Kapitel 23 ~Wincent~

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Es waren jetzt schon wieder ein paar Tage vergangen und das Konzert in Heiligenstadt stand kurz bevor und ich war schon voller Vorfreude endlich wieder Konzerte spielen zu können.
Mit Liz schrieb ich die ganze Woche über immer mal wieder, je nachdem wann sie bzw. ich Zeit hatte. Die letzte Nachricht, die ich von ihr bekam, ließ mich lächeln.
L: Viel Spaß beim Konzert, du wirst es bestimmt rocken. Meld dich später gerne bei mir 😊
Womit hatte ich sie nur verdient. Es war mir immer noch unbegreiflich, wie viel Verständnis Liz für meinen Job hatte und dafür, dass ich nicht immer gleich antworten konnte.
W: Aber nur wenn es dir wirklich nichts ausmacht und ich dich nicht vom schlafen abhalte. Könnte nämlich spät werden.
L: Das stört mich nicht. Lass später einfach von dir hören, wie es war.
Kam sofort eine Antwort von ihr.
W: Okay :D Muss jetzt los zum Soundcheck. Ich meld mich bei dir
L: Wie gesagt, viel Spaß und genieß es
Lächelnd steckte ich mein Handy in die Hosentasche und machte mich auf den Weg zur Bühne.
„Hey du Grinsebacke“, sagte Amelie, als ich schon fast bei den Jungs war.
„Hey“, sagte ich nur und strich mir verlegen durch die Haare.
„Mit den drei Off-Days geht klar. Ich habe den Terminkalender mit Anna abgeglichen“, sagte Amelie und reichte mir meine In Ears.
„Danke, du bist die beste“, sagte ich und zog sie in eine Umarmung.
„Lass mich raten, du fährst nach Hamburg oder?“.
„So offensichtlich?“, grinste ich sie an. Amelie hatte meinen Plan durchschaut.
„Naja, du bist ständig am Handy und grinst nur so vor dich her. Da konnte ich mir denken, dass es um Liz gehen muss“, lachte Amelie mich an.
„Ich will sie einfach sehen um sie besser kennenzulernen. Aber sie hat jetzt schon etwas an sich, was ich nur schwer erklären kann“.
„Na dann, vermassle es nicht. Ich mag sie nämlich“.
„Hab ich nicht vor“, sagte ich und ging zu den Jungs, die schon von den Tontechnikern verkabelt worden.
Lachend sah Amelie mir nach und ich konnte es verstehen, dass sie Liz mochte. Schließlich war sie immer froh, wenn Anna oder andere weibliche Unterstützung mit auf Tour war. Und ich muss gestehen, dass ich es ihr noch nicht mal verübeln kann. Schließlich war es mit uns Chaoten nicht immer einfach. Aber Amelie hatte uns ziemlich gut im Griff. Oder sollte ich besser mich sagen?
„Sag mal kommst du aus deinem Dauergrinsen auch noch mal raus? Das macht einen ja Angst“, sagte Ketti und lachte dabei.
„Wer weiß, was der Jung schon wieder für Gedanken hat“, zog Manni mich auf.
„Das will ich gar nicht wissen“, antworte Ketti und hielt sich theatralisch die Ohren zu, was bei der Band nur noch mehr zum Lachen führte.
„Ja, macht ihr euch nur über mich lustig. Irgendwann bekommt ihr das zurück“, stimmte ich ins Lachen mit ein.
„So genug rumgealbert“, hörte ich Amelie auf meinen Ohren, nachdem auch ich verkabelt war.
„Dann wollen wir mal“, sagte ich zu den Jungs und wir begangen mit dem Soundcheck.
Dieser verlief weitestgehend fehlerfrei, nur hier und da musste noch an der Lautstärke gearbeitet werden, aber das waren Kleinigkeiten.
Nachdem ich nun noch eine kleine Runde joggen war, machte sich die Euphorie in mir breit und so langsam ging ich in den Arbeitsmodus über. Duschen, anziehen, einsingen waren somit schon zum Ritual geworden genauso, wie der Kreis, den ich vor den Konzerten immer mit meiner Band und Amelie machte. Nicht zu vergessen natürlich auch unser „Ey Büffel“ Ruf. Es waren einfach alles Abläufe, die sich bei allen verinnerlicht hatten, daher behielten wir sie einfach bei.
Das Konzert war im vollen Gange und ich genoss es einfach in vollen Zügen endlich wieder auf der Bühne zu stehen. Ich war grade dabei, etwas zu trinken, als ich merkte, wie mein Handy in der Hosentasche vibrierte. Fuck, ich hatte es wohl vergessen wegzupacken. Schmunzelnd ging ich zur Seitenbühne, wo Amelie stand und reichte es ihr. Kopfschüttelt sah sie mich an, doch ich zuckte nur entschuldigend mit den Schultern. Amelie nahm es entgegen und sah kurz rauf und grinste mich an. Ich konnte mir denken, was sie da sah. Liz hatte mir bestimmt ihre übliche Gute Nacht Nachricht geschickt. Ich trank noch schnell einen Schluck und ging wieder zurück und brachte das Konzert zu ende.
Als ich von der Bühne kam, sah mich Amelie strafend an.
„Was denn?“, fragte ich sie und zuckte mit den Schultern.
„Seit wann gehen wir mit Handy auf die Bühne?“, tadelte sie mich und die Jungs fingen an zu lachen.
„Tut mir ja leid. Hab es halt vergessen“.
„Man Wincent, das war ein Scherz“, sagte sie und reichte mir mein Handy, „Nur stell es nächstes Mal auf lautlos“.
Alles lachte und auch ich konnte nun nicht anders uns stimmte mit ein.
„Hat deine Herzensdame dich so aus der Bahn geworfen, das er auf der Bühne vorhin ganz rot anlief“, zog Manu mich auf.
„Ach halt doch die Klappe“, lachte ich und ging in den Backstage Bereich.
Hinter mir hörte ich es immer wieder lachen, die Stimmung war echt ausgelassen und so setzten wir uns danach noch in meine Garderobe und tranken unser Feierabendbier. Es dauerte diesmal auch nicht lange und ich verabschiedete mich um ins Bett zu gehen. Immerhin hatte ich morgen was vor. So lag ich also im Bett und schrieb Liz eine Nachricht.
W: Hey :D Konzert war ein voller Erfolg, wünschte du hättest es miterleben können. Hat echt Spaß gemacht nach so langer Zeit wieder auf der Bühne zu stehen. Morgen geht’s weiter. Hab eine kleine Strecke zu fahren, doch die wird sich lohnen. Schlaf gut und ich melde mich morgen zwischendurch bei dir. Gute Nacht 😊
Lächelnd legte ich mein Handy beiseite und machte es mir im Bett bequem. Lange dauerte es nicht und ich war eingeschlafen.
Schließlich war der Morgen nach dem Konzert gekommen, ich war zwar völlig erledigt, doch das war mir egal. Ich hatte ja schließlich nicht umsonst mit Amelie besprochen, dass ich die nächsten drei Tage frei haben wollte. Somit machte ich mich jetzt morgens um kurz nach 8 schon auf dem Weg nach Hamburg um Liz zusehen.
Ich war schon eine ganze Weile gefahren und mittlerweile war es 11 Uhr. An der nächsten Tankstelle nahm ich mein Handy und beschloss Liz eine Nachricht zu schreiben. Als ich WhatsApp öffnete, sah ich, dass sie online war.
W: Hey, alles klar bei dir? Was machst du heute so Schönes?
L: Hey 😊 Weiß ich noch nicht so genau. Wollte eigentlich ein wenig raus, mein Feierabend genießen. Aber das Wetter lässt es nicht so ganz zu. Und bei dir so? Wie laufen die Vorbereitungen?
W: Läuft alles. Freu mich schon mega auf die Tour. Sag mal, wenn ich das jetzt richtig deute bist du zuhause oder?
L: Ähm ja… warum?
W: Bin in 15 Minuten da :D
L: Du verarschst mich doch!
W: Nein, also zieh dir lieber was an 😉
Ich lachte, die Überraschung ist mir geglückt und ich freute mich grade tierisch Liz gleich wieder in die Arme schließen zu können. Es war einfach ein tolles Gefühl zu wissen, dass es jemanden gibt, der sich freut einen zu sehen.

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