Kapitel 7

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Nach unseren ersten Ausflug hörte ich für die nächsten zwei Tage nichts von Ben. Stieg ihn doch alles zu sehr zu Kopf und er wollte doch nichts mehr mit mir machen? Aber wieso sagte er mir das nicht ins Gesicht? Er kannte mich immerhin etwas. Ich wäre nicht sauer gewesen. Sich aber nicht mehr zu melden und nicht auf meine Nachrichten zu antworten, machte mich etwas stutzig. Habe ich was falsches gemacht?

"Hey, ich habe ehrlich gesagt aufgehört zu zählen und weiß nicht wie viele Nachrichten du schon auf deiner Mailbox von mir hast. Melde dich mal ruhig wieder. Ich mache mir etwas Sorgen. Wir sehen uns.", sagte ich und steckte mein Handy wieder im meine Tasche, ehe ich in die Umkleide ging. Die meisten aus dem Team waren schon in lange Gespräche verwickelt und ich setzte mich immernoch verwirrt von der ganzen Ben Situation auf meinem Platz.

"Alles gut bei dir?", fragte mich Charlotte und setzte sich neben mich. Ich nickte ihr kurz zu und lehnte mich dann nach hinten an die Wand. Vielleicht sollte ich wenigstens einer Person von meinem Problem erzählen. Charlotte ist die perfekte Person dafür. Immerhin wird sie die Situation neutral bewerten.
"Nach dem Training muss ich dir was erzählen. Es ist nichts schlimmes. Du bist die einzige, der ich davon erzählen kann.", sagte ich und brachte Charlotte dazu mir zu zunicken.

Ich sah die ganze Sache mit Ben nicht als Problem an. Immerhin ist es seine Entscheidung und als Royal hat mal wohl Wichtigeres zu tun als sich mit irgendwelchen Normalos rumzuschlagen. Es störte mich trotzdem etwas, dass er mich ignorierte. Ich hatte echt das Gefühl, dass ich was falsch gemacht habe.

Ich lächelte Charlotte kurz an und schaute dann um uns, als ich mitbekam, wie Linda zusammen mit anderen Spielerinnen aus dem Team anfing zu tuscheln. Mir wurde schnell klar, dass es etwas mit Charlotte und mir zu tun haben muss. Immerhin fing Linda damit erst an, als Charlotte zu uns in die Umkleide kam. Ich bekam ein mulmiges Gefühl und hatte einen bösen Verdacht.

"Willst du deine Gedanken nicht mit allen teilen Linda? Oder ist es etwa so beleidigend, dass du es nicht laut sagst?", sagte ich und lenkte jede Aufmerksamkeit auf mich. Charlotte wollte mich etwas abhalten weiter zu reden, aber ihre Reaktion gab mir die Bestätigung, dass ich mit meinem Verdacht wohl richtig liegen muss.

"Komm schon. Oder hast du selber bemerkt, dass deine Anmerkungen einfach nur bullsit sind?", stichelte ich weiter Linda an und lächelte sie dabei etwas an. Linda ließ sich immer leicht provozieren. Dass sie aber direkt mit ihren Gedanken heraus rückte, wunderte mich schon etwas.

"Ich fühle mich unwohl mich hier umzuziehen.", sagte sie und schaute immer wieder flüchtig zu Charlotte, die etwas nervös neben mir saß. Ich schaute meine beste Freundin kurz an und stand dann auf. Maria und Luana kamen im richtigen Moment herein und waren verwirrt. Sie würden gleich sehen was passiert.

"Was geht hier vor sich?", fragte Luana und schaute zwischen Linda und mir hin und her. Ich wusste genau, dass Linda es nicht aussprechen würde. Im Gegensatz zu ihr hatte ich keinerlei Probleme die Wahrheit zu sagen.

"Linda diskriminiert ohne jeglichen Grund Charlotte. Regel Nummer eins im Team: Niemand wird aufgrund seiner Herkunft, seines Aussehens und seiner Sexualität diskriminiert.", sagte ich und verschränkte leicht meine Arme. Ich wusste genau, dass Charlotte nicht für sich selber gerade stehen wird. Also machte ich es um direkt Sachen klarzustellen.

"Komm schon Ade. Du weißt genau, dass ich nicht die einzige bin die so denkt. Wer weiß was sie macht wenn wir nicht hinschauen und halbnackt vor ihr stehen.", sagte Linda und traf dabei einen Wundenpunkt bei mir.
"Fühlst du dich unwohl, wenn ich dich ansehe wenn du halbnackt hier in der Umkleide stehst?", fragte ich sie daraufhin und verwirrte sie etwas. Mir war klar, dass Linda nicht von alleine darauf kommen wird. Ich war dennoch gespannt auf ihre Antwort.

"Nein. Natürlich nicht. Immerhin stehst du auf niemanden von uns.", sagte sie und lachte etwa nervös. Sie hoffte, dass jemand mit machte, aber sie war die einzige die lachte. Ich lächelte sie kurz an und kam dann einige Schritte näher auf sie zu.

"Charlotte auch nicht. Ihr seid nicht wirklich ihr Typ. Vorallem nicht du. Also macht dir keine Sorge. Charlotte wird dir schon nicht an den Hals fallen.", fing ich an und ging wieder auf Charlotte zu. Ich brachte sie dazu sich neben mich zu stellten und legte meinen Arm um ihre Schulter.
"Noch was: Wenn du dich so unwohl mit Charlotte fühlst, solltest du das gleiche für mich empfinden. Um dich aber auch zu beruhigen: du bist auch nicht wirklich mein Typ.", sagte ich und schockte nicht nur Linda mit meiner Aussage.

Selbst Charlotte schaute mich mit einem geschockten Blick an. Ich machte es nie offensichtlich, dass ich auf Jungs und Mädchen stehe. Für mich war es nie wichtig, dass jeder es wusste. Es sollte nichts sein, was dein Leben oder deinen Charakter bestimmt.

"Um dich auch noch etwas mehr zu beruhigen: Ich stehe auch auf Jungs. Also musst du dich nur halb unwohl fühlen.", sagte ich und lächelte Linda nochmal an, bevor ich mit meinem Mittelfinger in ihre Richtung die Umkleide verließ.

* * * * *

"Ade, ich weiß echt nicht wie ich mich bei dir dafür bedanken soll. Du hättest das nicht machen müssen. Du hättest dich vorallem nicht vor allen outen müssen. Es fühlt sich so an als hätte ich dich dazu etwas gezwungen.", sagte Charlotte besorgt und lief mit mir über den leeren Platz. Ich schüttelte mit meinen Kopf und trank meine Flasche zu Ende.

"Es war meine Entscheidung. Du brauchst dich nicht schuldig fühlen. Ich wollte es machen. Außerdem war die Aktion von Linda einfach nur armselig und unfair. Wenn wir schon im gleichen Boot sitzen, können wir das auch zusammen durchstehen.", sagte ich und brachte Charlotte wieder zum Lachen. Für uns beide wird es nicht einfach. Dass wir uns beide aber haben und aufeinander zählen können ist das einzige was am Ende des Tages zählt.

"War es das was du mir erzählen wolltest?", fragte sie mich daraufhin. Ihre Neugier wurde wieder geweckt, als ich mit meinen Kopf schüttelte und meine Tasche neben die leere Bank stellte. Wir beide setzten uns auf die Bank und es herrschte eine kurze Stille zwischen uns. Wie fängt man sowas am besten an?

"Hör mir ersrmal bis zum Ende zu, bis du was dazu sagst okay?", fing ich an und bekam ein zögerndes Nicken von Charlotte. Meine Aussagen verwirrten sie immer mehr. Glaub mir. Ich war genauso verwirrt von allem.

"Ich bin nicht früher vom Ball gegangen, weil es mir schlecht ging. Als ich kurz nach draußen gegangen bin, habe ich Ben getroffen. Prinz Ben. Wir beide haben etwas geredet und danach hat er mir das Schloss gezeigt. Wir verstehen uns echt gut. Nach unserem Spiel waren wir beide unterwegs und wir hatten echt viel Spaß. Er ist ein Teenager wie wir. Er wünscht sich einfach nur etwas Normalität. Ich gebe sie ihn. Seit unseren letzten Treffen, antwortet er aber nicht mehr auf meine Nachricht. Ich weiß nicht was ich gemacht habe und ob irgendwas davon falsch war. Das alles verwirrt mich einfach nur.", sagte ich und schaute Charlotte an. Ihr Gesicht zeigte mir keinerlei Reaktion. War das was gutes?

"Sagst du mir gerade echt, dass du was mit Ben am laufen hast? Mit dem Prinz Ben? Mit dem zukünftigen König? Ich weiß echt nicht wie du das geschafft hast, aber ich bin beeindruckt Adelina.", sagte sie und verstand meinen Punkt nicht. Ich verdrehte meine Augen und schüttelte mit meinen Kopf.

"Zwischen Ben und mir ist nichts als nur Freundschaft. Du weißt genau, dass ich dieses ganze Prinzessinen sein nicht will. Ich verstehe einfach nur nicht warum er mir nicht antwortet.", sagte ich etwas verzweifelt und hoffte, dass Charlotte dieses Mal meinen Punkt versteht.

"Weißt du was? Wenn er nicht antwortet, dann würde ich einfach mal zum Schloss hoch gehen und den ersten Schritt machen. Was hast du schon zu verlieren?"

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