One Shot 67 // Stockholm syndrome

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Louis' p.o.v.:

Seufzend zog ich meine Brille aus, legte sie neben die ganzen Rechnungen. Die unbezahlten Rechnungen. Die ich nur durch viele, viele Überstunden bezahlen würde können. Und wenn ich es schaffen würde, würden die Mädchen wohl wieder nur kleine Geschenke bekommen. Seit unsere Eltern vor drei Jahren gestorben waren, war es jeden Monat ein Kampf, alle Rechnungen zu bezahlen und den Mädchen, meinen 5 kleinen Schwestern, neue Klamotten, neue Schulsachen und etwas zu essen zu kaufen. Jeden Monat arbeitete ich unglaublich lange. Ich hatte drei verschiedene Jobs, meine Nächte waren kurz, ich schlief nur wenig. Lottie, die älteste, musste auf die anderen aufpassen. Ich hatte damals meine Schule abgebrochen, um sofort ins Berufsleben einzusteigen. Daher hatte ich nur schlecht bezahlte Jobs. Doch wir schlugen uns durch. Die Mädchen akzeptierten, dass es nicht jeden Tag etwas warmes, außergewöhnliches gab. Doch bisher hatte ich es jedes Jahr geschafft, ihnen ein paar Kleinigkeiten zu kaufen. Dieses Jahr schien es aber eher schlecht auszusehen dafür. Verzweifelt rieb ich mir über das Gesicht. Ich hatte gestern einen Arzttermin, bei welchem mein Hausarzt mir sagte, dass ich langsamer machen sollte. Ich stand wohl kurz vor einem Burnout. Doch wenn ich langsamer machte, wer würde sich um die Mädchen kümmern? An diesem Abend ging ich ausnahmsweise nicht arbeiten, ich gönnte mir einen einzigen Abend, den ich mit den Mädels auf der Couch verbrachte. Das Haus in dem wir wohnten hatten unsere Eltern uns vermacht. Doch wenn es so weiterging, würde ich es versetzen müssen. Ich würde die hohen Heiz- und Stromkosten nicht mehr arg lange trage können. Vor allem jetzt, wo es draußen immer kälter wurde. Bereits am nächsten Tag ging ich wieder arbeiten, in Gedanken aber immer an das bevorstehende Weihnachtsfest. Was sollte ich den Mädchen nur schenken?

Kurz vor Weihnachten wurde ich immer verzweifelter. Das Geld wurde knapper, schien wirklich nicht zu reichen. Also nahm ich noch einen Job an. Putzen nach einer Modenschau. Wie tief war ich gesunken? Seufzend wartete ich abends darauf, dass auch die letzten Models gingen. Der letzte, der noch da war, war dieser Harry Styles. Den meine Schwestern so vergötterten. Und dann, dann formte sich ein Gedanke in mir, der so absurd war, dass ich mich kopfschüttelnd umdrehte. Ich sah einen Baseballschläger, der mitten im Raum stand. Schluckend lief ich zu ihm, fuhr mit meinen Fingerspitzen über ihn. Dann sah ich in die Richtung der Duschen. Zitternd, und ohne Kontrolle, nahm ich den Schläger an und lief auf die Türe zu. Mein Körper zitterte, ich wurde nur von meiner Verzweiflung, dass ich den Mädchen sonst nichts schenken konnte. Schluckend stieß ich die Türe auf. Er stand unter der Dusche, den Rücken zu mir. Mit großen Augen stand ich schluckend da. Mit diesem Mann konnte ich nicht mithalten. Er war groß, schlank, aber nicht zu dünn, muskulös, seine langen, braunen Locken lagen flach an seinem Kopf an. Mein Blick wanderte automatisch weiter nach unten, und alles, was ich sah, war perfekt. Schluckend straffte ich die Schulter und lief mit erhobenem Schläger auf ihn zu. Wäre ich bei Verstand, würde ich mir wahrscheinlich selbst eine überziehen. Ich war so ein Idiot. Die Mädchen hätten verstanden, dass sie dieses Jahr kein Geschenk bekommen würden. Doch in diesem Moment dachte ich nicht nach. Deswegen fand ich mich eine halbe Stunde später in unserem Keller, in meinem Zimmer, wieder. Ich hatte ihn auf das Bett gelegt, saß daneben, auf meinem Stuhl, die Knie angezogen, mein Kinn darauf abgelegt. Die Türen hatte ich alle verriegelt, denn wenn er wollen würde, würde er hier locker raus kommen. Ein leises Stöhnen ließ mich gerade aufsetzen. Mit großen Augen sah ich gespannt auf die große Person in meinem Bett. „Wo... wo bin ich?" Er setzte sich auf, blickte verwirrt herum. Ich saß im dunklen Eck meines Zimmers, dass nicht beleuchtet wurde. In meinem Rücken befand sich die Zimmertür. Als er erkannte, dass ich hier saß, fixierte er mich, setzte sich auf und sah mich verwirrt an. Dann schien ihm aufzufallen, dass er nichts anhatte. Ich hatte ihn in ein Handtuch gewickelt und drei Decken über ihn gelegt. Ich hoffte, dass es ihm arm war. „Wer bist du? Was mache ich hier? Und was soll das ganze?" Ich atmete tief durch. Gut, noch schien er recht ruhig zu sein. „Bei mir. Und das erfährst du noch früh genug. Kurze Information. Dieses Zimmer ist der einzige Raum, in dem du dich aufhalten kannst. Ich werde die Türe abschließen, probiere es also gar nicht erst. Und je nachdem, wie du dich verhältst, bekommst du drei Mahlzeiten am Tag. Noch Fragen? Ach ja, Klamotten sind im Schrank, auch wenn sie dir vielleicht ein wenig zu klein sind. Ich lass dich jetzt alleine, hab noch besseres zu tun." Damit stand ich auf, sah nicht mehr zurück und schloss die Türe hinter mir ab. Tief durch atmend lehnte ich mich an die Türe und schloss die Augen. Verdammt, was tat ich hier nur? Deprimiert lief ich nach oben.

Larry Stylinson One Shots IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt