One Shot 40

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„Na, du Vollidiot?“ Der Lockenkopf zuckte zusammen und sah hinüber. Louis lehnte an den Spinden neben ihm, ein gehässiges Grinsen war auf seinem Gesicht zu sehen. „Was willst du?“ Harry holte seine Bücher aus seinem Spind, versuchte, die Person neben sich zu ignorieren. Doch das war schwerer als gedacht. Denn der Kerl, der ihn die ganze Zeit fertig machte, war einfach unglaublich unwiderstehlich. Seine Augen, die so unglaublich blau waren, dass man denken könnte, man würde in das Meer sehen. Seine Haare sahen immer perfekt aus und so weich, dass Harry sich immer sehr zurück halten musste, nicht durch sie hindurch zu streichen. Er hatte diese Haare immer toll gefunden. Nur hatte er es ihm nie sagen können. Wie sollte man auch demjenigen, der einen mobbte sagen, dass man ihn unheimlich anziehend fand? Genau, am besten gar nicht. Alles andere wäre reiner Selbstmord. Seufzend schloss er seinen Spind und lief zu seinem Klassenzimmer. Er war so in Gedanken vertieft gewesen, dass er gar nicht gemerkt hatte, dass Louis bereits gegangen war. Was er wohl als letztes zu ihm gesagt hatte? Wahrscheinlich eine der üblichen Beleidigungen. Etwas anderes war Harry aus seinem Mund sowieso nicht gewohnt. Er ließ sich auf seinen Platz fallen und starrte gedankenverloren aus dem Fenster. Warum musste er sich ausgerechnet in ihn verlieben? Hätte er sich nicht in jemanden verlieben können, der nett zu ihm war? Ach ja, da gab es ja nicht besonders viele. Eigentlich fast niemanden. Eine einzige war eigentlich immer ganz nett zu ihm. Aber er hatte sowieso den Verdacht, dass sie das nur war, weil sie Mitleid mit ihm hatte, Und ebenfalls nicht besonders viele Freunde. Wahrscheinlich würde sie sich von ihm abwenden, sobald sie andere Freunde hatte. Er hatte seinen Kopf in seine Hand gestützt und beobachtete die Schüler auf dem Pausenhof. Wieso konnte er nicht so sein? Freunde haben? Einen Freund? Eine intakte Familie? So viele Leute beschwerten sich, dass ihr Leben zu normal sei. Harry hätte unheimlich gern so ein 'normales' Leben. Er hätte unheimlich gerne die Probleme, die diese Schüler immer hatten. Denn sie waren nichts, im Gegensatz zu seinen. Meistens jedenfalls. Denn sie mussten nicht überlegen, wie lange sie es noch schaffen würden, ihrer Mutter dabei zu zusehen, wie sie immer trauriger und deprimierter wurde. Ihr Mann hatte sie verlassen, für eine jüngere Frau. Und seine Mutter hatte es wirklich hart getroffen. Harry jedoch fast noch härter. Er hatte eine unheimlich gute Beziehung zu seinem Vater gehabt. Und dann war er auf einmal weg. Einfach so. Harry hatte es nie verstanden. Seine Mutter war eine wundervolle Frau. Aber das hatte er wohl nicht gesehen. Seufzend drehte er sich nach vorne, so eben war der Lehrer hinein gekommen. Und alle waren von ihm gewohnt, dass er aufpasste und mitmachte. Viele stempelten ihn als Streber ab, dabei wollte er nur einen guten Abschluss. Denn was brachte ihm ein schlechter? Genau, rein gar nichts. Nach seinen ersten zwei Stunden ging er zu seinem Stammplatz auf dem Pausenhof. Er setzte sich auf die Schulmauer, neben einer Eiche. Oder Buche. Ach, er hatte keine Ahnung, was das für ein Baum war, aber ist das wichtig? Der Baum wird sowieso keine Rolle mehr spielen. Harry saß also dort, auf der Mauer neben diesem Baum. Sein Blick ruhte wie immer irgendwo in der Ferne, seine Gedanken waren überall. Naja, eigentlich hauptsächlich bei ihm. Er bekam ihn einfach nicht aus seinem Kopf. Er fand ihn viel zu interessant. Aber wieso? Wieso konnte er ihn nicht einfach hassen? So, wie es eigentlich sein sollte? Er sollte in abgrundtief hassen. Immerhin machte er ihn jeden Tag fertig. Harry rutschte noch ein wenig näher an den Baum und lehnte sich an den Stamm. Jetzt sah ihn man fast gar nicht mehr, wenn man nicht direkt vor ihm stand. „Oh man, erinnere mich nicht an den. Ich bin so froh, dass ich heute keinen einzigen Kurs mit dem hab. Und ich bin froh, dass ich dich gefunden hab. Du bist echt tausendmal bessere Gesellschaft als der Kerl.“ Harry schloss die Augen. Er hatte es doch immer gewusst. Er hatte gewusst, dass sie nur aus Mitleid mit ihm Zeit verbracht hatte. Und sobald jemand anderes da war, war sie wieder weg. Also wieso war er jetzt so enttäuscht? Er durfte nicht enttäuscht sein. Und er musste die Tränen zurück halten. Ganz unbedingt. Er durfte nicht hier weinen. Nicht auf dem Schulhof, vor allen anderen. Daheim würde er die Tränen fließen lassen können. Aber nicht hier. Also hielt er sich seine Tränen zurück. Versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Den restlichen Tag über. Die Pausen verbrachte er alleine auf dem Schulhof. Die Gedanken immer bei Louis und seiner ehemaligen Freundin. Er war so enttäuscht, obwohl er es hatte kommen sehen.

Larry Stylinson One Shots IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt