Zusammengekauert lag ich auf meinem Bett und starrte an die Wand mir gegenüber. Es war beinahe stockdunkel in meinem Zimmer. Alleine der Mond spendete genügend Licht um meine Person zu offenbaren. Alles in mir brach zusammen, die Flucht stand kurz bevor und dennoch hatte ich das Gefühl, jegliche Kraft, die ich dafür brauchte war verschwunden. Mit ihr der Mut und meine Hoffnung. Die Begegnung mit Ivan hatte mich ziemlich mitgenommen. Mein ganzer Körper schmerzte und erinnerte mich daran, wie eiskalt er war. Alleine bei dem Gedanken, wie es hätte weitergehen können ließen mich zusammenzucken. Ich musste hier weg! Meine Tasche war bereits gepackt und ich war Prinzip startklar. Das Kleid hatte ich bereits gegen eine Jeans und einen Pulli getauscht. Ich wartete nur noch auf Valentin, der mich zu dem Wagen bringen sollte, der mein Ticket für die Freiheit symbolisierte. Nicholas würde ich nicht mehr sehen, ich wusste nicht wie ich das verkraften würde und wollte mich dieser Situation erst gar nicht stellen. Er sollte im Glauben bleiben, dass es mir nicht gut ging und ich im Zimmer lag. Mindestens bis morgen früh musste er in diesem Glauben bleiben. Ein letzter Kuss blieb aus. Nichts durfte darauf hinweisen, dass ich heute Abend verschwinden würde.
Als es kurz nach halb eins an meine Tür klopfte, kniff ich die Augen kurz zusammen. Es ging los. „Reiß dich zusammen!" ermahnte ich mich selber und setzte mich auf. Die Türe ging auf und der Blondschopf steckte den Kopf durch den Spalt.
„Emily bist du bereit?" fragte er leise. Ich machte das Licht neben mir an und Valentin blinzelte. „Ok, ich dachte schon du wärst bereits abgehauen!" lächelte er und versuchte so die Stimmung zu verbessern. Müde zwang ich meinen Körper das mollige Bett zu verlassen und schleppte mich zur meiner Tasche.
„Ist alles ok?" fragte der junge Mann, der mich in wenigen Minuten hier rausbringen würde. Ich nickte. „Gut wir müssen uns beeilen!" Er nahm mir die Tasche ab, nahm meine Hand und wir verließen das Zimmer.
Gemeinsam liefen wir die Gänge entlang und erreichten die Türe zum Hinterhof. Valentin öffnete diese und wir traten in die kalte Nacht. Hier standen unzählige Wagen, die meisten modern und aufgemotzt. Ich war gespannt mit was für einen Wagen er meinen Abgang geplant hatte. Er brachte mich zu einem Oldtimer und ließ den Kofferraum aufschnellen. Ich sah in das Innere und das Gefühl von Hoffnung keimte wieder in mir auf.
„Das Schloss ist mit einem Klebeband präpariert, so geht der Kofferraum nicht richtig zu und du kannst später rausklettern. Der Oldtimer ist perfekt, der zeigt dem Fahrer nicht, dass etwas nicht stimmt." Fing er an zu erklären. Das machte Sinn, alle neumodischen Wagen würden sofort aufschreien, dass die Klappe nicht zu war. „Hier sind einige Papiere. Ausweis, Reisepass, ein Zugticket und Geld." Er reichte mir einen Umschlag, den ich ohne mir das Innere anzusehen in meine innere Jackentasche steckte. Es war also soweit, es war an der Zeit Abschied zu nehmen. Das fiel mir wirklich schwerer als gedacht. Ich sah in das freundlich lächelnde, junge Gesicht meines Gegenübers und schluckte.
„Danke!" sagte ich mit zittriger Stimme.
„Emily, ich wollte das alles nicht. Ich kann nur versuchen auf diese Art und Weise alles wieder gut zu machen, nur so kann ich ein wenig Schadensbegrenzung begehen!"
"Keine Sorge, ich weiß, dass du nicht der Kopf der Sache warst, das war Nicholas!" Als der Name meine Lippen verließ wurde mir anders. Ich sah sofort in Gedanken versunken zu dem Herrenhaus, in dem die Feier im vollen Gang war und mein Entführer im Glauben lebte, ich sei morgen früh noch da. Ich dachte an unser Date und haute mir danach selber gegen die Wange. Dies schien Valentin zu irritieren. "Alles gut!" murmelte ich und setzte mir eine Mütze auf.
"Pass auf, in dem Umschlag ist ein Plan. Wenn Mister Porten auf seinem Anwesen ist und du aussteigen kannst wird dir die Karte der Region den Weg weisen. Warte bis es still ist und verlasse erst dann den Wagen." Ich versuchte jedes seiner Worte für später zu speichern und sah ihn dabei einfach nur an. „Ich hoffe, dass du nicht nur schlechte Erinnerungen von diesem Ort mit dir nimmst!" beendete er seine Ausführungen leiser werdend.
„Das werde ich nicht... es gab auch viel Gutes und unter anderen Umständen wäre das Leben hier auf diesem Anwesen ein Traum gewesen." Antwortete ich und lächelte. „Werden wir uns wiedersehen?" fragte nun ich dann. Ein Kopfschütteln zeigte mir die Antwort.
„Es ist besser so und sicherer. Wenn du Zuhause bist solltest du dafür sorgen, dass du wegziehst. Am besten so weit weg, dass Nicholas dich nicht finden kann!"
„Gibt es dieses so weit weg überhaupt?" Auf diese Frage schien Valentin keine Antwort zu haben.
„Wir können es nur hoffen... Wir können nur hoffen, dass wir uns nie wieder sehen Emily!" Ich schluckte wieder schwer und warf schließlich ein letztes Mal um dem Hals des Größeren.Er erwiderte die Umarmung und für einige Sekunden standen wir einfach nur da. „Nochmal Danken..." wisperte ich und löste meine Arme. Valentin strich mir eine Strähne aus dem Gesicht und sagte:„Pass auf dich auf!" Ich nickte und gab ihm einen Kuss auf die Wange, dann wandte ich mich an meinen fahrbaren Untersatz und legte meine Tasche in den Wagen. Als ich mich umdrehte streckte mir Valentin ein kleines Fläschchen entgegen. „KO-Tropfen?" kam es überrascht aus mir heraus.
„Sie werden dich beruhigen und dich zum Schlafen bringen... das ist sicherer, damit du nicht auffällst. So eine Fahrt im Kofferraum kann aufregend sein!" Die Idee war nicht schlecht.
„Etwa 40 Minuten lang wirst du schlafen. Mister Porten verlässt immer um Punkt 1:00 Uhr jede Feier also auch diese!" Ich nahm das kleine Ding entgegen und stieg in das Innere des Wagens. Valentin stellte sich vor mich und reichte mir noch etwas. Ich sah auf das Bild herab und musste schmunzeln. Darauf waren Kelly er und Sky zu sehen. „Damit du mich nicht vergisst!"
„Mensch Valentin, wenn du so weiter machst gehe ich am Ende doch nicht." lachte ich auf, steckte das Foto zu den andere Papieren in meine Jacke und öffnete das Gefäß in meiner Hand.
"Warte ich habe noch etwas für dich!" Ich hielt inne und war gespannt womit er mich noch überraschen wollte. Ein weiteres Foto, doch diesmal erblickte ich Nicholas, wie er nachdenklich aus dem Fenster schaute und das alles in schwarz und weiß gehalten. "Willst du es haben?" fragte der Bruder des Mannes, der mich in meinen Grundfesten erschüttert hatte. Ja ich wollte und nahm es entgegen. Ohne weitere Worte setzte ich an und trank die bittere Flüssigkeit, dabei verzog ich mein Gesicht. Wenn ich aufwachte würde ich nicht mehr hier sein, nicht mehr an diesem Ort. Was blieb waren alleinig die Erinnerungen und die beiden Fotos.
Wehmütig reichte ich Valentin die geleerte Flasche und legte mich hin. Mein Helfer griff nach der Kofferraumklappe und sah auf mich herab.
„Nur noch eines." Fing er an und seine Stimme kam nur gedämpft bei mir an. Das Mittelchen wirkte bereits. „Der Grund warum du hier warst war gelogen, es ist besser wenn du den wahren Grund deines Daseins nicht kennst!" Ich wollte etwas erwidern, es dauerte unendlich lange bis die Informationen meinen Verstand erreichten und als es endlich soweit war, konnte ich nicht mehr reden.
„Schlaf gut Emily!"
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So, bis hierher haben wir es nun endlich geschafft!
Was meint ihr wie es weitergeht 😁?
Bin neugierig was ihr so denkt!
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Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)
Mystère / Thriller"Hättest du mich gesucht?" "Überall!" "Was wenn du mich schließlich gefunden hättest?" "Dann hätte ich dich zurückgeholt..." Nun lächelte er. "Zurück hierher?" "Zurück hierher...!" "Warum?" "Eines sollte dir gesagt sein... ich werde...