Kapitel 44 ~Liz~

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Ich war aufgeregt. Heute würde ich das erste Mal Wincent auf der Tour begleiten. Ich packte meinen Koffer mit allen möglichen Sachen. Die Hälfte davon würde ich wie immer eh nicht brauchen, aber das störte mich nicht. Ich sah kurz aufs Handy und mein Herz schlug automatisch schneller als ich eine Nachricht von ihm sah.

„Hey schöne Frau, Marco wird in ca. 40 Minuten bei dir sein um dich abzuholen. Ich kann es kaum erwarten. Ich freu mich. W 😉", ich schaute von wann die Nachricht war und bemerkte, dass ich nur noch 10 Minuten hatte.

„Na du 😊 okay, alles klar. Ich bin schon total aufgeregt und freue mich einen kleinen Einblick in dein Tour Leben zu bekommen. Bis später L", antwortete ich und schon klingelte es an der Tür. Ich sah mich noch einmal in der Wohnung um und nahm meine Jacke. Mit meinem Koffer in der einen und den Schlüssel in der anderen Hand, ging ich zur Tür. Ich öffnete sie und ein paar braune Augen strahlten mich mit einem breiten Grinsen an.

„Wincent", sagte ich verblüfft und ließ alles fallen und warf mich in seine Arme.

„Überraschung", sagte dieser nur und zog mich in eine Umarmung.

„Die ist dir gelungen. Ich dachte Marco würde mich abholen?", sagte ich ein bisschen vorwurfsvoll.

„Tja, leider musst du nun mit mir vorliebnehmen", lachte er und ich stieg mit ein. Er zog mich wieder in seine Arme und ich schmiegte mich an ihn.

„Ich freu mich, dass du da bist", sagte ich und sah zu ihm hoch. Er blickte mir direkt in die Augen und löste sich von mir.

„Dann lass uns mal fahren. Wenn ich nicht pünktlich wieder da bin, bringt Amelie mich um".

„Okay", sagte ich ein wenig enttäuscht. Ich wollte grade meinen Koffer nehmen, als Wincent mir zuvorkam und mich wieder mit diesem frechen Grinsen ansah. Innerlich tobte alles in mir. Was macht dieser Kerl nur mit mir?

„Nen kleineren Koffer hast du nicht gefunden, oder? Hast du wenigstens alles?", fragte er und riss mich aus meinen Gedanken. Schnell sah ich mich noch mal um und versuchte cool zu bleiben.

„Ähm ne, das ist der einzige, den ich gefunden habe", flunkerte ich Wincent ein wenig an und gemeinsam verließen wir meine Wohnung.

Ich folgte Wincent, der grade dabei war meinen Koffer im Auto zu verstauen, wobei Auto nicht ganz passend war. Man konnte es eher als Bus betiteln.

„Ist nicht meiner", sagte er und wuschelte sich durch die Haare. Ich lachte.

„Weiß ich doch, erinnerst du dich nicht an unsere erste Begegnung?", erinnerte ich ihn.

„Doch natürlich, an die rote Rostlaube würde ich mich auch noch in 20 Jahren erinnern".

„Ey, nichts gegen mein geliebtes Auto", schmollte ich.

„Sieht süß aus, wenn du schmollst", lachte er und zog mich wieder in eine Umarmung. Diesmal hatte ich echt die Hoffnung, dass er mich nun endlich mal küssen würde, doch auch diesmal blieb es aus. Wincent löste sich wieder von mir und machte mir die Beifahrertür auf.

„Nehmen sie Platz und genießen Sie die Fahrt", sagte er und ich setzte mich. Er schloss die Tür, ging ums Auto und nahm neben mir Platz.

„Ich werde eher die Aussicht genießen", murmelte ich vor mich hin.

„Was?", fragte er und grinste.

„Ach nichts", fühlte ich mich ertappt. Er nahm meine Hand und führte sie sich an die Lippen. Sanft küsste er meine Fingerknöchel. Ich lächelte ihn an.

„Ich freu mich, dass wir ein paar Tage zusammen verbringen", sagte er und ließ meine Hand wieder los.

„Ich freue mich auch. Vor allem auch darauf deine Band kennenzulernen", sagte ich und Wincent fuhr los.

Ich beobachtete ihn einige Zeit aus dem Augenwinkel und träumte vor mich hin. Ich konnte es kaum glauben, dass dieser gutaussehende und verdammt heiße Kerl Interesse an mir zeigte. Bei diesem Gedanken musste ich unwillkürlich lächeln.

„Woran denkst du?", riss Wincent mich mal wieder aus meinen Gedanken.

„Ähm...ich...", stammelte ich und er begann zu lachen.

„Schon gut, du musst es mir nicht sagen, wenn es dir peinlich ist".

Ich sah ihn an und er lächelte.

„Ich habe mich grade gefragt, womit ich das alles hier verdient habe. Vor allem, dass ich hier neben dir sitzen darf", gestand ich und wurde rot.

„Tja, du hast mir halt den Kopf verdreht", sagte er und ich merkte wie ich noch roter wurde. In meinem Bauch tanzten tausend Schmetterlinge und machten mich ganz verrückt. Wincent legte seine Hand auf den Schaltknüppel. Ich überlegte erst kurz, legte meine aber dann sanft auf seine und sofort verschränkte er sie mit meiner. Mein Herz machte einen Hüpfer, solche kleinen Gesten, brachten mich um den Verstand.

„Fühlt sich gut an", sagte er und nun war es endgültig um mich geschehen. In diesem Moment wurde mir klar, dass ich mich komplett in ihn verliebt hatte. Ich drückte leicht seine Hand und lächelte ihn an.

„Mhmm", brachte ich nur hervor, doch auch sein Lächeln wurde breiter.

Händchenhaltend fuhren wir den Rest der Strecke nach Sellin auf Rügen, wo Wincent heute auftreten würde, bevor er drei Tage später in Lauchheim spielen würde. Das Beste an der Sache war, dass er denkt, dass ich nur das Wochenende mit dabei sein würde, in Wirklichkeit aber bis einschließlich dem Konzert in Bad Oeynhausen. Ich war tierisch aufgeregt und dankbar, dass Amelie es für mich möglich gemacht hatte. Denn sie war diejenige, die mir verraten hatte, dass Wincent nach einer Nachricht von mir immer ein Lächeln auf den Lippen hatte und teilweise noch verplanter war als sonst.

„Okay, in 5 Minuten sind wir da", sagte Wincent.

„Wow, das ist ja direkt am Strand", sagte ich und war überwältigt.

„Geil oder?", bettelte er schon fast um Bestätigung.

„Absolut, danke, dass du mich hier haben möchtest".

„Machst du Witze? Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, als dich dabei zu haben".

„Das ist echt süß von dir. Danke", sagte ich und drückte wieder seine Hand. Er grinste wieder bis über beide Ohren und sah mich an.

„So dann stell ich dich mal der Crew vor", sagte er und parkte den Wagen.

„Okay", sagte ich nervös.

„Mach dir kein Kopf, sie werden dich genauso mögen wie ich", sagte er und stieg aus. Er ging ums Auto und öffnete mir gentlemanlike die Tür.

„Danke", sagte ich und er ergriff meine Hand.

„Los geht's".

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