Fortsetzung One Shot 67

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Ein Keuchen verließ meine Kehle. Wenn all das stimmte... langsam stieß ich die Türe auf und lugte ins Zimmer. Harry saß auf dem Bett, den Blick auf die Gitarre in seiner Hand gesenkt. „Harry?" Ich sprach leise, wollte ihn nicht erschrecken. Das hätte ich mir allerdings sparen können, er zuckte trotz allem zusammen und sah mich mit großen Augen an. „Wie... wie lange bist du schon da?" - „Lange genug. Das Lied... hast du das geschrieben?" Ich sah ihn an, den Teller hatte ich schon lange weggelegt. Ich sah, wie er schluckte, die Gitarre weglegte und mich unsicher ansah. „Ich... ja." sein Blick war auf seine Finger, mit denen er spielte. „Ich... ich weiß nicht, was ich sagen soll... ist das alles wahr?" Er atmete tief durch, straffte seine Schultern, drückte den Rücken durch und setzte sich gerade hin. Dann blickte er auf, blickte mir direkt in die Augen. Erst jetzt fiel mir auf, wie stechend, durchdringend, wie atemberaubend, sie waren. Sie funkelten grün, und ich verlor mich in ihnen, drohte, in einem Meer aus Grün zu versinken. „Ja. Jedes Wort." Seine Stimme war fest, ohne Zweifel, ohne Reue, ohne Unsicherheit. Ich legte meinen Kopf schief. „Aber... ich habe dich entführt!" er zuckte nur mit den Schultern und lächelte. „Man kann sich nicht aussuchen, in wen man sich verliebt. Und du hast mich nur entführt, um deine Schwestern glücklich zu machen. Du hast deine Bedürfnisse hinter alles andere gestellt. Und so, wie ich es mitbekomme, tust du das immer. Denn wenn du mir nicht gerade Essen bringst, höre ich die Mädchen oben. Und oft fragen sie die älteste, wann den ihr Boo wieder kommt. Du bist den ganzen Tag beim arbeiten, nicht wahr? Du machst den ganzen Tag nichts anderes, habe ich Recht? Und dann das nächste. Du bist dünn. Nicht krankhaft dünn, magersüchtig oder ähnliches, aber dünn im Sinne von lange nichts mehr gegessen. Weißt du, was ich meine? Ich glaube, du bewirtest mich besser als dich. Denn dieses Zimmer sieht aus, als wäre es deines. Und als du das erste Mal nicht abgeschlossen hast, hab ich dich gesehen, schlafend, auf der Couch. Und ich glaube, in diesem Moment wurde mir bewusst, dass ich auf dem besten Weg war, mich in dich zu verlieben. Denn du hast einen wundervollen Charakter, du behandelst mich eigentlich ganz gut, du tust alles, um deine Schwestern glücklich zu machen. Da draußen hat es so viele Menschen, die das Geld, die Mittel, die sie haben, nicht würdigen. Ich bin mir sicher, hättest du mehr Geld, würdest du trotz allem diesen Charakter haben. Und ich weiß nicht, was mit euren Eltern ist, aber sie haben euch, und besonders dich, wundervoll erzogen." Ich schloss meine Augen, schluckte, versuchte, alle anderen Tränen zu verbannen. Doch es half nichts, sie rannen mir weiterhin über die Wangen. „Ich... es tut mir Leid, dass ich dich entführt habe, ich schwöre es dir." Lächelnd sah er zu mir. „Ich weiß. Und ich würde nicht verschwinden, bis deine Schwestern glücklich sind. Und wenn ich gehe, wird keiner hiervon erfahren, versprochen. Denn sonst nehme ich den Mädchen da oben, die ich immer wieder so unbeschwert lachen höre, ihren Lebenshalt weg. Denjenigen, der ihnen alles bietet, ohne auf sich zu achten." Ich zog meine Knie wieder an, vergrub mein Gesicht in ihnen. Er sollte nicht sehen, wie sehr er mich gerade zum weinen brachte mit seinen Worten. „Danke. Wirklich, das bedeutet mir sehr viel." Lächelnd sah ich ihn an und er legte seinen Kopf schief, grinste mich an, offenbarte mir Grübchen. „Du solltest öfter lächeln, das steht dir soviel besser als diese Sorgenfalten. Du hast ein wirklich bezauberndes Lächeln." Meine Wangen brannten, mussten unheimlich rot sein. „Ich... ich... danke?" Er schüttelte lächelnd den Kopf. „Oh und du kannst gerne wieder in deinem Bett schlafen, es ist ja groß genug für drei oder mehr Personen." Meine Augen wurden groß. „W-was?" Grinsend schüttelte er den Kopf. „Du kannst hier schlafen. Ist wirklich kein Problem." Er zuckte die Schultern und grinste mich immer noch an.

Seit diesem Tag schlief ich wieder in meinem Zimmer, schloss meine Türe nicht mehr ab, ließ mir oft von Harry das Lied vorsingen. Und oft redeten wir auch nur. Harry erzählte mir vieles aus seinem Privatleben, ich ließ ihn mit seinen Eltern telefonieren, skypen mit dem Laptop meiner Schwester, ließ ihn oft auch ins Wohnzimmer, wenn die Mädchen in der Schule waren. Er half mir freiwillig in der Küche, mit der Hausarbeit, nötigte mich schon fast, dass er helfen durfte. Und an Weihnachten hatte ich die Augen der Mädchen endlich einmal wieder richtig scheinen sehen. Denn Harry hatte etwas getan, was ich nicht erwartet hatte. Er hatte uns alle zu seiner Familie eingeladen, hatte mich freistellen lassen von der Arbeit für zwei Wochen, hatte den Mädchen Karten für seine nächste Modenschau in der vordersten Reihe mit Backstage Karten. Sie waren alle durchgedreht, hatten sich riesig gefreut.

Harry und ich waren uns in der Zeit immer näher gekommen und an einem Tag, als wir Kekse gebacken hatten, wollte er mir Zuckerguss, den ich von meinem Finger geleckt habe, aus meinem Mundwinkel wischen. Und dann war unsere Stimmung auf einmal um geschwungen, von fröhlich zu knisternd, geladen. Ich wusste nicht, woher ich meinen Mut genommen hatte, aber ich hatte ihn an seinem Nacken herunter gezogen und hatte meine Lippen auf seine gepresst. Das Gefühl hatte mich dafür entschädigt, hatte mich für meinen Mut belohnt. Wir führten seit diesem Tag eine Beziehung, damit rechtfertigte Harry auch seine Einladung zu dem Familienessen.

Alles in allem hatten wir das beste Weihnachtsfest aller Zeiten. Und wenn ich Harry's Worten Glauben schenkte, wurde alles noch besser. Lächelnd schmiegte ich mich an ihn, beobachtete, wie meine Schwestern Harry's Mutter und Schwester beim Essen und Tisch decken. Sie lachten, hatten Spaß, ihre Augen funkelten. Und für mich gab es nichts besseres, als das zu sehen. Das und den Mann neben mir.

Larry Stylinson One Shots IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt