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Liara und ich setzen uns sofort rein und schnallen uns an. Ich lasse die Klappe schließen und drücke auf den Starknopf. Doch der Motor springt nicht an. "Fuck.", fluche ich und drücke erneut den Knopf. "Das kann doch jetzt nicht wahr sein", höre ich Liara sagen, doch ich bin nur damit beschäftigt das Hovercraft zum Starten zu bringen. Ich drücke auf die Starthilfeknöpfe, betätige sie immer wieder  erneut.

Bitte spring an, bitte spring an.

Doch nichts. Als wäre die Batterie leer.
Ich sehe von weitem Sardaukar Krieger auf uns zu laufen und die Panik in mir steigt.
Plötzlich schnallt sich Liara ab, kniet sich vor das Amaturenbrett, legt ihre Handflächen darauf, schließt die Augen und murmelt irgendetwas vor sich hin. Ie sieht aus als würde sie beten.

Die Sardaukar kommen immer näher und mein Herz droht herauszuspringen.
Ich drücke und drücke gefühlte eintausend Knöpfe, betätige de Schalthebel und mache immer wieder reset doch nichts. Die Krieger sind nur noch 20 Meter von uns entfernt.
"Liara die Sardaurkar-", und dann steht sie auf, drückt auf den Startknopf und aufeinmal startet das Hovercraft. "Paul! Schnell!", ruft sie und ich fliege sofort los. Liara hat sich am Amaturenbrett festgehalten und versucht während ich 180 Grad steil in den Himmel fliege in den Sitz zu befördern.

Ich fliege mit Turbogeschwindigkeit direkt auf den von uns 2 Kilometer entfernten Sandsturm zu. Liara schnallt sich an und atmet erleichtert aus. "Verdammte scheiße", sagt sie und streicht sich die Haarsträhnen hinters Ohr. "'Paul, sieh in den Rückspiegel", ruft sie und man kann deutlich sehen wie uns drei Sprengdrohnen folgen.

"Scheiße", sage ich und versuche noch schneller und noch höher zu fliegen. "Wir müssen es in den Sandsturm schaffen, bevor sie uns haben. Dort werden wir sie los", sage ich und langsam bekomme ich Druck auf den Ohren, weil wir so hoch fliegen. Die Anzeige zeigt 3500 Meter.
Die Panik verschwindet nicht, denn die Sprengdrohnen sind nur noch einen knappen Kilometer hinter uns. Und sie fliegen schneller als wir.

Dann fängt Liara auf Fremisch die Litanei aufzusagen.

"Mən qorxmamalıyam.

Qorxu şüuru öldürür.

Qorxu tamamilə məhvə aparan kiçik ölümdür.

Mən qorxumla qarşılaşacağam

O, mənə tamamilə nüfuz etməlidir.

Və o məndən gedəndə heç nə qalmayacaq.

məndən başqa heç nə"

(Ich darf keine Angst haben.
Die Angst tötet das Bewusstsein.
Angst ist der kleine Tod, der zu völliger Zerstörung führt.
Ich werde meiner Angst ins Gesicht sehen.
Sie soll mich völlig durchdringen.
Und wenn sie von mir gegangen ist, wird nichts zurückbleiben.
Nichts außer mir.)

Und weil diese Litanei so in meinem Urvertrauen ist. Sich so in meine Psyche verankert hat, fühle ich mich augenblicklich sicherer.
Und genau in dem Moment, wo Liara den letzten Satz ausspricht, fliegen wir direkt in den Sandsturm hinein.

Wir werden umhergewirbelt und ich erinnere mich daran, die Flügel noch einzufahren. Ich merke, wie Liara nach und nach panisch wird und sich mit den Händen an den Fenstern festhält. "Paul", sagt sie ängstlich und ich halte ihr meine rechte Hand hin, da ich sie sowieso nicht brauche. Sie hält sich daran fest und im Rückspiegel sieht man nur, die Sprengdrohen sich selbst zerstören.

Das unglaubliche Gefühl der Erleichterung überkommt mich und ich schließe meine Augen. Wir werden bestimmt einige Stunden im Sandstrum bleiben und deshalb ist es noch wichtiger, durch die routierungen nicht verrückt zu werden. Und dass einem nicht davon schlecht wird.

Es wäre gelogen, wenn ich behaupten würde, Liaras Hand zu halten wäre nicht mindestens genauso beruhigend wie für sie. Und sie selbst einfach zu halten, obwohl es keinen besonderen Anlass gibt, ist schon Balsam für die Seele.

Keine Ahnung wie lange wir schon hier drin sitzen. Ich bin tatsächlich ein wenig eingedöst.
"Mir ist schlecht", beschwert sich Liara und ich sehe zu ihr. Ihr Gesicht ist gelb. Sie hat ihre Stirn in Falten gelegt und ihre rechte Hand auf ihre Bauch. Ich sehe auf die Tachoanzeige. Wir sind über 5000 Meter.

“Ich versuche aus dem Sturm herauszukommen”, sage ich und fahre wieder die Flügel des Hovercrafts raus. Sofort geraten wir noch mehr ins Schleudern. Nach weniger als 10 Sekunden, bricht der erste Flügel weg und wir fliegen seitlich.  Deshalb lenke ich steil nach unten, um wieder gerade zu werden. Liara kreischt leise auf und bei ca 50 Metern über dem Boden, ziehe ich wieder auf normalflug. “Scheiße, Paul, ich muss gleich kotzen”, sagt Liara mit komischer Stimme. Und dann bricht auch noch der andere Flügel weg und das Hovercraft macht einen unangenehme Notlandung. 


Ohne ein weiteres Wort zu sagen, öffnet Liara die Klappe des Flugzeuges und rennt nach draußen. Sie hat sich nach vorne gebeugt und ihre Hände in die Hüften gestemmt. Ich schnalle mich ab und gehe zu ihr nach draußen. Die stechende Sonne scheint mir ins Gesicht. Es ist unangenehm heiß. Der ganze Sand um uns herum scheint unendlich zu sein. Liara atmet schwer. Ich stelle mich neben sie. Ihr Gesicht hat wieder normale Hautfarbe angenommen. “Geht’s dir besser?”, frage ich sie und sie sieht mit verzogenem Gesicht zu mir. “Ich dachte echt ich übergebe mich jetzt”, sagt sie und muss am Ende des Satzes etwas lachen. Ich steige mit ein und lächle sie an. 

“Was hast du vorhin gemacht, dass das Flugzeug dann doch angesprungen ist?”, frage ich sie. Ihr Blick ist der gleiche, wie der, als wir das erste Mal so richtig miteinander im Trainingsraum gesprochen hatten. Etwas geheimnisvoll aber weder arrogant oder hochnäsig. 

“Das werde ich dir beibringen, wenn wir bei den Fremen sind”, lächelt sie.

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