Kapitel 35

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Die Stimmung im Raum war angespannt. Obwohl Isabella seit einigen Minuten nicht aufhören konnte zu reden, bekam ich es nur unbewusst mit. Ich musste immernoch auf den Fakt klar kommen, dass Linda es wirklich getan hatte. Sie hatte es sich echt getraut.

"Wie kommst du überhaupt auf sowas? Hat dir Adelina das irgendwie eingeredet?", sagte sie fassungslos und holte mich aus meinen Gedanken heraus. Ich schaute kurz zu Tessa, die immernoch wie versteinert auf ihren Platz sah.

"Sowas sucht man sich nicht aus.", mischte ich mich ein, aber das passte ihr nicht. Wieso saß ich dann hier?
"Dich habe ich nicht gefragt."

"Es geht aber sichtlich um mich. Immerhin gibst du mir gerade die Schuld an dem allen.", sagte ich und schüttelte meinen Kopf. Ich schaute kurz zu Ben, der einfach nur auf seinen Platz sah und nichts sagte. Wollte er dazu auch noch was sagen? Oder wartete er auf den richtigen Moment?

"Was erwartest du von mir? Theresa hatte davor nicht so welche Ideen. Erst als du in unser Leben kamst, hat sich das alles doch erst entwickelt.", sagte sie und meckerte mich etwas an. Was hatte Linda ihr erzählt?

"Vielleicht brauchte Tessa einfach mal jemanden in ihrem Leben vor dem sie sie selbst sein konnte. Genau wegen der Reaktion hat sie dir davon auch nichts gesagt.", sagte ich und schaute wieder zu Ben um etwas Hilfe zu bekommen. Er blieb ruhig.

"Wie soll ich sonst reagieren, wenn mir eröffnet wird, dass meine eigene Tochter ein Mädchen küsst?", schrie sie etwas rum und holte nun auch Tessa aus ihrer Schockstarre. Auf der anderen Seite von mir bewegte sich nichts. Ich konnte es nicht fassen.

"Du hättest genauso reagieren können wie Dad! Was ist daran bitte schön schlimm?", schrie Tessa etwas zurück und hatte die Kommentare ihrer Mutter auch etwas satt.
"Es ist nicht richtig! So wollte Gott es nicht!", sagte sie und schüttelte ihren Kopf.

"Jetzt komm mir nicht an was Gott will und was nicht! Du willst einfach nur nicht aus deiner naiven Welt heraus, dass alles so läuft wie du es dir ausgemalt hast!", schrie Tessa weiter und holte Ben aus seiner Blase heraus.

"Theresa hör auf zu schreien."
"Schön, dass du auch mal was dazu sagst. Willst du vielleicht noch mehr sagen?", fragte Tessa ihn und wir beide schauten Ben an. Er wusste nicht wem er anschauen sollte, aber er wurde sowieso von seiner Mutter im nächsten Moment unterbrochen.

"Merkst du nicht wie du manipuliert wirst Theresa? Diese Charlotte ist also deine große Liebe? Weißt du überhaupt, dass sie bis vor kurzen noch etwas mit Adelina hatte?", sagte Isabella und lenkte die Blicke von Ben und Tessa auf mich. Was hat Linda bloß für ein Bullshit verbreitet?

"Linda hat nicht mal eine Ahnung von was sie redet. Charlotte und Ich sind beste Freundinnen, sie wusste bis vor kurzen selber nicht mal, dass ich bisexuel bin. Was hat das jetzt überhaupt mit der Sache zu tun?", sagte ich und schüttelte meinen Kopf.

"Ich kann so ein Verhalten in meinen Haus nicht tolerieren.", sagte Isabella und lehnte sich nach hinten. Was sollte das jetzt heißen?
"Was soll das jetzt heißen? Schmeißt du uns raus?", fragte Tessa und lachte etwas lächerlich. Als Isabella nichts sagte, hörte sie auf. Das kann nicht ihr ernst sein?

"Ich muss darüber nachdenken.", fing sie an und stand auf. Ihr Blick fiel auf mich.
"Adelina es wäre besser wenn du jetzt gehst.", sagte Isabella und schaute zu zwei Wachen um mich wohl heraus zu begleiten. Ich konnte nicht mal sauer auf Isabella sein. Ich war viel mehr sauer auf Ben. Wie konnte er die ganze Zeit nichts sagen.

"Danke, ich finde die Tür alleine."

* * *

"Hey Ade. Adelina!", hörte ich Ben sagen und drehte mich lachend zu ihm um. Ich konnte die Reue in seinem Gesicht sehen, aber das würde nichts an der Situation ändern. Er hatte mich angelogen. Er hatte mein Vertrauen gebrochen.

"Du bist so ein verdammter Lügner.", schmiss ich ihn direkt an seinen Kopf. Ich wusste, dass nun nur Ausreden kommen werde. Ich hatte keine Lust mehr darauf.
"Du hast das fa-"

"Ich habe es wieder falsch verstanden. Ich bin wieder die, die es nicht richtig verstanden hat. Es war nur ein Missverständnis. Du kannst dir deine Ausreden sonst wo hinstecken.", fing ich an und ging einige Schritte auf ihn zu.

"Ich dachte immer ich wäre der Grund warum wir uns immer so doll streiten, aber eigentlich bist du es. Ich dachte wir sind ehrlich zueinander, aber du verspricht immer wieder Sachen die du nicht mal einhalten kannst.", sagte ich und schüttelte meinen Kopf.

"Ich meinte es ernst. Ich werde immer hinter dir stehen, egal was passiert.", sagte er und schaute mir in meine Augen. Ich schaute ihn kurz genauso an und fing wieder an leicht zu lachen. Wieso machte ich das alles überhaupt noch mit?

"Ich will nicht mal deine Ausreden hören, warum du gerade nichts gesagt hast. Ich habe dafür keine Kraft mehr. Du willst, dass ich mir zu 100% klar über meine Zukunft bin, aber du bist es selber nicht ma-"

"Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich dich an meiner Seite haben wi-"

"Dann zeige es mir!", unterbrach ich ihn und schrie ihn etwas an. Irgendwann kann selbst ich nicht mehr ruhig bleiben.
"Du beweist mir jedes Mal aufs Neue, dass du dir selber nicht mal sicher mit mir bist! Ich will nicht, dass du dich gegen deine eigene Familie stellst, aber ganz ehrlich Ben, wenn du nicht auch was an dir änderst, kann ich das mit dir nicht. Wieso soll nur ich was aufgeben?", fragte ich ihn und verschränkte meine Arme. Er hörte genau heraus was er hören sollte.

"Das war es also mit uns?", fragte er mich und schüttelte nun selber sein Kopf. Wenn du dich nicht änderst, dann ja. Dann war es das.

"Ich habe es satt Ben. Vielleicht solltest du dir erstmal selber klar über deine Zukunft und deinen Prioritäten werden, bevor das mit uns überhaupt weiter gehen kann. Ich will mir nicht unnötig die Mühe machen, wenn du hinten rum die Beziehung kaputt machst.", sagte ich und ging einige Schritte von ihm weg.

"Lass dir das eine Lehre sein. Du kannst dich mal melden, wenn du alles mit dir selber geregelt hast. Sonst habe ich echt keine Lust mehr."

* * *

Ich wollte das so schnell wie möglich hinter mich bringen. Ich war heute nicht in Redelaune und vorallem hatte ich keine Lust auf Caleb. Ich war froh, als sich die Tür nach einigen Sekunden schon öffnete.

"Bitteschön.", sagte ich und drückte ihn die Tüte mit den Alkoholflaschen in die Hand, bevor ich mich wieder auf dem Weg nach unten machen wollte. Caleb wird seine Besorgnis und seine Neugier nie ablegen.
"Hey, Ade. Warte doch mal.", sagte er und folgte mir in den Flur. Ich hasste ihn dafür. Ich hasste ihn dafür, dass er sich immernoch so um das sorgte.

"Hast du geweint?", fragte er mich und hielt mich am Arm fest. Als ich mich zu ihm umdrehte, ließ er meinen Arm los und schaute mich etwas besorgt an, als er mein leicht blasses Gesicht und leicht roten Augen sah.

"Was ist passiert?", fragte er mich und schickte Tommy mit einem bösen Blick zurück ins Zimmer. Caleb drehte sich erst wieder zu mir um, als er sah wie die Tür ins Schloss fiel.
"Ist was passiert?", fragte er mich weiter und schaute in meine Augen. Ich wollte vor ihn nicht weinen und auch nicht mit ihm reden, aber ich war immernoch verletzt und meine Gefühle spielten verrückt.

"Ich glaube Ben und Ich haben uns getrennt.", sagte ich und merkte wie mitten in meinem Satz meine Stimme brach. Caleb schaute mich geschockt an und nahm mich in seinen Arm, als meine ersten Tränen kullerten.

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