke auf der Terrasse gemütlich gemacht. Das hatten sie früher schon immer gern getan und es war Zeit diese Art von Tradition wieder aufleben zu lassen.
Nach wie vor hatten sie sich viel zu erzählen und je mehr Karin von Michaels Leben im Zeugenschutzprogramm erfuhr, desto erleichterter wurde sie das er nun wieder da war. Hier bei ihr. Sie kuschelte sich an seine Schulter und hörte ihm gebannt zu. Irgendwann schwiegen sie kurz und Michael kam etwas in den Sinn, dass er Karin schon lange hatte sagen wollen.
"Es tut mir leid.", meinte er und Karin blickte auf. "Was genau?", fragte sie verwundert. "Das ich dich verlassen habe, damals. Ich hätte schließlich auch dich mitnehmen können, wenn ich gewollt hätte." Karin verstand. "Michael, du musst dich für nichts entschuldigen.", stellte Karin klar. "Du trägst für alles was passiert ist keine Schuld und ich war froh, dass du in Sicherheit gebracht wurdest. Und ja, rein theoretisch hättest du mich mitnehmen können. Aber dafür riskieren, deinen Sohn zu verlieren? Ich weiß, dass er dir viel bedeutet und es war besser, dass du ihn mitgenommen hast und nicht mich.", erklärte Karin. "Und außerdem sind wir ja jetzt wieder vereint." Sie griff nach seiner Hand. "Ja, das sind wir.", antwortete Michael. Karin merkte jedoch, dass er nach wie vor über etwas nach dachte.
"Was ist denn los?", fragte sie ihn besorgt. "Es ist nur.. Ich hatte so viel für uns geplant und dann.. dann musste ich dich einfach hier zurück lassen und.." Karin wusste wovon er sprechen musste. "Du meinst die Hochzeit, nicht wahr?" Michael sah Karin überrascht an. "Woher weißt du davon?", wollte Michael wissen. "Die Flugtickets.", antwortete Karin. "Hast du damals wirklich geglaubt, ich sehe mir die nicht nochmal an?" Sie kicherte. "Süße Idee, aber so leicht zu hintergehen bin ich jetzt auch wieder nicht."
Nun mussten beide lachen. Michael hatte Karin nie davon erzählen können und sie hatte es dennoch die ganze Zeit gewusst. Es war irgendwie absurd, wie er fand. "Hättest du es denn gewollt?", fragte Michael nach ein paar Minuten der Stille. "Und ob ich es gewollt hätte.", antwortete Karin. "Aber diese Mafia-Idioten  mussten es uns ja verderben.", fügte die Blondine traurig hinzu. "Dafür hasse ich sie eigentlich am meisten.", meinte Michael. "Ich hab die Hochzeit und alles schon organisiert gehabt. Wir hätten einfach nur nach Bali fliegen müssen und wären als Mann und Frau zurück gekommen. Ein Haus hatte ich übrigens auch schon in Aussicht und dann so was. Ich hab wirklich viel an dich gedacht, weißt du? Und nicht zu wissen wie es dir geht.. es war schrecklich. Vor allem weil ich Thomas gesehen habe, wie er gelitten hat und gewisse Dinge getan hat.. Ich hätte es dir wirklich gewünscht, dass du jemand anderen findest. Andererseits hat mir der Gedanke aber auch einfach nur Angst gemacht.", gab Michael zu.
"Ich hatte keinen, wenn du darauf angespielt haben solltest. In der Zeit, in der du weg warst, hab ich mit keinem anderen irgendwas angefangen und hätte es auch nicht.", versicherte Karin ihm. "Ich hatte immer noch das kleine Fünkchen Hoffnung, dass du irgendwann zurück kommst." Karin kuschelte sich wieder an Michael. "Ich hatte auch niemanden.", sagte Michael. "Gut.", antwortete Karin. "Obwohl ich dir auch nicht böse  wäre, wenn da was gewesen sein sollte. Wobei.. doch, wäre ich.", meinte Karin belustigt.
"Nur was war mit Thomas?", wollte Karin nun wissen, da sich sich nun an Michaels Aussage von gerade erinnerte. "Was meinst du?", fragte Michael. "Du hast gerade gesagt er hätte gewisse Dinge getan und das deshalb Angst um mich hattest. Inwiefern?" Michael seufzte. "Ich werde es dir erzählen.", meinte Michael schließlich. "Nur will ich, dass du weißt, dass es ihm ziemlich mies ging und er sich nur irgendwie ablenken wollte. Das hat er zwar nie so gesagt, aber ich kenne ihn jetzt auch schon einige Jahre und weiß wie Thomas tickt. Du darfst also nicht sonst was von ihm denken, verstanden? Für ihn war's noch ein bisschen härter als für mich damals, weil er keinen mitnehmen durfte und er euch alle in dem Glauben lassen musste er wäre tot.", erklärte Michael Karin, die hellhörig wurde.
"Hat er was schlimmes gemacht? Du tust ja grade so, als hätte er das." Michael wusste nicht, wie er es erklären sollte. "Schlimm ist jetzt relativ.", meinte er deshalb. "Nur war er halt ziemlich mies drauf wegen allem, was war und hat sich irgendwann bei diversen Weibern Trost gesucht. Der hat fast jeden Abend ne andere abgeschleppt, nur um nicht mehr an die denken zu müssen, die er vermeintlich verloren hat. Ich wusste halt nicht wie du damit umgehst und naja, ich hätte es von Thomas auch nie gedacht, wurde allerdings vom Gegenteil überzeugt. War wirklich nicht schön anzusehen.", berichtete Michael.
"Ich hatte aber keinen einzigen, ich schwör's!", versicherte Karin ihm nochmals. "Ich glaub's dir ja. Ich meine nur, dass ich halt gesehen habe wie weit Menschen gehen um ihre Trauer irgendwie zu verdrängen." Irgendwie konnte Karin Michael verstehen. "Ja, teilweise ist das schon krass.", pflichtete sie ihm bei. "Ich meine ich hab's bei Biggi mitbekommen. Für sie war das mit Thomas nochmal härter, da sie ihn länger kennt. Vor allem das mit Gabi hängt ihr halt noch nach und irgendwann hab ich sogar Ralf her geholt, in der Hoffnung, dass ihr das irgendwie hilft. Sie hat sogar getrunken, Michael. Ich hab sie noch nie vorher betrunken erlebt und dann wäre sie beinahe noch in ihrem Zustand geflogen!", erzählte Karin. "Und das alles, weil sie Thomas vermisst hat. An dem Abend hat sie mir dann auch erzählt, was sie wirklich für ihn fühlt oder gefühlt hat. Ich sag das jetzt nur dir, aber Biggi hat Thomas mehr geliebt als Enrico.", meinte Karin.
"Das ist schon lange kein Geheimnis mehr.", antwortete Michael. "Oder was meinst du, wegen wem Thomas diese Show in Amerika abgezogen hat? Allein nur wegen Biggi. Die zwei sind verknallt ineinander, seitdem sie sich kennen und die einzigen die das nie wirklich kapiert haben waren Thomas und Biggi selbst. Jeder hat es mitgekriegt, nur irgendwie die zwei nicht oder sie wollten es einfach nicht mitkriegen.", erklärte er weiter. "Sie mussten offenbar erst voneinander getrennt werden, damit sie es begreifen." Karin konnte dem nur zustimmen.
"Was meinst du, was die in den Bergen treiben?", fragte sie Michael. "Na sicherlich nicht nur die Natur bewundern.", antwortete Michael und Karin lachte. "Ich hoffe für sie, dass sie dort endlich die Kurve kriegen. Jetzt, wo sie mal für sich sind. Vielleicht nicht jetzt sofort, aber wenn es Biggi besser geht. Sie haben einiges aufzuholen und dort wo sie gerade sind hört sie kein Mensch.", fügte er hinzu. "Wie sagte Biggi damals so schön? Auf der Alm, da gibt's koa Sünd.", erinnerte sich Karin und die beiden Verliebten mussten lachen. "Ach ja, unsere Biggi.", meinte Michael. "Ich hoffe, wir kriegen sie wieder.", antwortete Karin. "Thomas wird dafür sorgen, hab Vertrauen. Aber ich muss mal kurz rein, warte hier." Michael stand auf und ging ins Haus.
Karin war verwundert, dass er es plötzlich so eilig hatte. Sie blieb sitzen und wartete, bis er zurück kam. Nach ein paar Minuten kam er auch wieder und setzte sich erneut neben Karin. "Ich hab noch was für dich.", begann Michael unsicher. "Ich weiß nicht, ob es jetzt vielleicht nicht noch ein bisschen zu früh ist. Aber andererseits will ich keine Zeit mehr verlieren, nach allem was passiert ist und außerdem hatten wir das Thema ja vorhin erst." Karin merkte, dass Michael nervös war. "Egal, ich tu's einfach.", sagte Michael und holte etwas aus seiner Hosentasche. Es war eine kleine Schmuckschatulle.
"Was ist das denn?", fragte Karin verwundert. "Das, was ich dir damals in Bali eigentlich geben wollte, nur bekam ich ja leider nicht mehr die Gelegenheit dazu. Jedenfalls.. nachdem du damals zugestimmt hättest, hoffe ich, dass du es jetzt auch tun wirst."
Michael stand erneut auf und ging vor der Bank in die Knie. Er öffnete das Kästchen und ein Ring kam zum Vorschein. Karin stockte der Atem. "Karin..", setzte Michael an und griff nach der Hand seiner Freundin. "Ich weiß, wir hatten es nie ganz einfach und waren lange voneinander getrennt. Aber ich liebe dich und möchte nach wie vor mein Leben mit dir verbringen, komme was wolle. Und deshalb frage ich dich hier und jetzt, Frau Doktor Karin Thaler.. würdest du mir die Ehre erweisen, meine Frau zu werden?"
Für einen Moment konnte Karin nicht glauben, was gerade geschah. Sie blickte Michael ungläubig an und sah dann auf den Ring, anschließend wieder zu Michael. Ihr kamen die Tränen und sie legte sich eine Hand über den Mund. Dabei war sie gar nicht entsetzt, sondern eher überglücklich. "Frag mich das bitte nochmal.", flüsterte Karin und Michael lächelte. "Karin.. Schatz.. möchtest du mich heiraten? Wollen wir das, was wir damals nicht konnten, jetzt endlich nachholen und zusammen glücklich sein bis wir alt und grau sind?"
Erst jetzt konnte Karin es erst richtig realisieren und sie nickte. "Ja!", schluchzte  sie gerührt. "Ja, ich will!" Michael fiel ein Stein vom Herzen und auch er musste sich nun zusammenreißen, um nicht vor Freude los zu heulen. Er holte den Ring aus der Schachtel und steckte ihn Karin an den Ringfinger. Ihre Hand zitterte stark durch die Aufregung. Nun, da der Ring sich an der Hand befand, hielt Karin nichts mehr davon ab Michael um den Hals zu fallen. Das Paar küsste sich innig.
"Ich liebe dich!", schluchzte Karin vor Freude. "Ich dich auch, mein Schatz!", erwiderte Michael und küsste sie erneut. Das sie nun gemeinsam auf dem kalten Boden der Terrasse saßen, war ihnen gleichgültig. Dort verweilten sie dann auch noch eine Weile, da sie sich gar nicht mehr voneinander lösen konnten. Irgendwann setzten sie sich jedoch wieder auf die Bank und Karin betrachtete den silbernen Ring anschließend erstmal genauer.
"Gefällt er dir?", fragte Michael. "Er ist wunderschön!", meinte Karin überwältigt und gab Michael gleich nochmal einen Kuss. "Aber eine Bitte hab ich.", meinte sie gleich darauf. "Die wäre?", fragte Michael daraufhin. "Ich möchte warten, bis wir allen davon erzählen. Ich möchte es erst Biggi sagen, weißt du? Mir ist wichtig, dass sie es zuerst erfährt.", erklärte die Ärztin und Michael nickte. "Verständlich. Wir warten damit es den anderen zu sagen, bis Biggi es weiß."
Karin lächelte und kuschelte sich wieder an Michaels Schulter. Sie waren nun offiziell verlobt, das hätte Karin niemals für möglich gehalten. Nicht, nachdem sie damals am Flughafen voneinander Abschied hatten nehmen müssen und das vermeintlich für immer.
Lange blieben die frisch Verlobten noch auf der Terrasse sitzen, um zu kuscheln und zu reden. Karin malte sich die Hochzeit traumhaft aus, würde aber die Hilfe ihrer besten Freundin gebrauchen, die allerdings erstmal wieder richtig gesund werden sollte.

We belong together...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt