Mein Vorhaben setzte ich kurzerhand in die Tat um. Mister Norton ließ mich ziehen. Es folgte keine Bestrafung ich wusste jedoch auch, dass bei dem nächsten Fehltritt sicherlich ein Unwetter über mich hereinbrechen würde. Bis dahin sollte ich mir die Umgebung, in der ich nun lebte eingeprägt haben. Ich ging über den Hof hinter dem riesigen Herrenhaus Richtung Stall. Ich liebte Pferde und rein instinktiv verschlug es mich zuerst dorthin. Es hatte aufgehört zu schneien. Die Landschaft unter einer dicken Schicht Puderzucker verpackt. Es war kalt, während die Sonne auf mich herab schien.
In einen dicken Mantel gehüllt betrat ich den Stall. Ich dachte an Zuhause und schaffte es wirklich mich rein gedanklich für einen Moment nicht in Gefangenschaft zu befinden. Ich ging an den Pferdeboxen vorbei und ließ mich von einer freundlich klingenden Stimme leiten. Ich blieb hinter der schweren Holztüre stehen und spähte ins Freie. Dort stand eine ältere Frau und strich einem Pferd über seine Stirn. Es schien verletzt zu sein und trug einen Verband am rechten Vorderbein. Sie redete beruhigend auf das schwarze Pferd ein.
„Du kannst ruhig rauskommen." sagte die Dame dann an mich ohne zu mir zu sehen. War ich so laut gewesen?
„Ich wollte Sie nicht stören." Erst jetzt blickte die Frau mich an und lächelte warm. Ich musste an meine Tante denken, sie sah ihr sehr ähnlich. Unweigerlich bildete sich ein dicker Kloss in meinem Hals.
„Ah was komm her sieh dir den Hengst hier an. Er ist wunderschön." Ich ließ meinen Blick über das Tier gleiten und konnte ihr nur zustimmen. Das Pferd war wirklich wunderschön. Ich kam näher heran und konnte kaum weggucken so sehr faszinierte mich der Gaul.
„Emily!" hörte ich jemand weiteres und sah auf. Valentin kam mit eine Eimer Möhren auf uns zu.
„Wie ich sehe hast du Ausgang." lächelte er frech und stellte den schweren Eimer neben sich ab.
„Ich habe mir mal eine Auszeit gegönnt." antwortete ich und konnte sein Grinsen nur erwidern.
„Ah Emily, was für ein schöner Name." meinte die Frau und ließ von dem Kopf des Hengstes ab. Sie nahm die Zügel in die Hand und führte das Pferd in den Stall.
„Willst du mit mir die Möhren verteilen?" fragte er und merkte erst zu spät, dass das eine dumme Frage war.
„Also tut mir leid, natürlich brauchst du mir nicht helfen." ich schütteltet den Kopf.
„Quatsch, ich helfe dir sehr gerne!" Ich ging zu ihm rüber und packte an die rechte Seite des Eimers. Er folgte und ergriff die linke Seite. Gemeinsam trugen wir den Eimer herein und verteilten die Leckereien an die insgesamt fünf Pferde. Eines schöner als das andere.
„Woran hat er sich verletzt?" wollte ich dennoch wissen und stellte mich neben die Frau ohne Namen. „Es wollte über den Holzzaun springen und ist dabei hängengeblieben..."
„Er wollte ausbrechen?" fragte ich leise und fühlte mich sofort verbunden mit dem Hengst. Die Dame nickte.
„Er ist ein Freigeist... es gibt Wesen, die kann man einsperren und es gibt jene, die sich Tag ein und Tag aus dagegen wehren werden." Sie drehte ihr dickliches Gesicht zu mir und sah mich mit ihren haselnussbraunen Augen ertappt an.
„Ich bin übrigens Molly." stellte sie sich vor.
„Ich bin Emily... wie bereits bekannt." Sie lachte auf.
„Ja das stimmt." Sie strich mir über das Haar und ging dann lachend an mir vorbei zu Valentin.
„Pass schön auf das Mädchen auf, sonst gibt es ärger." Er verbeugte sich leicht und nickte dabei. „Natürlich!"
„Emily." fing meine neue Bekanntschaft noch einmal an. Ich drehte mich zu ihr.
„Sky braucht besonders viel Pflege wenn dir langweilig ist würde er sich sicherlich über Gesellschaft freuen." Sie zwinkerte mir zu und ließ uns dann alleine. Ich sah zu Valentin.
„Sie ist die gute Seele, Emily!" erklärte er und kam zu mir herüber.
„Sie hat alle Mädchen gut gekannt, sie sind immer zu ihr gekommen und haben mit ihr alle Sorgen geteilt." ich sah an den Jungen vorbei zum Ausgang.
Vielleicht war Molly meine Chance hier rauszukommen.
DU LIEST GERADE
Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)
Mistério / Suspense"Hättest du mich gesucht?" "Überall!" "Was wenn du mich schließlich gefunden hättest?" "Dann hätte ich dich zurückgeholt..." Nun lächelte er. "Zurück hierher?" "Zurück hierher...!" "Warum?" "Eines sollte dir gesagt sein... ich werde...