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Ich kann nicht mehr. Ich bin so erschöpft, dass es mir sogar egal grade wäre, von einem Wurm gefressen zu werfen. Mir ist trotz Destillanzug heiß, ich habe Blasen an den Fersen und ich bin dehydriert. Liara geht es nicht anders. Wir liegen beide wie zwei halb-tote im Zelt und versuchen einzuschlafen. Gerade hat die Mittagssonne angefangen zu scheinen, was es mir schwer fallen lässt, ruhe zu finden, da sich mein Schlafrhythmus noch nicht der Wüste angepasst hat. Liara scheint das nicht so schwer zu fallen. Sie schläft bereits, doch meine Gedanken sind voll.
Vielleicht gibt es ja zwei Auserwählte. Liara und mich. Niemand hat gesagt nur einer kann es sein. Nie. Ich drehe mich zu ihr und beobachte sie. Obwohl wir bestimmt schon drei Tage unterwegs sind, sieht sie wunderschön aus. Ihre Haut ist wie meine braun geworden, ihre blonden Haare noch heller. Am liebsten würde ich jede Stelle ihres Körpers inspizieren. "Warum schläfst du nicht", flüstert sie mit geschlossenen Augen auf einmal. "Ich spüre, dass du wach bist", sie öffnet sanft ihre schönen Augen. Mir ist es nicht mal unangenehm, dass sie mich beim beobachten erwischt hat. Sie weiß eh, dass ich sie mag.
Ich lege meine Hand auf ihre Wange und sie kuschelt sich in sie. Ihre Mundwinkel ziehen sich schwach nach oben. Ihre langen Wimpern berühren ihre Augenlider.
Die Handfläche, mit der ich sie berühre, kribbelt und zieht sich von meinen Fingerspitzen bis zu den Fersen. Ich denke daran sie zu küssen. Aber ich halte mich zurück.
"Du musst schlafen, Paul", flüstert sie. Sie hält sich an meinen Schultern fest und zieht sich zu mir. "Sonst muss ich dich morgen mit einem Wurm wecken", ich lache leicht und ziehe sie ganz an mich ran, um ihren Körper zu spüren. Sie schlingt ihren Arm um meine Taille und legt ihren Kopf auf meinen Oberarm. Wir beide liegen auf der Seite und sehen uns an. Ich kann meinen Blick nicht von ihr nehmen und meine Hand genauso wenig.

"Denkst du fremische Hochzeiten sind genauso brutal wie sie beschrieben werden?", fragt sie mit einem Grinsen im Gesicht und ich muss schmunzeln. "Selbst wenn, werden wir das schon schaffen", meine ich und ihr Lächeln wird größer. "Mit Sicherheit", erwidert sie und legt ihr Gesicht in meine Halsbeuge. Ich kuschle meinen Kopf an sie und halte sie wie einen Gurt so nah wie möglich an mich. So schlafen wir beide ein.
"Paul wach auf!", Liara rüttelt mich hektisch wach und packt alle Sachen die im Zelt liegen zurück ins Fremenkit. Noch verwirrt vom Schlaf setze ich mich langsam auf und sehe ihr dabei zu, während ich mich sammle. Sie hat ihre Haare abgeschnitten. Sie gehen ihr nur noch bis zur Brust. Alles was darüber hinaus ging, liegt auf dem Boden.
"Warte, du hast deine Haare abgeschnitten?", sage ich mit rauer Stimme und halte sie mit meiner Hand an ihrer Wange auf.
Obwohl ihre Haare immer noch lang und wunderschön sind, sieht sie frecher und wilder aus. Ihr Gesichtsausdruck sieht mich selbstbewusst an. "Ja habe ich. Sie sind für Wüsten Verhältnisse zu pflegebedürftig gewesen", sagt sie nebenbei und packt die letzten Sachen hektisch ein. "Was denn los?", frage ich immer noch verschlafen und sie drückt mir den Parakompass in die Hand.
"Ich habe Fremen auf der Oberfläche reden hören", sagt sie und kann sich ein Lächeln nicht verkneifen. Ich realisiere, was sie dazu bringt, so schnell wie möglich aus dem Zelt zu kommen und helfe ihr genauso hektisch alles zusammen zu packen.
Ich steige aus dem Zelt heraus und ziehe sie dann ebenfalls heraus. Ich drehe mich um die eigene Achse um zu sehen, wo die Fremen sind. "Da sind sie!", sagt Liara und sieht drei Fremen etwa 100 Meter von uns weg die Hügel überqueren.
Wir beide rennen sofort los und vergessen, was rhythmische Bewegungen hier in der Wüste anrichten können.
Und keine 20 Sekunden später sehen wir etwa einen Kilometer von uns entfernt einen Wurm den Sand aufwirbeln. "Verdammt scheiße", sage ich und sofort zieht Liara mich auf die Seite. "Was machst du?"
"Du hast doch einen Klopfer in deinem Rucksack!", erinnert sie mich, öffnet ihn und installiert ihn direkt unter uns. Dann sieht sie mir tief in die Augen. "Und jetzt komm!", ruft sie und wir beide rennen in die Richtung zu den anderen Fremen.
Auch diese haben den Wurm bereits gemerkt und renne auf das nächste Gebirge zu. Wir laufen ihnen hinterher und haben unfassbaren Glück, dass die Klopfer so gut funktionieren, denn der Wurm hat den Klopfer verschlungen und ist wieder weg.
Die anderen Fremen kommen ein paar Sekunden vor uns bei dem Gebirge an und Liara und ich verschnaufen angestrengt, mit den Händen auf unseren Hüften und unseren Körpern nach vorne gebeugt.
Doch dann spüre ich genauso wie Liara ein Messer im Rücken.
"Ihr seid keine Fremen", ich sehe zu dem Fremen, der das gesagt hat. Er hat einen dunklen Bart und ein helles Tuch über dem Kopf. Der den Liara im Griff hat, hat olivfarbene Haut und

kurz geschnittene Locken. Der dritte hat eine Glatze und eine langezogenen Narbe im Gesicht. Alle drei haben blaue Augen.
Liara und ich haben beide unsere Arme in die Höhe, um ihnen zu zeigen, dass wir keine Gewalt ausüben wollen. Innerlich bete ich, dass wir nicht an die voreingenommsten Fremen gekommen sind.

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