Freiheit

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Die Feuerlöscher mochten nicht funktionieren, die Rauchmelder taten es jedoch. Ein ohrenbetäubendes Piepen erfüllte die Gänge und Räume der Anstalt. Als wir endlich auf einen Flur kamen, der von anderen Menschen genutzt wurden atmete ich erleichtert aus. Durch die begonnene Panik und schwarzen Rauchschwaden, die aus dem Fenster des brennenden Raumes empor stiegen hatte man uns nicht wahrgenommen. Ich lehnte Leah an die Wand und sank selber herab. Ich brauchte einige Minuten dann würde es weitergehen. Die herumlaufenden Pfleger und Ärzte gaben mir ein Gefühl der Sicherheit.

„Was war dort passiert?" wollte Leah wissen. „Wo ist Sam?" fuhr sie sofort fort.

„Ich erklär dir alles später..." flüsterte ich und strich mir über die schweißnasse Stirn. Der Trieb, der mich noch wenige Minuten zuvor eingenommen hatte war abgeflacht. Mein Herzschlag war wieder normal und die Aufregung endlich Nicholas zu sehen machte mich wahnsinnig.

„Wir müssen weiter."

„Wohin?" fragte Leah und richtete sich auf.
„Wir werden Hilfe bekommen und dann schaffen wir es hier raus! Glaub mir!" Leah nickte. Sie vertraute mir und setzte sich in Bewegung. Hand in Hand gingen wir den Flur entlang. Entspannter als vielleicht richtig war aber das Gefühl zwischen all diesen Menschen war unbeschreiblich. Pure Sicherheit auch wenn sie nicht real war und das fragile Bauwerk der Freiheit mit nur einem mal zerstört werden konnte. Marcus würde uns nicht so einfach ziehen lassen. Wir mussten Nicholas finden und auch wenn der Zeitdruck präsent war hielt er uns nicht davon ab einfach nur ruhig zu sein und das herrschende Chaos zu genießen das um uns herrschte. Die Panik hatte sich auch bei den Gästen der Gala ausgebreitet und sorgte dafür, dass neben den Patienten und Pflegern auch Anzugträger umherliefen und die Weite suchten. Ich wurde schneller, wenn alle abhauten würde vielleicht auch Nicholas einfach verschwinden. Ihn durften wir keinesfalls verpassen. Wir ließen uns auf den Strom ein, der uns unweigerlich Richtung Ausgang führte. Zwischen den vielen Hinterköpfen erkannte ich ein mir bekanntes Gesicht.  „Dimitrj!" murmelte ich. Das Glück meinte es gut mit uns. 

„Leah dort ist Dimitrj!" brüllte ich und zeigte auf den großen Russen, der dabei war Patienten rauszuschieben und das Chaos einigermaßen zu überblicken. Leah sah erst zu mir und dann zu dem Mann wenige Meter von uns entfernt. Ich zog Leah aus dem Sog und presste sie und mich an die Wand. Sobald wir wieder reingingen würden uns die Maße mitreißen. 

"Er wird uns helfen." meinte ich schnell und blickte sie hoffnungsvoll an. Ich hatte nicht damit gerechnet aber das Gefühl der baldigen Freiheit wurde noch intensiver. Was sollte jetzt noch passieren? Und zwischen alle der Euphorie und dem Ausstoß von Adrenalin hörte ich ihn dann. 

"Emily!" Seine Stimme prägnant und sofort schoß sie durch meinen Körper. Ich zuckte unweigerlich zusammen. Ich wollte nicht hinsehen, ich wollt dieses Gefühl, das mich erfüllte nicht verlieren. 

"Emily!" er wurde lauter und ich war nicht mehr in der Lage ihn zu ignorieren. Ich sah über meine Schulter und erblickte einen zerzausten Marcus, der mich fixierte wie ein Raubtier seine Beute. Das Blut gefror in meinen Adern als ich seinen Blick auffing. Aber was sollte er mir schon können? Zwischen uns lag genug Abstand und ich war der Sicherheit näher als seinem Käfig. Als könnte er meine Gedanken lesen hob er kurz seine Hand und ich erkannte wie er jemanden festhielt. Jemanden, der mir egal sein sollte. Mein Atem stockte. In meinem Kopf drehte es sich. Mir war klar würde ich jetzt abhauen wäre ich Schuld daran was passieren könnte. Wenn ich blieb wäre ich verloren. Mir wurde schlecht und ich kniff die Augen zusammen. Ich ballte die Fäuste und blickte auf zu Leah und sah sie eindringlich an. "Beeil dich, lauf zu Dimitrj! Er soll dich zu Nicholas bringen!" wies ich sie an.

"Emily was ist los?" ich erkannte ihre Verunsicherung und doch gab es jetzt nur diesen einen Weg. Sie sah an mir vorbei zu Marcus.

"Lass die beiden Irren, sie hat es nicht anders verdient!" meinte sie ernst und ich erkannte die Wut in ihrem Blick. 

"Marcus hat recht... ich kann niemanden umbringen!"sagte ich hastig und schubste sie in die Menge, die das tat was sie wollte keine Rücksicht nehmen und alles mit sich reißen was sie in die Hände bekam. 

"Emily!" hörte ich meine Verbündete schreien während sie weggespült wurde, wie ein Stein von einem reißenden Fluss. 

Auch ich kassierte Ellbogenhiebe und Gegenwehr als ich mich zu Marcus drehte, der scheinbar unberührt zwischen all den panischen Menschen stand. Ich fixierte den Irren, der Marie am Arm hielt. Ich atmete tief ein und wieder aus. Was sollte ich machen? Ich schluckte und wusste ich musste es auf mich zukommen lassen.

"Emily!" hörte ich wieder eine schrille Stimme. Ich warf einen Blick über meine Schulter und sah wie Leah bei Dimitrj stand. Der Russe sah zu mir rüber und für wenige Millisekunden trafen sich unsere Blicke. Wie auch immer dieses Spiel ausging, ich hatte bisher das richtige getan und würde es auch weiterhin tun. Auch wenn es bedeutete, dass ich mich opfterte.

Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt