Kapitel 10 ~Liz~

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Die restliche Woche verlief ziemlich ruhig und weitestgehend stressfrei. Heute war Freitag, und morgen stand endlich der Umzug an. Ich war froh das ich schon so gut vorgearbeitet hatte. Die Kartons waren alle fertig gepackt und warteten nur darauf in den LKW geladen zu werden, den ich extra für morgen gemietet hatte. Ich machte mich fertig und fuhr zur Arbeit. Die Morning Show verging auch heute wieder wie im Flug. Hier und da gab es immer mal wieder Feedback zum Interview, welches es mir schwer machte, meine Begegnung mit Wincent Weiss zu vergessen.
Ich war grade dabei Feierabend zu machen als ich Kim in die Arme lief.
„Liz, hey. Warte mal eben“, sagte sie und kam hinterm Empfangstresen hervor.
„Hey, was gibt’s?“, fragte ich.
„Heute Morgen hat hier jemand für dich angerufen“.
„Ja und?“.
„Naja, das war irgendwie komisch. Da hat jemand angerufen und meinte er sei der beste Kumpel von Wincent Weiss“.
Ich verschluckte mich an meinem Wasser.
„Bitte was?“, fragte ich ungläubig.
„Ja wenn ich es dir doch sage. Er meinte er heißt Marco und dass Wincent sich nicht traut nach deiner Nummer zu fragen. Deswegen würde er es jetzt in Angriff nehmen und dir einfach seine geben. Du sollst ihn auf Insta anschreiben“, sagte Kim und ich stand völlig verwirrt da. Sie gab mir einen Zettel auf dem ein Name stand.
„Ähm…danke“, sagte ich und steckte ihn in meine Tasche.
„Wirst du darauf reagieren?“, fragte sie mich.
„Ich überleg es mir“.
„Halt mich unbedingt auf dem Laufenden“, sagte Kim und ich ließ sie einfach stehen. Passierte das hier grade wirklich oder war das einfach nur ein schlechter Scherz?
Gedanken verloren ging ich zum Auto und nahm mein Handy und den Zettel raus. Irgendwie wollte ich wissen, ob das Fake war oder ob es sich wirklich um Wincents besten Kumpel handelte. Ich öffnete Instagram mit meinem privaten Profil und gab den Namen ein. Ich scrollte erstmal durch die Bilder und sah, dass es wirklich der Typ von „Hier mit dir“ war. Ich überlegte hin und her, ob ich ihn anschreiben sollte. Irgendwie war es ja schon komisch, dass Wincent es nicht selber versuchte. So selbstbewusst wie Wincent war, konnte ich es mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass er sich nicht traut eine Frau anzusprechen. Nach langem Überlegen fasste ich allen Mut zusammen und schrieb Marco an.
„Hey… Hier ist Liz. Ich sollte mich bei dir melden. Worum geht es denn?“, schrieb ich und keine Minute später hatte ich eine Antwort.
M: Hey, schön, dass du dich meldest😊. Ich bin Marco, Wince bester Kumpel. Er hat mir von dir erzählt und der Trottel ist echt unglücklich, dass er dich nicht nach deiner Nummer gefragt hat. Die letzten Tage hat er immer wieder von dir gesprochen. Du gehst ihm nicht mehr aus dem Kopf und da dachte ich, helfe ihm doch mal ein wenig auf die Sprünge. Also wie siehts bei dir aus?
L: Wow, ich weiß gar nicht was ich sagen soll.
M: Ich hab euer Interview gehört. Da hat es doch schon ordentlich geknistert. Außerdem hattest du seinen Hoodie an. Das macht man doch nicht einfach so. Daher einfach mal die Frage…. wie siehts bei dir aus?
L: Ähm, ich weiß grad nicht was ich sagen soll.
M: Also, was hälts du davon am Sonntag nach Eutin zu kommen. Ich würde dich auch abholen, hab ja gehört das dein Auto streikt.
L: Und dann?
M: Denn könnten wir alles weitere Besprechen. Glaub mir ich hab Wince schon lange nicht mehr so gesehen. Du hast irgendwas mit ihm gemacht. Wäre doch schade, wenn sich das jetzt so im Sand verläuft.
L: Meinst du, das ist eine gute Idee?
M: Naja, du hättest mich ja sicherlich nicht angeschrieben, wenn du nicht auch irgendetwas gespürt hättest. Schau doch einfach mal wo das hinführt.

Ich überlegte. Ja, irgendwas hatte die Begegnung mit Wincent Weiss auch bei mir ausgelöst. Aber ich war mir echt nicht sicher. Meine innere Stimme sagte mir, dass auch ich mich ärgern würde, wenn ich es nicht zumindest ausprobieren würde.
L: Okay, aber dieses Wochenende ist schlecht. Ich zieh um.
M: Okay. Hier hast du meine Nummer. Meld dich einfach. Oder warte mal, mir kommt da eine Idee.
L: Und die wäre.
M: Warte mal kurz. Ich muss mal eben was klären.
L: Okay.
Das machte mich irgendwie misstrauisch. Was hatte Marco vor? Es dauerte 5 Minuten bis Marco sich wieder bei mir meldete.
M: Also folgender Plan. Ich brauch deine neue Adresse, ich würde dann mit Wince und Amelie vorbeikommen und dir beim Möbelaufbau helfen.
Ich starrte mein Handy an.
L: Was?! Aber… wie hast du das gemacht?
M: Hab eben mit Amelie telefoniert und da Wincent eh nur im Probenraum sitzen würde, hat sie ihm das Wochenende einfach mal frei gegeben. Auch wenn ich jetzt weiß, dass er mich hassen wird, wenn er jetzt wieder zurückfliegen wird. Aber dafür wird es mega, wenn er dich Sonntag sieht. Also, steht der Plan?
L: Ich bin sprachlos. Ähm... ja, also okay.
M: Cool, dann brauch ich noch die Adresse
Ich schrieb ihm meine Anschrift und war völlig aus dem Häuschen.
M: Also bis Sonntag…. P.s: Danken kannst mir später 😉
Lachend sah ich mein Handy an. Das passierte nun also alles wirklich. Ich kam mir vor wie in einem Traum. Konnte mich mal jemand kneifen?

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