Nicht ganz so begeistert

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Es tut dem Pater schon fast leid dass die erste Begegnung gleich mit dem Aushängeschild an Jähzorn und Fanatismus gewesen ist. Aber die Wege des Herrn sind unergründlich und somit kann er nicht sagen ob es vielleicht einfach der Wille Gottes war dass sie gleich auf ihn trifft. „Gut, das hier ist das Gästehaus, Sie bekommen ein Zimmer, richten sich ein und ich muss noch ein bisschen was klären was Ihren Aufenthalt angeht. Sie waren ja- nicht als Überraschung geplant und somit weiß man dass Sie vielleicht irgendwann einmal vorbeikommen, aber nicht so plötzlich. Wie lange wollen Sie bleiben?" Die junge Frau spielt ein wenig nervös mit ihren Fingern herum. „Lizzy...?" Alexander hat das Gefühl dass etwas nicht stimmt. „Meinen Sie... eine Woche würde gehen?" Uff, da muss er sehen ob das von ganz oben akzeptiert wird. Kurz blickt er auf die Tür und winkt sie mit sich. „Kommen Sie mit, dann können Sie auch gleich den Grund dafür bekannt geben wieso sie aufgetaucht sind wie ein verstoßenes Kind auf der Schwelle des Waisenhauses. Und hoffentlich ist der Grund gut, umsonst lassen wir niemanden hier einfach schlafen." Na noch besser, der einzige Grund war dass sie Zeit und Geld hatte, die Lady sie großzügigerweise hierher fliegen hat lassen und sie ihn einfach nur besuchen wollte! Der Grund wird wohl nicht so ausreichen. Außer sie legt noch ein wenig mit ihrer Schmolllippe drauf. Das könnte funktionieren, hoffentlich zumindest. Felicitas folgt ihm wieder aus dem Zimmer raus und auch aus dem Gebäude, ehe sie sich räuspert. „Uhm... wo gehen wir eigentlich hin um das zu klären?" Unbeeindruckt und irgendwie kalt erwidert er ihren Blick. „Zum Papst, der dürfte jetzt seine Nachmittagspredigt hinter sich haben. Hoffentlich ist er nicht sauer weil man ihn stört." Zum- WAS? „W-Wir gehen zum- zum Papst? DEM Papst?" Eine Augenbraue geht hoch. „Kennen Sie noch einen anderen?" Kann Lizzy wieder weg? Sie will jetzt nicht wirklich das Oberhaupt der katholischen Kirche treffen mit welcher sie nichts, aber auch rein gar nichts zu tun hat. Und auch zugegebenermaßen nichts damit zu tun haben will. Gut, dann in den Vatikan zu kommen war vielleicht nicht die beste Idee, aber was solls. Sie bereut ja eh alles wieder im Nachhinein, da wäre das alles also nichts neues. „Und- Und das muss wirklich über ganz ganz GANZ oben laufen?" Anderson blickt auf sie hinunter und dann wieder nach vorn, schnaubt kurz. „Es klingt fast so als hätten Sie ein Problem mit dem Papst." Naja, mit dem Papst persönlich nicht, sie kennt ihn ja nicht! Noch nicht. Aber was ist wenn er sie irgendetwas katholisches fragen würde und sie hat keine Antwort darauf? Oder- Oder sie verkackt komplett? „Beruhigen Sie sich, Lizzy. Er ist- Wie sagen die jungen Leute... Er ist nicht so cringe wie man meinen könnte, auch wenn er alt ist." Sie gibt ihm den Punkt für die Bemühung zur Benutzung der Jugendsprache! Aber wirklich beruhigend ist das nicht wirklich, sie ist sich trotzdem unsicher was sie von dem ganzen hier dann halten soll. Wieso kann sie sich das nicht einfach einmal durchspielen? Wobei sie wahrscheinlich auch nicht darauf gekommen wäre dass sie zum Papst mitmüsste. „Also gut, irgendwas das ich beachten müsste? Dinge die ich nicht erwähnen darf?" Kurz denkt er nach und zuckt mit den Schultern. „Vielleicht nicht so viel fluchen, das wars dann aber schon. Er ist sehr tolerant was das meiste angeht." Das meiste? Also gibt es doch noch etwas! Bevor sie allerdings fragen kann was wohl noch als Ausnahme zählt, betreten sie schon ein weiteres Gebäude und sie hat das Gefühl dass irgendein Druck auf ihr lastet. Und wenn es nur der Druck ihrer normalerweise schmutzigen Gedanken ist. „Die heiligen Hallen betreten sehr wenige Außenstehende, Sie sollten sich geehrt fühlen.", gibt der Pater von sich und führt sie lange Gänge entlang. Überall sind irgendwelche Statuen zu sehen die Teil der Religion sind, Bilder von verschiedenen Personen und natürlich Kreuze. Die Fenster sind auch hin und wieder mit Mosaik bestückt und zeigen einzelne Szenen, höchstwahrscheinlich aus der Bibel. Mit jedem Schritt fühlt sie sich noch kleiner und sie ist eigentlich für eine Frau normal groß! Aber im Moment fühlt sie sich nicht größer als die Fensterbretter an denen sie vorbeigehen. Wieder nimmt sie den Ärmel und hat den Kopf gesenkt. Anderson sieht zu ihr runter, wie ein kleines Kind das neben ihm hergeht. Sein Lächeln wird sanft und er nickt. „Alles wird gut, er wird Sie nicht fressen, in Ordnung? Ich bin da falls etwas ist, es wird nichts schlimmes passieren. Vertrauen Sie mir?" Sie bleiben vor einer relativ großen Tür stehen und sie schluckt. „Ich... vertraue Ihnen." Anderson nickt. „Kinn hoch, Schultern runter, Brust raus, Sie sind eine erwachsene Frau und haben mehr erlebt als er es je tun wird. Seien Sie stolz!"

Fatal DiaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt