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“Du bist unglaublich”, hauche ich und muss meinen Puls und meine Atmung immer noch unter kontrolle bringen. Liara schlingt ihre Arme noch enger um mich und wir beide verweilen so, Arm in Arm, für weitere Minuten. 

Irgendwann lösen wir uns voneinander und wir sehen uns an. “Wusstest du, dass du ihn mit der Stimme aufhalten kannst?”, frage ich sie und hoffe sie beantwortet meine Frage mit Ja. Doch sie hebt nur ihre Augenbrauen und legt ihren Kopf etwas schief. “Natürlich nicht”, sagt sie und mir fällt die Kinnlade herunter. 

“Das heißt, du bist eben fast gestorben, obwohl wir es rechtzeitig geschafft hätten”, reflektiere ich die Situation und sie nickt unbeholfen. 

Würtend presse ich sie wieder an mich und umschlinge sie mit meinen Armen. “Mach das nie wieder!”, schimpfe ich. Ich spüre sie Lächeln. Sie erwidert meine Umarmung und ich merke wie sie meinen Duft einzieht. “Okey”, sagt sie leise und ich höre ihr glückliches Gesicht aus ihrer Stimme. “Versprich es mir!”, zwinge ich sie. Ich bin so sauer. Wenn ich daran denke, dass ich sie fast verloren hätte, weil sie so leichtsinnig gehandelt hat, könnte ich ausflippen. 

Ihr Körper in meinen Armen bringt mich wieder runter. “Versprochen.”, sagt sie.

Ich lege meine Hände auf ihre Schultern und scanne ihr Gesicht ab, wo sie doch irgendwie verletzt wurde.

“Können wir weiter gehen?”, sagt sie und zeigt mir ihr breitestes Lächeln. Ich verkneife mir ein Schmunzeln und nicke. Ich nehme den Parakompass aus dem Rucksack und dann gehen wir auch wieder weiter.



“Wie um alles in der Welt kontest du bitte die Stimme bei einem Wurm anwenden?”, ich sehe sie immer noch total überwältigt an und sie grinst nur in sich hinein. “Paul, wenn du die Stimme kannst, kannst du sie halt”, antwortet sie kanpp. Ich verdrehe die Augen. “Ja aber bei Tieren!”, sie schubst mich etwas, damit ich wieder auf den Boden der Tatsachen zurück komme. Aber was passiert ist, ist eine Tatsache. Weil ich unbedingt eine Antwort haben will, stelle ich mich vor sie und hindere sie somit am weiter gehen. 

Sie legt ihren Kopf schief und sieht mich mit diesem grinsenden Blick an. 

“Wir gehen keinen Schritt weiter, bevor du mir nicht gesagt hast, wie du das Hovercraft zum Starten gebracht hast und wie du diesen Wurm aufhalten konntest denn, es ist so gut wie unmöglich so große Tiere damit aufzuhalten.”, das ist Fakt.

Sie legt ihre Hand auf meinen Arm und sieht mir fest in die Augen. “Paul, was denkst du denn? Denkst du, dass alles was hier passiert Zufall ist? Wir zwei, haben seit Monaten davon geträumt. Du bist der Messias. Was denkst du denn, was ich bin?”

Was?

Sie fährt fort. “Ich habe in den letzten Tagen mit dir hier intensiv nachgedacht und deshalb ist mir klar geworden, dass du nicht der einzige sein kannst. Warum kann ich das, was ich kann? Warum kann ich die Stimme besser als jede andere, warum kann ich mit meinem Geist, Dinge wie Flugzeuge anspringen lassen? Paul, sag mir nicht, dass dir noch nie in den Sinn gekommen ist, dass du nicht der einzige sein kannst, der zu etwas Höherem bestimmt ist!”

Die Erkenntnis fällt mir wie Schuppen vor die Augen. Liara sieht mich teilweise enttäuscht und etwas aufgebracht an.

“Paul, ich habe noch nie ein Tier mit meiner Stimme beeinflusst”, sagt sie. “Warum hat das bei dem Wurm geklappt?”

Sie kommt mir einen Schritt näher. “Ich habe noch nie auch nur einen Tag von meiner Mutter getrennt verbracht, warum denkst du, macht mir das nichts aus? Denkst du wirklich, dass alles ist nicht vorherbestimmt?”

Ich bin teilweise so überrumpelt, von dem was sie sagt, dass ich gefühlt nichts verstehe aber mir trotzdem jetzt alles klar wird.

“Paul, seit Monaten, träume ich von dir”, sie legt ihre Hände auf meine Brust und streichelt über die Stelle an meinem Herz. “Und ich träume nicht nur von dir als Messias.”

Die sieht mir tief in die Augen. 

“Ich träume von uns.”

Natürlich war mir von Anfang an klar, dass das alles hier kein Zufall ist. Natürlich.
Aber genau das sind ja die Fragen die ich mir stelle. Warum träumen wir von einander, warum kann sie das was sie kann. Warum, warum, warum. Dass sie mir jetzt sagt, dass die Antwort doch eigentlich auf der Hand liegt, verwirrt mich komplett. Aber das würde doch ihr Verhalten mir gegenüber doch nicht erklären, oder? Wenn sie sich sicher ist, dass alles hier einen Grund hat - was mit Sicherheit stimmt - warum ist sie sich dann manchmal in ihrem Tun so klar und warum hat sie dann mancgmal trotzdem Angst?

Weil das natürliche Emotionen sind, die immer Auftreten, egal wie sicher man sich bei etwas ist.

Und genau das ist die Rechtfertigung.
Wir beide sehen uns an. Sie ist irgendwie sauer und irgendwie enttäuscht. Ich bin perplex.
Doch ihre Hände auf meiner Brust bringen meinen Körper zum glühen.
Ich lege meine auf ihre und komme ihr einen Schritt näher.
Ich lege meine Stirn auf ihre und schließe meine Augen. Ich atme die Luft die zwischen uns ist und genieße das prinkeln auf meiner Stirn, an der Stelle, wo ihre die meine berührt.
"Wo warst du nur mein Leben lang", flüstere ich.

"Auf der Suche nach dir."

Dunes chosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt