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Wir rennen eine halbe Ewigkeit. Wir beiden konnten irgendwann nicht mehr und haben uns dann dazu entschieden, mit dem Sandverdichter den Sand zu teilen um darin das Zelt, welches im Fremenkit enthalten war, aufzuschlagen. Nun sitzen wir unter der Oberfläche, im Zelt, komplett umhüllt von Sand. Liara hat sich zusammengekauert. Ihr Blick ist starr gegen den Boden gerichtet. Es ist unglaublich heiß hier drin. Aber wenigstens sterben wir hier nicht. Und die Wahrscheinlichkeit, dass uns hier drin irgendjemand findet, ist auch ziemlich gering.

"Du musst was trinken", sage ich und halte ihr ein kleines Fläschchen mit Wasser darin hin. Sie sieht mich mit wässrigen Augen an. "Ich bin Schuld an drei Leben", zittert sie und nimmt das Fläschchen in die Hand, trinkt einen kleinen Schluck daraus. Sie gibt es mir zurück und ich trinke ebenfalls einen kleinen Schluck.
"Hast du gerade wegen den Harkonnen, die dich vergewaltigen wollten, ein schlechtes Gewissen?", frage ich sie unglaunwürdig und sie sieht mich ernst an. "Leben sind leben. Und das waren die ersten, an denen ich Schuld bin, dass sie vorbei sind."
Sie starrt erneut auf den Boden. "Wie viele hast du denn schon getötet?", fragt sie mich und sieht erneut zu mir.
"Noch niemanden", antworte ich ertappt und sie sieht mich traurig an.

Sie hat recht. Ich habe noch kein Leben auf meinem Gewissen und deshalb sollte ich sie auch nicht für ihre Schuldgefühle verurteilen. Ihr läuft wieder eine Träne über die Wange und ich lege die Flasche zur Seite, um näher an sie ran rutschen zu können. Ich lege meine Hand auf ihre und streichle ihren Handrücken.
"Denk daran, dass du es für uns getan hast", versuche ich ihr einzureden. Sie umschließt mit beiden Händen die meine und führt sie dann zu ihrer Wange hoch, legt sie darauf. Sie sieht wirklich traumatisiert aus.

"Lass uns hinlegen", schlage ich vor, weil mich die Müdigkeit überkommt. Ich lege mich hin und zu meinem Glück ist der Sand unter uns bequem. Liara lässt meine Hand nicht mehr los und legt sich neben mich auf den Bauch. Ihr Gesicht ist zu mir gedreht. "Versuch zu schlafen", sage ich leise und so schlafen wir beide Hand in Hand ein.








"Paul", eine weiche Hand streichelt über meine Wange.
Liara steht vor mir, stellt sich auf die Zehenspitzen, küsst mich und ist dann plötzlich weg.
"Paul", flüstett die selbe Stimme wie aus dem Traum zu mir, und streichelt über mein Gesicht. Langsam öffne ich die Augen und merke, dass es viel kühler geworden ist. Liara hockt neben mir und hat sich über mich gebeugt. "Wach auf, es ist nachts. Wir können weiter gehen".
Endlich lächelt sie wieder ein wenig. Ich reibe mir verschlafen die Augen. "Wieso bist du schon wach?", frage ich sie, während Liara das Fremenkit holt.
"Ich habe geträumt, dass wir weiter gehen müssen und bin dann aufgewacht", antwortet sie, als wäre es das normalste auf der Welt, dass ihre Instinkte ihr sagen, was sie tun müsse.

"Haben dir deine Instinkte auch damals gesagt, dass du mich damit wie ein Idioten aussehen lässt?", frage ich sie belustigt und sie lacht leicht auf. "Nein, die haben mir nur gesagt, dass ich dich unbedingt finden muss", antwortet sie halb ernst halb im Scherz. Ich kremple mir die Hose etwas hoch, sowie meine Ärmel. Liara hat sich ihre Haare zu einem hohen Zopf gebunden, was ihr Gesicht etwas streng aussehen lässt. "Und der Grund warum ist dir jetzt bewusst?", frage ich und mache mit dem Sandverdichter das Zelt frei. Ich steige hinaus und reiche Liara meine Hand um ihr raus helfen zu können. Ich ziehe sie mit so einer Kraft heraus, dass sie auf mich drauffällt und ich im Sand mit ihr auf mir, liege. Sie stemmt ihre beiden Hände neben meinem Kopf und sieht mich schmunzelnd an. "Ich denke, wir wissen beide warum wir uns finden mussten", antwortet sie, was mein Herz schneller schlagen lässt.

Wir beide stehen auf und im selben Moment fliegt ein Hovercraft über uns drüber, landet nur etwa 20 Meter von uns entfernt. Die Klappe öffnet sich und Duncan kommt auf uns zu gerannt. "Paul! Liara!", brüllt er erleichert und Liara und ich rennen ebenfalls auf ihn zu. Wir beide fallen ihm in die Arme. "Ihr lebt!", ich habe Duncan noch nie so erleichtert gesehen. Gleich darauf lässt er von uns ab und kniet sich hin. Er hat meine und Liaras Hand genommen und hält sie gegen seine Stirn. "Mein Herzog. Meine Herzogin".

Liara und ich sehen uns beide erst verwirrt an. Doch dann fällt uns die Antwort auf sein Verhalten wie Schuppen vor die Augen.

Unsere beider Eltern sind tot.

Dunes chosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt