One Shot 21

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Jeden Tag stellte er sich dieselbe Frage: Warum? Und wie jeden Tag fand er keine Antwort. Er wusste nicht, warum was passierte. Warum er das Gefühl nicht los wurde, das noch etwas passieren würde. Warum er überhaupt hier war. Seiner Meinung nach hatte er hier nichts verloren. Niemand würde ihn vermissen. Vielleicht sein bester Freund. Doch der würde jemand anderen finden. Jemand besseren. Jemanden, der hübscher war wie er. Jemand, der mehr Selbstbewusstsein hatte. Jemand, der mutiger war. Jemand, der hetero war. Und vielleicht ja auch die perfekte Beziehung führte. Jemand, der nicht seinen besten Freund liebte. Jemand, der einfach besser war wie er. Schöner wie er. Netter wie er. Lustiger wie er. Einfach nur das genaue Gegenteil von ihm. Dann hätte er endlich jemanden gefunden, der zu ihm passte. Den er verdient hatte. Der ihn glücklich machte. Dem er nicht immer neuen Mut zusprechen musste. Mit dem er unbeschwert lachen konnte. Denn das konnte er mit ihm schon ewig nicht mehr machen. Aus irgendeinem Grund war er seit längerer Zeit immer total deprimiert. Er wusste nicht, warum. Er wusste auch nicht, wann das ganze angefangen hatte. Also konnte er den Grund erst Recht nicht herausfinden. Doch er wusste, dass er seinen besten Freund gewaltig runter zog. Und um das zu beenden, musste endlich etwas geschehen. Er musste einfach dafür sorgen, dass sein bester Freund wieder lachen konnte. Dass er wieder Spaß haben konnte. Er hatte zwar keine Ahnung, ob er es durchziehen könnte, doch er würde alles geben, um ihn wieder zum lachen zu bringen. Denn dann strahlten seine Augen und er bekam so wundervolle Grübchen, in die man am liebsten andauernd reinpieksen würde. Doch das konnte er nicht. Wie würde es denn aussehen, wenn er das tun würde? Er würde ihn für total bescheuert halten. Wenn er das nicht sowieso schon tat. Was er sich gut vorstellen konnte. Immerhin war er wirklich nicht ganz normal. Zwar sagten alle immer, dass sei positiv und er sei auf eine gute Art und Weise nicht normal, doch er konnte das nicht so wirklich glauben. Was war denn bitte positiv an ihm? Er war klein, schwach, kindisch, hatte null Selbstbewusstsein, konnte nichts und war auch nicht besonders hübsch. Nun, das fand er jedenfalls. Denn würde man seinen Freund fragen, würde er genau das Gegenteil sagen. Für ihn war sein Freund perfekt, so wie er war. Mit all seinen kleinen Macken. Seinem minimalem Selbstbewusstsein. Seiner Größe. Seiner kindischen Seite. Mit all diesen Sachen, die er selbst an sich verabscheute. Jede dieser Kleinigkeiten fand sein Freund so wundervoll an ihm. Jedes noch so kleine Fettpölsterchen, jeden kleinen Pickel oder was auch immer er jetzt schon wieder für ein Problem mit sich selbst hatte. Er liebte jedes kleine Detail, jedes kleine Härchen an ihm. Jede kleine Falte, vor allem die Lachfalten an seinen Augen. Jedes einzelne kleine Stück Haut.
doch Louis wusste nicht, dass Harry so dachte. Seiner Meinung nach war Harry ohne ihn besser dran. Dann wäre er diese kleine Nervensäge endlich los, hätte keinen kindischen Begleiter und auch mehr Ruhe. Doch Harry dachte nicht so. Natürlich war es manchmal anstrengend mit ihm, doch er würde ihn niemals los werden wollen. Er mochte ihn viel zu sehr dafür. Aber Louis wusste das nicht. Er dachte, Harry würde ihn hassen und sich nur aus Mitleid mit ihm abgeben. Denn er war sich ja sicher, das er wertlos war. Das sich niemand freiwillig mit ihm abgab. Deshalb wollte er auch nicht mehr. Er musste hier weg, musste Harry die Chance geben, sich bessere Freunde zu suchen. Und er wusste auch schon, wie er das anstellen würde. Er hatte einfach keine Lust mehr, also würde ein Umzug nicht reichen. Er musste hier ganz weg. Musste die Welt von ihm erlösen. Ja, so dachte er über ich selbst. Deswegen stand er an diesem einem Abend, sein Handy in der Hand, auf einer kleinen Brücke, ziemlich weit weg vom Zentrum. Auf seinem Handy war eine Nachricht geöffnet, doch wenn er sie abschicken würde, müsste er das hier auch wirklich durch ziehen. Er atmete tief durch und drückte auf senden. Dann packte er sein Handy weg und stützte sich am Geländer ab. Dann fing er an, darüber zu klettern.
Gleichzeitig klingelte Harry‘s Handy, während er auf seinem Bett lag und über Louis nachdachte. Er hatte bemerkt, dass dieser sich immer mehr verändert hatte. Er hatte sich immer mehr in sich selbst zurück gezogen. Er griff nach seinem Handy und sah darauf. Eine neue Nachricht von Louis. Was wollte denn Louis um die Uhrzeit von ihm? Harry runzelte die Stirn und klickte auf die Nachricht.
Hey Haz,
Ehrlich gesagt, hab ich keine Ahnung, was ich dir schreiben soll... es gibt so vieles, dass ich dir gerne sagen würde, doch nichts davon kann ich wirklich in Worte fassen. Es gibt nur zwei Sachen, die du auf jeden Fall wissen solltest:
Ich liebe dich, Hazza. Nicht, wie einen besten Freund. Sondern mehr. Viel mehr. Und es tut so weh, zu wissen, dass du diese Gefühle nie erwidern wirst. Doch ich habe mich damit abgefunden, beziehungsweise habe einen Weg gefunden, damit klar zu kommen.
Doch noch viel wichtiger: Gib dir nicht die Schuld, für das, das passiert. Es war meine Entscheidung, und sie hat nichts mit dir zu tun.
Ich liebe dich, Harry. Hab ein schönes restliches Leben, finde neue Freunde, bessere wie mich, und deine große Liebe. Ich will dass du glücklich bist. Dass du dein Leben genießt. Ich werde dich immer beobachten und bei dir sein. Wenn du das willst.
Trauere nicht um mich, ich bin es wirklich nicht wert.
In Liebe, Louis.
Harry konnte nicht glauben, was er da gerade las. War das sein Ernst? War das sein verdammter Ernst? Sofort sprang er auf und zog sich an. Er musste ihn finden und ihn davon abhalten. Er musste ihm sagen, das er ohne ihn nicht durch halten würde. Dass er ihn brauchte. Dass er ihn verdammt nochmal liebte! Harry rannte aus der Wohnung, in die Richtung von Louis‘ Wohnung. Er musste ihn abhalten. Doch Louis ging nicht an sein Handy. Und in der Wohnung brannte kein Licht und er ging auch nicht an die Tür. Wo konnte er sein? Harry verzweifelte bald. Und dann fiel ihm ein Ort ein, der ruhig war, der weit weg von allem war, der perfekt für das war, dass Louis vor zu haben schien. So schnell wie ihm nur möglich rannte er los, und versuchte immer wieder, Louis zu erreichen.
Währenddessen stand Louis inzwischen hinter dem Geländer. Er lehnte sich leicht nach vorn, sah nach unten, in den schwarzen Abgrund. Die Brücke führte über eine tiefe Schlucht. Unter ihm befand sich also nichts weiter, außer einem Abgrund. Louis schloss die Augen und atmete tief durch. Dann ging er sein bisheriges Leben durch. Seine Kindheit verlief normal, doch als er in seiner Jugendzeit bemerkt hatte, dass er schwul war und dies seinen Eltern gesagt hatte, lief alles nur noch schief. Sein ganzes Leben ging bergab. Eine Zeit lang ging es wieder aufwärts. Als er Harry kenne gelernt hatte. Aber dann hatte er sich in ihn verliebt. Also war eigentlich sofort wieder Schluss mit der guten Zeit. Louis fiel es immer schwerer, um Harry herum zu sein. Er hätte ihn am liebsten immer geküsst, immer umarmt, immer so fest mit ihm gekuschelt wie nur möglich. Doch nichts davon hatte er tun können. Und dann tat es ihm auch jedes mal so weh, wenn Harry mit einem Mädchen flirtete. Doch trotz allem hatte er die Zeit mit ihm genossen. Erst recht, nachdem sein Entschluss gefallen war. Er hatte jede Sekunde, die er mit ihm verbracht hatte, doppelt und dreifach genossen, hatte jede minimale Sache mit ihm, ob positiv oder negativ, genossen, hatte einfach Harry um sich herum genossen. Doch jetzt, jetzt war es soweit. Er sah in den Himmel. Die Sterne funkelten hell und der Mond war das einzige, dass Licht spendete. Sonst gab es hier keine Lichtquelle. Louis lächelte. Er fühlte sich auf einmal so sorgenfrei. Es war ihm egal, was Harry von ihm halten würde, denn er würde es nicht mitbekommen. Gerade, als er loslassen wollte, hörte er jemanden kommen. Wer kam denn um die Uhrzeit hierher, an diese Stelle? „Louis! Wehe, du tust das, was ich denke, dass du tun willst! Ich spring dir hinterher, das schwöre ich dir!“ Louis‘ Augen wurden groß und sein Mund klappte auf. Wieso war Harry hier? Louis hatte gedacht, er würde die SMS lesen, mit den Schultern zucken und ihn dann vergessen. „Louis. Komm hier rüber, bitte. Tu mir das nicht an, bitte Lou. Komm schon, ich brauche dich.“ Harry war nur noch einen Meter entfernt und streckte seine Hand zu ihm aus. Er sah ihn einfach nur an und streckte ihm die Hand entgegen. Louis war einfach nur schockiert. „Was... was machst du hier?“ Er flüsterte nur, zu schockiert, um lauter zu reden. Oder mehr. „Ich kann doch nicht zulassen, dass du einen Riesen Fehler machst! Louis, komm zurück. Bitte.“ Langsam verzweifelte er. Louis stand noch immer auf der anderen Seite des Geländers und machte keine Anstalten, dort weg zu gehen. Harry bekam es langsam ziemlich mit der Angst zu tun. „Louis, komm hier rüber. Bitte.“ Harry‘s Stimme war inzwischen ziemlich leise geworden. Er hatte einfach so viel Angst um Louis. Der Ältere sah noch einmal nach unten, dann sah er zu Harry und seiner Hand. Langsam löste er eine Hand vom Geländer und streckte sie zu Harry. Er legte seine, kleine, zitternde und kalte Hand in Harry‘s große, warme. Sofort fühlte er sich sicherer. Langsam und vorsichtig kletterte er zurück, und kaum stand er wieder einigermaßen, zog Harry ihn sofort in seine Arme. Seinen Kopf vergrub er in der Halsbeuge des Kleineren. „Tu mir das nie wieder an Lou. Ich brauch dich doch. Ohne dich... ohne dich halte ich es nicht aus auf dieser Welt. Mach das nie wieder.“ Louis stand kurz da wie angewurzelt, dann schlang er seine Arme um den Körper des Lockenkopfes. Er liebte die Umarmungen von Harry. „Es tut mir Leid Haz. Nur... ich hab das nicht ausgehalten. Dich immer wieder mit anderen zu sehen, vor allem mit Frauen. Wie du mit ihnen flirtest, sie ansiehst und all das. Es tut mir wirklich Leid, ich werde es in Zukunft irgendwie aushalten. Kannst du mir einen Gefallen tun, und die SMS vergessen? All das hier vergessen? Bitte?“ Harry sah ihm in die Augen und lächelte. „Nein Lou. Entschuldige dich nicht. Denn ich bin mir sicher, dass du mir ansonsten niemals von deinen Gefühlen erzählt hättest. Und ich... nun, ich wäre wahrscheinlich ebenfalls zu feige gewesen. Louis, ich liebe dich. Ich liebe dich so sehr. Alles an dir. Deine Harre, die so verdammt weich sind, deine Augen, die so wundervoll blau sind, deine Lippen, die sich so wunderschön zu einem Lächeln verziehen können. Ich liebe dich und alle Kleinigkeiten an dir.“ (A/N: „I‘m in love with Lou, and all his little things.“) Louis sah einfach nur verstört in Harry‘s grüne Augen. Er liebte diese Augen. Genau wie den Mann, dem sie gehörten. „Lou? Sag doch was!“ Louis fing an zu grinsen. War Harry etwa nervös? „Ich liebe dich doch auch. Das solltest du doch wissen.“ Harry lächelte sanft, seine Grübchen erschienen und er zog Louis noch näher an sich ran. Dann senkte er seinen Kopf so weit, dass er Louis‘ Atem auf seinen Lippen spürte. Louis überbrückte den letzten Abstand und presste seine Lippen auf Harry‘s. Seine Augen schlossen sich sofort, als ihre Lippen sich berührten. In ihm explodierte ein Feuerwerk, seine Gedanken galten nur noch Harry und seinen Lippen. Wie sie sich auf seinen anfühlten. So perfekt. Als sie sich lösten blieben sie dicht beieinander. „Lass uns gehen. Es ist verdammt kalt.“ Louis lächelte nur und nickte. Zusammen liefen sie dann Hand in Hand zu Louis‘ Wohnung, da diese um einiges näher war wie Harry‘s. Und Louis konnte nichts weiter, wie über den Verlauf des Tages, beziehungsweise Abend, zu schmunzeln und den Kopf zu schütteln. Er hatte so Angst gehabt, Harry seine Gefühle zu gestehen, dabei war das dass beste, dass er hätte tun können. Bei ihm angekommen kuschelten sie sich zusammen in Louis‘ Bett. In dieser Nacht schliefen beide besser, wie je zuvor. Und Louis schlief das erste Mal seit langem nicht mit Tränen ein, sondern mit einem leichten Lächeln, eng an Harry gekuschelt. Am nächsten Morgen dachte er, er hätte geträumt, doch der feste Griff von Harry‘s Armen bewies ihm das Gegenteil. Louis lächelte und kuschelte sich noch enger an Harry. Sie frühstückten zusammen, sahen zusammen noch ein paar Filme und kuschelten viel. Sehr viel. Die nächsten Tage machten sie sehr viel zusammen und hingen ständig aufeinander. Doch keinen von ihnen nervte es. Sie beide genossen es. Sie beide hingen auch die nächsten Wochen, Monate und Jahre aufeinander. Sie konnten nicht mehr ohne den anderen. Nie mehr. Den Rest ihres Lebens verbrachten sie zu zweit. Jedenfalls anfangs. Dann waren sie zu dritt. Und irgendwann waren sie zu viert, fünft und am Ende sogar zu sechst, jedenfalls an den Feiertagen. Die restlichen Tage blieben sie zu zweit, da ihre Tochter mit Mann und Kindern am anderen Ende der Stadt wohnte. Ihr Leben war perfekt, auch wenn es knapp war. Wenn Harry nur eine Sekunde später gekommen wäre, wären sie jetzt nicht zusammen, hätten keine wunderbare Tochter und noch wundervollere Enkelkinder. Ihr Leben war perfekt. Perfekter, wie Louis es sich jemals hätte vorstellen können. Und er war so dankbar dafür.

Larry Stylinson One Shots IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt