5 - Wann würde ich ihn sehen?

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Ich versuchte alles um aus diesen Mauern zu entkommen. Zwar hatte das Fenster keine Gitter aber ich erkannte eine sechs Meter hohe Mauer um das Anwesen. Ich war mir sicher, dass meine Familie beinahe starb vor Sorge. Sie suchten mich bestimmt und die Tatsache, dass sie mich nicht fanden würde sie umbringen. Sie würden das ganze Land auf den Kopf stellen um mich zu finden und doch würden sie meinen Aufenthaltsort nicht herausbekommen, dafür sorgte mein Entführer sicherlich.

Eines hatte ich mit den Menschen, die ich liebte gemein auch ich wusste nicht wo ich mich aufhielt.

Ich entschied mich mit subtilen Aktionen aus dem Gefängnis zu befreien.

Ich trat in den Hungerstreik, verweigerte jegliche Nahrungsaufnahme und schleuderte sämtliche Gläser durch die Gegend. Doch aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, dieses Unterfangen war dem Personal nicht unbekannt. Der Arzt reagierte unbeeindruckt und legte mir Infusionen. Damit ich mir die Nadel nicht aus dem Arm riss wurde ich während der Zeit fixiert und durch Medikamente still gehalten. Sie sorgten dafür, dass ich weder verhungerte noch dehydrierte.

Das Sterben war innerhalb dieser Mauern schwerer, als das Leben.

Die Zeit verging schleppend. Immer wenn ich so dalag kreisten meine Gedanken um meine Familie, um meine Freunde und um mein Leben außerhalb dieses Käfigs.

Wenn ich wach war, quälte mich die Unwissenheit über den Zustand meiner geliebten Menschen. Wenn ich schlief, quälten mich die Erinnerungen an den Unfall.

Ich wachte immer in den Moment auf, indem mein Körper auf den Asphalt aufprallte. Schweißgebadet und voller Panik saß ich dann in meinem Bett und starrte nach draußen.

In den vielen Stunden, die ich in diesem Zimmer verbrachte hatte ich nur eine einzige Person, die ab und an bei mir saß und sich mit mir unterhielt. Sie hieß Kelly, ob sie überhaupt mit mir reden durfte war mir nicht klar. Sie tat es einfach und ich war unendlich froh jemanden zu haben. In Ihrer Anwesenheit musste ich oft weinen und sie tröstete mich mit einer herzlichen Umarmung. Diese Nähe tat gut.

Seit Wochen hatte ich keine liebevollen Berührung mehr erhalten. Nur die festen und ungnädigen Griffe der Ärzte.

Ich erzählte Kelly irgendwann von meinem Zuhause, meinem Hund, meinen Eltern und meiner doofen Schwester. Ich vermisste sie alle so sehr. Im Gegenzug erzählte sie mir nach einer ganzen Weile etwas über meinen Entführer.

Es war der 22.November sie saß mit einer Schüssel Kartoffelsalat neben mir auf dem Bett und brach endlich ihr Schweigen. Wir hatten einen Deal ausgehandelt, ich aß und sie klärte mich auf.

„Mister Norton, ist ein sehr netter junger Mann... er sieht unmenschlich gut aus und ist sehr großzügig."

Immer wenn sie etwas über ihn erzählte, kam das einer Schwärmerei gleich. Ich verstand ihre Zuneigung diesem Mann gegenüber nicht. Er hatte mich hierher gebracht, mich entführt und hier eingesperrt wie ein Tier.

Das war doch kein Geheimnis! Wie konnte sie das gut heißen?!

Je mehr sie von ihm erzählte, desto mehr hatte ich das unerklärliche Bedürfnis ihn kennenzulernen.

Ich hatte in diesem Gefängnis nichts, außer dem Wissen, dass es einen Mann gab der mir das hier angetan hatte und ich ihn treffen würde.

Sein Wort - Mein Gesetz (slow update / In der Überarbeitung)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt