Kapitel 3 ~Liz~

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Mittlerweile erkannte ich, dass es nicht der Pannenservice war, der da auf mich zu kam, sondern ein schwarzer Mercedes AMG.
„Okay Liz, nicht in Panik geraten“, sagte ich zu mir selber, als das Auto langsamer wurde und ca. 20 Meter von mir entfernt zum Stehen kam. Ich griff instinktiv nach meinem Handy und sah wie die Fahrertür geöffnet wurde. Ein Junger Mann mit braunen Haaren und einer sportlichen Figur stieg aus und kam auf mich zu.
„Hey alles in Ordnung bei dir?“, fragte er.  Ich wollte grade antworten als die Beifahrertür aufging und eine junge rotblonde Frau ebenfalls ausstieg.  Ich wich zurück und stolperte über meine Tasche.
„Hey, keine Panik, wir wollen nur helfen. Geht es dir gut?“, fragte der Fremde und hob beschwichtigend die Hände.
„Ähm… j.… ja", stammelte ich.
„Okay, können wir irgendwie helfen?“, meldete sich die Frau hinter ihm zu Wort.
„Ähm, ne. Denke nicht. Ich warte auf den Pannenservice“, sagte ich und richtete mich auf. Belustigt sah der Kerl mich an.
„Soll ich es mir mal anschauen?“.
„Ähm… was?“, fragte ich verwirrt und klopfte mir das Gras von der Hose.
„Das Auto, soll ich mir es mir mal anschauen?“, fragte er und machte einen Schritt auf mich zu.
„Nein, das ist wirklich nicht nötig, der Pannenservice müsste jeden Moment kommen", sagte ich und zitterte leicht.
„Geht es dir wirklich gut?“, fragte mich die rotblonde Frau, „Du zitterst total“.
Ich schlang die Arme um meine Brust und versuchte das Zittern zu unterdrücken.
„Warte mal“ sagte der Mann und ging zu seinem Auto zurück. Ich sah ihm nach als er zum Kofferraum ging und dort etwas rausholte.
„Was tut er?“, fragte ich laut und hätte mir an die Stirn klatschen können.
„Ich weiß nicht“, sagte die Frau schulterzuckend.
Als er wieder näher kam reichte er mir einen schwarzen Adidas Hoodie.
„Hier, damit du nicht mehr so frieren musst“.
„Danke, aber hat deine Freundin kein Problem damit, wenn du anderen Frauen deine Klamotten schenkst?“, fragte ich und bemerkte erst jetzt wie gut dieser Kerl eigentlich aussah.
Er lachte und zeigte auf die Frau.
„Meinst du Amelie? Haha ne, sie ist nicht meine Freundin“, sagte er und wuschelte sich verlegen durch die Haare.
„Wow", dachte ich und hätte mir schon wieder die Hand an die Stirn schlagen können. Ich trat heute auch in jedes Fettnäpfchen. Wieder reichte er mir seinen Hoodie.
„Nun nimm schon, ich seh doch das dir kalt ist“.
„Danke“, sagte ich und zog ihn mir rasch über.
„Steht dir", lachte er mich an und drehte sich um. Ich sah an in vorbei, wie ein gelbes Auto hinter seinem Mercedes zum Stehen kam.
„Okay, also ich glaube wir werden hier nicht mehr benötigt“, sagte er und ging auf die Frau, die Amelie hieß, zu.
„Ähm, ja. Ich…ähm…danke“, sagte ich.
„Keine Ursache“, sagte er und stieg mit Amelie wieder ins Auto und fuhr davon. Völlig verwirrt sah ich dem Auto nach.
„Was war das denn grade", murmelte ich als der Herr vom Pannenservice auf mich zu kam.
„Sind sie Frau Sanders?“, fragte er mich und ich nickte.
„Gut, dann erklären Sie mir mal was passiert ist".
Ich schilderte dem Herrn was passiert war und schon machte er sich an die Arbeit. Ich sah ihn dabei zu und kuschelte mich in den Hoodie. Ich hatte gar nicht gemerkt, dass mir kalt gewesen sein muss, bis mir der gutaussehende Mann seinen Hoodie reichte. Gedanken verloren, roch in an ihm.
„Mhmm, nicht schlecht", murmelte ich und saugte den angenehmen Geruch in mich auf. Als die Motorhaube zu gemacht wurde, schreckte ich zusammen.
„So das war's", sagte der Herr vom Pannenservice und reichte mir einen Beleg zum Unterschreiben.
„Danke“, sagte ich und stieg wieder ins Auto.
„Ich bleibe hinter Ihnen, bis sie ihr Ziel erreicht haben, nur um sicher zu gehen. Denke nicht, dass der Wagen es noch lange macht“, sagte er und ich sah ihn verdutzt an.
„Oh, okay. Danke. Ich habe noch ca. 60 Kilometer bis zur Arbeit“.
„Gut ich bleibe hinter Ihnen. Wenn irgendwas sein sollte schalten Sie die Warnblinkanlage ein und fahren rechts ran“.
„Okay", sagte ich und startete den Wagen. Ich wartete bis er auch im Auto war und fuhr los.
Völlig in Gedanken verloren erreichte ich endlich den Sender. Ich sah auf die Uhr und merkte, dass ich über 1 ½ Stunden zu spät war.  Ich unterschrieb noch schnell ein paar Formulare und bedankte mich bei dem Herrn vom Pannenservice und eilte davon. So hätte ich mir meinen ersten Arbeitstag nun wirklich nicht vorgestellt.  Schnell eilte ich zum Empfang und stellte mich vor.
„Hi, ich bin Liz Sanders“, sagte ich zu der Dame hinterm Tresen.
„Ah unsere neue Morning Fee“, sagte sie und lachte, „Hi, ich bin Kimberly oder auch Kim. Ich hab‘ hier schon dein Mitarbeiterausweis und ein paar Unterlagen die du unterschreiben musst“.
„Alles klar, nett dich kennen zulernen und danke“, sagte ich und nahm den Umschlag entgegen.
„Also, zuerst einmal. Claudia ist mega schlecht drauf. Also solltest du aufpassen. Nur so als kein Tipp“, zwinkerte sie mir zu.
„Aber sie war doch vorhin am Telefon so verständnisvoll“, sagte ich und ließ unser Gespräch nochmal Revue passieren.
„Naja, bei Schwangeren schlägt die Stimmung schnell mal um“, lachte sie und mir fiel ein Stein vom Herzen.
„Okay, danke für die Warnung. Wo muss ich jetzt hin?“, fragte ich
„In den dritten Stock, danach gehst du links den Gang entlang. Ich ruf oben gleich einmal an, dass dich dort jemand in Empfang nimmt“, sagte Kimberly. Ich bedankte mich und ging zum Fahrstuhl.

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