Kapitel 49

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"Es ist mir eine Ehre dich endlich kennenzulernen.", sagte Dad und wollte sich gerade verbeugen, aber ich hielt ihn nochmal auf. Ben schaute kurz verwirrt und fing dann an etwas nervös zu lachen. Wieso musste er immer so peinlich sein?

"Kommt rein.", sagte Dad und machte uns etwas Platz. Ben zeigte seinen Begleitungen, dass sie draußen warten sollten und ich schloss hinter uns die Tür. Es war etwas ungewohnt, dass uns nun auf Schritt immer Menschen nach liefen, aber Ben war nun der wichtigste Mensch der Insel.

Ich ging etwas nervös ins Haus und war froh zu sehen, dass es ordentlich aussah. Der Weihnachtsbaum stand zwar noch im Wohnzimmer, aber ich sah keine bösen Überraschungen. Währenddessen Dad kurz in der Küche verschwand, drehte Ben sich zu mich um und lächelte mich etwas an.

"Sieht sehr nett aus.", sagte er und fasste sich etwas durch seine Haare.
"Willkommen in der Normalität. So leben normale Menschen.", sagte ich und ging mit hochgezogenen Augenbrauen an ihm vorbei. Ich fing an zu lachen, als er mir durch meinen Kommentar in die Hüfte stach.

Ben und ich gingen lächelnd ins Esszimmer wo zu meiner Verwunderung meine Mom saß. Was machte sie hier? Als sie mich sah, lächelte sie mich einfach nur an.

"Was machst du hier?", fragte ich sie verwirrt und schaute im nächsten Moment zu meinem Vater, der aus der Küche kam. Als er meinem Blick sah, fühlte er sich ertappt. Er hatte seine guten Gründe, warum er mir davon nichts sagte.

"Hallo, ich bin Ben.", sagte Ben und wechselte schnell das Thema. Er hielt meiner Mom seine Hand hin und schüttelte diese lächelnd, ehe er sich mit mir an den runden Tisch setzte. Ich spürte Bens Blick auf mir und ich konnte ihn deuten ohne ihn zu sehen. Ich versuchte mich zu benehmen.

"Ist es nicht schön, dass wir nun alle hier am Tisch zusammen sitzen. Ich glaube es wurde auch etwas Zeit, wie lange seid ihr beide denn schon ein Paar?", fragte meine Mom neugierig und umfasste die warme Tasse mit ihren Händen.

"Offiziell sind es glaub ich drei Monate, aber wir kennen uns schon fünf.", antwortete Ben lächelnd und tippte mich etwas mit seinem Knie an. Ich wusste nicht warum, aber diese Geste brachte mich etwas zum lächeln.
"Wo habt ihr euch kennengelernt?", fragte sie weiter und obwohl Ben weiter reden wollte, schnitt ich ihn das Wort ab.

"Auf dem Herbstball. Wir haben zusammen getanzt und haben danach etwas geredet.", sagte ich und brachte meinen Vater etwas zum lächeln. Er wusste noch nicht was auf ihn zu kam.

* * *

Ich nutzte einen ruhigen Moment als Ben gerade in einen langen Gespräch mit Mom verwickelt war, um Dad zur Rede zu stellen. Ich nutzte einen Vorwand um mit mir in die Küche zu gehen und als die Tür ins Schloss fiel, wusste er genau, was ich von ihm wollte.

"Bevor du was sagst, ich wusste genau wie du reagieren würdest.", sagte er, aber ich hörte ihn garnicht richtig zu.
"Wieso sagst du mir nicht, dass Mom hier ist?", schrie ich ihn etwas an und versuchte dennoch dafür zu sorgen, dass uns draußen niemand hörte.

"Genau deswegen. Du wärst nämlich sauer gewesen und wärst nicht gekommen.", sagte er und schaute mich fassungslos an. Was erwartete er von mir? Dass ich mich darüber freute?

"Was erwartest du? Dass ich sie mit offenen Armen empfange als wäre nichts passiert? Als wäre sie nicht für drei Jahre weggewesen?", sagte ich und schüttelte meinen Kopf.
"Sie versucht ihr bestes Adelina-"

"Indem sie sich bei mir einschleimt?", unterbrach ich ihn und brachte ihn dazu leise zu bleiben. Ich hatte genug. Wieso musste ich mir immer alles gefallen lassen?

"Ganz ehrlich Dad, du kannst nicht von mir erwarten, dass ich total glücklich darüber bin, dass sie hier ist. Ich bin es nämlich nicht. Ich habe mir nicht gewünscht, dass sie kommt und sie hat sich die letzten drei Jahre auch nicht um mich gekümmert, warum also jetzt? Du bist auch naiv, wenn du alles glaubst was aus ihren Mund heraus kommt. Sie versucht uns beide doch nur zu manipulieren um am Ende sowieso wieder abzubauen. Wieso siehst du es nicht?", warf ich ihn an den Koffer und ließ ihn erstmal sprachlos.

Es war schön alles einmal heraus zu lassen. Mir war es egal ob er mir jetzt zuhörte oder nicht. Ich wollte es einfach mal laut sagen.

"Ich weiß nicht was du jetzt von mir erwartest. Was soll ich sagen?", fragte er mich und zuckte mit seinen Schultern. Ich wusste, dass die beiden eine lange gemeinsame Geschichte hatten, selbst schon lange vor mir, aber das änderte nichts am Fakt, dass es falsch ist. Es ist falsch, dass sie hier ist.

"Mach was du willst, mir ist es echt egal. Erwarte aber nicht von mir, dass ich damit klar komme und sie akzeptiere. Je mehr du wieder in ihre Richtung gehst, desto weiter weg gehst du von mir."

* * *

"Willst du darüber reden?", fragte mich Ben als er die Tür hinter sich zu machte. Ich atmete einmal auf und drehte mich dann zu Ben um, der mich etwas besorgt anschaute. Er wusste wohl, wie ich mich im Inneren fühlte und wollte, dass ich es heraus lasse.

"Ich weiß nicht mal ob ich dafür überhaupt Worte habe. Es freut mich, dass ihr euch gut verstanden habt, aber so sollte es heute nicht sein.", sagte ich und setzte mich auf die lange Couchlehne. Ben schaute mich kurz an und setzte sich dann neben mich.

"Du hast recht, dass es nicht gut von deinen Vater war dir das zu verschweigen, aber er wollte wahrscheinlich nur versuchen, den Streit zwischen euch zu schlichten. Du kannst deswegen nicht sauer auf ihn sein.", sagte Ben und berührte mich etwas mit seiner Schulter. Ich nickte ihn zu und schaute ihn kurz an, bevor ich auf meine Füße schaute. Kann mein Leben nicht einmal für eine längere Zeit gut verlaufen?

"Ich will auch garnicht auf ihn sauer sein, aber ich verstehe es einfach nicht wie er nach diesen Jahren sie einfach wieder mit offenen Armen empfangen kann.", fing ich an und schüttelte kurz meinen Kopf. Ich sollte mich nicht weiter unnötig darüber aufregen.

"Ist aber egal, morgen habe ich wieder gute Laune.", sagte ich und brachte Ben etwas zum lachen.
"Das hoffe ich doch sehr.", sagte er und küsste mich kurz auf meine Wange, bevor er von der Couch aufstand und in die offene Küche ging.

"Über was habt ihr beide aber so lange und intensiv geredet?", fragte ich ihn und machte mich genauso auf dem Weg in die Küche. Ben zuckte mit seinen Schultern und lehnte sich etwas über die Küchentheke.

"Über unsere Zukunft. Sie wusste erstaunlich viel über das ganze royale Leben. Sie wusste was deine Rechte später sind und was passiert, wenn wir Kinder bekommen. Fand ich etwas komisch, nicht mal ich weiß so viel.", sagte Ben und zuckte mit seinen Schultern, bevor er einen Schluck aus seinem Glas trank.

Mich verwirrte es genauso. Sie hatte sich nie für die Royals interessiert und schon garnicht über die nächsten Generationen. Vielleicht war ich indem Moment auch einfach nur etwas paranoid und war sauer auf sie, aber die ganze Situation machte mich etwas stutzig. Warum wusste sie plötzlich so viel davon?

"Sie wusste auch, dass selbst sie was vom Erben abgekommt im Falle, dass wir heiraten und uns wieder scheiden lassen. Selbst wenn ihr beide eigentlich nichts mehr miteinander zu tun habt.", redete Ben weiter und als er seinen Satz beendete, wurde ihm alles von alleine klar.

Das kann nicht ihr Ernst sein.

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