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Ich kann meinen Blick nicht von ihr nehmen. Sie sieht mir in die Augen. Die ganze Zeit, bis sie gegenüber von mir sitzt. Ihre Gesichtszüge sind weich. Ihre Haut rein. Ich spüre den Blick meiner Mutter auf mir. Und weil ich nicht möchte, dass sie merkt, dass meine Reaktion auf die Anwesenheit von Liara zeigt, dass sie das Mädchen ist von der ich der Bene Gesserit erzählt habe, wende ich meinen Blick ab.
Seitdem Dr.Yueh mir gesagt hat, dass die Bene Gesserit eigene Ziele verfolgen, zweifle ich an dem Vertrauen zu meiner Mutter.

„Bist du mit deinem Zimmer zufrieden, Liara?", fragt meine Mutter sie und lächelt sie an. Sie hat in ihren Wangen Grübchen und ganz gerade, weiße Zähne. „Ja, es gefällt mir sogar besser als das auf meinem Heimatplaneten", antwortet sie und meine Eltern lächeln sie an.
„Jessica, die Bene Gesserit haben mir erzählt, dass du deinen Sohn mit unseren Künsten ausgebildet hast", sagt nun Harah. Harah ist auch eine Gesserit Schwester? Das heißt Liara auch?
„Ja habe ich. Er hatte vor ein paar Tagen die Prüfung", antwortet meine Mutter ganz offen. Mein Vater nimmt sich bewusst zurück.

„Und wie ich sehe hat er sie erfolgreich bestanden", Harah lächelt mich an. „Liara hat die Prüfung noch nicht gehabt. Aber ich bin mir sicher, dass sie sie ebenfalls bestehen wird", sagt sie und streichelt durch die Haare ihrer Tochter.
Liara lächelt nur bescheiden in sich rein.
„Beherrscht du die Stimme?", frage nun ich Liara und sehe sie an. Sie erwidert meinen Blick.
Ihr Blick ist tief und intensiv. Dann sehe ich nur ihre Lippen bewegen und dann gebe ich ihr ohne etwas bewusst zutun die Wasserflasche.
Ich blinzle, schüttle leicht meinen Kopf um wieder im Hier und Jetzt zu sein.
Meine Eltern und Harah lachen und auch Liara kichert.
„Habe ich deine Frage damit beantwortet?", stellt sie mir die Gegenfrage und schenkt sich Wasser in ihr Glas. Sie hat ein amüsiertes Lächeln auf ihren Lippen und legt ihren Kopf etwas schief.

„Die Stimme beherrscht Liara schon nahezu perfekt", sagt Harah. „Aber an ihren Kampfkünsten muss sie noch etwas arbeiten"

„Na dann können Paul und Liara doch zusammen trainieren", schlägt mein Vater vor. Ich sehe ihn an. „Paul ist ein exzellenter Kämpfer aber an seiner Stimme muss er noch üben. Vielleicht kann ihm Liara da helfen", sagt auch meine Mutter und Harah sieht ihre Tochter begeistert an. „Das klingt doch super. So wird euch beiden hier nicht langweilig."

„Gute Idee", sagt sie und lächelt meine Eltern und dann mich an.





Ich finde keine Ruhe. Seit Stunden wälze ich mich in meinem Bett aber keine Position ist bequem. Ich muss die ganze Zeit an Liara denken. Dass sie hier ist. Neben meinem Zimmer. Dass ich sie so schnell hier auf Arrakis treffe. Es ist komisch. Im Traum kam sie mir vertrauter vor, wie jetzt.
Ich drehe mich auf die Seite und blicke auf das Fenster, welches auf dem Balkon angrenzt. Der Mond ist voll und lässt die Nacht hell sein. Die Sterne verteilen sich am ganzen Himmel. Die Spicesilos ragen in die Höhe.

Ich höre eine Tür auf und zu schieben

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Ich höre eine Tür auf und zu schieben. Direkt neben dem Fenster an meiner Wand. Und dann sehe ich lange Haare und ein langes Kleid im Wind sanft schwingen. Liara.
Nur ihre Silhouette kann man im Dunkeln erkennen. Sie stützt sich am Geländer ab. Sie steht mit dem Rücken zu meinem Fenster.

Ob sie weiß, dass der Balkon zu beiden Zimmern gehört? Ich setze mich auf und beobachte sie. Sie sieht über die Stadt und ist ganz ruhig.
Ob sie auch keine Ruhe gefunden hat?
Ich versuche mich zu konzentrieren, damit ich spüren kann was sie fühlt. Doch ihr Aussehen lenkt mich zu sehr ab.
Im Traum fande ich sie schon hübsch. Doch in echt ist sie noch schöner.
Ich stehe auf und gehe langsam auf das Fenster zu. Es reicht bis zu dem Boden, wie ein Schiebefenster. Ich ergreife den Griff aber warte noch einen kleinen Augenblick, bis ich die Türe öffne.

Hoffentlich erschrickt sie nicht. Deshalb öffne ich die Türe ganz sanft. Sie dreht sich augenblicklich um. Ihr Kleid hat dünne Träger und einen V-Förmigen Ausschnitt. Ihr Schlüsselbein sticht heraus und ihre Haut hat eine Gänsehaut überzogen. Ihre Wimpern sind so lang, dass sie bis zu den Augenbrauen reichen.
„Kannst du nicht schlafen?", frage ich sie ruhig und lehne mich an den Türrahmen. Sie schüttelt leicht den Kopf. „Nicht mehr", sagt sie. Sie sieht auf die Seite und schaut auf die Wüste. „Ich habe zum ersten Mal seit Monaten nicht von dir geträumt", gibt sie zu und sieht mich wieder an.

Sie hat von mir ebenfalls geträumt?
Ich schlucke, weil mich ihre Offenheit überrascht. Die war den ganzen Abend so zurückhaltend, dass ich angenommen hatte, sie sei schüchtern.
Sie scheint zu merken, dass mich ihre Aussage etwas überrumpelt und lächelt mich ganz leicht an.
Sie lehnt sich entspannt gegen das Geländer hinter sich. „Ich weiß, dass du auch von mir geträumt hast, Paul", sagt sie.



Ich starre an die Decke. Bin ich nicht der Auserwählte? Ist Liara die Auserwählte? Warum wusste sie, dass ich von ihr geträumt habe? Wieso habe ich die magnetische Anziehung die ich im Traum gespürt habe, heute Nacht zu ihr gefühlt?

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