Kapitel 54

664 23 0
                                    

"Ich glaube wir sollten es so machen. So ergibt es am meisten Sinn. Was sagst du dazu? Hallo? Ade? Adelina!"

Bens laute Stimme holte mich aus meiner Trance heraus und ich schaute leicht irritiert in die Gesichter von Ben und Maxen. War ich gerade echt mit meinen Gedanken woanders?

"Sorry, was?", fragte ich und setzte mich wieder etwas gerader in den Sessel vor dem Schreibtisch. Während Ben noch etwas misstrauisch war, fing Maxen an zu reden.
"Was hälst du davon?", sagte er und zeigte auf den Plan, der auf dem Tisch lag. Ich hatte die letzten zehn Minuten nicht mehr zugehört, aber ich sollte wahrscheinlich nur zu stimmen.

"Ja, das ist eine gute Idee. So sollten wir es machen.", sagte ich und lächelte nervös. Während Maxen mir zufrieden zu nickte, sah ich Bens Blick der auf mir lag. Er schaute mich erwartungsvoll an, aber ich schüttelte einfach nur mit meinen Kopf.

Seit Caleb mir verraten hat, dass Ben und er schon länger wissen, dass Linda versucht wieder mit Ben zusammen zu kommen, konnte ich an nichts mehr anderes denken. Mir war es egal was Linda machen wollte, aber das mir nichts gesagt wurde, verletzte mich etwas.

"Ich glaube das war es auch. Wir können später noch die letzten Details für die bevorstehende Reise klären.", löste Ben die Besprechung auf. Maxen nickte ihn zu und rollte das kleine Plakat zusammen, bevor er mich anlächelte und mit Ben zusammen zur Tür ging. Als ich die Tür ins Schloss fallen hörte, atmete ich etwas auf und fasste mir durch mein Gesicht. Wieso beschäftigte mich das so sehr?

Ben merkte wohl gut genug, dass was mit mir nicht stimmte, denn er kam langsam zurück und legte seine Hände auf meine Schultern.
"Was ist los?", fragte er mich und drückte meine Schultern etwas mit seinen Händen. Ich ließ es mir für einige Sekunden gefallen, bevor ich seine Hände abschüttelte.
"Nichts.", sagte ich knapp und schaute zu Ben, der sich neben mich setzte. Ich wollte ihn eigentlich nicht anschauen, aber als ich aus meinen Augenwinkel seinen Blick sah, schaute ich ihn doch an.

"Ade, was ist los? Wir wollten ehrlich zueinander sein, schon vergessen?", fragte er mich und strich mir kurz durch meine Haare. Ich verschränkte leicht meine Arme und drehte mich etwas zu ihn hin.
"Ich weiß das mit Linda.", reichte aus um ihn auf die richtige Fährte zu bringen. Anstatt aber wie sonst immer genervt seine Augen zu rollen, atmete er auf und lehnte sich nach hinten.

"Tut mir leid, dass ich es dir nicht erzählt habe, aber ich wusste wie du reagiert hättest. Das mit Linda ändert rein garnichts zwischen uns.", versuchte er ruhig an die Sache zu gehen, aber meine Wut kam langsam heraus.

"Ist was zwischen euch passiert?", fragte ich ihn und es herrschte kurz Stille. Ich wusste die Antwort auf meine Frage und ich hoffte für Ben, dass er mich nicht anlügen würde.
"Nach meiner Krönung kam sie auf mich zu und wollte reden. Ich dachte sie wollte nur reden. Es fing auch so an. Sie wollte mich küssen, aber es kam nicht dazu.", sagte er ruhig und schaute mich an. Ich war froh, dass er nicht log, sonst wäre die Sache gleich in die andere Richtung gelaufen.

"Was machen wir jetzt?", fragte ich ihn und brachte ihn etwas zum lächeln. Er war wohl froh, dass ich nicht sauer war. Ich hatte aus meinen Fehlern gelernt. Ich war nicht mehr auf Streit aus.
"Lass mich das mit ihr klären. Wenn du dich jetzt einmischt wird das nicht gut enden.", sagte er und brachte mich zum nicken.

"Kann ich aber mal sagen, dass ich stolz auf dich bin, dass du ruhig geblieben bist? Bist du krank?", sagte er ironisch und legte seine Hand auf meine Stirn. Ich schlug seine Hand lächelnd weg und wollte gerade auf stehen, als Ben mich wieder zu sich zog um mich kurz zu küssen.

* * *

"Adelina, ich weiß nicht mal ob ich sie noch habe.", sagte Dad etwas überfordernd und lief ins Wohnzimmer. Ich blieb erstmal auf Abstand und musste mich vergewissern, dass nicht wieder eine böse Überraschung auf mich wartet, aber ich sah nichts was den Anschein machte, dass sie hier war.

"Für was brauchst du sie überhaupt?", fragte er mich und legte die von ihm gelesenen Briefe auf den Tisch. Als ich nicht auf seine Frage antwortete, drehte er sich zu mich um und sah nur mein Lächeln.
"Ich glaube, das willst du nicht wissen."

Meine Aussage verwirrte ihn etwas, aber er hinterfragte meine Aussage nicht weiter, sondern suchte weiter. Immer mehr Briefe kamen zum Vorschein und am Ende lagen ganze sieben Briefe auf dem Tisch, von denen genau drei gelesen wurden. Ich war vor allem auf den letzten Brief gespannt.

"Kann ich dir damit vertrauen?", zögerte er und hielt mir die Briefe hin. Ich nickte ihn freundlich zu und wollte sie mir gerade nehmen, als er sie wieder weg zog.
"Ich meine es ernst Adelina. Da könnten vertrauensvolle Informationen drin sein.", sagte er kritisch und gab sie mir letztendlich, als ich es ihn versprach auf sie aufzupassen.

"Warst du jetzt wegen den Briefen hier?", fragte er mich und verdrehte etwas seine Augen, als ich nickte. Wir hatten uns erst letzte Woche gesehen, warum sollte ich ihn so oft besuchen, wenn ich nichts zu bereden hatte?

"Ich komme aber immer gerne vorbei, wenn du mich brauchst.", sagte ich und ging lächelnd auf ihn zu um ihn zu umarmen. Dad atmete kurz etwas auf, aber erwiderte dann meine Umarmung.

* * *

Als an diesen frühen Abend wieder im Schloss ankam, hörte ich schon von weit weg laute Stimmen. Als ich etwas genauer hin hörte, erkannte ich Bens Stimme. Die zweite war mir zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt.

Ich ging etwas zügig aber dennoch gedeckt die Treppe hoch und sah Maxen und Tessa, die vor der großen Tür standen und dort wohl warteten.
"Was geht hier vor sich?", fragte ich und lenkte die Blicke von beiden auf mich. Maxen wollte sich nicht äußern, aber ich wusste, dass Tessa es sowieso machen würde.

"Ben schmeißt Mom aus dem Schloss.", sagte Tessa und schockte mich etwas. Ich wusste, dass Ben seine Drohungen ernst machen würde, aber das Isabella es echt darauf an setzte, hätte ich nicht gedacht. Mein Blick huschte zu Maxen, der schweigend an die Tür gelehnt war und wohl nur darauf wartete, bis einer der beiden die Tür öffnete.
"Was ist passiert?", fragte ich Tessa, die aber nur mit  ihren Schultern zuckte.
"Ich war nicht dabei. Sie soll aber was gesagt haben. Wir können ja mal raten um was es ging.", sagte sie amüsiert und schaute zu Maxen, dem nicht zu lachen war. Ich konnte ihn verstehen. Die Situation war ernst zunehmend.

Im nächsten Moment schauten wir drei zur Tür, als die lauten Stimme immer näher kamen. Wir gingen etwas von der Tür weg und schauten angespannt, als sich die Tür öffnete. Ich konnte Bens Wut in seinem Gesicht sehen. Er hatte noch längst nicht alles heraus gelassen und er würde wohl noch mehr sagen und machen. Niemand von uns traute sich was zu sagen, aber das mussten wir auch nicht, denn Isabellas Taten ließen für sich sprechen. Eigentlich wollte sie schweigend den langen Flur entlang gehen, aber ihr Blick fiel im nächsten Moment auf mich. Sie hatte wohl nicht erwartet, dass ich auch im Flur stand. Auf der anderen Seite musste sie aber glücklich darüber sein, denn so konnte sie mir wohl die Ohrfeige verpassen, die sie mir in den letzten Monaten sehnlichst wünschte.

favorite crime ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt