42.

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Jackson

„Jace, denkst du, ich kann es wieder gut machen. Kann ich alles wieder gut machen?" Ich zog meinen Mantel enger zu, die Kälte drang aber trotzdem in alle noch verbliebenen Öffnungen ein und jagte mir eine Gänsehaut nach der nächsten über den Körper. Jace schwieg. Er sah zu mir, musterte mich, bevor er die Augen schloss und stehen blieb. Er schüttelte den Kopf. „Ich denke, du wirst es nicht schaffen, Dinge, die du zerschmettert hast, wieder zu einhundert Prozent zu reparieren. Du musst realistisch bleiben. Sky, wird unfassbare Angst vor dir haben, dich wegstoßen und erst gar nicht mit dir in einem Raum sein wollen und er hat auch alles Recht dazu. Ich denke nur, dass die Gefährten Verbindung dafür sorgt, dass er dich irgendwann wieder in deiner Nähe akzeptiert. Erst dann wirst du sehen, was du tun kannst. Das, was momentan entscheidend ist, ist Zeit. Zeit zum Nachdenken und Erholen."
Er hatte Recht. Wie so oft. Er brauchte Zeit, wir brauchten Zeit. Meine Gefühle für den Omega wechselten im Sekundentakt. Meine innere Stimme schrie mich an, umgehend nach Hause zu fahren und nach ihm zu sehen, während sich mein Ego immer noch wehrte und sagte, dass er es nicht wert sei. Mein rationales Denken ließ mich hier bleiben und runterkommen, während mein Körper vor Wut und Ungeduld kochte. Nur der Gedanke daran, dass der Omega mich abstoßen würde und Angst vor mir haben würde, ließ mich all die Emotionen durchlaufen.
Wenn er mich abstieß, dann würde ich durchdrehen. Ich musste mich um ihn kümmern und wenn er mich nicht wollte, konnte ich es nicht. Andererseits wäre er endlich weg, wenn er nichts mehr mit mir zu tun haben wollte, aber, ich war es, der ihn wegstieß, nicht andersrum. Er sollte gefälligst mir hinterher laufen und mich anbetteln. Nein, er brauchte Zeit. Fuck! Meine unverwundete Hand ballte sich zur Faust.
Ich hatte richtige Scheiße gebaut und war nicht in der Lage sie wieder gut zu machen. Und das vielleicht für immer. Ich schloss meine Augen und atmete die kalte Winterluft ein. Ich musste runterkommen, Gewalt war nicht die Lösung für dieses Problem. Ich versuchte mich zu entspannen, entkrampfte meine Hand.
Zeit, wir brauchten Zeit. Zeit, die wir nicht hatten. Oder, die wir dachten nicht zu haben.

Wie lange war der Junge nun schon bei uns? Einen Monat? Es fühlte sich wie eine Ewigkeit an. Ich atmete tief ein, genoss das Brennen, das die kalte Luft in meinem Hals hinterließ. „Wir sollten zurückgehen, es wird bald dunkel.", meinte Jace. Ich nickte bloß und folgte ihm. Zurück in der kleinen Hütte, verfielen wir ins Schweigen. Während Jace neues Feuerholz besorgte, machte ich mich daran, uns etwas zu essen zu machen. Wirklich viel war nicht hier. Harry musste gestern alles wieder mitgenommen haben. Ich schaute in den Schränken nach und fand schließlich ein paar Konserven. Ich gab den Inhalt einer in einen mittelgroßen Topf und wärmte sie auf. Jace guckte mir über die Schulter. „Ravioli?", fragte er. Ich nickte. „Keine Ahnung, wann wir die zuletzt gegessen haben.'', meinte er und lachte leise. „Ravioli aus der Konserve definitiv lange nicht mehr. Du weißt doch, wie vernarrt Harry darauf ist, alles frisch zu kochen."
Jace schmunzelte. „Harrys Essen würde ich aber gegen nichts in der Welt eintauschen." Ich guckte ihn an. „Glaubst du ich?" Jace zuckte mit den Schultern. „Wann können wir essen?", fragte er, als er wieder rüber zum Sofa ging und sich darauf breit machte. „5 Minuten.", nuschelte ich.
Ich bereitete zwei Teller vor und brachte sie zu ihm rüber.
„Sag mal, wie lange bleiben wir hier?", fragte ich. Jace kaute seinen Bissen auf und legte den Kopf leicht schief. „Erstmal bis morgen früh. Du und Alpha Matt, ihr müsst euch erstmal etwas beruhigen und Abstand voneinander gewinnen. Und Harry hat bestimmt auch etwas zu kämpfen. Es soll nicht direkt wieder in einem Theater enden, wenn wir zurückkommen."

Das war einleuchtend und doch... „Was ist mit Schule?" Ich wusste selbst nicht, wie ich gerade jetzt über Schule nachdenken konnte. Jace lachte ironisch. „Daran denkst du gerade? Ernsthaft? Ich glaube, du hast gerade definitiv wichtigeres um die Ohren als Schule. Aber keine Sorge, ich hab Noel bescheid gegeben, er wird den Lehrern sagen, dass du momentan wegen Rudelangelegenheiten nicht kommen kannst."
Ungläubig starrte ich ihn an. Wann hatte er das bitte alles erledigt? „Danke.", murmelte ich etwas kleinlaut. Jace seufzte laut. „Versteh das jetzt bitte nicht falsch, aber ich tue das hier nicht für dich. Also doch, schon irgendwie, aber... hauptsächlich tue ich es für Sky. Ganz ehrlich, du hast ihn nicht verdient. Ich kenne den Jungen nicht, aber so wie du dich aufführst, tut es mir unglaublich leid, dass er all diese Sehnsucht nach dir verspürt. Indem ich die kleinen Dinge für dich aus dem Weg räume, sorge ich dafür, dass er dir nah sein kann, damit er wenigstens nicht ganz versinkt. Und jetzt will ich erreichen, dass du überlegst, was du tun kannst, um das Chaos, das du verursacht hast, wieder halbwegs gerade zu biegen."
Autsch. Aber... Er hatte Recht. „Glaub aber nicht, dass es einfach wird.", hängte er noch an. Ich nickte. Einfach wäre es definitiv nicht .

I need your Love!! (bxb)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt