Wie der Tiger im Zoo

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Nachdem Kelly mich was Gesicht und Haare anging, passend für die Feier hergerichtet hatte, machte ich mich auf den Weg. Das Kleid gefiel mir angezogen tatsächlich noch besser als vorher. Der Blick in den Spiegel hatte mir zur Abwechslung den Atem geraubt. Ich hatte mich beinahe nicht wiedererkannt und ich war schon gespannt wie Nicholas darauf regieren würde. Als dieser Gedanke durch meine Gehirnwindungen zuckte biss ich mir auf die Unterlippe. Dieses vernarrte Ich in mir drin musste wirklich zur Strecke gebracht werden. Dieser Gedanke war auch der Grund warum ich umgehend das Zimmer verließ um das letzte Puzzleteil für meinen Plan "Wie werde ich Ivan los und das innerhalb zwei Minuten" zu besorgen. Dieses Teil führte mich durch die langen Gänge fernab der bereits gut beschallten Kulisse der Weihnachtsfeier. Mittlerweile hatten wir 21:30 und die Zeit wurde immer knapper. Ich würde mich ein letztes Mal bei Nicholas sehen lassen und Ivan auf eine Art und Weise beglücken, die er mit Belohnung sicherlich nicht gemeint hatte. Der Geruch von Weihnachten mit all seinen Auswirkungen hatte sich in den gesamten Räumlichkeiten dieses Hauses ausgebreitet. Ich freute mich, dass ich die Weihnachtstage zuhause verbringen würde. Alleine diese Vorstellung bestärkte mich in meinem Vorhaben zu gehen. Selbst der duschgeknallte Teil meiner selbst konnte dieser traumhaften Vorstellung rein gar nichts entgegenbringen. Vorsichtig wand ich mich durch die Flure und landete Schließlich vor dem Arztzimmer. Zur meiner Überraschung war es offen. Das war in diesem Haus nicht die Regel. Lieber verschloss man sämtliche Zimmer vor mir als mir Zugang zu gewähren. Das Schicksal meinte es gut mit mir und ich schlich mich hinein. Den wahren Grund warum die Tür offen stand erkannte ich erst im Inneren. Prompt blieb ich stehen und hielt die Luft an. Marcus drehte sich zu mir um als er merkte, dass er und eine junge Frau nicht mehr alleine waren. „Emily." Sagte er überspitzt freundlich und löste sich von seiner Gefährtin, die sich den Träger des goldenen Kleides wieder hochzog. Ich hob eine Augenbraue und meine Lunge nahm ihre Arbeit wieder auf.

„Kein schöner Ort um Zärtlichkeiten auszutauschen." Sagte ich nüchtern und sah eine Gefahr in der Anwesenheit es Psychodoktors.

„Was genau suchst du hier?" lenkte er ab richtete seine Fliege. Die Blondine stand von der Krankenliege auf und zog ihr Kleid glatt.

„Du musst die Herrin des Hauses sein... Nicholas sagte dir sei nicht gut und du würdest erst später vorbeisehen." Ich nickte.

„Genau aus diesem Grund bin ich auch hier, ich brauche Tabletten gegen Kopfschmerzen." Ich ging zum Medikamentenschrank und öffnete diesen. Er war ebenfalls offen auch das verwunderte mich im ersten Moment als ich jedoch eine kleine Tüte mit Gras erblickte, die sich zuvor mit Sicherheit in dem Inneren des Schrankes verbarg, wurde mir einiges klar. Marcus vergriff sich an den Mittelchen, die Nicholas hier hortete. Ich zuckte innerlich mit den Schultern, das spielte mir schließlich ziemlich gut in die Karten. Ich hörte die beiden tuscheln, dann ging die Tür zu ich schnappte mir was ich brauchte steckte es in meinen Ausschnitt gut versteckt und drehte mich mit einer Packung Aspirin um. Marcus stand mir gegenüber der Türe und ich schluckte.

„Emily, wie schön dich so schnell wiederzusehen."

„Die Freude ist leider nur bedingt auf meiner Seite!" murmelte ich und bemühte mich nicht verunsichert zu wirken. Gar nicht so einfach, denn dieser aalglatte Mann verunsicherte mich sehr wohl.

„Ich hatte zwar damit gerechnet dich heute zu sehen aber nicht alleine. Das Leben meint es gut mir mit." Er kam langsam auf mich zu. Ich roch sein aufdringliches Aftershave und wich zurück. „Nicholas wartet auf mich." Kam es wie aus Reflex über meine Lippen. Marcus lächelte charmant.

„Natürlich tut er das, jeder der heute hierhergekommen ist wartet auf dich... Jeder will wissen, wer die neue junge Frau an der Seites Milliardenschweren Mannes ist." Sagte er und verwandelte sein Lächeln in ein hämisches Grinsen. „Es wird folgendermaßen ablaufen." Er ging um mich herum und ich drehte mich direkt mit ihm. Nicht mal einen Sekunde wollte ich ihn aus den Augen lassen. Er zog einen fertigen Joint aus der Innentasche seines Sakkos und steckte ihn zwischen seine Lippen, dabei sah er mich nicht an. „Die Weiber werden sich fragen, wie eine 0815-Göre es geschafft hat den großartigen, reichen, attraktiven Mister Norton zu angeln. Sie werden dir vorwerfen, dass du nur auf sein Geld aus bist. Was natürlich total widersprüchlich ist, weil..." er hielt inne und zündete sich den Joint an. „Für was braucht Nicholas denn Geld bei dem Aussehen... Sie werden dich hassen, ohne dich zu kennen. Sie werden dir nett zulächeln mit ihrer gespielten Heuchelei und dir sagen wie atemberaubend du aussiehst." Er jetzt blieb er stehen und sah zu mir auf, dabei ließ er das Feuerzeug in dem Inneren seiner Hosentaschen verschwinden. „Das tust du allerdings wirklich. Sie werden es jedoch nur gespielt zugeben, denn im inneren zerbrechen sie an dem Neid... Kommen wir zu den Männern, sie werden sich fragen was Nicholas machen musste um so eine süße Schülerin abzugreifen. Sie werden sich vorstellen wie sie es mit dir treiben..." Ich lauschte seinen Worten und schluckte. „Dabei haben sie alle keine Ahnung... sie alle wissen nichts von dem grausamen Geheimnis, das dich hierhergebracht hat. Zu ihrer Verteidigung, das interessiert auch niemanden, der heute anwesenden..." Er nahm einen tiefen Zug und sah mich zufrieden an, dann reichte er mir das Drogenpaket und grinste wieder. „Aber mal ehrlich hast du überhaupt Lust darauf, wir könnten den ganzen Abend hier rumsitzen und Spaß haben... oder du gehst nach unten und lässt dich begaffen wir ein Tiger im Zoo!" Ich merkte, wie seine Worte etwas in mir bewirkten, wie sie es schafften ihn als einen normale Mann darzustellen, der es vermeintlich gut mit mir meinte. Ich sah auf das Gift, das er in seinen Fingern hielt als er mir die Frage stellte und sah schließlich wieder auf.  Er war ein Arsch und nur weil er nun so tat als würde er mir helfen wollen war er kein Deut besser als vorher. Ich blickte ihm selbstsicher in seine eisblauen Augen und schüttelte leicht den Kopf.
„Lieber ein Tiger im Zoo als ein Kaninchen im Schlangenkäfig!" Dann drehte ich mich um und ging zur Türe.
„Wie du meinst Cinderella... nur glaube mir, dein Märchen ist noch lange nicht vorbei!" Ich hielt inne. Warum schaffte er es, alleine mit seinen Worten immer wieder ins Schwarze zu treffen? Warum vermittelte er mir das Gefühl, dass er meine Gespräche... Gedanken kannte?
„Wie werden sehen!" sagte ich so unbeeindruckt wie möglich und ließ ihn alleine zurück. Eine kurze Pause vor der Türe konnte ich mir jedoch nicht nehmen. Ich atmete tief ein und wieder aus. Nicht ganz so sicher, wie ich es gerne hätte machte ich mich auf in den Kampf gegen die Weibsbilder, die mich laut Marcus hassten ohne mich zu kennen und den Gaffern, die mich lieber nackt sehen wollten.

Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt