29.

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Sky PoV.
Jackson war schnell, sehr schnell. So, dass ich fast gar nicht hinterherkam. Seine Beine waren viel länger als meine und wahrscheinlich hatte er auch viel mehr Ausdauer. Es war fast so als würden seine Pfoten über den Waldboden schweben.  Irgendwie schaffte ich es, dass er mich nicht abhängte, doch es würde bestimmt nicht mehr lange dauern, bis meine Beine nachgeben würden. Sie brannten schon eine ganze Weile und ich hatte das Gefühl, dass meine Pfoten langsam taub wurden. Ich ging oft laufen. Oder.... Ich war oft laufen gegangen..... zuhause. Aber so lange und schnell an einem Stück machte ich selten. Dafür hatte ich einfach nicht die Ausdauer, auch wenn ich gar nicht mal so unsportlich war. Für meine Verhältnisse. Im Gegensatz zu Jackson und auch eigentlich allen anderen im Rudel, sowohl im Black-Moon als auch im Shadow-creek, war ich wohl er ein Schwächling. Doch ich hatte gelernt darüber hinwegzusehen. Ich hatte andere Stärken. Doch gerade machte mir das ganz schön zu schaffen.

Wir rannten jetzt schon eine ganze Weile. Ich konnte mich nicht mal richtig umsehen um meine neue Umgebung zu erkunden. Ich hatte immer noch absolut keinen Plan, wo ich behaupte bin und jetzt hier wie ein verrückter durch den Wald zu hetzten, ohne meine Umgebung erforschen zu können, löste eine Unsicherheit in mir aus. Was, wenn ich mich hier mal verlaufe? Ich sah ja noch nicht einmal wo ich hintrat, da ich meinen Kopf nicht senken konnte. Würde ich Jackson hier verlieren wäre ich aufgeschmissen. Andauernd stolperte ich über irgendwelche Wurzeln. Ein ersticktes Jaulen kam aus meiner Kehle, als meine Pfote an einer hängen blieb und ich auf den Boden knallte. Kurz musste ich die Augen schließen um die kleinen schwarzen Punkte, die vor meinen Augen Tanten loszuwerden. Leicht benommen rappelte ich mich auf. Ich setzte mich auf meine Hinterläufe und atmete tief durch. Ich konnte nicht mehr. Ich war fertig.

Jackson hatte meinen Fall wohl auch mitbekommen. Das war ja auch eigentlich nicht zu überhören. Er drehte sich um, kam zu mir zurück und blieb vor mir stehen. Ausgiebig streckte er sich, bevor er mich von oben herab ansah. Er sah überhaupt nicht so aus, als würde er irgendwie angestrengt sein.

*"Machst du schon schlapp?"*, fragte er spöttisch. *"Komm schon, steh auf!"*

Langsam und mit zitternden Beinen richtete ich mich auf. *"Ich kann nicht mehr."*, fiepte ich leise.

Von Jackson vernahm ich ein leises Knurren, doch er machte keine Bemerkung. Zum Glück, noch mehr Beleidigungen und Erniedrigungen konnte ich heute echt nicht mehr einstecken. Das in seinem Zimmer und von heute morgen hatte schon gereicht um mir mehr als nur Kummer zu besorgen.

*"Dann gehen wir jetzt zurück. Es wird auch schon dunkel."*, meinte er seltsam sanft und mein Herz machte einen Hüpfer. Nein, hör auf. Hör auf dir Hoffnungen zu machen, beschissenes Herz. Vorhin noch hat er es beinahe gebrochen und jetzt lässt er es schon wieder höher schlagen. Ich hasse diese Gefühle.

Danach ignorierte er mich wieder. Er lief einfach an mir vorbei und steuerte die Richtung an aus der wir gekommen waren. Auch wenn meine Beine schmerzten, hielt ich sein Schritttempo. Ich versuchte es zumindest.

*"Putz dir die Pfoten richtig ab."*, meinte er streng, als wir in den Garten zurückkamen.

Noch einmal zog ich den Duft des weißen Gartens ein. Wie es hier wohl aussah, wenn nicht alles von Schnee bedeckt war? Es wäre bestimmt schön hier. Ein letzter Blick und angenehmer Luftzug in meinem Fell, dann trat ich auf die Terrasse und putze mir die Pfoten auf der breiten Fußmatte ab. Jackson wollte gerade wieder ins Haus gehen, da hielt ich ihn auf.

*"K-können wir das wiederholen?"*, fragte ich leise, nicht sicher ob er mich verstehen würde.

Er drehte sein Haupt, starrte direkt in meine Augen. *"Meinetwegen"* und damit verschwand er dann ins Haus. Innerlich lächelte ich.

I need your Love!! (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt