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Wir sitzen vor dem Wasser und warten bis unsere Leihnenklamotten vollständig getrocknet sind.
„Vermisst du deinen Heimatplaneten?", frage ich nach einer angenehmen Stille. Wir haben dem Rauschen des Wassers gelauscht und auf die Lichter an der Decke gesehen.
Liara lehnt sich gegen die Steinwand hinter uns. Sie sieht etwas bedrückt auf das Wasser. Ihre Augenbrauen sind zusammengeschoben und ihre Lippen etwas geöffnet.

„Ich weiß es nicht.", antwortet sie. Ich sehe sie fragend an. „Ich vermisse es, keine Todesangst ständig zu haben. Aber um ehrlich zu sein wäre ich nicht lieber woanders, wie hier.", sagt sie. Sie sieht mich jetzt an und funkelt mit ihren Augen. „Hier mit dir."

Sie rutscht näher zu mir und ich ziehe sie in meinen Arm. „Was machst du nur mit mir", flüstere ich leise auf fremisch und sie hebt ihren Kopf zu mir an. Sie durchbohrt mich mit ihrem Blick. Legt ihre Hand in meinen Nacken und küsst mich.

Sie baut sanften Druck mit ihren Lippen auf die meinen auf und sofort überkommt mich wieder dieses wollende Gefühl. Jedes Mal, wenn wir uns küssen.
Liara ist das Licht und der Sinn in meinem Leben. Das, wonach ich immer gesucht habe. Wofür ich all das gelernt habe, was ich jetzt kann.

„Mich lässt das Gefühl nicht los, dass wir von hier abhauen müssen", damit unterbricht Liara unsere Küsse und ich ziehe sie auf meinen Schoß, damit sie rittlings auf mir drauf sitzt.

„Wenn dein Gefühl in zwei Tagen schlimmer wird, gehen wir", verspreche ich ihr. Denn ich glaube ihr jedes Wort, wenn ihr ihre Intuition so etwas verrät.
„Aber was ist mit der Bestimmung?", sagt sie etwas verunsichert. Ich schüttle den Kopf. „Die ist mir egal. Hauptsache du wirst mir nicht weggenommen", spreche ich ernst und sie legt ihre Hände wieder auf meinen Nacken.
„Hast du keine Angst?", fragt sie und ich betrachtender vollen Lippen.

Ich atme tief aus. „Ich weiß es nicht", sage ich. „Unterdrückst du es?"
Ich sehe ihr wieder in die Augen. „Wahrscheinlich genauso wie du.", meine ich. Liara sieht traurig auf meinen Hals. „Ich habe in jeder Sekunde des Tages Angst. Aber wenn ich mit dir bin, ist es weniger schlimm. Das schlimmste sind meine Träume, seit dem wir hier sind."

Ich streichle ihr über den Rücken. „Was hast du für Träume?", frage ich und schiebe sie noch näher an mich ran. Ich will sie noch mehr spüren.
„Von Krieg. Hier auf Arrakis. Und das wir dafür verantwortlich gemacht werden", ihre Augen werden glasig, doch man merkt ihr an, wie sie versucht stark zu bleiben. „Und da gibt es noch etwas...", fängt sie an, doch hört dann mitten im Satz auf. „Was denn?", frage ich verwundert.

„Ich habe geträumt, dass du um den Frieden herzustellen, die Tochter des Imperators heiraten musst. Und du dann zur bösen Seite des Imperiums wechselst."
Wie bitte? Sowas träumt sie? „Ist es ein Traum oder war es eine Vision?", bohre ich weiter und eine kleine Träne, fließt ihre Wange hinunter. „Ich glaube, dass es eine Vision ist", sagt sie. Daraufhin drücke ich sie an mich. So fest ich kann.

„Davor brauchst du keine Angst haben", flüstere ich und drücke ihr einen Kuss unter ihr Ohr. „Ich werde nicht zulassen, dass so etwas passiert."





Ich hätte nie gedacht, dass Liara seit dem wir hier sind neue Visionen hat. Ich träume gar nichts mehr. Zumindest fast nichts mehr. Ich habe das Gefühl, seit wir vereint sind, müssen wir unsere Zukunft selber herausfinden und dass wir keine Hilfe mehr bekommen. Doch Liara ist stärker mit der Macht der Gedanken und dem Universum verbunden, als ich.
Ich liebe sie. Ich bin mir so gut wie sicher, dass ich sie liebe. Wie sollte ich jemals eine andere Frau heiraten können? Und wie sollte ich jemals auf die böse Seite wechseln können, nachdem ich es besser weiß.

Um deine Liebe zu retten, wirst du sie verlassen.

Mein Körper überzieht eine Gänsehaut und ein unangenehmes Gefühl. Ich schüttle meinen Kopf, um den Gedanken loszuwerden, Liara jemals zu verlieren und laufe mit ihr gemeinsam zum Essen.
Eines weiß ich. Falls sich ihre Visionen und ihr Gefühl nicht ändern wird, werde ich mit ihr von hier abhauen. Ich weiß, dass das nicht der Plan, nicht die Bestimmung ist. Dass wir von Arrakis abhauen und den Fremen ihr Schicksal selbst überlassen. Dazu stehe ich nicht. Dazu hätte mein Vater niemals gestanden. Aber was ist mit meiner Mutter? Was ist mit allen, die uns im Stich gelassen haben?

Doch wenn die Bestimmung sein sollte, dass ich die Tochter des Imperators heiraten werde und Liara nie wieder sehe, warum sollte es dann so kommen, dass wir uns verlieben? Dass wir uns miteinander komplett fühlen? Irgendetwas stimmt hier nicht. Irgendein Gefühl. Vielleicht werden wir manipuliert. Vielleicht ist das hier nicht die Realität. Sondern das Spice und dessen Wirkung macht diese Gedanken nur mit uns.

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