Tödliche Schönheit

70 6 2
                                    

„Stopp den Timer!" Lindel wird langsamer und Lizzy kramt ihr Handy raus um die Zeit zu stoppen. „Wir sind bei 34 Minuten und 23 Sekunden!" Der Wasserdrache schüttelt entgeistert seinen Kopf, bei seinem Schnauben steigen einige Luftblasen zur Wasseroberfläche auf. „Magie zu nutzen bremst wirklich aus..." Mit diesen Worten sinkt er wieder ab und nähert sich einem Riff. Die schwarzhaarige runzelt leicht irritiert die Stirn, sollten sie nicht auftauchen und irgendwie zu dem Ort kommen an den er versprochen hat sie zu bringen? Warum sinken sie noch weiter ab und schwimmen dabei auf ein Riff zu? Die vielen Fischschwärme unterschiedlichster Gattungen stoben auseinander als Lindel einfach so durch sie hindurchschwimmt. „Es könnte eng werden, ich hoffe du hast keine Platzangst!" Na das wäre ja noch schöner, aber sollte man so etwas nicht früher erfragen? „Was wäre wenn ich jetzt welche hätte?!" Lindel lacht leise und steuert auf ein wirklich enges Loch zu wenn man seine Körpergröße in Betracht zieht. „Dann hätten wir ein Problem." Er zwängt erst einen Kopf durch das Loch, sein schlangenartiger Körper mit Felicitas folgt und sie muss sich wirklich direkt an ihn pressen um den teils scharfen Korallen entkommen zu können die am Stein wachsen und im Licht der Sonne bunt gedeihen. Eines der wenigen Riffe die noch nicht abgestorben sind. Kurz nach dem Loch finden sie sich in einer relativ großen Unterwasserhöhle wieder, bei dem sich der Weg in zwei Richtungen teilt. Nach oben an die helle Wasseroberfläche, oder nach links und somit ein wenig nach unten. Der Wasserdrache schlängelt sich ohne Probleme dort hindurch und selbst Lizzy gewöhnt sich daran auf beengtem Raum mit ihm zu sein. Immer wieder kommen Abzweigungen, doch er weiß ganz genau wo sie entlang müssen. Irgendwann hat Felicitas den Überblick verloren ob sie nun oben oder unten sind, links oder rechts schwimmen oder sonst etwas. Es ist ein wahres Labyrinth, in welchem sich der Wasserdrache jedoch perfekt auskennt. Mit einem Mal bleibt er bei einer weiteren Abzweigung stehen, es ist dunkel und nur dank seiner Magie kann sie sehen dass sich der Weg wieder aufteilt. Weiß er nun doch nicht mehr wo sie lang müssen? Hat er den Weg verloren, die Orientierung? Doch Lindel verharrt im Wasser und schließt die Augen. Worte entkommen ihm die älter nicht sein könnten. Felicitas will schon gar nicht atmen um ihn nicht zu stören, denn so hochkonzentriert hat sie schon lange niemanden mehr gesehen. Direkt unter ihnen leuchtet der Felsen bläulich auf, der eigentlich ziemlich solide wirkt. Mit großen Augen beobachtet die Menschenfrau, wie sich ein neuer Gang für sie öffnet und Lindel sofort in diesem Gang mit ihr verschwindet. Gerade noch so kann sie sehen wie seine Schwanzspitze hindurchkommt, bevor sich die Öffnung wieder verschließt und der Gang sich immer weiter verbreitert. Bald kann Felicitas wieder aufrecht sitzen und sieht sich mit großem Staunen um. Auch hier sind Korallen angesiedelt, doch sie erleuchten das Wasser mit ihren eigenen Farben. Gelb, Blau, Grün, Rot, Violett... Lizzy kann so viele Farben sehen und alles leuchtet in einem mystischem, aber ruhigen und angenehmen Licht. Es beruhigt sofort, nimmt ihr den Stress und auch ihr Körper fühlt sich nun leichter an. Ihre Fingerspitzen werden warm, ihre Muskeln entspannen sich bis zu einem gewissen Punkt und selbst ihr Kopf schaltet ein wenig ab. „Es sind wunderschöne Korallen, ja! Aber für Menschen wirklich gefährlich, pass auf!" Die Stimme Lindels klingt fern und wie durch Watte und nur langsam sieht sie zu ihm. „Hm?" Sie ist entspannt. Tiefenentspannt, wenn man das so sagen kann. „Die Korallen, Lizzy! Ihr Einfluss ist für Menschen wirklich gefährlich! Sie spielen dir vor das alles ruhig ist, entspannt. Dass du dir keine Sorgen machen musst! Sei froh dass du von mir Luft bekommst, ansonsten würdest du nicht mehr auftauchen wollen und hier sterben. Du bist dann ihr nächstes Mahl, das ist eine Sicherheitsvorkehrung!" Sie hört ihn, ja! Aber sie versteht nicht ganz was er sagt. Zu sehr ist sie schon im Bann dieser einfach aussehenden Korallen gefangen und sie kann von Glück reden dass Lindel bei ihr ist. Dieser bringt sie aber so schnell es geht aus der Gefahenzone und sobald sie aus der Reichweite des Einflusses ist, kommt alles schlagartig wieder zurück. Sie spürt die angespannten Muskeln, das leichte Dröhnen in ihrem Schädel, die nun klammen Fingerspitzen, all das ist wieder zurück. „Geistig wieder da?" Lindel dreht leicht besorgt seinen Kopf, doch sie nickt nur ein wenig. Sie war wie in Trance, als hätte sie geträumt! Lizzy dreht ihren eigenen Kopf und sieht zurück in den Tunnel der Korallen. „Das sind fucking Killerkorallen, man..." Aber verdammt effektiv, das muss man sagen.

Fatal DiaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt