Kapitel 33 ~Wincent~

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Als ich am nächsten Morgen wach wurde, lag Liz noch immer eng an mich gekuschelt neben mir. Ein wohliges Gefühl machte sich in mir breit, daran könnte ich mich definitiv gewöhnen. Liz war einfach eine unglaubliche Frau und definitiv stärker und selbstbewusster als sie dachte.
Vorsichtig drehte ich mich ein wenig zu ihr und genoss diesen Anblick einfach noch ein wenig. Sie sah schon süß aus, wenn sie schlief.
Ich weiß nicht wie lange ich sie beobachtete, doch langsam merkte ich, dass auch sie wach wurde. Sanft strich ich ihr über den Rücken und wartete auf eine Regung von ihr. Diese bekam ich auch prompt, als sie mich verschlafen anlächelte.
„Guten Morgen“, murmelte sie und sah mich einfach nur an.
„Moin“, brummte ich ein wenig und räusperte mich, was Liz kichern ließ.
„Gut geschlafen?“, fragte sie mich und löste sich leicht von mir.
„Ja, hoffe du auch“.
„Definitiv, dieses Bett ist soo gemütlich“, schwärmte sie.
„Das freut mich. Hunger?“, fragte ich und merkte wie auch mir der Magen knurrte.
„Oh ja und wie“.
„Na, dann lass uns mal fertig machen und runter gehen“, sagte ich und stand auf.
„Wincent, was steht heute so an?“, fragte Liz mich, als ich grade die Fenster öffnete. Ich wusste, worauf sie hinauswollte. Auch wenn sie es nicht aussprach.
„Worauf hast du Lust?“, stellte ich ihr also die Gegenfrage und war gespannt, was nun passieren würde. Aber Liz antwortete nicht sofort sondern sah mich unsicher an. Ich merkte, dass sie gerne was mit mir unternehmen wollte, aber sie traute sich nach unserm Gespräch nicht mich zu fragen.
„Hast du Lust, dass ich dir ein wenig meine Heimat zeige?“, fragte ich sie nun also und sofort erhellte sich ihre Mine.
„Ja, gerne. Aber nur wenn es dir nichts ausmacht“, sagte sie und stand nun auch auf.
„Nein, da kennen mich eh alle“.
„Okay, ich spring nur schnell unter die Dusche“, sagte sie und verschwand im Bad.
Nachdem wir beide uns fertig gemacht hatten, gingen wir gemütlich runter und frühstückten erstmal.  Ich war ziemlich froh, dass ich mich hier im Hotel zum Glück ungestört bewegen konnte. Für mich stand einfach fest, dass ich mein Beziehungsstatus erstmal nicht an die große Glocke hängen wollte. Auch wenn mir bewusst war, dass Liz es wohlmöglich nicht gefallen würde. Das war einfach etwas, was ich so gut es geht für mich behalten wollte. Aber ich hatte mir für heute vorgenommen, da nicht weiter drüber nachzudenken. Viel lieber wollte ich den Tag mit Liz genießen.
Als diese mir grade mit zwei beladenen Tellern in der Hand entgegenkam, musste ich schmunzeln.
„Sag mal, wo lässt du das ganze essen? Das ist ja doch ganz schön viel“, zog ich sie auf.
Liz zog gekonnt einen Schmollmund und sah mich am.
„Hey, du kannst genauso gut essen wie ich. Außerdem ist Frühstück die wichtigste Mahlzeit des Tages ohne geht einfach nicht. Merk dir das“, tadelte sie mich. Diese Frau machte mich einfach wahnsinnig. Egal, was ich ihr sagte und wie sehr ich sie aufzog, Liz gab mir immer kontra. Auch wenn ich wusste, dass sie sich selbst nie als selbstbewusst ansah, so war sie es in meinen Augen doch und ich wusste beim besten Willen nicht, warum sie immer so an sich selbst zweifelte. Sie war einfach eine wunderhübsche, humorvolle und mit beide Beinen im Leben stehende junge Frau. Wobei mir das Aussehen scheiß egal war und ich nie jemanden darauf reduzieren würde. Aber bei Liz passte einfach alles.
„Hey, wo bist du mit deinen Gedanken?“, holte sie mich ins hier und jetzt zurück.
„Ganz und gar bei dir“, gestand ich, was ihr die röte ins Gesicht zauberte.
„Spinner“, sagte sie nur und lächelte mich an.
„Ja, kann gut sein. Wollen wir los?“, fragte ich sie schließlich, als sie den letzten Schluck Tee trank. Liz nickte und griff nach ihrer Tasche.
„Let’s go“, sagte ich und klatschte in die Hände.
Als wir schließlich im Auto saßen, machten wir uns auf dem Weg nach Eutin. Dort zeigte ich Liz alle möglichen Dinge. Von meiner Grundschule, dem Fußballplatz, meiner ersten Wohnung bis hin zu meinem Lieblings-Café. Gespannt hörte Liz mir die ganze Zeit zu, als ich ihr so einige Geschichten erzählte.
Als wir an der Polizeiwache vorbeifuhren, musste ich kurz schmunzeln, was Liz Blick natürlich nicht entging.
„Was grinst du so?“, fragte sie mich direkt.
„Naja, hier hab ich auch schon mal ne Nacht verbracht“, gestand ich und strich mir verlegen durch die Haare.
„Was?“, fragte Liz geschockt nach.
„Ist schon ne lustige Geschichte. Am 23. Dezember haben wir immer ein Klassentreffen. Vor drei Jahren waren wir auf einer Eisbahn, auf der ich nackt rumgeschlittert bin. Da hatte ich wohl ein paar Glühweine zu viel intus. Auf jeden Fall bin ich dann später bei laufendem Motor im Auto eingepennt und Passanten haben die Polizei gerufen, weil sie mich nicht wach bekommen haben“.
„Nicht dein Ernst“, lachte Liz und sah mich ungläubig an.
„Doch. Meine Mutter musste mich am 24. Dezember morgens dann von der Polizeistation abholen“, gestand ich und Liz bekam sich nicht mehr ein vor Lachen. Ich sah sie einen Moment an, als auch ich ins Lachen einstimmte. Die Stimmung zwischen uns war total gelöst und entspannt. Solche Momente fehlten mir in letzter Zeit öfters. Einfach mal unbeschwert Lachen und die Zeit mit Menschen verbringen, die mir wichtig sind. Das sollte ich mir definitiv wieder öfters vornehmen.
„Woran denkst du?“, fragte Liz mich, als wir schon wieder etwas weiter gefahren waren.
„Daran, dass ich wieder mehr Zeit mit Menschen verbringen sollte, die mir am Herzen liegen. Irgendwie kam das viel zu kurz“.
Traurig blickte Liz mich an und legte ihre Hand auf meine.
„Danke, dass du sie dann mit mir verbringst“, sagte sie und lächelte mich dabei ehrlich an.
„Machst du Witze? Hier mit dir, das ist grade die beste Zeit der We… okay, wow. Jetzt zitiere ich sogar schon meine eigenen Songs“, sagte ich und musste lachen.
Aber es war einfach so. Ich konnte mir einfach grade nichts Schöneres vorstellen.

Irgendwie andersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt