Sequenz eins und zwei

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„Kann ich diesmal selbst springen?", fragt Lizzy und sieht den ehemaligen Butler misstrauisch an. Sie hat so oder so einen gewissen Abstand zwischen sich und ihn gebracht um weiteres Schubsen vermeiden zu können. „Wenn Sie wollen, ist es Ihnen jederzeit gestattet. Ich bitte um Vergebung für gestern, aber das erste Mal ist immer schwierig." Aber anstatt zu erklären hat er sie einfach so nach unten gestoßen? Es gibt bessere Wege, ihrer Meinung nach! Aber wer hört dahingehend schon auf einen Menschen. „Also gut. Sie haben irgendetwas von wegen Seelenmeer gesagt? Albträume? Dann konzentriere ich mich einmal darauf. Vielleicht- Vielleicht klappt es dann endlich!" Sie können es alle nur hoffen und selbst Alucard hofft es inständig. Es ist sehr anstrengend Level 0 die gesamte Zeit über offen zu halten, selbst für ihn. Noch einmal blickt sie skeptisch nach unten in das Loch mit dem roten Schimmer, und atmet noch einmal tief durch. „Das Glück ist mit den Dummen.", murmelt sie und schluckt. „Sie sind nicht dumm, Miss O'Perast. Es sind nur gewisse Umstände die-" „Vermiesen Sie mir nicht den Moment in dem ich mir Mut zuflüstere!" Walter neigt entschuldigend seinen Kopf, denkt sich aber innerlich dass das sicherlich kein flüstern mehr war. Dennoch hält er die Klappe und beobachtet die junge Frau. Natürlich hat auch er mitbekommen was heute in der Früh passiert ist, das ist aber nicht sein Thema und es wird auch nicht seines werden. „Ich weiß das klingt komisch aber... wenn mein Handy funktioniert, kann ich mir Musik zum Fall anmachen?" Der ehemalige Butler wüsste nicht was dagegesteht und nickt. „Solange es nicht zu viel Zeit-" „Sorry, aber im Gegensatz zu Ihnen bin ich noch ein wenig jünger und bekomme das hin ohne ewig rumspielen zu müssen." Lizzy holt ihr Handy raus, entsperrt es mit ihrem Fingerabdruck und kann es voll bedienen. Sogar Netz hätte sie hier drin! Wo ist sie, wo ist sie... da. Die Dark-Cyberpunk-Playlist die sie auf YouTube gespeichert hatte. Das Handy steckt sie in ihren BH, sodass die Lautsprecher aber noch frei sind und stellt sich an den Rand. „Albträume... ich hatte schon lang keinen mehr, wird wieder Zeit dafür." Diesmal springt sie selbst, aber von vornherein mit den Füßen nach unten. Sie kippt auch nicht zur Seite oder sonst etwas, sondern fällt einfach nur nach unten. Immer wieder streckt sie ihre Arme aus wenn sie das Gefühl hat das Gleichgewicht zu verlieren, aber im Grunde weiß sie ja auch was auf sie zukommt. Der Fall wird abgebremst, das Licht wird heller. Auf was sie sich wohl nun einstellen sollte? Sanft landend wird sie auf den Boden gestellt und sie öffnet die Augen wieder. Sieht sich um und runzelt die Stirn. Na ganz toll, ein Wald. Wohl entweder in der Früh oder am Abend, denn es herrscht ein Dämmerzustand und die Sonne ist schon untergegangen oder noch nicht aufgegangen. Albtraum... kann es sein dass sie hier gleich Ghule sehen wird? Nun gut, so geschockt wäre sie nicht mehr da sie ein bisschen vorgewarnt ist. Sollte sie stehen bleiben oder weitergehen? Kann sie hier verletzt werden? Das hat sie komplett vergessen zu fragen. Alucard hingegen ist erleichtert und er zeigt dies auch offen. „Sie ist dort wo sie sein sollte.", gibt er von sich und sieht die ungeduldig wartende Lady an. Diese nickt leicht, zufrieden dass es wohl endlich klappt. „Wenigstens das geht schon einmal vorwärts." Sie hatte sich schon sorgen gemacht, denn gestern ist einiges schief gelaufen. Angefangen hat es mit dem Band von welchem sie wirklich gedacht hatte dass es nicht funktioniert. Dann ist sie abgehauen, mit dem Angriff der Werwölfe und sie haben einiges an Munition verschwendet! Und dann auch noch der letzte Test, der komplett daneben gelaufen ist. Wie auch immer sie das geschafft hat, denn Alucard hat selbst auch keine Ahnung. Sie glaubt es ihm auch, warum nicht? Sollte er etwas wissen, dann wird er es schon sagen, darauf vertraut die Lady ohne mit der Wimper zu zucken. „Also gut, du weißt was wir besprochen haben? Lass Sequenz eins anlaufen und halt mich auf dem laufenden." Der Urvampir neigt seinen Kopf und schließt wieder die Augen um sich auf die erste Sequenz zu konzentrieren. Was sie durchlebt, oder besser gesagt durchspielen muss, ist ein kleiner Test was die Loyalität angeht. Zumindest bei Part eins ist dies das Hauptziel. Er hat keine Bedenken was das angeht, aber die Lady ist dahingehend immer ein wenig paranoid und will sich absichern dass das alles normal läuft. Das ‚Seelenmeer', wie es Walter bezeichnet hatte, ist an sich nichts mehr als eine übergroße Simulation die man je nach Wunsch und bedarf anpassen kann. Normalerweise kommen dort Seelen rein, die noch viel zu rebellisch sind und die erst lernen müssen in der Seelenhölle selbst keinen Scheiß anzustellen.

Fatal DiaryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt