Sequenz zu OS 25

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„Hallo Louis. Wie kann ich dir helfen?“ Rose sah den Engel vor sich mit einem leichten Lächeln an. Ihre Augen funkelten, wie immer. Sie war eine Frohnatur und immer gut gelaunt. Louis stand vor ihr, unsicher und nervös, er wusste nicht, wie er seinen Wunsch am besten vorbringen sollte. „Hey Rose. Ich... ich hätte eine kleine Bitte.“ Er biss sich auf seiner Unterlippe herum, sah nach unten, auf seine Finger, die miteinander spielten, und stand noch immer mitten im Raum. Er konnte sich jetzt nicht hinsetzten. Er würde nur noch nervöser und unruhiger werden. Rose's Lächeln verblasste ein wenig. Louis hatte noch nie etwas gewollt. Er hatte immer alles getan, was ihm aufgetragen wurde. Und sie hatte ihn noch nie nervös gesehen. „Okay, was ist los?“ Louis seufzte und sah dann langsam auf, genau in die stahlgrauen Augen seiner Vorgesetzten. Ja, auch Engel hatten Vorgesetzte. „Ich.. ich hab jemanden kennen gelernt.“ Rose zog die Augenbrauen hoch, ihr Lächeln verschwand und sie sah ihn einfach nur verwirrt an. „Wie, du hast jemanden kennen gelernt? Du bist ein Engel, Lou.“ Sie sprach sanft zu ihm, als würde sie mit einem naiven Kind sprechen. „Ja, ich weiß. Er ist einer der wenigen die mich sehen können. Und er ist... er ist wirklich toll, Rose. Und er hat eine so grauenhafte Vergangenheit hinter sich, ich will ihm einfach nur seinen größten Wunsch erfüllen.“ Rose runzelte die Stirn. „Wie jetzt, er ist einer der wenigen die dich sehen können? Lou, dich kann NIEMAND sehen! Du bist ein Engel! Nicht sichtbar für alle!“ Louis sah sie an. Er blinzelte und auch seine Stirn runzelte sich. Er hatte in der Vergangenheit mit so vielen Leuten geredet. Die hatten ihn alle gesehen. „Aber... es gibt Menschen die mich sehen, Rose. Wirklich.“ Louis war einer der wenigen Engel, die direkt als Engel geboren worden waren. Er war also nie ein normaler Mensch gewesen. Deswegen hatte er auch die Hoffnung, dass sein Wunsch erfüllt werden könnte. „Wie... wie geht das? Keiner der Engel die ich kenne, konnte bisher von Menschen gesehen werden. Ich versteh das nicht...“ Rose sah total verstört zu Louis. „Und du bist dir sicher, dass sie dich gesehen haben?“ Louis nickte. „Ja. Sie haben sogar mit mir geredet. Bisher waren es meistens kleine Kinder auf Spielplätzen, die mich gefragt haben, warum ich so allein bin. Und ab und zu ein paar Erwachsene, die wissen wollten ob alles in Ordnung bei mir ist, weil sie mich schon ein paar Tage hintereinander an derselben Stelle stehen gesehen haben. Aber sie haben eindeutig mit mir geredet und mir dabei auch in die Augen gesehen.“ Rose öffnete ihren Mund, wohl um etwas zu sagen, schloss ihn jedoch gleich wieder. Sie war total verwirrt. Noch nie hatte sie davon gehört. „Okay, was auch immer deine Bitte war Lou, ich muss erst einmal mit dem obersten Chef reden. Das... das ich wirklich komisch. Ich ruf dich an, bis ich was neues weiß, okay?“ Louis nickte. Dann würde er eben noch ein paar Tage allein mit Harry verbringen. Er hatte bereits die Klinke der Tür in der Hand, als Rose ihn zurückhielt. „Und Lou? Vielleicht solltest du bis dahin hier bleiben. Weg von den Menschen. Zur Sicherheit.“ Schockiert drehte er sich um. „Aber... Rose, ich -“ - „Kein Aber, Louis. Es ist nur zur Sicherheit.“ Sie lächelte ihn sanft und mitfühlend an, dann schnappte sie sich das Telefon und wählte eine Nummer. Louis wusste, dass er es jetzt nicht einmal zu versuchen brauchte. Jede Diskussion wäre Zeitverschwendung. Also lief er seufzend in sein Zimmer. Jeder Engel hatte hier sein eigenes Zimmer, falls sie auf Abruf bereit sein mussten. Dort angekommen ließ er sich auf sein Bett fallen und starrte die Decke an. Die nächsten drei Tage tat er nichts anderes. Er lag auf seinem Bett, starrte die Decke an, dachte an Harry, wie es ihm wohl ging, was er wohl er gerade tat und wann Rose sich endlich melden würde. Er wollte endlich wieder zu seinem Harry. Er hielt es nicht ohne ihn aus. Selbst nach nur drei Tagen vermisste er ihn mehr als alles andere. Gerade als er kurz davor war ein zu schlafen, klingelte sein Telefon. Sofort saß er aufrecht im Bett, denn niemand außer Rose würde ihn hier anrufen. „Rose?“ - „Hey Louis. Kommst du in mein Büro?“ - „Klar, bin sofort da.“ Louis legte auf und lief, so schnell wie ihn seine Beine tragen konnten, zu Rose's Büro. „Hey Rose du wolltest mich- Oh, hallo. Tut mir Leid, ich dachte- ich wusste nicht-“ - „Louis, beruhige dich. Alles ist in Ordnung. Komm erst einmal richtig rein und setzt dich.“ Louis schloss die Tür hinter sich und ließ sich dann auf den Stuhl vor dem Schreibtisch sinken, darauf bedacht, dem Blick des obersten Chefs, der auf Rose's Stuhl saß, auszuweichen. „So Lou. Könntest du noch einmal erzählen, was du mir schon erzählt hast? Im Bezug auf die Menschen die dich sehen können.“ Louis sah sie kurz verwirrt an. Wieso sollte er das noch einmal erzählen? Sie wusste es doch bereits. Aber er zuckte nur kurz mit den Schultern. „Klar. Also, die meisten, die mich sehen, sind kleine Kinder. Sie kommen immer zu mir, während ich ihre Eltern beobachte, um heraus zu finden, wer von ihnen die Erfüllung eines Wunsches verdient hätte, und sprechen mich an. Sie fragen mich, warum ich so allein da sitze oder stehe. Und warum ich mit niemandem rede. Und lauter so Sachen. Ab und zu kommen auch Erwachsene auf mich zu und fragen mich, warum ich immer so allein an derselben Stelle stehe, mehrere Tage hintereinander. Und sie sehen mir dabei fest in die Augen.“ Langsam sah er von seinen Händen, die er in seinem Schoß gefaltet hatte, auf. Und blickte direkt in ein paar ungläubige, total verwirrte Augen. „Das kann nicht sein... du warst nie ein Mensch. Dich dürften keine Menschen sehen. Ich verstehe das nicht.“ Er fuhr sich mit einer Hand über den Mund. Dann sah er wieder zu Louis. „okay, Rose hat gesagt, du hättest noch eine Bitte an sie, die wohl irgendwie damit zusammen hängt. Da sie damit so oder so zu mir kommen müsste, kannst du sie mir direkt sagen.“ Louis' Augen weiteten sich ein wenig und er schluckte. Nicht genug dass er heute das erste Mal dem Chef persönlich gegenüber saß, nein, jetzt musste er auch noch mit seinem größtem – und einzigem – Wunsch raus rücken. Er räusperte sich. „Es... es ist weniger eine Bitte, sondern mehr ein... Wunsch. Ich... habe jemanden kennen gelernt. Und er... hat eine wirklich grauenhafte Vergangenheit. Und er hätte es verdient, seinen größten Wunsch erfüllt zu bekommen. Nur... ich kann es einfach nicht.“ Louis senkte seinen Blick. Bis jetzt war alles noch recht einfach. Doch jetzt, jetzt würde er seine ganzen Gefühle offen legen müssen. „Sein... sein größter Wunsch ist, dass er jemanden findet, der ihn aufrichtig liebt und mit dem er für immer zusammen sein kann. Und... ich bringe es einfach nicht über mein Herz, bei Amor dafür zu sorgen, dass er denjenigen findet. Ich schaff es einfach nicht...“ Louis senkte wieder seinen Kopf und seine Stimme wurde gegen Ende auch leiser. Wenn er den Blick nicht gesenkt hätte, hätte er aber vielleicht das sanfte Lächeln auf dem Gesicht vor ihm gesehen. Den verständnisvollen Blick. Er atmete tief durch und sah dann fest in die Augen vor ihm. Wenigstens würde er es versucht haben. „Mein Wunsch ist, dass ich für alle sichtbar bin. Ich habe sowieso nie verstanden, warum ich nur für einen Teil sichtbar bin. Und es würde doch keinen großen Unterschied machen, oder?“ Den letzten Satz fügte Louis nur an, um sich irgendwie zu rechtfertigen. Er wollte so unbedingt, dass er von allen gesehen werden konnte. Sonst müsste er Harry seinen Wunsch anders erfüllen. Und das... das tat ihm im Herzen weh, schon wenn er nur daran dachte. Er bis sich nervös auf der Unterlippe herum, seine Finger spielten mit einander. Und am liebsten wäre er jetzt aufgesprungen und nervös durch den Raum gelaufen. Würde ihm sein Wunsch erfüllt werden. „Louis... ich verstehe deinen Wunsch. Und würde ihn dir auch unheimlich gerne erfüllen. Aber allein die Tatsache, dass ein paar Menschen dich schon sehen können, erschwert das ganze. Er kann dich sehen nehme ich an?“ Louis nickte, er hatte zu wenig Vertrauen in seine Stimme im Moment. „Nun... so gerne ich es einfach ermöglichen würde, es geht nicht. Erst müssen wir mal herausfinden, wieso dich manche Menschen sehen können. Und dann sehen wir weiter.“ Louis seufzte, zwang sich dann aber ein Lächeln auf und nickte. „Okay.“ Rose sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. Sie konnte sich gut vorstellen, wie er sich fühlte. „Gut, dann kannst du vorerst wieder in dein Zimmer gehen. Bleib aber auf Abruf bereit, okay?“ Louis nickte nur. Sein einziger Gedanke: Noch länger ohne Harry. Die Hände tief in den Hosentaschen vergraben und den Blick auf den Boden gerichtet lief er langsam in sein Zimmer. Er wollte im Moment nichts mehr, als zu Harry zurück. Er vermisste ihn so sehr. Die nächsten 2 Tage tat Louis wieder nichts anderes als auf dem Bett liegen, an Harry denken und an die Decke starren. Doch bereits nach 2 Tagen wurde er wieder in Rose's Büro gerufen. Mit einer ernüchternden Nachricht: Sie hatten nichts heraus gefunden. Louis würde also einige Tests durchmachen müssen. Musste ein paar 'Experimente' machen. Und nebenher wurde er für außergewöhnlich viele Kleinigkeiten eingeteilt, die er früher nie hatte machen müssen. Und die er auch nie hatte machen wollen, da sie zum Teil einfach nur kompliziert zu machen waren. Denn wie machte man einer Frau klar, dass sie in einen Heiratsschwindler verliebt war? Ohne mit ihr reden zu können, da sie ihn auch nicht sah. Und wie machte man einer verheirateten Frau deutlich, dass ihr Mann seine Stieftochter vergewaltigte? Sie verprügelte? Und zwei besten Freunden, dass sie sich liebten und einfach nur zu viel Angst hatten, es zu zugeben. Lauter solche Aufgaben bekam Louis. Und er konnte sich nicht erklären, warum. Auch nicht, wieso er nur ein paar Stunden Zeit für jeden Auftrag bekam. Manche Leute bekamen mehrere Tage. Oder sogar Wochen. Und wenn er sich seine neuen Aufträge abholte, versuchte er mit Rose oder sogar dem obersten Chef über seinen Wunsch zu reden. Versuchte, ihnen klar zu machen, wie wichtig ihnen das war. Doch nach 3 Tagen bekam er keinen mehr. Er hatte an diesen 3 Tagen fast dreifach so viele Aufträge gemacht wie andere. Und fast nicht geschlafen. Doch er hatte alles gemacht, was von ihm erwartet worden war. Denn irgendetwas sagte ihm, dass es wichtig für seinen Wunsch war. „Hey Rose. Was gibt’s? Welche arme Beziehung soll ich jetzt wieder zerstören?“ Louis sah sie müde lächelnd an. Er wollte nur noch ins Bett, am besten zu Harry. In seine Arme. Liebend gerne würde er in seinen Armen liegen. Seinen Atem in seinem Nacken spüren. Seine Lippen auf seinen spüren. Louis wollte einfach nur zu Harry. Seit über einer Woche waren sie getrennt. Und Louis vermisste ihn so unendlich. Rose grinste ihn an. „Keine. Im Gegenteil. Es sieht so aus, als hätte dich jemand die letzten paar Tage nur auf eine Probe gestellt. Du musst noch ein paar Sachen ausfüllen, unterschreiben und morgen hast du noch irgendein Meeting oder so. Aber so wie es aussieht steht es ganz gut für dich. Ich drück dir die Daumen, Lou.“ Sie hielt ihm eine Akte entgegen und grinste ihn noch immer überglücklich an. Louis sah sie einfach nur überfordert an. War das ihr Ernst? Er würde seinen Wunsch vielleicht wirklich noch erfüllt bekommen? Louis griff sich die Akte, oder was das war, und lief wieder in sein Zimmer. Dort setzte er sich an seinen Schreibtisch und öffnete sie. Es lagen nur wenige Blätter darin. Zwei davon waren wohl zum ausfüllen. Louis machte sich sofort daran und las sich dann die anderen Blätter durch. Er erfuhr den Plan für den nächsten Tag. Und so wie es hier stand, sah es wirklich gut aus für seinen Wunsch. In dieser Nacht konnte Louis wieder nur wenig schlafen. Doch dieses Mal nicht, weil er zu viel zu tun hatte, sondern er war einfach zu aufgeregt. Denn vielleicht würde er bald Harry's Wunsch erfüllen können. Ohne dass sein Herz dabei zerbrach. Am nächsten Tag musste er bereits früh zu Rose. Mit ihr musste er dann direkt zum obersten Chef. In seinem Büro waren bereits einige der wichtigsten Personen anwesend.  Und Louis wurde vorgelesen, was er für ein Risiko einging. Denn würde er sichtbar werden, würde er älter werden und irgendwann sterben. Und für Engel wie Louis war das nicht normal. Doch das würde er in Kauf nehmen. Er wurde so oder so älter, doch er könnte es stoppen, wenn er wollte. Doch Louis wollte mit Harry alt werden. Sie sagten ihm, dass er weiterhin Wünsche erfüllen musste. Doch auch das machte Louis nichts. Er liebte seinen 'Job'. Und Harry würde ihn bestimmt unterstützten, immerhin tat er anderen Menschen etwas gutes. Es war egal, was diese Leute ihm sagten, Louis sah in allem nur das positive. Denn er würde dann mit Harry zusammen leben. Nach mehreren Stunden, in denen die Leute immer wieder versuchten, ihn umzustimmen, verschwanden bis auf Rose, Louis und ihn alle. „Dir ist also wirklich klar, was du da willst?“ Louis nickte, aufgeregt wie nie zuvor in seinem Leben. „Und das wir dich ab und zu wieder für solche Sachen einplanen wie die letzten paar Tage?“ Wieder nickte Louis. Er würde alles tun, um endlich mit Harry zusammen zu kommen. Selbst die schlimmste Drecksarbeit. „Du bist ganz schön verknallt, hm? Und Respekt, du hast hart dafür gekämpf.“ Er lächelte ihn sanft an. Dann stand er auf. „Damit ist es offiziell. Ab morgen bist du für jedermann sichtbar. Bleib aber bis morgen früh noch hier, ja? Sonst tauchst du morgen früh irgendwo auf einmal auf und das könnte für manche Leute... verstörend sein. Und viel Glück euch beiden, Louis.“ Er streckte ihm die Hand hin und er hatte noch immer dieses sanfte Lächeln auf dem Gesicht. Louis stand ebenfalls auf, ergriff seine Hand und lächelte ihn dankbar an. „Danke. Vielen, vielen Dank.“ Draußen fiel er erst einmal Rose um den Hals. Endlich würde er ungestört mit Harry zusammen sein können. Und alle seine Freunde würden ihn sehen können. Rose streichelte ihm über den Rücken „Du solltest schlafen gehen, Lou. Das Meeting ging doch ziemlich lang. Und du wirst morgen ziemlich früh aufstehen, nehme ich an. Also sag ich dir jetzt schon mal viel Glück. Und melde dich ab und zu bei mir, klar?“ Louis lächelte sie überglücklich an. „Versprochen!“ Er drückte sie noch einmal und verschwand dann. Auch in dieser Nacht schlief er wenig. Doch dieses Mal aus Vorfreude. Denn jetzt würde alles gut werden. Bald würde er wieder bei Harry sein. Und all seine Freunde kennen lernen. Denn morgen war Samstag. Und da kamen Harry's Freunde immer zu Besuch. Am nächsten Morgen fuhr er extra mit der U-Bahn einen Umweg, redete ihm total fremde Personen an, nur um zu testen, ob er wirklich sichtbar war. Und dann stand er vor Harry's Haustür und klingelte. Zuerst öffnete ihm niemand, also klingelte er noch einmal. Und noch einmal. Bis ihm jemand öffnete und er in blaue Augen sah. „Ja?“ - „Hey, ich bin Louis. Ich würde gerne zu Harry.“...

Larry Stylinson One Shots IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt