10 - Nummer 6

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Am nächsten Morgen klopfte es um Punkt 8:00 Uhr gegen meine Zimmertüre. Ich lag bereits seit 2 Stunden wach in dem Bett und starrte beinahe regungslos an die Decke. Ich machte mir nicht die Mühe, das Zimmer zu begutachten ich würde eh nicht lange hier bleiben.

Wieder ein Klopfen.

Ich rollte mit den Augen und rief:" Ist offen schätze ich." Die Tür ging auf und ein schlanker junger Mann betrat den Raum.

„Es wird Zeit." Das interessierte mich nicht wirklich, viel mehr interessierte mich der Mann im Jacket. Er sah tatsächlich aus wie ein Butler. Ich richtete mich auf und musterte mein Gegenüber, der steif wie ein Soldat dort vor mir stand, mir jedoch ein warmes Lächeln entgegen brachte. Er wirkte nett, er wirkte wie ein ganze normaler Junge, der auf meine Schule hätte gehen können. Das gab mir ein wenig das Gefühl von Sicherheit. Ich schwang meine mit blauen Flecken übersäten Beine über den Rand des Bettes und stand auf. Die blauen Flecke ließen darauf schließen, dass mich die beiden Dromedare nicht sonderlich fürsorglich aus dem Wald geschafft hatten.

„Wer bist du?" fragte ich dann und ging auf den Größeren zu. Er blieb in der gleiche Position, selbst als ich recht nah vor ihm stand.

„Mein Name ist Valentin." stellte sich der Blondschopf vor und verbeugte sich tatsächlich wie es ein Butler üblicherweise tun würde vor mir. Ich musste unweigerlich auflachen.

„Gut erzogen Valentin." stellte ich mit Freude fest. Ich spürte seine Anwesenheit wirkte positiv und beruhigend auf mich.

„Warum genau bist du jetzt hier?" fragte ich unbeirrt weiter.

„Ich will Sie fertig machen!" Die Wortwahl ließ mich wieder auflachen. Er zwinkerte ebenfalls amüsiert.

„Ich meine natürlich...!"

„Schon gut!" unterbrach ich ihn lachend.

„Ich weiß was du meintest und was ist wenn ich nicht will? Wirst du mich dann zwingen?" Das wäre nicht das erste Mal.

„Zur Not muss ich auch das machen. Mein Hauptintension war jedoch Sie zum Frühstück abzuholen." erklärte er und versuchte sich das Lachen zu verkneifen. Ich erkannte das Zucken seiner Oberlippe. Ich ließ von dem charmanten jungen Mann ab und widmete mich dem Kleid. Es war Rosa, wie für ein kleines Mädchen.

„Was genau soll das hier sein?" fragte ich Valentin, der mir mit seinem Blick gefolgt war.

„Findest du das schön?" fragte ich ihn und hielt das Rosaetwas in die Luft.

„Ich bin nicht befugt mir eine Meinung darüber zu bilden." antwortete er sehr diplomatisch.

„Valentin ich bitte dich, den Würgreflex unterbinden bekommt einen ganze neue Bedeutung angesichts diesen Alptraums in rosa." Der Blondschopf lockerte seine Haltung und nickte nur.

„Es ist grausam. Das Kleid würde ich nicht mal einer meiner Exfreundinnen schenken selbst wenn ich sie so richtig hassen würde und ich meine so richtig!" kam es nun aus ihm herausgesprudelt. Ich hatte den Kerl aber schnell geknackt und darüber war ich sehr froh.

„Ok Valentin das müssen wir ändern ich brauche ein anderes Kleid." Der junge Mann kam meiner Aufforderung sofort nach und ging zu einer Tür. Dahinter verbarg sich ein begehbarer Kleiderschrank. Ich war ihm gefolgt und sah über seine Schulter in das riesige Innere. Hier hingen vielleicht 5 Kleider ansonsten war alles leer. Ich staunte nicht schlecht. Valentin ging zu den Kleidern und reichte mir eines. Ein mintgrünes Ding was bei weitem besser aussah als der Tod in rosa.

„Da passt sicherlich perfekt zu dir." Valentin sah mich prüfend an. Er wartete wohl auf meine Reaktion. Ich nickte. „Selbst ein gelber Sack wäre besser gewesen." grinste ich. Er erwiderte dieses und wir beide gingen wieder ins Zimmer.

„Du bist anders als die anderen." fing er wohl unbedacht an. Kaum ausgesprochen konnte ich in seinem Gesicht den Schrecken darüber erkennen.

„Andere?" fragte ich neugierig nach. Er schloss die Augen.

„Mister Norton hatte bereits fünf junge Frauen hier gehabt. Alle samt konnten sich nicht behaupten." „Behaupten?"

„Bitte zwing mich nicht dazu..." flehte der Größere und ich sah die Sorge in seinen Augen. Ich nickte verständlich.

„Dann geh jetzt duschen und zieh dich an. Ich warte vor der Türe." Wieder nahm er seine Soldatenhaltung ein.

„Bis gleich." Ich ging zur Badezimmertüre stoppte jedoch kurz bevor ich im Inneren verschwand.

„Wo sind die Anderen jetzt?" Den Blick, den er mir zuwarf sagte mehr als tausend Worte. Eine Mischung aus Sorge, Panik und Abscheu brachte er mir entgegen.

Ich hoffte inständig ich hatte diesen Blick falsch gedeutet.

Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt