Liz ließ mir keine andere Wahl. Ich musste ihr einfach erzählen, dass meine Bekanntheit schon einige Freundschaften kaputt gemacht hat. Aber ein wichtiges Detail verschwieg ich ihr immer noch und ich wusste nicht, wie ich es ihr sagen sollte.
Liz setzte sich auf eine der zwei Liegen und sah mich an.
„Wincent, da ist doch noch etwas. Ich merke doch das es noch nicht alles war“, sagte sie sanft und deutete mir, mich zu ihr zu setzten.
Meine Gedanken kreisten und ich wusste, dass es an der Zeit war offen mit ihr zu reden. Auch wenn das wohlmöglich bedeutete, dass sie mich nicht mehr sehen will.
Langsam ging ich auf sie zu und setzte mich ihr gegenüber.
„Liz, damit eins klar ist. Alles was ich dir jetzt erzähle, liegt in der Vergangenheit aber ich versichere dir, dass ich mich geändert habe“, sagte ich und atmete noch einmal hörbar aus.
Liz sagte nichts und saß einfach nur ruhig da. Fuck, jetzt war es wohl an der Zeit die Hüllen wirklich fallen zu lassen.
„Ich war vor gut einem Jahr schon mal in so einer ähnlichen Situation, wie jetzt mit dir. Ich habe eine Frau kennengelernt und es hat mich ehrlich gesagt nicht interessiert, was andere denken könnten oder dass wir gesehen werden könnten. Ich habe einfach normale Dinge gemacht, die man mit 25 halt eben macht“, fing ich an Liz zu erklären.
„Okay, aber wo ist jetzt das Problem? Triffst du dich noch mit ihr?“, fragte Liz und ich hörte ihre Unsicherheit heraus.
„Nein“, sagte ich knapp, „Aber das war noch nicht alles“.
Liz sah mich an und wartete, bis ich wieder das Wort ergriff.
„Wir hatten uns ein Wochenende mit Marco und noch anderen Freunden zum Bowlen verabredet. Es war auch ein lustiger Abend und auch der Alkohol floss nicht grade wenig. Da ich aber mit Marco abgesprochen hatte, dass ich an dem Abend fahren würde, war bei mir nach zwei Bieren Schluss. Man, scheiße, das hört sich jetzt echt an, als wenn ich nur Party machen würde, aber glaub mir, ich kenne meine Grenzen“, versuchte ich mich irgendwie aus der misslichen Lage rauszureden.
„Wincent, kein Ding. Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen, wenn du mal Feiern gehen solltest und auch mal zu tief ins Glas schauen solltest. Ich mag es zwar nicht. Aber das ist mein Problem, nicht deins“, befreite Liz mich aus meiner Lage. Ich wollte einfach nicht, dass sie ein falsches Bild von mir hat.
„Danke“.
„Nicht zu danken“, sagte sie und lächelte mich schüchtern an.
„Naja, wo war ich stehn geblieben… Ah ja… nachdem wir mit Bowlen fertig waren, sind Bilder von mir aufgetaucht. Die mich mit Lena ziemlich vertraut zeigten. Es interessierte mich aber nicht, da zwischen uns noch nichts Ernsteres war. Das war schließlich erst das zweite oder dritte Mal, dass wir uns trafen und auch ich wollte einfach mal mein Leben leben und mich mit meinen Freunden treffen“.
Liz sah mich mitfühlend an sagte aber nichts weiter.
„Nach diesem Abend, hatten meine Fans ziemlich schnell herausgefunden, wer sie war und Lena konnte sich vor Nachrichten und Aboanfragen kaum retten. Dass es nicht grade nette Nachrichten waren, muss ich dir denke ich mal nicht sagen. Aber ich wollte dem ganzen einfach keine Plattform bieten, deswegen beschlossen wir, es erstmal so stehen zu lassen. Ich dachte, je mehr Aufmerksamkeit ich der Sache gab, desto mehr würde ich Lena damit reinziehen und das wollte ich einfach nicht. Nach ein paar Wochen dachte ich, dass sich die Lage beruhigt hätte und so fuhr ich nach München zu Kevin, meinem Produzenten und wir arbeiteten noch ein wenig an meinem Album als Lena mir schrieb. Ich ignorierte es aber, da wir grade einen richtigen Lauf hatten und ziemlich gut vorrankamen. Lena versuchte mich auch ein paarmal anzurufen, doch ich drückte sie immer wieder weg, sie wusste ja schließlich, dass ich im Studio war und eigentlich keine Zeit hatte. Wir waren so gut dabei, dass ich es einfach vergaß, sie zurückzurufen. Als wir dann eine kleine Pause machten, sah ich, dass mein Postfach auf Instagram förmlich explodierte. Ich wurde in Stories verlinkt und bekam Nachrichten mit Fotos, auf denen Lena mit einem anderen Kerl ziemlich eng am tanzen war und ich wusste nicht so ganz, was ich zu den Bildern sagen sollte. Im ersten Moment war ich enttäuscht aber das schlug ziemlich schnell in Wut über. Ich war wütend, wütend auf Lena, wütend auf diesen Kerl und wütend auf meine Fans, dass sie mir diese Fotos schickten. Ich rief Lena zurück und fragte sie, was ihr eigentlich einfiel, sich gleich den nächst besten Mann an den Hals zu werfen, wenn ich grade mal nicht da war. Sie versuchte es mir zu erklären, doch ich ließ sie nicht zur Sprache kommen. Ich war so wütend, dass ich einfach auflegte, ohne ihr eigentlich zuzuhören. Kevin hatte schon mitbekommen, dass irgendwas nicht stimmte und ich musste irgendwo meiner Wut Luft machen. Ich nahm also mein Handy und machte eine Story aus dem Studio, um meinen Fans zu zeigen, dass ich nicht auf dieser Party war. Was ich dann aber sagte, goss wohlmöglich noch mehr Öl ins Feuer, denn ich war immer noch so wütend auf Lena, dass ich meine Fans bat, mir nicht irgendwelche Frauenprofile zu schicken, da ich einfach nicht bereit für eine Beziehung war und auch nicht auf der Suche war. Ich sagte ihnen, dass ich momentan ziemlich glücklich damit war, wie mein Leben grade verlief“, erklärte ich Liz alles.
„Was ist aus Lena geworden?“, fragte Liz mich.
„Ich war ein ziemliches Arschloch. Nachdem ich die Story gepostet hatte, haben sie Fans in dem Club erkannt und sie richtig zur Sau gemacht, was ihr eigentlich einfällt, sich als meine Freundin auszugeben und dass sie ja nur an mein Geld wolle. Und nun ja, ich habe zu all dem nichts gesagt und hab sie quasi den Hunden zum Fraß vorgeworfen. Auch als sie versuchte mit mir zu reden, habe ich dies komplett abgeblockt und sie mit dem ganzen allein gelassen. Ich war einfach zu stolz um mit ihr zu reden“, beendete ich die Story.
Liz sah mich einen Moment an und ich konnte überhaupt nicht einschätzen was passiert. Als sie schließlich aufstand, dachte ich, dass sie ihre Sachen nehmen würde und gehen würde. Aber das tat sie nicht. Stattdessen nahm sie eine Decke, die über eine der Stuhllehnen lag und setzte sich damit neben mich. Zögerlich sah sie mich an, ehe sie die Decke ausbreitete und uns über die Schultern legte. Ich weiß nicht, was Liz an sich hat, aber ihre bloße Anwesenheit beruhigte mich und so sprach ich einfach weiter.
„Nach dem Ganzen, hab ich nur noch über Ecken von Lena gehört. Sie hatte einen kompletten mentalen Zusammenbruch. Erst da merkte ich, was das für eine Arschlochaktion von mir war und ich versuchte wieder Kontakt zu ihr aufzubauen um mich bei ihr zu entschuldigen. Ich wollte das Alles nicht, aber sie und ihre Familie ließen das nicht zu. Nach der ganzen Geschichte habe ich mir geschworen vorsichtiger zu sein. Das was mit Lena passiert ist, wünsche ich niemandem. Vor allem nicht dir“.
Liz kuschelte sich an mich und drehte meinen Kopf vorsichtig zu ihr. Sie sah mir jetzt direkt in die Augen und ich sah, dass sie Tränen in den Augen hätte.
„Liz, bitte nicht wieder weinen. Ich wollte das alles nicht, das musst du mir glauben“, flehte ich sie an.
„Wincent, ich… ich weiß nicht was ich dazu sagen soll“, rang sie um Fassung.
„Liz, fuck, bitte glaub mir, dass das eine ganz andere Person war, als die, die jetzt vor dir sitzt. Ich hab aus meinen Fehlern gelernt. Das musst du mir glauben“.
Liz löste sich von mir, stand auf und Blickte aufs Meer hinaus.
Scheiße, jetzt hatte ich es richtig verbockt. Ich wischte mir durchs Gesicht und war richtig verzweifelt. Endlich hatte ich jemanden gefunden, bei dem alles so unbeschwert war und schon verbockte ich das Ganze wieder. Langsam hatte ich das Gefühl, dass ich als ewiger Single sterben würde.
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Irgendwie anders
FanfictionEigentlich hätte ich gedacht, dass ich nie wirklich die große Liebe finden würde... Bis zu jenem Tag, der mein Leben völlig auf den Kopf stellte. Hi, ich bin Liz und das ist meine oder besser gesagt unsere Geschichte.